Im März 2021 begannen wir in Hamburg, uns auf unsere lange Reise vorzubereiten. Wer sich noch erinnert, das war ein langer Winter damals, es schneite im März in Hamburg und das Boot war im Hafen eingefroren.
Im Juli 2021 begannen wir unsere Reise, im November 2021 bezogen wir endgültig unseren ersten Winterplatz der Reise in Lissabon, um dort auf dem Segelboot zu überwintern.
Den Winter 2022 und den aktuellen Winter verbringen wir in Barcelona.
Die Nächte können kalt werden, tagsüber ist es warm.
2023 auf 2024 ist somit unser dritter Winter auf dem Segelboot.
Wie wir unsere Winter in Europa auf dem Segelboot gut organisieren und was uns dabei richtig gut hilft, stellen wir dir jetzt hier vor.

Welche Probleme gibt es beim Überwintern auf dem Segelboot?

Luftfeuchtigkeit.

Feuchtigkeit im Boot entsteht durch mehrere Faktoren:
Kondensfeuchte durch Temperaturunterschiede. Dabei gibt es sowohl den Unterschied zwischen Tag und Nacht, aber auch die Wassertemperatur zur Raumtemperatur macht Feuchtigkeit.
Dann natürlich wir selbst durch atmen, schwitzen, kochen, etc.
Es gibt noch einen Faktor, der gerne komplett vergessen wird: im Boot sind alle Textilien und Oberflächen salzig. Natürlich nicht mit Salzkruste, dennoch ist Salz vorhanden. Salz ist hygroskop und sammelt Feuchtigkeit.

Kälte und Wetter

Hier gibt es nicht so viel zu erklären: die Nächte sind länger und kälter im Winter. Es gibt vielerorts Herbst- und Winterstürme. Es ist einfach unangenehmer, auch in Südeuropa.

BOOTSKOLLER

Ja, den gibt es im Winter, da man mehr Zeit im Boot als auf dem Wasser verbringt. Die Tage sind kürzer, es ist weniger Sonne und leider auch immer eine ganze Menge unangenehmer Arbeit.

Hier sind unsere Lösungen!

1. Luftentfeuchter

Wir hatten damals in der Wohnung eine Zimmerecke, die schlecht isoliert und dadurch immer feucht und kalt war. Das Ergebnis war Schimmel. Trotz einer Sanierung und Isolierung bekamen wir diese Ecke nur durch einen Luftentfeuchter in den Griff. Als wir auf das Boot zogen, entschieden wir uns gegen den Luftentfeuchter. Weil, das Boot hat ja immer frische Luft und so weiter…
Was soll ich sagen, im Oktober in Galizien zogen wir los, um einen Luftentfeuchter zu kaufen.
Ja, das Teil ist groß, ja das Teil braucht Strom. Aber es ist sehr wichtig, um gut über den Winter zu kommen.

Warum ist ein Luftentfeuchter so wichtig?

Die Fakten: Feuchte Luft ist kalt.
Du kennst das: klamme Kleidung fühlt sich kalt an. Nasse Füße oder Hände sind kalt.

Wieso fühlt sich feuchte Luft kälter an?

Feuchte Luft fühlt sich kälter an, weil sie weniger Wärme überträgt als trockene Luft. Normalerweise wird Körperwärme durch den Prozess des Stoffaustauschs von warmen Oberflächen zu kalten Oberflächen übertragen. In trockener Luft wird die Wärme schnell und effizient übertragen, wodurch sich die Haut warm anfühlt. Feuchte Luft enthält jedoch mehr Wasserdampf, der die Wärmeübertragung verlangsamt. Deshalb fühlt sich feuchte Luft kälter an, obwohl die tatsächliche Temperatur gleich bleibt.

Was tust du gegen kalte Luft? Du erwärmst sie. Und du bekommst durch das Erwärmen Kondenswasser.

Wie entsteht Kondenswasser?

Wenn feuchte kalte Luft erwärmt wird, kann sich die Feuchtigkeit in der Luft in Form von Kondenswasser niederschlagen. Kondenswasser entsteht, wenn feuchte Luft abkühlt. Feuchte Luft enthält viel Wasserdampf, der sich bei abnehmender Temperatur in Flüssigkeit (Wasser) verwandelt. Wenn die Luft abkühlt, sinkt die Temperatur des Wasserdampfs. Dieser erreicht einen Punkt, an dem er sich nicht mehr halten kann und kondensiert. Je höher die Feuchtigkeit und je geringer die Temperatur, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kondenswasser gebildet wird, wenn die Luft erwärmt wird.
Das passiert übrigens auch schon alleine durch den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht.
Also: kühlst du die feuchte warme Luft, bekommst du Feuchtigkeit in Form von Kondenswasser. Vor allem an kalten Oberflächen fällt das Kondenswasser aus. In Schapps, an Fenstern und natürlich auch am ungedämmten Rumpf.

Und damit kommen wir zum nächsten Problem: die Schimmelbildung.

Warum entsteht Schimmel?

Schimmel an Bord entsteht aufgrund einer Kombination aus Feuchtigkeit und (warmen) Temperaturen. Ach ja, die Schimmelsporen befinden sich übrigens IMMER in der Luft. Die Frage ist nur, ob sie einen Nährboden finden oder nicht.
Wenn die Feuchtigkeit nicht richtig trocknet, kann sie Schimmelpilzen einen geeigneten Nährboden bieten. Diese vermehren sich dann und verursachen den Schimmelbefall.

WICHTIG Bitte bei Schimmel im Boot nicht mit Essig oder Haushaltsreiniger putzen! Beides sind organische Stoffe und damit Nährstoffe für den Schimmel. Ihr verteilt die Sporen nur besser und es wächst alles wieder nach. Bitte mit Alkohol putzen! (Ethanol)

Und warum nicht nur lüften und heizen?

Lüften hilft natürlich, außerdem ist Sauerstoff wichtig. Aber verabschiedet euch von dem Gedanken, nur mit Lüften die Feuchtigkeit in den Griff zu bekommen.
Die Feuchtigkeit hängt in allen möglichen und unmöglichen Orten: in den Polstern, in den Schapps, ja auch in der Bilge.

Welchen Entfeuchter brauche ich?

Einen elektrischen Luftentfeuchter mit Mindestens 10 Liter, ohne Trockenmittel. Ja, das Teil ist groß. Ja, das Teil braucht Strom. Aber es verändert das Leben am Bord signifikant. Die Luftqualität wird deutlich besser, die Luft erwärmt sich schneller, die Wärme ist angenehmer.
Achtet darauf, daß der Entfeuchter einen Auslass für das angesammelte Kondenswasser im Dauerbetrieb hat. Das ist ein Schlauch, den ihr in einen Abfluß hängen lassen könnt. Und wenn ihr für eine längere Zeit nicht an Bord seid, lasst den Entlüfter laufen. Am besten auf eine bestimmte Luftfeuchtigkeits-Kennzahl (60% ist gut). Und wenn Ihr noch mehr steuern wollt, nehmt noch eine Zeitschaltuhr dazu.

Nachteil: Meist muss hierzu ein Bordventil offen bleiben oder der Sammel Behäter muss regelmäßig geleert werden.

Wieso nicht die günstigen Granulate?

Bitte lasst die Finger von dem Entfeuchter-Salz. Wenn euch die Brühe einmal im Boot ausläuft, ihr bekommt das nie mehr raus. Und diese Flüssigkeit ist hygroskop, sie zieht immer Feuchtigkeit und es wird nie trocken. Schlimmer noch als Meerwasser. Wir hatten das schon mehrfach- nie mehr Granulat!

2. Heizen

Und da sind wir schon bei dem zweiten Punkt, der ganz eng mit der Feuchtigkeit zusammenhängt: das Heizen.
Klassischerweise haben Segelboote oft eine Dieselheizung an Bord. Unsere ging schon nach den ersten 2-3 Wochen Betrieb kaputt. Nein, keine neue Heizung, es war die alte von den Vorgängern. Diese hatten die Heizung fast nie laufen. Daher dachten wir, wir lassen sie einfach warten. Aber es war nichts mehr zu machen, das Ding war kaputt.

Der Radiator – die bessere Heizung?

Es gab an Bord einen kleinen Radiator und wir besorgten noch einen Keramik-Heizlüfter. Da der Winter 2021 sehr kalt war, reichte das noch nicht und wir holten noch unseren kleinen Radiator aus der Wohnung dazu. Ja, wir hatten einen kleinen Radiator wegen der Ecke in der Wohnung, siehe oben.

Radiator vs Heizlüfter?

Die Heizlüfter sind ja auf Segelbooten sehr beliebt. Aus unserer Erfahrung finden wir den Radiator fast besser. Die Wärme verteilt sich natürlich nicht so schnell, wird aber gleichmäßiger und auch leiser abgegeben. Nachts lassen wir nur den Radiator in der V-Koje laufen und haben dadurch eine gewisse Grundwärme.
Am besten hat sich bei uns die Kombination aus beidem bewährt: ein kleiner Radiator und ein Heizlüfter.

Warum nutzen wir nicht die Dieselheizung?

Wir haben natürlich eine neue Dieselheizung besorgt. Allerdings fahren wir diese noch immer verpackt mit uns herum. Ein Freund von uns lebt mit seiner Freundin in Norddeutschland auf dem Boot. Die beiden mussten nach nur einem Winter Dauerbetrieb eine neue (!) Dieselheizung wieder tauschen. Diese Heizungen sind nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt, wie uns auch bestätigt wurde. Inzwischen hat er einen Taylor-Ofen eingebaut (ein Diesel-Kaminofen)

Für den Saisonbetrieb zum Beispiel in der Ostsee, reicht die Dieselheizung. Da läuft sie ja nicht 24 Stunden für Wochen, sondern mal ein Wochenende. Das ist in Ordnung.

3. Ozongenerator

Dieses Gerät ist für uns an Bord sehr wichtig. Gerade in der schwierigen Jahreszeit, dem Winter, ist es gut. Wichtig ist, zu wissen ist, wie er richtig genutzt wird! Ozon ist giftig und reaktiv.

Wie wirkt Ozon?

Ozongeneratoren erzeugen Ozon (O3), ein Reaktionsprodukt aus Sauerstoff (O2), durch elektrische Entladung oder UV-Licht. Ozon wirkt desinfizierend und oxidierend und wird daher häufig zur Reinigung und Desinfektion von Luft und Wasser eingesetzt. Es tötet Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Schimmelpilze ab, indem es ihre Zellmembranen angreift und oxidiert. Es kann jedoch auch giftig für Menschen und Tiere sein. Daher sollten Ozongeneratoren sorgfältig und unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen verwendet werden.

Ist das gefährlich?

Falsch verwendet kann Ozon Gummidichtungen angreifen und deren Alterung beschleunigen. Ozon reagiert chemisch mit vielen Materialien, darunter eben auch Gummi, und kann zu Rissen, Sprödigkeit und Verlust an Elastizität führen. Es kann Komponenten in elektronischen Geräten oxidieren und beschädigen, was zu Kurzschlüssen, Fehlfunktionen und Ausfällen führen kann. Insbesondere elektronische Geräte mit Gummi- oder Kunststoffteilen können durch Ozon beeinträchtigt werden. Hier kommt es auf die Menge des Gases an.

Ozon ist in hohen Konzentrationen giftig und kann schädlich für Menschen, Tiere und Pflanzen sein. Es kann Atemprobleme, Augenreizungen und Schäden an den Atemwegen verursachen. Daher muss nach der Behandlung gut gelüftet werden. Ozon zerfällt im Kontakt mit Sauerstoff in Sauerstoff.

Wie nutzen wir den Ozongenerator?

Er wird nur alle paar Wochen oder sogar Monate mal für eine halbe Stunde eingeschaltet. Dann warten wir eine Weile und dann wird gelüftet. Das Ozon zerfällt bei dem Kontakt mit Sauerstoff und die Luft ist gereinigt.
Wenn wir für längere Zeit das Boot verlassen, schalten wir das Gerät ein. Dann haben wir bei der Rückkehr saubere Luft. Es hilft super gegen den typischen Boots-Muff, Tabakmief oder gegen Tiergeruch. Hier musst du natürlich eine intensivere Behandlung machen, länger und öfters. Nur nicht übertreiben, das tut nicht Not und ist nicht gut für das Material.

4. Ruckdämpfer

Wenn man länger in der Marina liegt, sollte man seine Leinen mit einem Ruckdämpfer versehen. Jede Marina hat irgendwann Schwell, und dann ist es einfach angenehmer für Mann und Material.
Wie fast alle in der Ostsee hatten wir natürlich die Kautschuk Ruckdämpfer eingesetzt. Leise, leicht und einfach zu nutzen.
Vor kurzen aber der Schreck: ein Ruckdämpfer war in der Mitte gerissen (es gibt leider kein Bild davon)

Uns war vorher schon aufgefallen, daß in Spanien nur Edelstahl-Ruckdämpfer eingesetzt werden. Im ShipShop wurde uns dann erklärt, auch die Gummi-Ruckdämpfer sind nicht für den Dauerbetrieb gedacht (wie die Dieselheizung). Vermutlich wird das Gummi durch UV auch mit der Zeit spröde – und das passiert im Dauerbetrieb schneller.

Also haben wir jetzt auch auf Edelstahl gewechselt. Da wir nur im Winter in der Marina liegen, haben wir uns für das einfache Modell entschieden. Unseren ersten Sturm haben wir damit sehr gut überstanden. Tatsächlich sind die Edelstahl-Ruckdämpfer sogar angenehmer als die aus Kautschuk. Ein wichtiger Tip dazu: wenn sie gefettet werden „quietschen“ sie auch nicht. Es gibt aber auch „gummigefederte“ Modelle. Diese sind super, aber auch ziemlich teuer.

Achtet unbedingt auf die Bootsgröße bei der Bestellung!

5. Der perfekte Aufenthaltsort

Sehr wichtig ist die richtige Wahl der Marina. Da muss jeder nach seinen Vorlieben schauen.
Basic-Kriterien sind aus unserer Erfahrung:

Infrastruktur

Gute Einkaufsmöglichkeiten (Supermarkt) und die Möglichkeit zu waschen. Hier im Süden Europas etablieren sich immer mehr Waschsalons in der Nähe von Marinas. Immer weniger Marinas bieten eigene Waschmaschinen. So unser Eindruck.
Das gute an dem Aufenthalt in der Marina ist natürlich, du kannst dir Pakete und Post schicken lassen. Das gestaltet sich nicht so einfach, wenn du nur vor Anker liegst. Sprich die Marina an und frage, ob du Pakete liefern darfst.

Tipp: Viele Marinas im Süden haben als Anschrift das folgende Muster: Hafenbüro im Hafen xy, Strasse OHNE Hausnummer, Postleitzahl und Ort.

Manche Paketdienstleister können mit der Angabe „S/N“ also „sine numero – keine (Haus)Nummer“ nicht umgehen. Wenn Du so eine Adresse hast, nimm als Hausnummer statt dessen „0“ oder „1“, dann kommt das Paket auch an. Liegeplatznummer, Bootsname und deinen Namen in der Adresse nicht vergessen, das macht es der Marina leichter.

Stadt- und Flughafennähe

Für uns ist eine ruhige Marina in Stadtnähe wichtig. Wir wollen auch Kultur, vielleicht mal ins Kino. Es bietet sich im Süden an, die großen Städte in den Winter zu legen. Die Marinas sind günstiger und auch bei schlechtem Wetter kann man viel machen. Es gibt gute Läden, auch Marine-Zubehör. Das ist in ruhigen Gegenden oft schwierig. Und die Erreichbarkeit eines Flughafens ist für uns auch wichtig, falls wir mal nach Deutschland wollen.
Und die Städte sind im Winter deutlich leerer, man kann sich in Ruhe treiben lassen und alles ansehen.

Daher war es letzten Winter Lissabon und diesen Winter ist es Barcelona. Wer Barcelona kennt, weiß wie teuer es im Sommer ist – sofern man überhaupt einen Liegeplatz bekommt. Und Barcelona ist toll, auch im Winter! Wir haben unseren Liegeplatz gewechselt, da es zwar gute Lebensmittelläden gab, der Weg in die Stadt aber sehr lang war. Dadurch hatten wir oft keine Lust oder der Aufwand war uns zu groß. Jetzt ist es ein kurzer Weg und wir sind viel aktiver.

Falls Du dich für eine gute Marina in Barcelona interessierst, wir haben die besten Marinas in einem Video zusammen gestellt. Hier geht es zu dem Video über die Marinas in Barcelona.

So wird es eine tolle Überwinterung!

Diese Tipps sind aus der Erfahrung von zweieinhalb Wintern auf dem Boot entstanden. Als halben Winter zähle ich das Frühjahr 2021. Wir zogen erst Ende März auf das Boot, aber dieser „Frühling“ war echt echt kalt.

Und für alle Langfahrer: eine sehr interessante Erfahrung ist, man geht kaum segeln.

Wenn man auf dem Boot lebt, dann richtet man sich ein und immer mehr steht herum. Das heißt nicht, daß Unordnung herrscht, sondern daß du nicht jeden Tag „klar schiff“ machst. Das Boot ist sturmfest vertäut, der Arbeitstisch mit Laptop und Boombox ist eingerichtet. Und zum segeln muss man das immer alles wegräumen.
Meist ist der Aufwand dann doch zu groß. Wir sagen immer spaßeshalber, wir müssten dann die Gartenstühle zusammenklappen und den Rollrasen wegrollen…
Aber wenn man sich dann durchringt – ist es toll.

Sehr wichtig ist es auch, wieder den Absprung aus dem sicheren Hafen zu schaffen. Letztes Jahr in Lissabon hatten wir das direkt gespürt, es war mehr als Zeit.
Weil…wir wollen ja nicht so ein Hafenschlumpf werden. Einen davon gibt es mindestens in jeder Marina!

Wir hoffen, dir haben unsere Tipps hier weitergeholfen. Wenn du noch Fragen dazu hast, dann ab damit in die Kommentare.

Wir haben euch die Tipps auch in einem Video aufbereitet!

Und noch ein Tipp „on top“

Der Winter ist ja auch die Zeit, in der am meisten am Boot gearbeitet wird. Tipps für Werkzeugordnung und Werkzeugaufbewahrung findest du in dem Artikel Werkzeugordnung an Bord: Ein perfekter Leitfaden für Segler
Denn mal ehrlich: im Winter wird sortiert und geordnet, oder?

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Wir sind in A Coruña und kommen so langsam in dem Hafenleben „nach der Biscaya“ an. Und ist mehr und mehr klar: wir haben die zwei großen Felsbrocken überwunden: Englischer Kanal und Biscaya! Alle drei sind wir irgendwie stolz und glücklich.

Floh bekommt Besuch von seiner Freundin und wir verabschieden uns „light“. Er zieht ins Hotel, da die beiden zusammen jetzt Urlaub in Galizien machen wollen. Aber wir machen natürlich noch viel zusammen die nächsten Tage.
Wir basteln weiter am Boot und endlich wird auch der letzte Langfahrer- Baustein ausgepackt: Das Dinghi wird aufgeblasen und der Motor gewartet.
Und dann nach 10 Tagen ist es soweit, wir sind soweit: wir fahren weiter. Ein passendes Wetterfenster ist in Sicht.

Die unerwarteten Herausforderungen der Costa da Morte: Segeln, Freunde und die Gefahr der Orcas

Was die Weiterfahrt etwas schwierig macht, ist die Situation mit den Orcas.
Nur kurz dazu: Seit 2020 greift die iberische Orca-Population Segelboote an. Dabei wird bevorzugt das Ruder attackiert, das diesen Angriff meist nicht unbeschädigt übersteht. Dadurch wird das Boot manövrierunfähig und muss abgeschleppt werden. Je nach Ort kann das sehr gefährlich werden, an der Küste gibt es viele Felsen und der Atlantik hat auch gerne viele Wellen. Und das in Kombination ist mit einem manövrierunfähigen Segelboot sehr schlecht.
Mehr Informationen dazu gibt es bei Orcaiberica

Wir fahren los, es war leicht neblig an diesem Morgen. Normalerweise verzieht sich der Nebel recht schnell. Dachten wir. Es dauerte doch ein paar Meilen und wir waren froh, das Radar zu haben.

Fluchtreflex in Muxia

Unser Ziel war Muxia, die Marina wurde uns von einem Einheimischen am Hafen in A Coruña empfohlen.
Der Abschnitt der Küste zwischen A Coruna und Muxia nennt sich Costa da Morte, die Todesküste. Hier liegt „Cap Fisterra“, das Ende der Welt. Der westlichste Punkt Spaniens ist geprägt durch massive Felsformationen und kaum Häfen. Hier ein Seenotfall und der Name der Küste erklärt sich von selbst.
Die Fahrt ist eigentlich ganz ruhig, wir hatten nur eine leichte Anspannung aufgrund der Orca-Situation. Da es bis dato jedoch nur Theorie war, hielt sich das in Grenzen und wir genossen die fantastische Aussicht auf die wunderschöne Galizische Küste.

Wir kommen in Muxia an – und ich weiß nicht, ob du das kennst: wir haben sofort einen Fluchtreflex. Schon bei der Anfahrt ging es uns so. Ob es daran lag, daß der Hafen total leer war, kann ich nicht sagen. Aber ein leerer Hafen ist oft ein schlechtes Zeichen. Meistens hat es seinen Grund…
Wir legten an und gingen in den Ort, in der Hoffnung, es wird besser. Es war mal wieder eine Starkwind-Periode angesagt und wir wollten diese an einem schönen Ort abwettern (so sagt man, wenn man abwartet, bis das schlechte Wetter vorbei ist)

Doch der Ort war nicht besser, der Fluchtreflex steigerte sich noch. Muxia ist ein Pilgerort für diejenigen, die nach dem Jakobsweg immer noch nicht genug haben. Uns hat es nicht gefallen, alles war auf Pilgertourismus ausgelegt. Sicherlich hatte der Ort mal flair, dieser war sehr übertüncht durch hässliche neuzeitige Häuser. Es war kein Leben im Ort.

Man verstehe mich nicht falsch, Galizien ist traumhaft schön, es gibt aber bessere Orte an dieser Küste.

Gefahr! Costa Muerte und Orcas

Aufgrund der Orcas wollen wir nicht nachts segeln. An der Costa da Morte wollen wir nicht nachts manövrierunfähig sein und so verbringen wir doch die Nacht dort und machen uns gleich am nächsten morgen auf nach Muros.
Hier lagen schon unsere Freunde und freuten sich auf uns.

10 Meilen vor Muros hören wir den Hilferuf einer französischen Segelyacht: Orcanagriff. Das Boot befand sich nur wenige Meilen von uns entfernt. Für uns weit, für einen Orca ein Katzensprung – im übertragenen Sinne.
Sofort geht das Kopfkino los, das Herz schlägt höher, die Knie werden weich.
Was jetzt? Wir machen uns bereit für das schlimmste: wir binden den großen orangenen Fenderball hinter das Boot – in der Hoffnung, die Orcas spielen lieber damit als mit dem Ruder.

Muros – antike Schönheit!

Als nächstes warnen wir unsere Freunde in Muros, die wollten vielleicht schon weiterfahren. Sie sprechen uns Mut zu und wir segeln tapfer weiter.
Im Funk können wir die ganze Zeit die Kommunikation der Yacht mit der Seenotrettung hören. Der Angriff dauerte eine Weile. Gut für uns, die Orcas waren noch beschäftigt.
So kommen wir unbehelligt in Muros an. Kaputt, glücklich und mit den anderen vereint. Und das sollte noch eine ganze Weile so bleiben.
Später erfuhren wir, die französische Yacht wurde nach Ribeira abgeschleppt. Das Ruder war beschädigt, aber alle gesund.

Und zu unserer großen Freude ist auch Floh mit seiner Freundin gerade dort, mit dem Auto sind sie jedoch deutlich schneller gewesen als wir. Und so treffen wir uns zu einem schönen Abend in einer Tapas Bar am Hafen.

Muros ist echt sehr schön. Eine alte galizische Kleinstadt, deren Altstadt unter Denkmalschutz steht. Der Wechsel hat sich wirklich gelohnt.
Leider werden wir erst mal mit einer ordentlichen Schlechtwetterfront belohnt. Danach wird das Wetter fantastisch, nur nicht zum segeln. Es ist kein Wind. Das macht aber nichts, da die Orcas sich ja sowieso gerade in der Gegend tummeln.

Ich habe Geburtstag und Christoph organisiert mir zur Überraschung ein Auto. Damit können wir die wunderschöne Küste erkunden. Traumhaft! Und wieder zeigt sich, daß segeln slow traveling ist: mit dem Auto waren wir so schnell fast am Kap Fisterre.

Nachdem das Wetter sich wieder beruhigt hat, verlassen wir den Hafen, um zum ersten Mal zu ankern. Das ist doch reichlich aufregend, nachdem der erste Versuch in Camaret-sur-mer mit einem Anker im Fischernetz endete.

Es klappte auf Anhieb! Die ersten Nächte sind etwas unruhig für mich. Ich muss noch vertrauen in den Anker bekommen.
Doch es ist toll! So wie wir uns das wünschten.
Wir beschliessen, zusammen mit unseren Freunden die Rias zu erkunden bis sich die Orcas verzogen haben.
Mehr dazu im nächsten Artikel!

Und hier das passende Video dazu: wie wir versuchen, und auf einen Angriff vorzubereiten!


Chaussee de Seine

Wir drehen um. Im dunkeln und fast in der Nacht beschließen wir, zu wenden. Das Meer kocht, der Wind bläst. In der Drehung schaukelt das Boot, die Schiffsbewegung zieht mir den Boden unter den Füßen weg, ich werde seekrank.

Christoph schickt mich in die Koje und steuert den Weg alleine zurück. Mit Wind von achtern ist das doch erträglicher. Ich lege mich mit einem Ohropax im Ohr hin, alles dreht sich. Mit der Zeit beruhige ich mich aber.
Irgendwann nachts wache ich von einem lauten piepsen auf. Ich stehe auf und suche die Quelle. Das Funkgerät gibt einen AiS Alarm – ein Boot ist in gefährlicher Nähe. Ich gehe schnell an Deck. Es ist ein Kreuzfahrer, doch dieser ist noch sehr weit entfernt. Wir checken die Lage, das Schiff dreht irgendwann ab. Christoph schickt mich wieder unter Deck und ich nehme dankbar an.

„Kommst du? Wir sind gleich da!“ Ich stehe auf, schlüpfe in mein Ölzeug und gehe an Deck.
Ein unglaublich schöner Sonnenaufgang empfängt mich. Wir legen in Camaret-sur-mer an unserem gewohnten Platz an und legen uns erst mal schlafen.

Der Morgen begrüßt uns mit Nebel. Alles sieht so diesig aus wie unsere Stimmung. Wir besprechen die Fahrt und beschließen, es richtig gemacht zu haben. Auch wenn es sich anders anfühlt. Wir starten mit unseren Plänen für die Weiterfahrt, denn: aufgeben ist keine Option.

Irgendwann kommt der Zündfunke: ein Freund von uns will mit uns über die Biscaya fahren. Diese Info nimmt uns ganz viele Sorgen ab und wir nehmen das Angebot sehr gerne an. Flo ist eine Art „Allzweckwaffe“, der Leatherman unter den Seglern die wir kennen. Wir sind froh, nicht alleine die Überfahrt machen zu müssen. Unsere größte Sorge ist, ich könnte ausfallen. Und dann müsste Christoph alles alleine machen. Die zweitgrößte Sorge ist, es könnte etwas kaputtgehen, was wir nicht selbst reparieren können. Genau hier kommt Flo ins Spiel, er kann nämlich gefühlt alles reparieren!

Also checken wir das Wetter und die Lage. Vielleicht passt das Wetter in fünf Tagen, aber fünf Tage sind auch keine stabile Wettervorhersage. Wir haben noch eine offene Lieferung aus NL, die uns in den Marinas in Frankreich nicht erreichen will. Wir beschließen, uns die Sachen zu dem nächsten TransOzean Stützpunkt schicken zu lassen, das sollte besser funktionieren. Also machen wir uns auf den Weg dorthin und Flo plant seine Reise auch an diesen Punkt.
Der Stützpunkt ist in Concarneau, hinter unserem wunden Punkt, der Ponte de Raz.

Face your fears

Also stellen wir uns der Situation und fahren bei einem wirklich sehr ruhigen Wetterfenster los. Wir queren die Pointe de Raz kurz vor Sonnenuntergang bei 1 Bft und null Welle. Wir fahren durch die Nacht, begleitet von Delfinen und kommen am frühen Morgen im Hafen von Concarneau an.

Es ist traumhaft hier, Concarneau ist ein sehr hübscher Ort mitten in der Bretagne. Und unsere Lieferung wurde schon im Hafen abgegeben. Gegen nachmittag sollte Flo ankommen, wir sind erleichtert, alles läuft.
Nur das Wetterfenster sieht immer noch sehr zweifelhaft aus. Entweder wir haben sehr viel Wind – oder keinen. Die Vorhersagemodelle sind nicht sehr einheitlich, was nicht gut ist. Je einheitlicher verschiedene Modelle, desto stabiler die Vorhersage.

Wir beschließen, uns entspannt vorzubereiten und am nächsten Tag zu entscheiden ob wir fahren wollen. Also bestaunen wir die mittelalterliche Stadt von Concarneau und fallen müde ins Bett.
Am nächsten Morgen sieht die Vorhersage immer noch nicht besser aus.

Die Möglichkeiten sind fahren und entweder zu viel oder keinen Wind zu haben. Oder zu bleiben, am Boot zu reparieren und uns die Bretagne anzuschauen und später ohne Flo zu fahren. Beide Optionen haben ihre Reize – aber auch ihre Gefahren.
Der Wecker geht um 06.00 Uhr. Wir wollten uns entscheiden. Und wie es dann so ist: keiner will die Entscheidung treffen. Bis 11.00 Uhr diskutieren wir. Und plötzlich geht es schnell: Flo fährt mit dem Faltrad Diesel holen, wir klarieren das Boot. Und 2 Stunden später fahren wir los: Biscaya, Baby!

Biscaya, Baby!

Wir hatten zu Beginn der Reise natürlich unseren Tribut an Ramses gezollt. Aber bis jetzt war er ja sehr zurückhaltend mit seinem wohlwollenden Wind. Bei einer Umfrage in einer Facebookgruppe wurde mir gesagt: kippt alles rein, was ihr mögt und vergesst die anderen Götter nicht!
Gesagt, getan: es gab Gin, Gummibärchen und Lakritzschnecken für Rasmus, Poseidon und alle anderen Götter. Die Delfine waren ein wenig verwirrt, ließen sich aber nicht abbringen: sie spielten und schwammen mit uns. Der Wind frischte auf und wir hatten gepflegte 15 Knoten. Traumhaft.

Die Jungs beschlossen, ich dürfte nachts schlafen und das Angebot nahm ich sehr gerne an. Ich war doch etwas „seekrank“ (also müde) und kroch bei Anbruch der Dunkelheit in die Koje.
Flo und Christoph wechselten sich ab und die erste Nacht verlief ruhig.

Jetzt hier jeden Tag im Verlauf zu erklären, das geht zu weit. Wir mussten irgendwann auf halber Strecke die Segel einholen. Die Biscaya wogte so vor sich hin, es sah aus wie das Meer in der Augsburger Puppenkiste.

Irgendwann meinte Christoph, etwas zu sehen. Wir holten die Ferngläser, machten etwas schwimmendes leuchtfarbenes aus, wir diskutierten was zu tun wäre und wir nahmen Kurs auf.

Je näher wir kamen, umso ruhiger wurden wir. Was, wenn…es ein Mensch ist? Was, wenn schlimmes uns erwartet? Und dann die Erleichterung: es war rosa, irgendetwas aufgeblasenes. Das Smartphone gezückt und dann POB Manöver mitten auf der Biscaya geübt. (POB= Person over Bord). Person über Bord-Manöver wird gefahren, wenn jemand über Bord geht und wieder eingeholt werden muss.

Blöd ist es nur, wenn man vergißt, am Smartphone den Aufnahmeknopf zu drücken. Und so gibt es nur Erinnerungen und Erzählungen, wie wir den rosa Bade-Flamingo aus der Biscaya fischten.

Der Abend naht und ich schleiche langsam Richtung Koje, da kommt der Ruf von Flo „Delfine“.
Und dann haben wir den besten Gänsehaut-Moment überhaupt: ganz viele Delfine springen und schwimmen mit uns in einem 100% kitschigen Sonnenuntergang. Das volle Farbspektrum der gelb, rosa und Rottöne umgibt uns. Kleine Fische springen aus dem glatten und ruhigen Wasser…wir sind alle drei total berührt!
Schau es dir an im unten angehängten Video…

Holà España!

Es kommt die Nacht und am nächsten Morgen ist es soweit, wir erreichen Spanien! Begleitet von Pilotwalen erreichen wir die Bucht von A Coruña. Die Anfahrt war etwas komplizierter, da sehr viel Fischer-Gedöns im Wasser schwamm. Also Bojen, an denen entweder ein Korb oder ein Netz oder was auch immer hängt. Hier muss man aufpassen, schnell ist etwas im Propeller und die Fahrt ist erst mal vorbei. 

In A Coruña gibt es mehrere Marinas, jede hat ihre Vor-und Nachteile. Wir haben uns für die Stadtmarina entschieden, denn wir liegen immer gerne zentral. 
Wir kommen an: unsere Biscaya Überquerung ist geschafft! Und…wir leben alle noch. Kaputt und glücklich.

Doch wir kommen erst nicht zur Ruhe, wir brauchen dringend ein paar Ersatzteile, der Autopilot braucht dringend Pflege und der Schlitten vom Rollgroß hat den Geist aufgegeben. Irgendwas ist immer nach der Biscayaüberquerung, habe ich gehört.

Also gehen wir schnell direkt in den Organisationsmodus über und regeln die wichtigsten Sachen, denn es ist Wochenende. Und gerade die kleinen Läden haben auch in Spanien am Wochenende geschlossen, oft sogar schon Samstags.

Als alles erledigt ist, geht es duschen, schlafen und abends dann „zum Spanier“, lecker Tapas essen. Die Stadt nach den drei Tagen vollkommene Einsamkeit ist zum einen völlig überfordernd, zum anderen aber auch toll. Und der Kopf muss sich umgewöhnen von französisch auf spanisch. Wir stoßen an auf eine erfolgreiche Biscaya – Querung mit rosa Flamingo!

Die Stadtmarina war eine gute Entscheidung, wir liegen richtig zentral und können so unsere Besorgungen gut erledigen. Der Autopilot hat schon seit Beginn der Reise rumgezickt. Also nimmt sich Flo erst mal diesen vor, nur ein Teil von vielen Baustellen am Boot. Es beginnen arbeitsreiche Tage. Flo und Christoph sind unermüdlich, der Paketdienst bringt ein Päckchen nach dem anderen und Christoph kennt bald alle Ferruterias und Autozubehörläden in A Coruña.

Nach ein paar Tagen kommt die Freundin von Flo und die beiden ziehen mit dem Auto weiter. Sie machen zusammen Urlaub in Galizien, was nicht heißt, wir sehen sie nicht wieder.

Wir verbringen noch ein paar Tage in A Coruña bei der Vorbereitung der weiteren Reise. Das Beiboot, das Dinghi, wird zum ersten Mal aufgeblasen und der 2PS Außenborder endlich gewartet. Das Langfahrer-Leben nimmt seine Form an!
Danke Biscaya!

Wie es nach A Coruña weitergeht, kommt dann im nächsten Artikel!

Cherbourg

Wir sind in Nordfrankreich, auf dem Weg nach Cherbourg.
Unsere einzige Info zu Cherbourg war: das ist die Palmengrenze. Hier sind die ersten Palmen am Hafen und ab hier werden es von Hafen zu Hafen immer mehr! Dabei sind wir ja noch in Nordfrankreich.

Wir hatten unsere Fahrt so geplant, daß wir im Morgengrauen ankommen sollten. Doch natürlich kam es anders: unter Motor waren wir durch Strömung und wenig Wind sehr schnell. Und so waren wir trotz bummeln mit 3 Knoten in den letzten Stunden schon um 4 Uhr vor dem Hafen. Uns begrüßte ein buntes Lichtermeer. Jetzt galt es, die richtigen Signale zu finden. Die Lichter, die uns den Weg in den Hafen zeigen. Puh, schwierig. Ist das jetzt ein Signal-Licht oder doch eine Straßenbeleuchtung? Das da hinten, das sieht so aus. Nein, das scheint eine Neonschrift zu sein. Gefühlt nach einer Stunde waren wir im Vorhafen.

Doch hier ging es weiter, wir mussten die richtige Einfahrt finden. Cherbourg ist schwierig, da es zum einen zwei Barren gibt und zum anderen auch einen Marinehafen gibt, den man nicht anlaufen darf.
Es kam doch tatsächlich eine zweite Yacht an und wir konnten dieser hinterher fahren. Gleich am Anfang des Hafens gab es einen Steg zum längsseits anlegen. Das taten wir auch, unser erstes Anlegemanöver bei Dunkelheit klappte perfekt. Wir klatschen uns ab und gingen schlafen.

Morgens kam ein Marinero und bat uns, uns doch umzulegen. Es wurde ein großes Boot erwartet und man braucht den Platz. Kein Thema, wir legen uns schnell um.
Die Marina ist riesig, Platz zu finden war kein Problem.
Danach wollen wir ins Hafenbüro und uns anmelden. Wir gehen über den Steg auf die Mole und was sehen wir: Palmen! Wir sind glücklich…es fühlt sich toll an!

Angekommen in Nordfrankreich

Im Hafenbüro geht es schnell und wir wollen auch gleich in die Stadt zum einkaufen. Wir brauchen einen Bäcker – das ist so deutsch und auch heute, Monate nach dem losfahren und nach Cherbourg geht es uns noch so: wir suchen Bäcker. Und das ist in südlichen Ländern echt nicht einfach…

Wir schlendern durch Cherbourg und sind sofort verliebt in die Stadt. Ja, es ist keine direkte Schönheit. Aber sie hat absolut Flair, ich kam mir zum allererstem Mal so richtig wie in Frankreich vor. Klar, wir waren in Boulogne-sur-mer und auch in Dieppe. Und dennoch fehlte mir bis jetzt noch das gewisse „etwas“, das Savoir-vivre.

Und da war es: eine Bar unter freiem Himmel. Ein Baum mit Lichterkette, Livemusik und entspannte Menschen. Angekommen in Frankreich!
Der Wind bläst mal wieder sehr stark und wir warten ab. Die Nächste Etappe wird durch das „Race of Alderney“ sein, die berühmt-berüchtigte Passage mit extrem starken Strömungen. Von diesen Stellen gibt es im (französischen Teil des) Ärmelkanal 4 Stück. Wenn dich das interessiert findest du mehr Informationen darüber in dem Artikel How to: Ärmelkanal für Ostseesegler
Die Franzosen nennen es Raz Blanchard, was übersetzt soviel heißt wie: weiße Flut oder weiße Welle, da das Wasser hier zu einer weißen Oberfläche werden kann.

Das Warten fällt uns leicht, wir genießen das Leben in Nordfrankreich. Lecker essen gehen, ein Besuch beim Frisör und natürlich kleine Arbeiten am Boot. Alles ist dabei.

Race of Alderney

Da es eine Nachtfahrt und das Race in Kombination ist, warten wir auf ein mehr als geeignetes Wetterfenster: sehr wenig Wind und dadurch auch keine Welle. Der Nachteil davon ist: wir müssen sehr viel motoren. Unser nächstes Ziel ist Roscoff in der Bretagne.
Dann ist es soweit: Wetter und Tide passt, wir fahren los.

Im Race of Albernes ist es extrem ruhig, man kann nur schwer erahnen, wie es hier auch aussehen kann. Zum Glück gibt es das Internet, du kannst ja mal danach suchen.
Wir haben eine ruhige Fahrt, die Ariba zieht unbehindert durchs Wasser. Die Sonne geht unter, der Mond geht auf. Eine ganz ruhige Nachtfahrt. Zwischendurch mal für eine kurze Zeit die Segel raus, wenn der Wind es zulässt. Dann wieder der Motor, alles in Ruhe. Ein traumhafter Sonnenaufgang und am Vormittag kommen wir in Roscoff an. Wir schlafen ein wenig und machen uns nach einer schönen Dusche auf den Weg in die Stadt.

Roscoff

Roscoff ist eine nette und adrette kleine Stadt in Nordfrankreich. Man sieht sehr stark den englischen Einfluß, es könnte auch einen englische Kleinstadt sein. Das ändert sich aber in der „Innenstadt“, hier reiht sich eine Creperie an die andere. Nur unterbrochen von Souvenirshops. Es war nett, aber mehr auch nicht für uns. Sehr touristisch, da es ein wichtiger Fährhafen zwischen England und Frankreich ist.

L’Aber Wrac’h

So beschließen wir, das nächste Starkwindfenster an einem anderen Ort abzuwettern. Wir fahren weiter nach L’Aber Wrac’h, das soll eine „echte“ bretonische Gegend sein. Die Ariba fliegt nur so dahin, man merkt den aufkommenden Wind. Je weiter wir kommen, um so zerklüfteter wird die Gegend. Irgendwann reffen wir dann, da der Druck einfach zu groß ist. Das ist schon nicht mehr so gut zu machen – das Rollgroß läuft nicht richtig auf der Schiene. Eine echter Kraftakt und ich habe schon Sorge vor dem Segelbergen. Wir steuern L’Aber Wrac’h bei 6 Bft an. Die Segel holen wir zwischen Steinformationen im Wasser ein – alles sehr beeindruckend. Im Fahrwasser kommen uns dann Windsurfer entgegen. Das Zeichen für die Einfahrt in den sicheren Hafen, denn Surfen fängt an, wo segeln aufhört.

Bei der Ankunft haben wir deutlich über 6 Bft Wind, die Böen sind noch deutlich stärker.
Der Marinero hilft uns mit seinem Schlauchboot beim Anlegen, er versucht uns vom Steg abzuhalten. Und doch dengelt der Bug an den Steg, es ist aber nicht viel passiert. Wir sind echt froh, angekommen zu sein. Kurz nach uns kommt noch ein Cat, die Schwalbe aus Deutschland. Wir springen direkt zu Hilfe und zusammen mit dem Marineros konnte auch die Schwalbe gut und sicher anlegen, sogar ohne Schrammen.

Es ist traumhaft hier. Die Bretagne wie wir sie uns vorgestellt haben: raue Landschaft, zerklüftete Felsen, kleine Häuser aus Naturstein. Nordfrankreich ist so schön.
Hübsche Buchten und viele Boote.
Der Supermarkt ist fast 2 Kilometer den Berg hoch, dabei entdecken wir wunderschöne Ausblicke.

Wir haben hier in der Spitze über 30 Knoten Wind und sind froh, gut zu liegen. Zum Glück haben wir viele Ruckdämpfer dabei, hier brauchen wir zum ersten Mal alle!
Als der Wind sich wieder beruhigt hat, legen wir nach 6 Tagen wieder ab. Es geht weiter in Richtung Biscaya.

Letzter Hafen vor der Biscaya

Als Absprungshafen über die Biscaya gibt es in Nordfrankreich zwei klassische Häfen: Brest oder Camaret-sur-mer.
Diese unterscheiden sich sehr.
Brest ist eine große Stadt, es gibt einen Flughafen in der Nähe, viele Läden und auch viele Sehenswürdigkeiten.
Camaret-sur-mer ist klein, hat Strände und ist eher ein Urlaubsort.

Wir entscheiden uns für Camaret-sur-mer, das kleine lag uns dann hier doch mehr. Natürlich muss es auch manchmal die Stadt sein, Kultur und auch Läden. Hier aber passte es so besser.

Der Weg dorthin geht durch den Chenal du Four. Das ist auch eine Stelle mit starker Strömung, ähnlich dem Alderney Race. Es geht vorbei an dem Phare du Four, das ist ein Leuchtturm.
Kennst du diese Bilder, auf denen haushohe Wellen an einem Leuchtturm zerschellen? Das ist einer davon. Dementsprechend ist unser Respekt vor der Tour.

Doch als wir fahren haben wir wieder sehr ruhiges Wetter, keine Welle und kaum Wind. So motoren wir und kommen glücklich und gefahrlos in Camaret-sur-mer an.

Wir haben den englischen Kanal besiegt, wir haben es geschafft und wir hatten dabei sogar sehr viele tolle Erlebnisse und viele tolle Eindrücke.
Nach dem schwierigen Start hatten wir streckenweise nicht mehr damit gerechnet und waren auch kurz vor dem Umdrehen.
Entsprechend stolz waren wir!

Camaret-sur-mer

Camaret-sur-mer ist die richtige Entscheidung für uns. Die Marina liegt an einem alten Turm aus dem 16. Jahrhundert, die sanitären Anlagen befinden sich in den alten Mauern. Es gibt einen tollen Strand und auch viel zu entdecken und zu sehen in der Umgebung.
Wir verbinden sehr viel mit Camaret-sur-mer, da wir hier sehr lange waren. Das war so nicht geplant, aber es gehörte zu unserem Lernprozess.

Wir wollten hier endlich unseren Anker ausprobieren. Also packen wir alles zusammen und fahren in die Bucht vor den Hafen. Doch irgendwie will es nicht so richtig klappen, der Anker hält einfach nicht. Nach einer Stunde geben wir auf. Beim letzten Aufholen haben wir dann ein großes Paket Leinen und Netze am Anker. Christoph schneidet uns los und wir fahren wieder zurück in den Hafen. Das mit dem Ankern müssen wir noch üben.

Pointe du Raz und Chaussee de Sein

Um von hier wegzukommen, muss man an dem Pointe du Raz vorbei, noch so eine Strömungsstelle.
Es wird in absehbarer Zeit kein Wetterfenster für die Biscaya geben. Und so überlegen wir uns, in den Golf de Gascogne zufahren. So heißt die Biscaya Bucht in Frankreich, und uns dort weiter umzuschauen. Es soll da ja auch total schön sein. Alternativ kann man dann die Bucht tiefer queren, dann geht es schneller und das Wetterfenster muss nicht so lange so stabil sein.

Also suchen wir uns ein ruhiges Wetterfenster, um zu fahren. Der Plan war, in Audierne zu ankern. Es gibt zwar einen Hafen dort, wir können diesen mit unserem Tiefgang jedoch nicht anlaufen. Wir checken das Wetter in Camaret und am Pointe du Raz.
Was wir allerdings nicht checkten, war das Wetter in Audierne. Wir fahren los, kein Wind, keine Welle. Wurden begleitet von Pilotwalen und ich sah sogar einen Rochen!
Die Nervosität vor dem Pointe du Raz ist groß, aber da das Wetter so ruhig ist, ist es auch der Pointe du Raz. Als wir am Pointe vorbei sind, verfliegt die Nervosität langsam. Wir haben Zeit und checken das Ziel, Audierne.

Umdrehen ist eine Option

Und hier merkten wir, es waren in Audierne 30 Knoten Wind auflandig angesagt. Das ist absolut kein Wetter zum ankern, vor allem wenn die letzte Erfahrung nicht erfolgreich war und man auch nicht so geübt ist. Also was jetzt? Wir diskutieren, checken die Möglichkeiten und drehen um. Wir motoren zurück. Auf dem Rückweg gibt es zwar weitere Häfen, doch diese sind für uns nicht anzulaufen. Bei der Tide und dem Koeffizienten hatten wir zu viel Tiefgang sowohl für Morgat als auch für Douarnenez.
So kamen wir in einem traumhaften Sonnenuntergang wieder in Camaret-sur-mer an.

Wir erholen uns von der Fahrt und wettern ab. Es ist wirklich sehr stürmisch und wir sind im Nachhinein froh über unsere Entscheidung, auch wenn Umdrehen immer sehr schmerzt.
Dann hat sich der Wind etwas beruhigt und wir beschliessen, es noch mal zu versuchen.

Umdrehen ist immer eine Option!

Eigentlich sah das Wetterfenster dieses Mal auf der Wetterkarte gut aus, halber Wind, 17 Knoten. Gegen später sollte es noch etwas stärker werden, dann allerdings auch mehr achterlich. Also soweit gut. Und wir beschliessen, um die Engstelle herumzufahren, was vom Wind her besser passt.
Das bedeutet aber, um eine Felsengruppe herum, die recht weit ins Meer ragt. Um die 15 Meilen weit. Die Chaussee de Sein ist auch für unruhiges Wasser bekannt. Doch die Wetter-, Wind- und Wellenvorhersage passt.
Wir wollen durch die Nacht bis zum nächsten Hafen fahren, Lorient. Das Ankern haben wir für das erste ausgeschlossen.

Doch wie so oft, es kommt anders. Der Wind ist deutlich höher und auch stärker. Wir fahren mit kräftig Druck und Lage trotz Reff. Die Wellen sind hoch, kurz und unruhig. Der Wind kommt deutlich von vorne, wir fahren sehr hoch am Wind und sind auch schon im Reff. Der Ruderdruck ist stark, es regnet zwischenzeitlich, dann scheint wieder die Sonne.

Am frühen Abend lege ich mein Veto ein, die Fahrt ist zu anstrengend. Ich kann so nicht die Nacht durchhalten. Und so diskutierten wir mal wieder und beschliessen…

Hier das Video dazu:

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Ansonsten kannst du auch bei Facebook, Instagram oder YouTube vorbeischauen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Phare_du_Chenal_du_Four

https://de.wikipedia.org/wiki/Pointe_du_Raz

https://www.bretagne-reisen.de/

  1. Plane deine Schläge sehr sorgfältig!
  2. Rechne damit, alles über den Haufen zu werfen!

Als Ostseesegler kennen wir Regen, Wind, Welle.
Das denken wir zumindest.
Aber aus eigener Erfahrung im Ärmelkanal kann ich heute sagen: vergiß alles, was du bis jetzt kanntest.

Der Wind ist härter, der Regen kälter, die Tiede brachial und die Welle unerbittlich.

Aber mit ausreichend Vorbereitung ist das echt toll und macht sehr viel Spaß!
Ein vergleichbares Segelrevier wirst du nicht mehr finden.

Dies ist ein Artikel für Ostseesegler und ähnliche:

die zwar ihr Revier kennen, aber mit Tide und Strömung keine Erfahrung haben. Also für Leute, wie wir es waren.
Natürlich geht vieles anders: höher, schneller, weiter. Wir wollten zuerst auch mehr… und haben es schnell bereut.

Das wichtigste zuerst: so schwierig wie bei uns muss es nicht sein!
Vieles liegt an dir und deiner Planung. Du kannst zwar das Wetter nicht machen, aber du kannst steuern, wie du damit umgehst.

Damit du den Ärmelkanal genießen kannst, wollen wir dir hier ein paar Tipps basierend auf unserer Erfahrung und natürlich die „offiziellen“ Empfehlungen mit auf den Weg geben.

Grundsätzliches

Lass dir Zeit!

Im Ärmelkanal hast du zwei Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst: Wind und Tide. Nur wenn beide in einem guten Verhältnis zueinander stehen, macht es Spaß. Alles andere ist einfach anstrengend und unter Umständen auch sehr gefährlich.

Daher lass dir genug Zeit, um auf ein passendes Wetterfenster zu warten. Und keine Sorge, meistens wartest du an schönen Orten.

Du kannst nicht alles in Tagesschlägen machen, aber ziemlich viel. Wieviele Tagesschläge du einplanst, hängt ganz stark von deiner Erfahrung mit Nachtfahrten ab. Nicht vergessen: eine Nachtfahrt auf der Ostsee ist etwas anderes. Im Kanal hast du sehr starke Strömungen und sehr viel Verkehr um dich. Und glaube uns: Fischer haben meist kein AIS und sind oft sehr sehr schnell.

Mache dir immer einen Plan B!

Oftmals ändert sich das Wetter im Ärmelkanal, nicht alles ist gut im Voraus zu planen. Diese Erfahrung haben nicht nur wir gemacht, wir haben diese Rückmeldung auch von anderen bekommen. Daher schaue bei der Törnplanung immer nach einem Plan B für unterwegs. Dabei musst du alle Faktoren beachten: kommt man jederzeit in den Hafen und wie ist das mit der Wassertiefe im Hafen? Viele Häfen an der Küste fallen trocken oder können nur zu bestimmten Zeiten aufgrund der Tide angelaufen werden.

Nutze alle verfügbaren Informationsquellen!

Diesen Punkt haben wir erst auf der Reise zu schätzen gelernt. Frage die Hafenmeister! Frage Stegnachbarn und nimm nicht nur den Reeds oder deine Karte. Es gibt ein französisches Pendant zum Reeds, diesen haben wir uns erst in Cherbourg zugelegt. Aber von dem Moment an wollten wir ihn nicht mehr missen (den findest du weiter unten aufgeführt).

Und ja, er ist natürlich auf französisch geschrieben. Aber er ist super zu verstehen, intuitiv zu lesen und an vielen Stellen einfacher und besser als der Reeds. Trotz dem ich kein Französisch spreche. Aber er ist kein Ersatz sondern eine Ergänzung!
In den meisten Marinas gibt es Wettervorhersagen, entweder als Screen oder als Ausdruck. Schau dir diese immer an, meistens sind hier die für die Region passenden Vorhersagen genutzt.

Unterschätze die Welle nicht.

Die Wellen sind anders, als auf der Ostsee. Nimm zur Törnplanung nicht nur den Wind, sondern auch die Wellenhöhe und die Wellenrichtung. Wind gegen Welle ist im Ärmelkanal sehr unangenehm. Wenn dann noch die Strömung dagegen ist kommst du nicht mehr voran.

Nutze den Tidenstrom

Im Tidengewässer hast du immer eine Zeit Strom mit dir und dann auch wieder gegen dich. Über den Daumen gepeilt 6 Stunden. Nutze die Strömung bestmöglich, mache sie zu deinem Freund! Fahre mit der Strömung, wann immer es geht. Vermeide Wind gegen Strom, denn das ergibt eine steile und unangenehme Welle.

Unsere Etappen – Tipps

Eigentlich wollten wir ja in 3 Etappen durch den Ärmelkanal: Hamburg – Vlieland, Vlieland – Boulogne-sur-mer, Boulogne-sur-mer – Cherbourg, Cherbourg – Brest. Fertig, aus die Maus.

Das hat ja überhaupt nicht funktioniert, wir mussten schon in Cuxhaven den ersten Stopp machen, weil eine Gewitterwarnung gemeldet wurde.

Und schon war der ursprüngliche Plan über den Haufen geworfen. Auf die Details gehe ich hier nicht ein, die kannst du in dem Artikel Langfahrt – Der hakelige Start nachlesen.
Natürlich kannst du auch längere Schläge machen oder andere Häfen anlaufen. Wir machen hier nur Vorschläge.

Die Raz und der Chenal

Neben der Tide gehören diese Stellen zu den Herausforderungen im Ärmelkanal. Als Ostseesegler kennen wir das so nicht.

Extreme Strömungen an besonderen Stellen, im französischen Raz genannt. Das sind meistens Engstellen im Wasser, wo die Strömung durchgepresst wird. Dadurch können bei entsprechenden Wind- und Strömungsverhältnissen stehende Wellen entstehen. Diese sind auf den Karten immer eingezeichnet, werden aber gerne übersehen. Vor allem, wenn man nicht weiß, was es ist. (Ich wusste das bis dahin nicht)

Meistens gibt es einen Leuchtturm, einer der bekanntesten ist der Phare du Four. Aber es gibt auch das Race of Alderney, hier presst sich die Strömung zwischen dem Festland und den Kanalinseln hindurch.

Die gleichen Regeln gelten für die Chenals. Hier quetscht sich ebenso Wasser durch Meerengen und unterschiedliche Wassertiefen. In Jahrhunderten der Seefahrt haben sich hier die besten Wege herauskristallisisert und inzwischen sind diese auch benannt, bezeichnet und betonnt.

Auf Strecke Calais – Brest ist das der Raz de Barfleur, das Race of Alderney (oder auch Raz Blanchard genannt) und der Chenal du Four. Ich empfehle eine Bildersuche erst nach der Tour (… na, hast du schon ein neues Browserfenster offen???)

Tief durchatmen, wir haben das auch überlebt!!! Du bekommst in diesem Artikel für jede dieser Stellen unsere Tipps dazu!

Allgemeine Tipps für die Raz und den Chenal

1.) Beachtung des Koeffizienten. Dieser beschreibt die Stärke der Strömung und den Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasserstand. Je niedriger der Koeffizient, desto schwächer ist die Strömung. Je höher je stärker. Das hängt mit der Mondphase zusammen.

Mein persönlicher Tipp dafür:
wenn du kannst, plane die Tour so, daß du bei niedrigen Koeffizienten und fallendem Wasser am ersten Raz bist. Dann hast du fast zwei Wochen Zeit, bis der Koeffizient so hoch ist, daß die Strömungen wieder richtig stark werden.
In dieser Zeit hast du bei gutem Wetter vielleicht sogar bis Brest alles durch!

2.) Vermeide Wind gegen Strömung, das bringt die berüchtigten stehenden Wellen! Natürlich gibt es bei wenig bis keinem Wind keine große Gefahr. Jedoch können die Wellen auch schon bei „moderaten Winden“ entstehen. Uns wurde gesagt, bis 3 Bft ist eigentlich alles gut machbar.

3.) Fahre immer mit der Strömung. Mehr dazu findest du bei dem jeweiligen Raz im Text!

Unsere Etappen im Ärmelkanal

Alle unsere Häfen sind tidenunabhängig anlaufbar! Das ist gerade für Nicht-Nordsee-Segler sehr wichtig, denn die tidenberechnung fällt dadurch einfacher.
Es gibt in der Liste einen Hafen, der nicht 100% unabhängig ist, aber dieser ist auch nur ein lohnenswerter Zwischenstopp. Es geht auch ohne ihn.

Der Ärmelkanal beginnt streng genommen erst bei Calais. Für uns Ostseesegler ist aber schon die Nordsee quasi Kanal. Daher beginnen wir mit unseren Tipps schon bei unserem ersten Frankreich Stopp.

Dunkerque

Eigentlich wollten wir von Breskens (NL) nach Nieuwpoort in Belgien. Daher sind wir mit der beginnenden Strömung in der Westerschelde los. Aber die Fahrt lief so super und wir entschieden, nach Dunkerque durchzufahren. Allerdings hat man dann natürlich zum Schluss die Strömung gegen an. Wie oben erwähnt, 6 Stunden mit und 6 Stunden gegen.
Dunkerque ist tidenunabhängig anlaufbar und die Einfahrt ist auch gut.

Dunkerque – Boulogne-sur-mer 56 nm

Eine gute Strecke, auch etwas kürzer als die vorherige. Hier geht es bei Calais um eine Ecke, ein kleines Cap. Daher kann es hier andere Wind- und Strömungsverhältnisse geben, als im Wetterbericht angesagt. Das ist der Capeffekt, auf den du im Kanal noch oft treffen wirst.
Achte unbedingt auf die Farbe des Meeres! Diese Farbe wirst du so schnell nicht wieder sehen. Allerfeinstes türkis!

Boulogne-sur-mer ist Tidenunabhängig anlaufbar, da ein Becken durch eine Schleuse abgetrennt ist. Die Stadt ist auch definitiv einen zweiten oder dritten Blick wert. Wenn du guten Fisch magst, hier bist du richtig! Es ist Frankreichs größter Fischereihafen.

Als nächstes gibt es zwei Möglichkeiten, weiterzufahren:

A) Boulogne-sur-mer – Cherbourg 145 nm

Entweder du fährst in einem sehr langen Schlag direkt nach Cherbourg.
Das wären 145 nm, nicht unter 24 Stunden zu schaffen.

Oder etwas in die Bucht hinein, evtl. um besseren Wind zu haben. Das musst du von deinen Wetterverhältnissen abhängig machen.

Das haben wir gemacht:

B) Boulogne-sur-mer – Dieppe 55 nm

Wir hatten keinen Wind für die direkte Strecke und sind daher nach Dieppe gefahren.
Dieppe ist toll und definitiv einen Abstecher wert. Dieppe hat einen starken englischen Einfluß, das Örtchen könnte auch an der englischen Küste liegen.
Tidenunabhängig und unbedingt sehenswert.

Von hier kannst du in kurzen Etappen weitere Häfen anlaufen, zBsp Fecamp oder LeHavre. Aber Vorsicht, viele der Häfen sind nicht immer anzulaufen oder fallen trocken.
Wir wollten nach Fecamp, mussten dann aber vor der Hafeneinfahrt umdrehen, da Wind und Welle dagegen sprachen. Hier hat uns der Reeds beraten: bei 5bft auflandigem Wind wird dringenst von einer Einfahrt abgeraten. Wir hatten auflandigen Wind mit einer oberen 5. So waren wir abends wieder in Dieppe.

(Wenn es dich interessiert, schau doch mal bei YouTube unter Fecamp, da findest du eindrucksvolle Aufnahmen aus Fecamp. Wir waren froh, das nicht versucht zu haben!)

Kurz darauf passte bei uns dann das Wetter und wir haben uns von Dieppe auf bis nach Cherbourg gemacht. Wir sind direkt durchgefahren, ohne weitere Zwischenstopps. Es macht Sinn, den Wind zu nutzen, wenn er passt.

Dieppe – Cherbourg 110 nm

Unsere erste Nachtfahrt.

Cherbourg ist auf jeden Fall ein guter Ort. Du bekommst Ersatzteile, es gibt gute Shipshops und auch in der Stadt bekommst du alles.

Außerdem ist es ein TransOcean Stützpunkt. Du kannst dir Pakete schicken lassen und es gibt Rabatt für Mitglieder. Nur als Side-Info.
Wir mochten die Stadt sehr, uns hat sie richtig gut gefallen. Für mich war es die erste Stadt, in der ich mich tatsächlich in Frankreich angekommen fühlte.

Cherbourg bei Nacht anzusteuern ist nicht empfehlenswert. Das sagen wir aus eigener Erfahrung. Es ist machbar, aber stressig. Es sind wirklich viele Lichter vor Ort. Und durch die beiden vorgelagerten Barrieren wird es nicht einfacher. Aber es ist machbar, klar. Wir haben es ja auch geschafft. Nur wenn du es vermeiden kannst, ich würde es tun.
Der Hafen ist riesig und komplett tidenunabhängig.

Raz de Barfleur

Wir starten mit dem ersten Raz! Wohooo!

Vor Cherbourg ist die Pointe de Barfleur, markiert durch einen Leuchtturm. Am besten hältst du dich ca. 5 nm davon entfernt. Nähere Passagen sind nur bei ganz ruhigem Wetter zu empfehlen.
Du fährst am besten 4,5 Stunden vor Hochwasser Cherbourg dort vorbei, dann ist die Strömung ziemlich niedrig bzw. Stillwasser.

Cherbourg – Roscoff 125 nm

Auch hier wieder eine Nachtfahrt, wenn du magst, du bist ja gerade in Übung.

Race of Alderney

Hier durchfährst du das berühmte Race of Alderney! Das Alderney Race heißt bei den Franzosen „Raz Blanchard“ (weiße Flut), da das Wasser weiß ist, wenn es so aufgewühlt ist. Unser zweites Raz.

Wenn du danach googlest oder im Reeds nachschlägst, willst du wahrscheinlich am liebsten umdrehen.
Aber keine Sorge! Wenn du ein paar Dinge beachtest, kann das eine entspannte Fahrt werden.

Wir haben uns hier so verrückt gemacht! Wir sind tatsächlich bei so wenig Wind gefahren, daß wir motoren mussten. Wenn es dich stresst, dann mach das auch gerne so, es spricht überhaupt nichts dagegen!

Da wir wegen der Einreisebestimmungen die Kanalinseln nicht besuchen konnten, sind wir durchgefahren, unsere zweite Nachtfahrt.

Unsere Tipps sind tatsächlich nicht anders, als die der anderen:

Die Abfahrt in Cherbourg sollte 1 Stunde vor Hochwasser sein. Dann kommst du zum Kipppunkt der Tide an der Stelle entlang, wo die stärkste Strömung ist: das Cap de la Hague. Wenn du das Wasser beobachtest, siehst du die „Eddies“. Du musst ja nicht unbedingt drüber fahren. Sie sind auch in der Karte eingezeichnet, du kannst dran vorbeifahren.

Fahr nicht zu nah an der Küste entlang, jedenfalls nicht bei Wind. Dort stellt sich die Welle auf. Fahre gerne in der Mitte zwischen Festland und Insel.

Bei Wind gegen Welle baut sich hier eine stehende Welle auf. Ich muss das nicht unbedingt live erleben.

Der Rest der Strecke ist entspannt und ca. 24 Stunden nach Abfahrt kommt man in Roscoff an.
Roscoff kann man gut als Zwischenstopp machen. Für uns war es nicht mehr, es hat uns nicht gefallen und auch der Supermarkt ist weit entfernt.
Die Marina ist aber klasse, gepflegt und ordentlich.

Roscoff ist natürlich tidenunabhängig und kann jederzeit angelaufen werden.

Von Roscoff aus kann man mit einer weiteren Nachtfahrt theoretisch durchfahren bis nach Brest oder Camaret-sur-mer.

Allerdings muss man hier wieder durch eine der Engstellen, den Chenal du Four. Nummer drei quasi.

Direkt nach zwei Nachtfahrten empfehlen wir lieber eine Zwischenstation: L’Aber Wrac’h.
Bretagne Pur! Allein die Ansteuerung ist faszinierend, denn man fährt durch ein schmales Fahrwasser entlang an aus dem Wasser ragenden Steinen und Felsen.

Roscoff – L’Aber Wrac’h 39 nm

Leider ist Aber W’rach nicht für jeden geeignet, da er nicht tiefer als 2,50m ist. Aber mit bis zu 2,50m Tiefgang sind schon die meisten Boote abgedeckt. Und bei der Anfahrt muss auch die Tide beachtet werden. Keine Sorge, hier ist es noch „tidenanfänger“ Niveau und für jeden zu berechnen! Und wenn du es bis hierhin geschafft hast, bist du kein Tiden-Neuling mehr!

Nach einer schönen Portion Bretagne ist die nächste Etappe dann endlich die letzte im Ärmelkanal. Du kannst dich zwischen Brest und Camaret-sur-mer entscheiden. Der Unterschied ist einfach erklärt: Stadt oder Ort.
Brauchst du Ersatzteile oder einen Großeinkauf? Dann fahr nach Brest. Willst du Bretagne und Urlaubsgefühl, dann nimm Camaret-sur-mer.
Wir waren in Camaret-sur-mer und haben es nicht bereut.

L’Aber Wrac’h – Camaret-sur-mer 36 nm

Um dort hinzukommen, steht dir aber noch der Chenal du Four im Weg – der sogenannte Höllenkanal.
Der dazugehörige Leuchtturm heißt Phare du Four.

Chenal du Four

Bis 3bft ist der Chenal kein Problem, aber fahre möglichst nicht gegen die Strömung. Achte darauf, keinen stärkeren Wind gegen Welle zu haben (der Klassiker). Du solltest zum Kipppunkt der Tide am Eingang des Chenal sein. Und um diesen abzupassen fährst du in L’Aber Wrac’h 3 Stunden vor Hochwasser in Brest los. (z.B. Hochwasser in Brest 09.00 Uhr = Abfahrtszeit in L’Aber Wrac’h 06:00 Uhr)
Und dann viel Spaß im Kanal.
Wir hatten, wie bei den vorherigen Raz auch , fast keinen Wind und entsprechend dadurch keine Welle. Wir motorten die meiste Zeit.

Geschafft

Hooray – du bist durch den Ärmelkanal! Streng genommen endet der Ärmelkanal sogar noch vor dem Chenal.
Du kannst auch schon von Roscoff oder L’aber Wrac’h über die Biscaya springen, wenn das Wetterfenster passt. Bei uns war das nicht so und wir sind die Küste weitergefahren.

Ohne Pausen hätten wir es in 8 Tagen geschafft. Aber wir haben uns zum Glück Zeit gelassen. Und es hätte noch so viel mehr Zeit sein können, die französische Küste ist einfach traumhaft!

Unsere Hilfsmittel für den Ärmelkanal

  1. Papier- und Plotterkarten von NV-Charts.
    Papierkarten finden wir wichtig, um den kompletten Überblick zu haben und größere Gebiete einzuschätzen. Du kannst die Karten in Ruhe betrachten und auch die Gebiete mit stehenden Wellen gut eingrenzen.
  2. Der Reeds Almanach. Ja, ja und ja. Niemals ohne, hier findest du alle relevanten Informationen. Leider ist sehr vieles stark abgekürzt und viele dieser Abkürzungen erschliessen sich nicht auf den ersten Blick. Aber die Informationen sind sehr wichtig.
  3. Ergänzend dazu gibt es den Bloc Marine, das französische Pendant. Auch diesen finden wir extrem wichtig. Viele Informationen sind gleich zum Reeds, aber du hast die Strömungskarten zu jedem Gebiet gleich in der passenden Uhrzeit. Den Reeds muss man immer umrechnen (und für mich ist das mega kompliziert, ich habe es bis heute nicht richtig verstanden). Ebenso findest du die Koeffizienten, hier aber farblich dargestellt, dadurch ist es viel schneller einzuschätzen.
  4. Gezeitenrechnung mit Koeffizienten. Der Koeffizient bestimmt die Höhe der Tide und damit die Wassermenge, die bewegt wird. Je nach Wassermenge ist die Strömung stärker oder schwächer.
    Großer Koeffizient = starke Strömung und viel Tidenhub. Für die Gezeiten gibt es eine mega App: „Maree Info“. Für 1,69 € bekommst du für 4 Wochen Zugriff auf die Gezeiten aller französischen Häfen, also auch auf die sogenannten „secondary ports“. Inclusive Wasserhöhen und Wasserständen. Tolle App!
  5. Vermeide starken Wind gegen starke Strömung, das bringt die berüchtigten stehenden Wellen.
  6. Hafenmeister/ Locals
    Normalerweise können dir die Hafenmeister immer sagen, wann die beste Zeit ist, um weiterzufahren. Uns hat man hier immer die richtige Info gegeben. Und auch wann der Hafen wegen der Tide anlaufbar ist. Selbst rechnen und dann den Hafenmeister Fragen als Gegencheck – super Sache!
  1. „Meteo Consult Marine“ App. Diese Wetterapp war für uns für Frankreich die passendste. Kostet nichts.

Wenn du diese Tipps beachtest und mit den Apps arbeitest, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen!
Damit solltest du gut und sicher durch den Ärmelkanal kommen. Es sind so tolle Orte unterwegs und wir sind froh, uns genug Zeit gelassen zu haben. Es wäre schade gewesen, hier etwas zu verpassen.

Wenn du mehr zu unseren Vorbereitungen und über den Start wissen willst, dann schau dir diesen Artikel an:

Die Vorbereitungen zur Langfahrt

2021 – Die große Segelreise beginnt!

Langfahrt-der hakelige Start

Hier die Links zu unseren Tipps

Bloc Marine (kein Affiliate Link)

NV-Charts (kein Affiliate Link)

Die Apps (ohne Links und wir haben beide iPhones)

Meteo Consult Marine
Maree Info

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Wir sind nach einem sehr heftigen Start in IJmuiden, Niederlande. Direkt an der Nordsee.

Nach einigen Tagen haben sich das Wetter und unsere Nerven soweit wieder beruhigt, daß wir weiter segeln können und auch endlich wollen. Es wird Zeit für den Weg von der Nordsee in den Ärmelkanal!
Christiane ist wieder zurückgefahren, da sie arbeiten muss. Dieter will uns noch ein paar Tage begleiten und auch unterstützen. Das freut uns sehr und nimmt auch ein wenig Stress.

Auf der Nordsee

Wir starten mit Dieter in IJmuiden auf die Nordsee nach Scheveningen.
Das Wetter zeigt sich von seiner allerbesten Seite: Sonne, ein angenehmer Windhauch. Als hätte es die letzten Tage nicht gegeben. Ganz langsam stellt sich ein positives Gefühl ein.

Scheveningen soll immer voll sein, stand im Reeds. Aber es Ist ja keine Saison mehr, das wird schon passen. Dachten wir. Wir waren total erstaunt, als wir bei den Einfahrt um die Ecke bogen: es war total voll, fast kein freier Platz zu sehen. Der Hafenmeister holte uns mit dem Rib ab und wies uns einen schönen Platz zu. Es war eng und knapp, aber ein schönes Plätzchen.

Scheveningen

Scheveningen war toll. Es fühlte sich ein wenig an wie Urlaub: Cafés und Restaurants an der Marina, entspannte Menschen und Leben. Das erste Mal war alles so, wie wir uns das vorgestellt hatten: ankommen bei die Sonnenschein nach einem sonnigen Segeltag. Und wir müssen nichts reparieren oder keine Wäsche waschen. Der erste Hafen ohne direkten Gang zur Waschmaschine!

Wir gingen einkaufen und schlenderten ein wenig durch die Gegend. Aber am nächsten Tag sollte es auch gleich wieder weitergehen, daher wurde der Abend kurz. Der nächste Stop: Steelendamm.
Es läuft alles wie am Schnürchen. Die Sonne scheint, Dieter und Christoph versuchen sich an der Windfahnensteuerung. Es ist entspannt. Allerfeinstes segeln auf der Nordsee.

Zwischenstopp in Steelendamm

Wir kommen am Abend in der Marina an, legen uns in eine freie Box und stellen uns den Wecker. Dirt treffen wir eine Familie, die wir aus unserer Zeit mit der Dehler von Social Media kennen. Sie wollen auch auf lange Fahrt gehen. Wir tauschen Erlebnisse und Werkzeug. Es ist gut, jemanden zu haben, der das gleiche vor hat!
Heute machen wir wieder nicht lange, es soll früh weitergehen. Der nächste Stop ist Breskens.

Es ist noch früh am morgen, als wir ablegen. Es wird der erste Schleusenvorgang der Schleuse an diesem morgen genutzt, die Sonne scheint, es ist kein Wind. Also motoren am Hoek van Holland vorbei. Wir sind angespannt, schließlich ist Rotterdam einer der größten Häfen der Welt. Aber wie so oft: es ist weitaus weniger los, als gedacht.
Wir werden ein mal angefunkt, bitte unseren Kurs zu halten. Damit lassen wir einem Tanker genügend Platz. Kein Problem, wir halten den Kurs wie geplant.
So ist es ein tolles Segeln in der Nordsee und wir kommen sehr gut Richtung Ärmelkanal voran.

Breskens

Aber in Breskens werden wir wieder durch Starkwind ausgebremst. Und daher endet hier auch unsere Reise mit Dieter, Christiane holt ihn ab und bringt im Austausch für Dieter viele Ersatzteile mit. Unter anderem das neue Solarpaneel, das uns beim Anlegen in Amsterdam kaputt ging.
DANKE DANKE DANKE an euch beide!

Wenn du mehr über den Start und unsere Mitsegler wissen willst, dann schau doch mal in den Artikel: Langfahrt – Der hakelige Start

Wir warten das schlechte Wetter in Breskens ab. Waschen, putzen und erste kleine Reparaturen werden gemacht. Und erholen, viel erholen. Wir schlafen viel und machen einfach mal nichts.

Dann endlich passt alles: Wetter, Boot und wir sind bereit für die erste Etappe ganz alleine.
Wir beschließen weiterzufahren. Die größeren Reparaturen wollen wir im nächsten Hafen angehen. Das Solarpanel muss getauscht werden und der Solarlüfter fliegt raus.

Next stop: Nieuwpoort, Belgien.
So dachten wir uns das zumindest bei der Tourplanung. Doch es läuft alles so gut und wir beschließen, gleich bis nach Dunkerque durchzufahren. Das bringt uns deutlich näher Richtung Ärmelkanal.
Und dabei hatte Christoph doch gerade erst die belgische Flagge gesetzt.
Es war von der Strömung gesehen nicht die beste Idee, wir mussten irgendwann gegen an motoren. Aber wir wollten weiter kommen auf der Nordsee.

Wir sind in Frankreich!

Dunkerque

Wir hatten einen tollen Ritt durch 1,5 Meter Welle und hoch am Wind.
Natürlich müssen wir in Dunkerque Wäsche waschen, alles ist wieder nass. Doch die Sonne scheint, es ist schönes Wetter für Reparaturen. Und wir sind in Frankreich!!!

Der Zoll kommt vorbei, 6 Mann im Schlauchboot. Schon ein merkwürdiges Gefühl, als sie so im Cockpit sitzen. Aber da Christoph ja fliessend französisch spricht, ist das Eis schnell gebrochen und wir unterhalten uns gut mit den Beamten. Sie checken die Papiere, loben „die Deutschen“ für ihre Ordnung und geben uns die Bescheinigung: alles okay bei uns! Dunkerque ist der erste Hafen nach der Grenze, hier werden viele Boote kontrolliert. Die Kontrolle hier ist normal. Es gibt eine Truppe im Schlauchboot, die fährt täglich durch die Häfen und schaut nach neu angekommenen Booten.

Wir wollen uns nicht länger als nötig in Dunkerque aufhalten, wir kennen den Ort und für uns ist das irgendwie nicht „unterwegs sein“. Noch sind wir ja nicht im Ärmelkanal, der beginnt offiziell erst in Calais. Wir tauschen das Solarpanel und den Lüfter und fahren bei der nächsten Gelegenheit weiter nach Boulogne-sur-mer.
Es ist wieder hoch am Wind, es ist wieder gegen an. Und es ist wieder nass: die Luke ist natürlich immer noch undicht- aber der neue Lüfter hält dicht! Ein Problem weniger.

Boulogne-sur-mer

hat uns zum ersten Mal das richtige Fahrtensegler-Gefühl gegeben. Die Sonne scheint, die Menschen waren gut gelaunt und es gab viel zu sehen. Zuerst war die Stadt nicht so toll, aber auf den zweiten Blick gefiel sie uns richtig gut! Es ist keine echte Schönheit, aber sie hat viel Charakter.
Wir nahmen uns Zeit und schauten uns um. Zum ersten Mal seit wir unterwegs sind. Das war es doch eigentlich, was wir wollten: neues sehen und kennenlernen!

Es ist Frankreichs größter Fischereihafen. Das merkt man an jeder Ecke, Fisch bestimmt hier den Alltag, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. Es gibt das Nausicaa, eines von Europas größten Aquarien.

Was ich interessanter fand, war der Street Art Parcours. Jeden Sommer gibt es eine Art Festival, wo Street Art Künstler der ganzen Welt Flächen für ihre Murals zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn man durch die Stadt läuft, findet man an jeder Ecke tolle Kunstwerke.

Ebenso lohnt sich der Weg auf den Berg, die Küste von oben ist sehr faszinierend. Hier zeigt sich, warum diese Küste auch „Opalküste“ genannt wird: das Meer hat ein faszinierend intensives türkis!

Leider waren unsere Ersatzteile nicht da, die wir von IJmuiden nach Boulogne-sur-mer haben schicken lassen. Eine intensive Recherche ergab, diese lagen in einem Zustellzentrum in Flandern. DPD konnte sie nicht zustellen. Die Info ging an den Versender, dieser informierte uns aber nicht.
So mussten wir weiter, ohne dafür eine Lösung zu haben. Darum wollten wir uns unterwegs kümmern. Der nächste Stopp war Dieppe.

Von der Nordsee in den Ärmelkanal

Auf dem Weg nach Dieppe kommen wir an Calais vorbei: jetzt sind wir offiziell im Ärmelkanal! Der erste Meilenstein ist geschafft! Und das nach diesem Start, wir hatten anfangs nicht daran geglaubt, es noch von der Nordsee in den Ärmelkanal zu schaffen.

Dieppe

ist eine sehr nette kleine Stadt in der Normandie. Der Abschnitt nennt sich hier Alabasterküste, da die ganz Küstenlinie durch weiße Kreidefelsen geprägt ist. Dazu kommt das immer noch sehr türkisfarbene Wasser. Was soll ich sagen….traumhaft schön!
Dieppe ist eines der ältesten Seebäder Frankreichs und diesen Flair hat man auch heute noch.
Die Marina liegt direkt an der Stadtpromenade, hier gibt es viele Restaurants und Bars. Urlaubsfeeling pur! Und direkt dahinter ist die Altstadt, gut erhalten mit vielen hübschen Läden.

Hier ist der Tidenhub übrigens fast 9 Meter! Das ist total faszinierend, wenn man das sieht. Und du merkst davon einfach nichts auf dem Boot.

Dieppe hat uns gut gefallen, doch wir wollen weiter. Das Wetter ist mal wieder gegen uns und wir beschließen, durch die Bucht nach Fecamp zu fahren. Das sollte uns besseren Wind für die Etappe nach Cherbourg bringen.

Nach Fecamp

Und so machen wir uns bei einer guten Wettervorhersage auf den Weg: Doch wie so oft, es kommt anders. Der Wind wird im laufe des Tages deutlich stärker als erwartet und immer gegen an. Als wir kurz vor der Hafeneinfahrt sind, haben wir eine obere 5 bft auf der Anzeige. Der Wind kommt aus West. Und im Reeds steht, man sollte bei westlichen Winden stärker als 5 bft nicht in den Hafen einfahren. Welle ca. 2 Meter. Wir beobachten andere Yachten, die auch abdrehen. Keiner fährt rein.

Wir besprechen die Situation: können wir weiter zur nächsten Marina? Tatsächlich nicht, die nächsten Häfen sind zu weit und der Wind ist zu heftig. Also ist unsere einzige Möglichkeit zurück. Wir atmen tief durch und wenden schweren Herzens. Der Vorteil hier ist, der Wind kommt von hinten. Das ist eine deutlich angenehmere Windrichtung. Die Rückfahrt ist schön, wir haben achterlichen Wind und die Welle trägt uns zurück nach Dieppe.
Angekommen fallen wir erst mal in die Koje.

Es war wieder eine Bremse, vielleicht war es auch wieder nötig. Wir nutzen die Zeit, um es uns gut gehen zu lassen: Christoph bekommt endlich Moules Frites und ich probiere Galletes.
Wir kommen zu der Frage, ob wir es wirklich dieses Jahr noch über die Biscaya schaffen können.
Und was passiert, wenn nicht? Eine wichtige Frage für uns: sie klärt unsere Einstellung!
Und die Antwort ist klar, wenn auch zuerst nicht einfach: dann schaffen wir eben es nicht über die Biscaya. Wir haben ja kein festes Ziel, wir planen uns selbst. Und das wichtigste Ziel ist, uns soll es gut gehen.

Nach Cherbourg

Dann passt das Wetter für eine Fahrt direkt nach Cherbourg. Wir sind wieder sehr aufgeregt, es wird unsere erste Nachtfahrt! Ganz akribisch bereiten wir uns darauf vor und überlegen uns Strategien. Das wichtigste ist: nicht bei Dunkelheit in den Hafen! Die Fahrt läuft gut, wir genießen den Sonnenuntergang und den Mond. Wir sehen Delfine! Später erfahren wir, es waren vermutlich Pilotwale, denn die interessieren sich nicht für die Boote.
Nachtfahrten haben ihren ganz eigenen Flair. Es hört und fühlt sich alles ganz anders an, die Sinne sind viel geschärfter. Leider ist wenig Wind und wir motoren ziemlich viel.

Und es kommt, wie es kommen muss: wir sind zu schnell und sind schon gegen 03:00 Uhr vor der Hafeneinfahrt. Es blitzt und blinkt überall. Wir versuchen mit aller Kraft und allen Mitteln die Hafeneinfahrt zu finden. Hier? Da? Ist es das rote Licht? Ist das hier das Richtfeuer? Der Hafen von Cherbourg hat zwei Schutzbarrieren. Eine große äußere, die den Vorhafen von der See trennt. Als wir hier endlich drin sind, nähert sich von hinten eine weitere Yacht. Wir beschließen, dieser Yacht hinterherzufahren. Aber wie es so ist: vor lauter vorbereiten und Konzentration auf Fender und Leinen in der Dunkelheit fährt uns diese Yacht einfach davon. Also tasten wir uns im Dunkeln weiter voran. Im Hafen angekommen, legen wir uns gleich an den ersten greifbaren Steg. Anlegen im Dunkeln, nachts.
Ein perfektes Anlegemanöver! High five um 05.00 Uhr und ab in die Koje!

Wie es in Cherbourg weitergeht, kannst du im nächsten Artikel nachlesen.

Mehr über die Orte in Frankreich:

Dieppe

Boulogne-sur-mer

Wir sind unterwegs auf unserer Langfahrt. Es ist kaum zu glauben. Alles fühlt sich gleichzeitig normal und ungewohnt an. Und es könnte immer noch einfach ein langer Urlaub sein. Und dennoch ist Hamburg und unsere Wohnung gedanklich schon sehr weit weg!

Hamburg, Anfang Juli 2021

Es ist Anfang Juli und wir liegen im Harburger Binnenhafen. Konzentriert versuchen wir, das Boot so gut wie möglich vorzubereiten. Ob die Dinge, die wir uns überlegen, wirklich die richtigen sind und ob der Fokus auch der richtige ist? Wir werden es erst erfahren, wenn wir unterwegs sind.
Unser Termin zum Start der Langfahrt war ursprünglich mal für den 19.07. gesetzt, eine sehr knappe Hausnummer. Daher haben wir den schon auf den 24.07. gesetzt.

Da ich (Marion) am Anfang einer Saison immer seekrank werde (nur Müdigkeit, aber das reicht) und ausfalle, haben wir beschlossen, Mitsegler zu suchen. Damit wollen wir gleich das zweite Problem auch lösen: wir kennen uns in der Nordsee und im Tidengewässer nicht so richtig aus. Also suchen wir Mitsegler, die die Nordsee und am besten auch den Kanal kennen. Unser Plan war, schnell durch den Kanal zu fahren. Dadurch wollten wir uns nach hinten mehr Luft verschaffen. Ein guter Plan, dazu später mehr.

Wir hatten Glück, es fand sich ein Paar. Dieter und Christiane, erfahrene Nordeesegler und Yachtmaster. Perfekt, dann sollte es klappen!

Hamburg, 17. Juli 2021

Am 17. Juli war es soweit: wir verlegen uns in den Citysporthafen in die Innenstadt! Endlich bewegt sich etwas (im wahrsten Sinne des Wortes, wir hatten ganz vergessen: der Citysporthafen hat sehr viel Schwell, das Boot schwankt die ganze Zeit…) Damit wurde auch die Abfahrt und das Ziel „Langfahrt“ wieder viel konkreter.

Und: wir segeln das erste Mal. Leider nur kurz, das Wetter war nicht perfekt dafür, aber immerhin.

Doch nicht alles läuft reibungslos in der Vorbereitung, und so scheint der Abfahrtstermin erneut zu kippen. Es fehlen Teile, ich muss noch mal zur Familie fahren und ein wichtiger Arztbesuch steht auch noch an. Wir sind langsam am Ende unsere Kraft.

Wir diskutieren lange, ob wir den Mitseglern absagen sollen und eine Woche später alleine losfahren. Das heißt, den ganzen Weg in kurzen Schlägen und deutlich länger unterwegs sein. Das heißt, die Nordsee und den Ärmelkanal alleine fahren und für Christoph am Ende vielleicht auch „Einhand“, da ich ausfalle.
Das klingt alles nicht nach einer vernünftigen Entscheidung. Also verschieben wir nur um einen Tag und hauen richtig rein.

Hamburg zeigt sich von seiner schönsten Seite, die Sonne scheint und wir bekommen fast Heimweh. Das ist wohl so: immer wenn etwas zu Ende geht, ist es plötzlich ganz toll. Und man fragt sich, warum man das verändert… mir ging es bei meinem Jobs immer so.

Hamburg 25. Juli 2021

Am 24.07. ist es dann soweit. Christiane und Dieter reisen an. Wir proviantieren, stauen und planen die Abfahrt am nächsten morgen. Ich setzte die Wimpelkette, das ist eine alte Tradition: man schmückt das Boot mit Flaggen aus aller Welt. Das macht man bei einem neuen Boot, bei einer Taufe oder eben vor einer langen Reise. Flaggenparade nennt sich das seemännisch. Kurz bevor ich das Fall oben habe, kommt mir der Gedanke: wie kommt es denn wieder runter? Ich habe vergessen, eine Rückholleine anzubringen. Und das heißt: einer muss in den Mast.
So schnallt Christoph sich das Klettergeschirr um und wird mit der elektrischen Ankerwinsch hochgezogen. Ein verrückter Start der Langfahrt…

Die Elbe ist traumhaft am frühen morgen. Ein Feuerschiff macht Löschübungen im Sonnenaufgang- wie bestellt!
Rasmus bekommt seinen Schluck für gutes Wetter und wir freuen uns. Wir genießen Sonne, Wind und die letzten Blicke auf unser schönes Hamburg.

Der Plan war, bis zu den friesischen Inseln zu fahren. Mindestens. Doch kurz vor Cuxhaven kommt eine Gewittermeldung. Es wird diskutiert und seemännisch beschlossen, nach Cuxhaven abzudrehen und dafür mit der nächsten Tide um 03.00 Uhr wieder auszulaufen.

Ich bin aufgrund meiner Seekrankheit-Situation aus der Planung raus und so merke ich es kaum, als es mitten in der Nacht weitergeht. Wenn du mehr zum Thema Seekrankheit wissen willst, dann schau doch mal in den Artikel über Seekrankheit und was wirklich hilft.

Cuxhaven ins IJsselmeer, 26. Juli 2021

Es läuft richtig gut. Die Sonne scheint, es weht ein schönes Lüftchen. Zwischenzeitlich schläft der wind mal ein und Christoph kann sich um einen verstopften Borddurchlass kümmern. Details gibt es hier nicht, es war der Durchlass, der nicht soviel Spaß macht…wir genießen unsere Reise, so hatten wir uns unsere Langfahrt vorgestellt.

Doch dann, mitten in der Nacht vor den friesischen Inseln kommt der Regen und der Wind. Da ich nicht im Wachplan eingeteilt war, habe ich nur mitbekommen, daß es extrem unruhig war – ich wurde in meiner Koje regelrecht herumgeschleudert.

Am nächsten Morgen kam dann das erwachen: es war „alles“ nass. Wir haben ganz viel Wasser im Schiff, an Stellen wo es nicht hingehört. Die Luken sind undicht, der Lüfter ist ist wie ein Loch, das Wasser fließt ungehindert durch. Und auch an den Wänden läuft das Wasser.

Die Crew hatte entschieden, ins IJsselmeer zu fahren. Die Wettervorhersage hat sehr starken Wind angekündigt. Das tun wir und wir machen einen Stop in Enkhuizen. Wäsche waschen, schlafen, tanken und weiter gehts am nächsten Morgen.

Nach Amsterdam, 28. Juli 2021

Der Wind frischt sehr stark auf und wir können wie geplant nicht weiterfahren. Wir müssen eine Pause machen und den Wind abwettern. So entscheiden wir, noch durchs Markermeer nach Amsterdam zu fahren. Dort können wir wenigstens eine schöne Zeit verbringen.
Also bolzen wir bei 7 bft gegen Wind und Regen an und kommen nass und fertig in Amsterdam an. Doch die Stadt zeigt sich nicht von ihrer besten Seite: es gibt keine Plätze mehr, die Häfen sind überfüllt.

Ein Hafenmeister hat dann aber doch noch ein Herz für uns und findet eine Lücke. Als wir dort ankamen und der Hafenmeister den Platz anweist, bekam ich gleich weiche Knie: rückwärts in eine schmale Lücke zwischen zwei andere Boote. Ohne Steg und ohne Dalben.

Mein erster Gedanke war: mach das nicht, das wird nichts. Christoph steht am Steuer und ich flüstere ihm schnell noch zu, er kann auch abbrechen. Aber es gab ja irgendwie auch keine Alternative, alle Häfen dicht, wir sind alle durchnässt und verfroren. Also versuchte er es. Doch es war sehr knapp am Bug eines großen Motorbootes. Schon war es passiert: wir schrammten am Anker des Motorbootes vorbei und unser Solarpanel knirschte und er Anker verhängte sich dann noch in der Reling. Wir konnte uns wieder lösen und Christoph brach das Manöver ab.
Wieder raus aus dem Hafen, kurz sortieren und Schäden checken. Das Solarpanel war zersplittert und die Reling verbogen.

28. Juli – Planänderung

Da es keine anderen Möglichkeiten mehr gab, entschieden wir nach IJmuiden zu fahren.
Wir motorten also weiter. Der Wind drehte mehr und mehr auf. Nach der Schleuse von IJmuiden ballerte es so richtig, es waren Böen von mehr 45 Knoten.
Die Hoffnung war, in der Marina wird es windgeschützt sein. Doch so richtig stimmte das leider nicht. Und so kam es, wie es kommen musste: beim Anlegemanöver erfasst uns eine Böe und drückte uns gegen ein Motorboot. Trotz tatkräftiger Hilfe mehrerer Leute am Steg, 9 bft sind halt einfach 9 bft.

Als wir fest sind, überprüfen wir den Schaden zusammen mit dem Eigner des Motorbootes. Und siehe da – unser Anker ging direkt in das geöffnete Fenster des Motorbootes und hat dadurch auch nichts beschädigt. Es ist echt unglaublich – aber es ist so! Und so atmen wir erstmal tief durch.

Pause in IJmuiden – brechen wir ab?

Bei einem langen Gespräch mit unseren Mitseglern beschließen wir, die Pläne für unsere Langfahrt zu ändern. Es ist so vieles nicht in Ordnung bei dem Boot, daß wir guten Gewissens in diesem Tempo nicht weiterfahren können. Und auch unsere Seelen sind ziemlich geschunden, das schwierige Wetter und die zwei Crashs haben uns nicht gut getan.

Segeln wird in den nächsten Tagen aufgrund des Wetters nicht möglich sein. Christiane wird die Fahrt abbrechen und mit Freunden zurückfahren, so kann sie ihren Urlaub aufsparen.
Dieter wird mit uns das Boot noch etwas auf Vordermann bringen und noch ein paar Etappen mitfahren.

Das klingt nach einem guten Plan und wir fangen zu viert mit der Arbeit an: es wird gewaschen, gebastelt, das Boot abgedichtet, Ersatzteile bestellt und Krönchen gerichtet.
Christoph machte Hafenmanöver, wir lernten Leinen werfen.

Dann verabschieden wir Christiane und machen uns wieder auf den Weg… mit angezogener Bremse und noch nicht verheilten Wunden.

Fazit …und wie geht es weiter???

An dieser Stelle auch noch mal ein dickes, fettes DANKESCHÖN an Christiane und Dieter!

Für eure Geduld, für eure Unterstützung, für euer Wissen!
Wir sind froh und dankbar, euch dabei gehabt zu haben und wir haben so viel von euch gelernt!

Wenn du auch eine Langfahrt planst, hier meine Tipps für den Start:

  • starte eine Langfahrt niemals gestresst. Wir waren an manchen Punkten überfordert, obwohl es nicht nötig war. Das kann ich heute, mit entsprechendem Abstand sagen.
  • kläre die genauen Vorstellungen mit der Crew ab. Der Plan für unsere Mitsegler war: schnell durch den Kanal. Sie hatten „komme, was da wolle“ als Zusatz und wir „aber nicht um jeden Preis“. Dieser Zusatz ist extrem wichtig und sollte im Vorfeld immer abgeklärt werden!
  • kenne deine Grenzen und bleibe am Anfang in deiner Grenze oder besser noch unterhalb. Das stärkt und gibt für die folgende Komfortzonenerweiterung ganz viel Kraft!
  • mache dich mit dem Boot vor der Abfahrt vertraut. Segeleigenschaften, Systeme – das sollte sitzen.
  • und gehe vorher mal segeln, mehr als 2 Stunden…

Zu diesem Thema wird es auch noch einen Extra Artikel geben.

Du willst wissen, wie es weitergeht mit unserer Langfahrt?

Dann schreibe dich doch in die Flaschenpost ein.
Du bekommst eine Mail, wenn der nächste Artikel fertig ist!

Wenn du unsere Position wissen willst, du findest uns unter anderem bei Marinetraffic oder Vesselfinder.
Einfach nur den Schiffsnamen eingeben. Sollten wir nicht zu sehen sein, dann spinnt das AiS oder wir sind in einem „Funkloch“. Das passiert leider noch, wir arbeiten aber an der Lösung.

Zu dieser Etappe gibt es natürlich auch ein Video.

oder: wir scheitern uns ans Ziel

„Wir planen eine Weltreise. Start ist in 2 Jahren. Unsere Vorbereitungen zur Langfahrt: Wir kaufen für einen fast 6-stelligen Betrag das passende Boot und lassen es dann in der Werft für das gleiche Geld nach unseren Vorstellungen umbauen. Wir verkaufen das Haus und die Firma und kaufen eine kleine Wohnung. Diese vermieten wir dann, das sichert uns ein gutes Einkommen während der Reise…“

…nein, das sind nicht wir…

Wo starten wir mit den Vorbereitungen zur Langfahrt?

Wir haben weder ein Haus, noch eine Firma noch wollen wir erst in zwei Jahren los. Bei uns hat es sich spontan ergeben.
Wir träumen schon lange davon, auf das Wasser zu ziehen und am liebsten loszufahren. Erst lief uns 2020 das Boot zu. Wir schauten uns zwar nach Booten um, doch Corona gab uns keine Möglichkeit, zu reisen und es explodierten die Bootspreise. Und dann kam unser Stegnachbar aus dem Urlaub zurück: ich verkaufe mein Boot, es wird mir zu viel. Ich kaufe mir ein Motorboot.
Keine zwei Wochen später hatten wir plötzlich ein großes Boot. Dann änderten sich die „äußeren Umstände“. Veränderungen in Jobs, Corona-Krise…

Die Entscheidung fiel schnell, November 2020.

Mehr dazu kannst du im letzten Artikel nachlesen: 2021 – Die große Segelreise beginnt!

Wir entschieden uns, sofort loszulegen und schnellstmöglich loszufahren. Das heißt im Sommer 2021. Und das heißt: Wohnung kündigen, leer räumen, das Leben neu organisieren.
Der Startschuss für die Vorbereitungen zur Langfahrt.

Die Wohnung wird gekündigt

Der erste Meilenstein

Die Wohnung kündigen. Ganz ehrlich – so einfach ist das nicht. Ja, die Kündigung an sich schon, aber die Entscheidung. Die Kündigung ist der erste endgültige Schritt. Und deswegen haben wir auch immer wieder verschoben, bis wir eines morgens im Bett saßen und festgestellt haben – wir „prokrastinieren“. Also den Kalender geholt, Termine gecheckt und Entscheidungen getroffen: Kündigungstermin 31.05. Am nächsten Tag ging die Kündigung direkt zur Verwaltung, und zwar persönlich. Wir entfernen die Winterplane vom Boot und wollten hochmotiviert durchstarten. Doch wie so oft, das Wetter spielt einfach nicht mit. Schnee, kalt, Regen. Wir können sehr viel weniger machen, als geplant.

Der Umzug

Also wird es Zeit für den nächsten Meilenstein: den Umzug.
Wir beschließen, unseren Lebensmittelpunkt auf das Boot zu verlegen. Wir wollen Ariba zu unserem Zuhause machen, sie nach unseren Wünschen ein- und herrichten.

Und so starten wir die Projekte im Innenraum, da es draußen stürmt und schneit.
Auch wenn es furchtbar „Gender“ klingt und wir beide gendern nicht mögen: ich kümmere mich um die optischen Sachen, Christoph um die technischen. Das ist bei uns berufsbedingt, ich bin gelernte Dekorateurin und Christoph der Ingenieur. Wir versuchen den Spagat zwischen praktisch und schön zu machen. Schliesslich wohnen wir auf dem Boot.

Bei allen unseren Überlegungen versuchen wir, unseren Vorsatz einzuhalten:

KISS – keep it stupid simple.

Das hast du vielleicht schon in dem vorherigen Artikel gelesen.
Wir wollen das Boot nicht komplett zerlegen, bevor wir losfahren. Wir wollen die wichtigsten Sachen erledigt haben und dann unterwegs schauen, was wir wirklich brauchen. Dazu kommt, daß wir keine xx-Jahre Zeit und auch nicht das Geld haben, alles neu und alles in der Werft zu machen.
Dennoch achten wir bei unseren Vorbereitungen zur Langfahrt auf Sicherheit, Praktikabilität und den Wohlfühlfaktor.

Daher gab es erstmal Vorhänge aus unserem alten Vorhangstoff im Schlafzimmer. Überzüge für die Polster aus einem einfachen Bündchenstoff, nähfrei. Alles keine Dauerlösungen, es reicht aber für das erste.
Die Elektrik wird jedoch überarbeitet, es gibt LiFePo4 Batterien, Solar und eine vorschriftsmäßige Absicherung.

Da wir unter mit Termindruck am besten arbeiten, haben wir uns einen persönlichen Umzugstermin gesetzt: 08.05.2021. Ganz bewußt deutlich vor der Übergabe, weil Termine beim Boot meistens einfach nicht funktionieren. Du brauchst immer länger.

Die Wohnungsauflösung

Auf einem Boot zu wohnen ist nochmal etwas anderes, als einen Urlaub zu machen oder eine längere Reise. Du brauchst an der einen oder anderen Stelle doch nochmal andere Sachen oder auch mehr Dinge. Der Termin ist gut gesetzt, denn es ist tatsächlich sehr viel zu tun. Parallel müssen im Boot Dinge verstaut und in der Wohnung abgebaut werden.

Die Wohnungsauflösung verläuft besser, als erwartet, wir können viele Dinge verkaufen oder verschenken. Da hat uns Corona doch sehr geholfen, viele Möbel wurden uns abgekauft. Die Kleinanzeigen-Kunden haben sich teilweise die Klinke in die Hand gegeben. Das lag sicher auch an den guten Preisen. Wir wollten hier nicht reich werden, sondern recyceln. Vielleicht warst du ja auf Instagram dabei, wir haben den ganzen Prozess in der Story hautnah gezeigt. Falls nicht, es ist eine Highlight-Story, du kannst es immer noch anschauen. Anstrengend war es.

Und am 31.05. haben wir dann die allerletzten Sachen aus der Wohnung geholt, um diese direkt nach Süddeutschland zu Freunden und Familie zu fahren. Der Nachmieter hatte schon diverse Sachen verändert und gestrichen, es war schon nicht mehr unsere Wohnung. Ein seltsames Gefühl.

Ist das KISS oder kann das weg?

Immer wieder verfallen wir in Ideen und Vorstellungen, die bei näherer Betrachtung für die Abfahrt nicht wichtig sind. Dann stellen wir und die Frage.

Dazu gehörte zum Beispiel die Heizung. Es war lange kalt, es gab sogar noch mal Schnee. Unsere Heizungsschläuche in der V-Koje wurden von einem der Voreigner abgebaut. Zuerst wollten wir die Heizschläuche wieder verlegen. Dann haben wir aber überlegt, wo wir eigentlich hin wollen: ins Warme. Also wurde beschlossen, damit zu warten, bis wir die Heizung brauchen. Dann können wir sie immer noch verlegen.
Wer die Videos kennt, die Heizung hat inzwischen auch den Geist aufgegeben. Wir werden diese ersetzen, aber nicht sofort. Die Abreise hat Prio.

Und so geht es mit einigen Dingen auf unserer Liste. Wer jetzt aber denkt, die Liste wird dadurch kürzer, der irrt. Ein Punkt abgestrichen, kommt ein neuer dazu.

Wie ist der Stand unserer Vorbereitungen zur Langfahrt jetzt?

(seit der Rückkehr von der Verteiler-Tour am 04.06.)

Heute ist der 08.07.2021. Wir sitzen gerade in Süddeutschland bei Freunden am Tisch, Christoph arbeitet und ich schreibe endlich diesen Text fertig. Wir machen die Abschiedstour bei der Familie, wir brauchten dringend eine Auszeit. Nicht von der Enge, sondern von der Arbeit. Die letzten Wochen haben wir so richtig reingehauen, um unseren Abfahrttermin zu schaffen. Die Vorbereitungen zur Langfahrt sind ein gutes Stück weiter.

LiFePo und Elektrik

Die Technik hat sich richtig quer gestellt, wir mussten hier sehr viele Dinge wieder und wieder angehen. Die LiFePo Batterien haben sich schwieriger gezeigt, als erwartet. Wir hatten leider auch Pech mit dem ersten Hersteller, hier ging richtig viel Zeit drauf in Fehlerfindung und Problemlösung. Bis wir uns dann entschieden haben, das gesamte System zu wechseln und einen anderen Hersteller zu nehmen. Die Stromversorgung muss einfach funktionieren. Natürlich ist das nicht nur Zeit – das ist auch sehr viel Geld, das hier verbrannt wurde.

Letztendlich haben wir die Verkabelung outgesourced, aus Zeitgründen.

Solarpaneele

Die Solarpaneele wurden angebracht, dafür ließen wir uns Bügel anfertigen. Wir entschieden uns gegen einen Geräteträger, dieser passt irgendwie nicht so richtig auf das Boot. Leider wurden uns für die Paneele die falschen Halterungen geliefert. Das wussten wir nicht und bei der Installation gingen diese direkt in die Knie und verbogen sich. Also auch hier noch nicht fertig, wir warten immer noch auf eine Ersatzlieferung.

V-Koje

Die Verkleidung des Himmels in der V-Koje löste sich wieder, hier musste eine neue Lösung her (das war ein Fehler von uns, nicht vom Hersteller) auch hier arbeiteten wir nach. Aber: wir haben endlich wieder eine gute Matratze. Wir haben unsere relativ neue Matratze aus der Wohnung umarbeiten lassen und mit einem speziellen „Stoff“ beziehenlassen, der die Luft zirkulieren lässt. Jetzt ist es viel besser und nicht mehr so viel Kondenswasser!

Sonstige Technik

Nach der Verkabelung der Elektrik funktionierte das Bugstrahlruder nicht mehr. Ganz schlecht! Hier half uns ein Bekannter, ein Elektrik-Freak. Danke Claas!!! Es geht wieder!

Der Generator musste eingebaut werden, es war vorher ein kleinerer installiert, der uns nicht gereicht hätte. Leider hat der neue zuerst die Batterien nicht geladen, was nicht gut ist. Auch hier hat uns Claas sehr geholfen.

Ach ja, die Windsteueranlage hängt jetzt auch dran und die Installation ist auch von Herrn Förthmann abgenommen. Leider musste dafür die Badeleiter versetzt werden, das war nicht geplant. Auch das ist noch nicht fertig. Danke Sebastian für deine tolle Unterstützung hierbei!!!

Der Anker musste angebracht werden, das alte System passte nicht zu dem neuen Manta, 25kg. Auch das ließen wir machen.

Holzarbeiten, divers

Wir mussten die Decksfuge GFK zu Teak neu verfugen, die war löchrig und brüchig und auch schon mit diversen unterschiedlichen Materialien geflickt. Das war eine sehr sehr doofe Arbeit, wir haben damit auch keinerlei Erfahrung. Ob das gut aussieht? Geht so, Ob es hält? Keine Ahnung. Wir werden sehen, das Teak ist sowieso im „Winterlager“ dran. Hier ein dickes DANKE an Rudi, der uns drei Tage lang ganz kräftig geholfen hat.
Es gibt jetzt auch tolle Schlingerleisten und die zusätzliche Kühlbox ist in der Kabine fixiert.

Was fehlt jetzt noch bei den Vorbereitungen zur Langfahrt?

Die Liste der Vorbereitungen zur Langfahrt ist lang, aber das sind die wichtigsten Sachen:

Das Funkgerät muss noch getauscht werden. Wir haben uns dafür entschieden, unser „altes“ Funkgerät unter Deck einzubauen. Das hatten wir recht neu für die Dehler gekauft und bei dem Verkauf mitgenommen, da dieses über passives AIS verfügt. Wir haben noch ein extra aktives AIS, das wird wohl aber erst später eingebaut. Die Zeit wird dafür nicht reichen.

Wir haben eine undichte Stelle in der Achterkabine. Da müssen wir ran, da unsere Mitfahrer dort schlafen werden. Das geht natürlich nicht.

Die Badeleiter braucht noch eine Lösung, hier muss wohl auch etwas geschweißt werden.

Es gibt noch ein paar Sachen zum Verstauen aus dem Lager. Segel zum Beispiel, diese müssen noch untergebracht werden (eine Fock, der Spi). Wir müssen das ganze Raumkonzept noch optimieren, im Moment ist es noch ziemlich planlos, das geht auf jeden Fall besser!

Auch fehlt noch sicherheitsrelevantes Equipment wie die Epirb oder der JonBuoy. Corona und der Suez Kanal machen sich auch für uns bemerkbar. Grundsätzlich wollten wir ein Sicherheits-Seminar machen, das Komplettprogramm mit Einsteigen in die Rettungsinsel und Medizin-Basics. Coronabedingt musste das leider ausfallen, aber wir hatten ein tolles Online-Seminar und auch eine super telefonische Beratung hinterher durch Sailpartner. Danke Britta für deine Geduld – und das ist unbezahlte Werbung, da wir sehr zufrieden waren!

Und wir müssten auch mal Probesegeln und Systeme testen, das ist noch nicht passiert dieses Jahr. Es sind so viele Vorbereitungen zur Langfahrt, nicht ohne Grund nehmen sich viele zwei Jahre Zeit dafür.

Unsere Abfahrt ist der 24.07.2021.
Mal sehen, ob das klappt.

…wir sind schon mitten drin!

Kennst du unseren Trailer auf YouTube?

Wir träumen von einem Leben auf dem Boot und einer ganz langen Segelreise. Nicht „Einmal in drei Jahren um die Welt“ sondern von „Liveaboard“ und schauen, wo die Fahrt hingeht.

Hamburg, 31.01.2021. Ich, Marion, nehme dich jetzt mit auf eine Reise!
Die beginnt 2020, dem total verrückten Corona-Jahr. Das ist jetzt aber hier nicht das Thema.

2020 – Das neue Boot

Schon seit einiger Zeit schauen wir uns immer mal wieder nach einem größeren und für unseren Traum passenden Boot um. Im Frühjahr 2020 hatten wir zwei Boote gefunden, die uns direkt „auf dem Papier“ zugesagt haben. Beide lagen jedoch in Griechenland.
Wegen der Pandemie war das für uns aber nicht zu organisieren, wir wollten dieses Mal nur mit Gutachter kaufen.
Das eine der beiden Boote hatte es uns ganz besonders angetan, ein Stahlboot unter Schweizer Flagge. Gebaut in Deutschland, ausgebaut in der Schweiz und seit Jahren in Griechenland. Christoph begann, sich mit dem Thema Mehrwertsteuer auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren zwei sehr interessante Artikel: Unsere Erfahrungen zu Mehrwertsteuer bei gebrauchten Sportbooten und Nachweis der Umsatzversteuerung bei Schiffen. Die Dinge, die Christoph auf diesem Teil der Reise lernte, führten am Ende zu einer Entscheidung gegen das Boot.

Die Suche

Der Bootsmarkt nahm zum Sommer hin irrsinnige Formen an: es wurde alles gekauft und verkauft, was nur irgendwie schwamm. 35 füssige Rassys in sehr fragwürdigem Zustand und ohne jegliche Ausstattung zu über 60 T Euro. Insgesamt waren nicht viele interessante Boote auf dem Markt. Im Jahr vorher sah das noch deutlich besser aus. Mehr Angebot zu besseren Preisen. Auch an unserem Steg wechselten die Boote mitunter schnell die Eigner. Wir verabschiedeten uns langsam von dem Gedanken, in dieser Zeit ein Boot zu einem vernünftigen Preis zu finden.

Der Zufall

Aber wir hatten ja auch noch Zeit, Christoph hatte einen guten Job. Und da ich durch Corona nur noch wenig zu arbeiten hatte, wäre es ja unklug gewesen, den festen Job jetzt zu kündigen. Wer weiß schon, was kommt.

Unsere Stegnachbarn, Hilde und Jost, waren auch diesen Sommer wieder mit ihrer Dufour 39 für viele Wochen unterwegs. Seit dem ersten Tag an unserem Steg in Travemünde fand Christoph dieses Boot toll. Irgendwie war es für ihn immer die Verbildlichung seines Ziels. Schnell, groß, robust und tolle Linien.

Als die beiden von ihrem Sommertörn zurückkamen, war ich alleine beim Boot und wir unterhielten uns über ihre Reise. Sie erzählten, sie wollen das Boot verkaufen und aus gesundheitlichen Gründen auf ein Motorboot umsteigen. War klar, mein Anruf bei Christoph folgte sofort!

Und dann ging das Karussell los:
Probefahrt, Sachverständiger, Verhandlungen, Überlegungen. Uns wurde manchmal richtig schwindelig…

Ein paar Fakten zur Ariba

Dufour 39
BJ 1984
Baunummer 29
Gezeichnet von German Frers
Hochseetauglich, Klasse A
LÜA 11,98
Tiefgang 2,00
Rollgroß
Rollgenua
Bugstrahlruder
Radar
gute technische Ausstattung
Segelgarderobe überkomplett in sehr gutem Zustand

Hier gibt es ein Datenblatt und Pläne zur Dufour 39: Die Spezifikationen der einzelnen Modelle und Baujahre verändern sich stark, je nach Eignerwunsch wurde vieles angepasst. Später wurde auch das Innenlayout verändert. Unser Layout entspricht im wesentlichen dem ersten Grundriss.

Contra:

  • es ist kein Langkieler – dadurch viel Tiefgang
  • Keine Eigner-Achterkabine, nur zwei „Schlupfkabinen achtern“, der klassische Charterriss mit 3 Kabinen
  • Wenig Stauraum – keine tiefe Bilge, wenig Schränke
  • Nicht für Langfahrt ausgerüstet

Pro:

  • Stabiles und Eigner-gepflegtes Boot
  • Hell und viel Raum
  • Gute Grundausstattung
  • segelfertig
  • Tolles Segelverhalten (schnell und wendig)
  • keine Baustelle – ready to go

Der Sachverständige war einverstanden, der Motorspezi auch und man wurde sich einig. Das Boot ist von der Substanz gut, es ist mit Abstrichen und einigen Kompromissen für unser Vorhaben geeignet.
Das wichtigste aber: es war VERFÜGBAR und der Preis realistisch.
Also wurde zugeschlagen.

Natürlich musste Sleipnir auch verkauft werden. Das war emotional echt anstrengend, da es ja unser erstes Boot war. Wir hingen beide sehr an der Dehler. Wir haben viel mit ihr erlebt und erst mit ihr so richtig Erfahrungen rund um Boot und das Segeln sammeln dürfen.

Aber es musste ja sein. Wir hatten wieder Glück, gleich die erste Besichtigung war ein Volltreffer. Die Interessentin hatte sich direkt verliebt und kaufte gleich. Das erste Kapitel war 5 Tage nach unserem Inserat schon abgeschlossen.

Das neue Boot – der Startschuss!

Ich war Corona-bedingt das ganzen Frühjahr mehr zuhause als arbeiten. Natürlich dachte ich darüber nach, warum nicht jetzt auf Reise gehen? Natürlich haben wir viel darüber gesprochen. Aber gerade in solchen Zeiten wie der Pandemie ist es ja gut, ein gesichertes Einkommen zu haben.
Und dann bekam Christoph unerwartet ein Angebot seiner Firma, seine Abteilung wurde umstrukturiert. Viele Arbeitsplätze, darunter seiner, sollten entfallen.

Wir dachten kurz nach und die Entscheidung wurde getroffen: Wir haben das passende Boot, wir haben die Zeit, wir gehen jetzt auf Reise! Und damit wurde das Karussell angestoßen…

Wann soll es losgehen?

Start wird jetzt im Frühjahr 2021 sein. Wir sind gerade dabei, alle wichtigen Fragen zu klären: Versicherungen, Meldeadressen, Geschäftsbedingungen.

Mitte April wollen wir auf das Boot ziehen, das ist ja nicht in ein- bis zwei Tagen gemacht.
Bis dahin muss die Wohnung aufgelöst und ausgeräumt sein, die Unterlagen untergebracht und vor allem das Boot fertig sein. Vermutlich wird die Wohnung zu Ende April gekündigt. 

Ende April hat Christoph noch einen Termin an der Ostsee. Und dann hängt es nur noch davon ab, wie die Lage ist: ist das Boot soweit? Wie sieht es mit der Pandemie aus? Haben wir alles geregelt?
Wir machen uns hier keinen Stress. Wenn wir erst mal auf das Boot gezogen sind, ist schon ein großer Teil unseres Wunsches erfüllt!

Was ist noch am Boot zu machen?

Natürlich ist am Boot noch einiges zu machen. So wie bei jedem Boot gibt es normale Winterarbeiten, irgendwas ist da ja immer. Dazu kommt, das Boot soll autark und Langfahrt-tauglich werden. Wir werden nicht alles sofort machen können, aber zumindest das Autarke muss unter dem Corona-Aspekt gewährleistet sein.
Daher haben wir auch schon einen Wassermacher, einen neuen Strom-Generator und eine Windfahnensteuerung gekauft. Jetzt kommt noch Solar und eine Sicherheitsausrüstung dran.

Aktuell kümmert sich Christoph um die Erweiterung der Batterie-Kapazitäten.

Unsere Richtlinie dabei ist: KISS. Keep It Simple Stupid.

Nur so können wir das zeitlich und finanziell schaffen
Im nächsten Winter planen wir dann in Portugal an Land zu gehen und dort noch wichtige Dinge zu machen. Zum einen das, was wir schon wissen. Zum anderen das, was uns noch auffällt.
Die Seeventile sollten teilweise ausgetauscht werden. Das Antifouling muss neu, das ist noch nicht Langfahrt geeignet.

Wir haben uns dafür entschieden, das alles später zu machen. Wir wollen die Zeit auf der Segelreise lieber für Erfahrungen nutzen und wir werden nach einiger Zeit sowieso erst merken, was wirklich noch fehlt. Und das Boot ist ja soweit in einem super Zustand.

Wohin und wie lange soll die Segelreise gehen?

Beide Fragen sind so nicht zu 100% zu beantworten. Schliesslich haben wir immer noch eine weltweite Pandemie. Und wir waren noch nie länger als 4 Wochen unterwegs – und das auch nur auf 27 Fuß.

Zuerst starten wir Richtung Portugal. Ob wir jetzt den Ärmelkanal auf der englischen oder der französischen Seite durchqueren, ist noch offen. Das hängt von Reisebestimmungen ab. Dann vielleicht die Biskaya rein, Richtung Bordeaux. Das ist davon abhängig, wann wir los kommen. Schon der Weg von Hamburg durch den Englischen Kanal und die Biskaya ist ein spannender und aufregender erster Teil der Reise.
Und zum Winter wollen wir an Land gehen, um die restlichen Arbeiten zu erledigen. Das wird vermutlich Faro oder Umgebung. Dann geht es erst mal ins Mittelmeer. Hier gilt es einen tollen Sommer zu erleben. Und der nächste Winter wird auf den Kanaren verbracht.

Und weiter geht die Planung nicht, das ist so schon weit genug.

Die Länge der Segelreise ist davon abhängig, wie es uns gefällt. Wie wir zurecht kommen. Und wie das mit dem Geld aussieht.

Wie finanziert ihr die Segelreise?

Wir haben keine vermieteten Häuser oder Wohnungen. Keine Firma, die ohne uns läuft und uns Geld bringt. Wir haben ein wenig Erspartes. Nicht viel, aber es reicht für die erste Zeit.
Und dann müssen wir entweder Geld verdienen oder irgendwann die Reise beenden.

Jetzt mag es die Meinung geben, warum wir dann losfahren. „Man kann unterwegs kein Geld verdienen.“ Das sehen wir anders. Und wir wollen arbeiten. Wir fahren jetzt los, denn jetzt passt es. Wenn wir nicht jetzt fahren, dann fahren wir nie. Ich will nicht in zwanzig Jahren meinem Traum hinterher heulen.

Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.

Mark Twain

Wir haben beide Fähigkeiten, die wir Remote anbieten werden. Natürlich sind auch der Blog und die Videos Teil unseres Modells, aber nur Teil. Es ist eine Mischkalkulation. Schliesslich soll es ja weiterhin Spaß machen.

Eine Segelreise während der Pandemie?

Bis wir loskommen wird es Mai. Bis dahin wird sich noch vieles tun in Bezug auf die Pandemie und die Bestimmungen. Die Impfungen gehen weiter und irgendwann sind auch wir dran.
Ja, wir werden uns natürlich impfen lassen.
Der letzte Sommer hat uns gezeigt, daß wir uns mit einem Boot gut in der Pandemie bewegen können. Wir werden auf unserer Segelreise autark sein, wir können auch 14 Tage Quarantäne auf dem Boot aushalten. Wir mögen uns gut leiden, daher schaffen wir das auch zu zweit auf dem engen Raum.

Und viele sind auch jetzt schon wieder in Europa unterwegs. Wir sind flexibel und offen für alles.

Gibt es einen Plan B?

Nein, keinen klaren. Die Segelreise ist mit Absicht so offen gewählt, damit wir auf veränderte Bedingungen reagieren können. Was wir definitiv wissen ist, die Reise wird uns verändern. Und auf diese Veränderungen sind wir gespannt und damit werden wir dann weiter durch das Leben gehen.

Leinen los zur Segelreise!

Wir haben lange nicht mit Euch da draussen darüber gesprochen, was wir vorhaben. Es ging alles so schnell, wir wurden quasi selbst überrannt. Das Boot hat uns gefunden, die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Es war noch so vieles ungeklärt und auch für uns noch offen. Aber in den letzten Wochen konnten wir die Dinge ordnen und schon viele Fragen klären.
Wir hoffen, du begleitest und weiter auf unserer Segelreise. Wenn du Vorschläge, Ideen oder Anregungen hast, freuen wir uns sehr darüber!

Es ist Ende November, ich sitze auf dem Sofa und lasse das Jahr gerade Revue passieren. So ein merkwürdiges Jahr, dieses 2020. Dieses Jahr ist einfach alles anders und die Welt wird wahrscheinlich nie mehr so sein, wie davor.
Und doch hatten wir einen unglaublich schönen Urlaub, den wir sonst nicht gehabt hätten. Hiddensee war nicht geplant…

Corona- Zwangspause

Nachdem wir im März von einem Tag auf den anderen nicht mehr ins Winterlager durften, stellten wir natürlich die Saison 2020 in Frage:
Sollen wir das Boot überhaupt ins Wasser bringen? Oder sollen wir lieber in Hamburg bleiben? Was wird aus unserem Urlaub? Und was passiert, wenn die Häfen wieder schließen?
Nach vielen Diskussionen und Gesprächen einigten wir uns darauf, das Boot nach Travemünde zu bringen und in Urlaub zu fahren. Wenn wir überhaupt ins Wasser kommen…
Und dann war es doch soweit, Mitte Mai durften wir wieder in die Halle und wir machten das nötigste am Boot fertig. Es wurde weniger als geplant und wir konnten tatsächlich nur die geöffneten Baustellen schließen.

Wegen dieser Verzögerung waren wir dann auch erst am 01. Juni in Travemünde. Noch waren die sanitären Anlagen in den Marinas geschlossen. Gut, eine Toilette haben wir ja an Bord, das geht schon mal. Aber was ist mit der Dusche?
Schliesslich wollen wir drei Wochen Urlaub machen. Also ab in den Outdoorladen und eine Solardusche gekauft – sicher ist sicher. Wir versuchen, uns auf alle möglichen Situationen vorzubereiten.

Urlaubsbeginn mal anders

Und dann startet der Urlaub eine Woche nach der Überführung – mit Maststellen in der Box. Eine ziemlich wackelige Angelegenheit, aber mit der Unterstützung der Stegnachbarn klappte das ganz gut. Danke nochmal!!!

Wo soll es denn jetzt hingehen? 2019 machten wir den Plan, nächstes Jahr nach Samsø zu fahren. Dänemark hat jedoch immer noch die Grenzen dicht. Der erste Gedanke war, die Ostsee Richtung Westen zu fahren, Richtung Flensburg, die Schlei. Da dort jedoch alle Dänemark – Lieger auf die Grenzöffnung warten, entscheiden wir uns um. Unser Ziel ist in diesem Urlaub „Wohin uns der Wind weht“. Und der wehte uns tatsächlich nach Osten. So oft kommt das in der Ostsee nicht vor.

Und wie immer in jedem Urlaub: das erste Ziel ist Grömitz. Grömitz ist quasi unser Absprunghafen, Grömitz geht immer. Doch auch hier ist es anders: einerseits so vertraut und gewohnt. Aber es ist ziemlich ruhig und leer in Grömitz, das ist ungewohnt.

Auf nach Poel

Am nächsten Morgen Leinen los nach Poel. Der Wind passt, die Sonne scheint. Der Urlaub kann beginnen. Ich schwächel ein wenig, wie immer zu Beginn der Saison: leichte Seekrankheit, noch keine Seebeine.
Poel ist eine sehr schöne, kleine Insel in der Wismarer Bucht. Wir lieben Poel, es ist sehr ruhig und hat einen wirklich tollen Strand direkt neben dem Hafen Timmendorf.
Es gibt auf Poel zwei Häfen: Timmendorf und Kirchdorf. Beide haben ihrem Charme und unterschiedliche Möglichkeiten.

Kirchdorf liegt quasi mitten auf der Insel, es ist der Dreh- und Angelpunkt der Insel. Hier ist die Festlandbrücke und der Fähranleger. Daher gibt es hier auch viele Restaurants, Läden und Supermärkte.

Timmendorf dagegen liegt direkt am Strand. Es gibt nur die strandtypischen kleinen Shops und wenige Restaurants. Aber dafür einen ganz tollen weiten Strand, mit Strandkörben. Direkt am Strand liegt ein großer Campingplatz mit allen typischen Einrichtungen: Minigolf und Pommes- Bude. Die Marina ist klein und fein, die Ansteuerung neigt zur Versandung. Meistens bekommt man noch einen Liegeplatz.

Wir liegen gerne in Timmendorf, der Strand ist für uns das wichtige Kriterium und wir mögen es gerne kleiner.
Auf Poel treffen wir uns mit Frank und Andrea, die wir damals in unserem Dänemark Urlaub in Rødvig kennengelernt haben. Schön ist das, wenn solche Freundschaften entstehen! Wir gehen zum Italiener, das erste Mal Essen gehen unter Corona – Bedingungen.

Eingeweht auf Poel

Angedacht ist ein Wochenende auf Poel. Dann wird das Wetter schlechter und es ist Sturm und Gewitter angesagt. Wir beschließen, uns auf Poel einwehen zu lassen. Es ist ein guter Platz dafür, windgeschützt und ruhig.

So nutzten wir die Zeit und packen das Longboard aus, um die Insel zu erkunden. Eine Corona – Errungenschaft: ich begann Longboarden, nachdem meine Inlineskates an Altersschwäche gestorben waren. Das Longboard von Christophs Sohn war bei uns im Keller und ich begann zu üben.

Dann müssen wir einkaufen und leihen uns E-Bikes, da der Supermarkt in Kirchdorf ist. Grundsätzlich sind Fahrräder eine gute Idee, allerdings hat der Wetterbericht tatsächlich recht und es beginnt aus Kübeln zu gießen und zu gewittern. Als Segler sind wir ja Wasser gewöhnt und wir radeln durch den Regen zurück.
Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne, es ist aber noch Starkwind. So machen wir einen Strandtag, und lassen unsere Sachen trocknen. Der Inselkoller greift um sich, nach 5 Tagen wollen wir endlich los!

Nächster Stopp: Kühlungsborn

Frühmorgens legen wir ab nach Kühlungsborn. Es ist nicht weit, aber der Wind passt nicht. Also kreuzen wir den ganzen Tag. Das ist total okay, schließlich lagen wir 5 Tage fest…

Kühlungsborn ist eine schöne Marina. Es gibt eine nette Strandpromenade, an der in normalen Zeiten die Menschen sitzen und chillen. dieses Mal ist es ruhig, viele Geschäfte haben noch geschlossen. Wir spazieren ein wenig herum, doch die Stimmung ist irgendwie merkwürdig. Es gibt für jeden ein Eis und wir gehen zurück aufs Boot.

Schliesslich müssen wir die Weiterfahrt planen. Die Optionen:
Rerik und das Salzhaff – das ist echt nah, wenig segeln.
Warnemünde und Rostock – schöner Strand, aber das kennen wir schon.
Hiddensee – über Barhöft anzusteuern, das sind auf direktem Weg ca 60sm, für unser kleines Boot ziemlich weit.

Der Wind passt, wir sind immer noch „untersegelt“ nach 5 Tagen Poel. Also auf gehts nach Barhöft!

Leinen los Richtung Hiddensee

Sehr früh am morgen fahren wir los, die ersten Meilen unter Motor. Und dann schon das erste besondere Erlebnis: ein Schweinswal schaut vorbei und begleitet uns kurz. Endlich ist es soweit, der Wind frischt auf und wir können die Segel setzen. Es ist Segeln vom feinsten: moderater Wind und Sonne.

Wir beschäftigen uns mit Buchstabierübungen und chillen. Dann wieder ein: „pfscht“
Der nächste Schweinswal! Und diesmal begleitet er uns richtig lange, schwimmt mit, zeigt sich, dreht sich und spielt mit uns. Es ist immer wieder ein großartiges Erlebnis!
Übrigens meldet man Sichtungen von Schweinswalen hier: Schweinswalsichtung.de
Die Meldungen sind wichtig und dienen der Erhebung von Daten zum Bestand der vom Aussterben bedrohten Tiere!

Trotz schönstem Sommerwetter und gutem achterlichem Wind … Die Zeit beginnt lang zu werden. Es wird Zeit, anzukommen. Leider haben wir erst „half way“ … Wir diskutieren noch einmal das Einlaufen im Darßer Ort. Darßer Ort ist ein Nothafen und soll auch nur in Notfällen angelaufen werden. Es ist ein Naturschutzgebiet und es gibt vor Ort nichts. Da wir nicht in Not sind und auch Naturschutzgebiete schützen, fahren wir weiter.

Zwischenstopp: Barhöft

Nach 11 Stunden Fahrt ist es dann endlich soweit, wir erreichen Barhöft. Zu Barhöft gibt es nicht viel zu sagen, wir kennen Barhöft nur als Durchgangshafen. Es gibt es ein Restaurant und einen freundlichen Hafenmeister! Als wir 2017 das Boot aus Barth geholt haben, war Barhöft unsere erste Marina, auch nur als Durchgang. Damals gab es Bratkartofffeln im Restaurant. Das tat gut nach einem langen Segeltag. Dieses Mal gibts Brot und Karotten. Oder „Wurzeln“ wie es hier oben auch heißt.
Obwohl, eine Sache gibt es: Mücken. Unendlich viele Mücken! Ein Boot heißt „Muckenpatsche“ … ;-)

Morgens legen wir ab nach Hiddensee. Im Bodden ist es ganz windstill und wir haben ein Dejá Vù: das sieht hier aus wie damals im Smålandfahrwasser! Wunderschön!
Wir müssen motoren, haben aber die Hoffnung, es ist außerhalb vom Bodden Wind. Und das ist auch so! Wir fliegen die letzten Meilen nach Hiddensee. Dort haben wir die Wahl zwischen 3 Häfen: Kloster, Vitte und Neuendorf. Wir entscheiden uns für die goldenen Mitte und fahren nach Vitte (das reimt sich ja!).

Angekommen im Paradies – Hiddensee

Wir kommen mittags an, können uns einen Liegeplatz aussuchen und machen uns gleich auf den Weg zum Strand. Schliesslich haben wir Sommerurlaub und es scheint die Sonne. Was soll ich sagen? Schon auf dem Weg zum Strand sind wir schockverliebt in diese Insel. Und der Strand erfüllt mehr als unsere Erwartungen.
Der feinste, weißeste Sand, den ich in Deutschland je gesehen habe. Türkisfarbenes Wasser, die Sonne glänzt darauf. Traumhaft.
Wir sind absolut fasziniert und verliebt!

Hiddensee ist eine autofreie Insel. Es liegt alles nah und ist gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Außerdem kann man gut „wandern“ oder spazieren. Ich weiß nicht, wie man das dazwischen so nennt. Es gibt alles was man braucht. Und was es nicht gibt, braucht man nicht.
Es ist die totale Entschleunigung und Erdung. Und nach den letzten Wochen im Corona-Universum ist das total wichtig und nötig. Wir kommen endlich etwas runter.

Die nächste Schlechtwetterfront ist angesagt. Am nächsten Tag ist es schon bewölkt und frisch. Wir mieten uns E-Bikes, um die Insel zu erkunden. Der Fahrradverleiher: „24 km hatte der Vorgänger, das schafft ihr sowieso nicht…“ Upps, der kennt uns nicht! Bei der Abgabe haben wir 27 km auf der Uhr.
Hiddensee ist von Anfang bis hinten schön, es gibt viel zu entdecken und tolle Ausblicke.
Ein paar Impressionen:

Wir checken das „Animationsprogramm“ der Insel. Es ist überschaubar, schliesslich ist noch Corona und Vorsaison. Es gibt ein „Zeltkino“. Kino, das gab es die letzten 2 Monate nicht! Und es läuft ein Film, den wir damals im Kino sehen wollten, es aber irgendwie nicht geschafft haben. Wir gehen ins Kino, wie aufregend! Natürlich mit Popcorn. Das gibt es am Eingang in kleinen Tütchen. Und das hat uns so gut gefallen, daß wir am nächsten Abend noch mal ins Kino gehen. Wie schön, wenn es keinen Freizeitstress gibt!

Von Hiddensee nach Rügen

Der Regen hat nachgelassen, das Wetter wird aber noch nicht wirklich besser. Wir bekommen einen kleinen Inselkoller und beschließen, uns im Bodden umzuschauen und fahren nach Rügen. Wiek wurde uns empfohlen als „hübsch“.
Also machen wir uns auf den Weg, es ist ja auch nicht weit. Irgendwie hatte ich schon bei der Ankunft in Wiek direkt das Gefühl, daß es mir nicht so gefällt. Aber das ist ja unfair, wir haben noch nicht mal richtig angelegt.

Wir marschieren los, uns ist nach Sightseeing und Eis. Außerdem ist mir nach Pizza heute Abend. Es gibt eine kleine und sehr hübsche gotische Kirche. Sehr schön. Aber wir finden keine Pizzeria und kein Eis, es gibt dafür Kuchen.
So bei Kaffee und Kuchen schauen wir uns an und stellen fest: das hier ist nicht unseres.
Also gehen wir an Bord und überlegen die Alternativen: Dranske oder zurück.

Lost Place – Dranske

Wir entscheiden uns für Dranske. Dort soll es einen „Lost Place“ geben, mehrer versunkene Schiffswracks. Wir beschließen, loszufahren. Die Ansteuerung ist boddentypisch: man beachte immer den Tiefenmesser! Wir legen an und sind zufrieden: hier gefällt es uns. Es ist keine Marina, es ist ein Segelverein, der sehr gerne Gastlieger aufnimmt. Und so werden auch wir direkt aufgenommen, man gibt uns den Schlüssel für das Vereinsheim, wo auch die Dusche ist. Es sieht aus wie in unserem Verein: ein liebevoll gestaltetes Seglerheim mit Wimpeln und unzähligen Bildern! Wer auch mal hin will … hier geht es zum Wittower Segelverein. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen. Allerdings ist es nur ein Steg und ein Seglerheim, keine Marina. „Betreutes Ankern“ quasi.

Wir laufen los, um den „Lost Place“ zu finden. Christoph nimmt die GoPro mit – sicher ist sicher. Aber schon im Segelverein wurde uns gesagt, das Gelände ist abgeschlossen, man kommt da nicht hin. Christoph schlägt sich durchs Dickicht und kommt mit tollen Video – Aufnahmen zurück. Ich hatte mich mal wieder nicht getraut. Zu viele Mücken, zu viel Morast und Gestrüpp.

Pizza gibt es hier in Dranske auch nicht, aber einen unglaublichen Sonnenuntergang! Besseres Wetter meldet sich langsam an.

Am nächsten Morgen wollten wir die Schiffswracks von der Wasserseite aus nochmal schauen. 
Wir tuckern am nächsten morgen hin, doch der Wasserstand ist gegen uns: es ist fast nichts zu sehen.

Wir wollen weiter. Da das Wetter besser werden soll, suchen wir langsam wieder nach Strand. Schaprode hat laut Karte einen Strand. Es ist noch sehr windig und wir legen in Böen an, müssen ordentlich vertäuen. Schaprode ist hübsch und beschaulich. Aber Schaprode ist auch einer der Fährhäfen für Hiddensee. Es gibt einen großen Parkplatz und Touriprogramm: Cafe, Fischbude und Eis. Aber nur, wenn die Fähre fährt.
Eine kleine mittelalterliche Kirche gibt es, schön restauriert und hübsch anzusehen. Am Strand in Schaprode gibt einen großen Campingplatz, mit allem drum und dran. Der Strand selbst ist allerdings klein, wir sind so sehr verwöhnt von Hiddensee!

Und wieder Hiddensee?

Also entscheiden wir, zurück nach Hiddensee zu fahren. Wir wollen noch ein paar schöne Strandtage machen, bevor wir zurück müssen. Wir tanken noch in Schaprode und fliegen zurück nach Hiddensee.
Dort ist es schon deutlich voller als beim ersten Mal. Wir bekommen erzählt, daß es im Sommer hier keinen Platz gibt. Alles voll und sehr begehrt. Ich kann das verstehen!

Abschied von Hiddensee

Wir genießen noch zwei tolle Sonnentage mit vollem Programm: Softeis, Essen gehen, Sonnenuntergänge.
Aber der Abschied naht und damit auch die Törnplanung. Der Wind passt wieder und wir beschließen, richtig Strecke zu machen. Der Plan ist, noch ein bis zwei Strandtage rauszusegeln! Nächste Station ist entweder Kühlungsborn oder Warnemünde. Oder das ganz ambitionierte Ziel: Poel! Wir haben Rückenwind, es läuft gut. Doch die Dünung baut sich immer mehr auf und nach fast 60 Meilen ist es einfach genug: wir fahren nach Kühlungsborn, Poel ist einfach zu weit.

Nach einem sehr langen Segeltag fallen wir in die Koje. Das nächste Ziel ist Poel, hier wollen wir noch Strand genießen. Am morgen ist es wenig Wind und wir motoren.

Es ist sehr entspannt, wir freuen uns auf Poel. Bis… „Piep, Piep, Piep“ der Motoralarm. Gas runter, Rückwärtsgang. Normalerweise hilft das. Aber kurz danach wieder: „Piep, Piep, Piep“.
Motor aus, mitten im Fahrwasser und Naturschutzgebiet. Durchatmen. Nachdenken, alle möglichen Fehlerquellen durchprobiert: Wasserfilter, Thermostat. Christoph geht noch tauchen und prüft den Ansaugstutzen, alles ok. Merkwürdig.

Leichtwindsegeln nach Travemünde

Wir setzen Segel, schließlich haben wir ja ein Segelboot. Und bei viel Wind segeln kann ja jeder, hat mein Segellehrer immer gesagt. Also dümpeln wir so vor uns hin und suchen die Windfelder.
Krisensitzung: was machen wir? Alle Pros und Cons werden diskutiert und am Ende beschließen wir, direkt nach Travemünde zu segeln. Kurz darauf kommt auch der Wind und wir kommen nachmittags in Travemünde an. Das war auch eine gute Entscheidung, denn am nächsten Tag gab es ein Gewitter mit einer ordentlichen Böenwalze. Also letztendlich alles richtig gemacht!

Es hat sich mal wieder gezeigt, Meck-Pomm ist ein wunderschönes Segelgebiet, Hiddensee ein absolutes Kleinod und Urlaub an der Ostsee immer wieder toll. Hiddensee und Rügen, eine tolle Kombination!

Und wie sind unsere Pläne für 2021?

Ja, das ist ein ganz neues Kapitel… wer uns auf Instagram folgt, hat es schon mitbekommen: wir haben ein neues, größeres Boot. Damit geht viel mehr!
Und was wir damit vorhaben, erfährst du in einem der nächsten Artikel!
Also, wenn du es noch nicht gemacht hast: abonniere gleich den Newsletter und du wirst über neue Artikel und neue Videos informiert.
Und wenn du uns auf Instagram oder Facebook folgst, bist du ganz nah dabei!

Wenn du dich jetzt für das Segeln interessierst, weißt aber nicht wo und wie? Dann schau doch mal den Artikel: Segeln lernen als Erwachsener an, dort findest du hilfreiche Tipps für den Einstieg!

Und wenn du unsere Reise anschauen willst, hier ist der YouTube Link zu dem Video!
Weil wir so viel erlebt haben, sind es zwei Videos geworden…ich verlinke hier nur Teil 1

In dem Artikel „5 Insidertipps für einen unvergesslichen ersten Segeltörn“ habe ich versprochen, alles über Seekrankheit zusammenzutragen.

Grundsätzlich kann jeder seekrank werden. Immer und überall, sogar langjährige Seebären.
Direkt vorab: Ich kann dir hier nicht „die“ Lösung für dich bieten, denn Seekrankheit trifft jeden anders und bei jedem hilft etwas anderes. Aber ich habe unterschiedliche Ansätze zusammengetragen, was bei Seekrankheit hilft. Es gibt viele Vorschläge. Und ich bin mir sicher, da ist auch für dich etwas dabei.
Also „kopfüber“ ins Thema Seekrankheit!

Was ist Seekrankheit?

Meine Theorie ist ja, Seekrankheit ist sehr viel Kopfsache. Je mehr Sorge oder Angst du davor hast, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit. Daher klären wir zuerst die Frage, was Seekrankheit eigentlich ist.
Medizinisch hat Seekrankheit etwas mit dem Gleichgewichtssinn zu tun. Dieser wird gesteuert über Auge und Ohr. Wenn da etwas stört, wird uns schwindelig, werden wir müde, seekrank. Mehr ist es eigentlich nicht, kann aber bei manchen Menschen zum Totalausfall führen.
Bei Netdoktor wird es natürlich besser beschrieben, hier ein paar Auszüge:

„… stehen bei der Seekrankheit verschiedene Sinneseindrücke im Konflikt. Das Gleichgewichtsorgan nimmt mit winzigen Haarzellen in seinen einzelnen Teilorganen Drehbewegungen sowie horizontale und vertikale Beschleunigung wahr. Die sogenannten Propriorezeptoren senden Informationen darüber, welcher Muskel sich gerade wie bewegt… Sehr wichtig ist auch die optische Wahrnehmung – also das, was der Mensch mit seinen Augen sieht, um sich zu orientieren.

Widersprüchliche Sinneseindrücke
Auf hoher See ist es oft so, dass die sichtbare Umgebung – etwa die Planken eines Segelboots oder auch die Wände im Inneren eines größeren Dampfers – gerade erscheinen und man eigentlich stabil sitzt oder steht. Durch die ständigen Schaukelbewegungen bei Seegang nimmt das Gleichgewichtsorgan allerdings wahr, dass der Körper andauernd in Bewegung ist und kippt. Dies sorgt für widersprüchliche Informationen, welche das Gehirn nicht einordnen kann.

Viele Menschen reagieren darauf zunächst mit Müdigkeit, leichten Kopfschmerzen und häufigem Gähnen. Oft verstärkt sich der Speichelfluss und die Betroffenen beginnen zu schwitzen. Erst danach kommt es zu den klassischen Symptomen der Seekrankheit: Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen. Im Extremfall wird der Seekranke völlig apathisch oder sein Kreislauf bricht zusammen. Dies ist allerdings sehr selten.“

https://www.netdoktor.de/krankheiten/reisekrankheit/seekrankheit/

Ich werde meistens nur zum Anfang der Saison seekrank, wenn ich noch keine „Seebeine“ habe. Das heißt, mein Gleichgewichtssinn hat sich noch nicht wieder an die Situation gewöhnt. Bei mir äußert sich das darin, daß ich müde werde. Ich liege dann immer in der Plicht und döse vor mich hin. Vielleicht hast du das schon in einem unserer Videos gesehen. Mir ist ein paar Tage flau, bis die Seebeine wieder da sind.

Seekrankheit macht schläfrig
Marion ist seekrank

Während der Saison kommt es nur vor, wenn ich nicht ganz fit bin. Zum Beispiel: wenn wir früh los müssen, kann es auch mal kritisch werden. Übergeben muss ich mich nicht, es ist maximal der Magen flau. Seit unserem England Törn stehe ich in einem solchen Fall auf schwarzen Tee mit Milch und Zucker. Und normalerweise mag ich keinen Zucker im Tee, niemals! Aber es tat mit damals gut, also hilft es mir immer. Soviel zum Thema Kopfsache…

Setze dich damit auseinander, was Seekrankheit ist und wie diese zustande kommt. Das Wissen darüber kann dir schon helfen. Wenn es dich trifft, dann hole dir das Wissen ins Bewusstsein. Mir hilft es immer zu wissen, dass sich mein Körper einfach nur an die ungewohnte Situation gewöhnt und es bald vorbei ist.

Ich habe inzwischen eine gute Mischung aus Ignoranz, Wissen und „über mich ergehen lassen“ gefunden.

Was hilft bei Seekrankheit?

Es gibt so viele Tipps wie Fische im Wasser. Wenn dir flau wird, geh an die frische Luft und am besten ans Steuer. Keine histaminhaltigen Nahrungsmittel essen! Vitamin C nehmen! Apfelkuchen essen! …und so weiter!
Jeder wird dir etwas anderes erzählen. Daher jetzt hier mal eine Zusammenstellung.

Vor der Reise

Vitamin C

Die Einnahme von Vitamin C sollte eine Woche vor der Reise beginnen. Wichtig ist dabei die Dosierung: das Vitamin C sollte hochdosiert sein, mindestens 500mg. Am besten besorgst du dieses in der Apotheke, dort gibt es hochdosiertes Vitamin C.
Vitamin C ist ein Histaminblocker. Histamin ist ein Stoff im Körper, der die Seekrankheit begünstigt. Vitamin C hilft aber nur, wenn es vorbeugend genommen wurde, die Vitaminspeicher im Körper quasi voll sind. Die Wirkung von Vitamin C konnte wissenschaftlich noch nicht bewiesen werden, aber es soll helfen und kann nicht schaden.

Gleichgewichtssinn trainieren

Wenn du die Möglichkeit hast, dann mache Dinge, die den Gleichgewichtssinn trainieren. Klingt merkwürdig, kann aber unterstützen.
Was kann das sein?
Skateboarden, Inline, Rollschuhe, Eislaufen
Trampolin
Slacklining, Bouldern, Klettern
Balance Boards, Balance Kissen, etc
Auch hierfür gibt es keine Studie, das ist meine persönliche Logik. Und hey, was spricht dagegen?

Während der Reise

Ernährung

Histaminhaltige Nahrungsmittel solltest du vermeiden. Das sind lange gereifte Nahrungsmittel wie zum Beispiel Käse, Rotwein, Salami. Das ist in der Seefahrt lange bekannt und auch verbreitet.
Natürlich solltest du auch stark und scharf gewürzte Nahrungsmittel vermeiden. Ebenso Kaffee. Also alles, was den Magen reizt.

Diese Hinweise sind beide nicht wissenschaftlich 100% bewiesen. Das mit (also ohne) Kaffee mache ich aber auch. Jedoch werde ich müde bei Seekrankheit. Und natürlich auch ohne Kaffee. Heißt also, ich bin noch müder …daher trinke ich den oben erwähnten schwarzen Tee mit Milch und Zucker. Aber ich esse, wenn mir flau ist, gerne stark gesalzene Nahrungsmittel. Am liebsten Chips mit Meersalz und Pfeffer.
Meine Erfahrung ist: der Körper sagt Dir, was er mag. Ich hatte den Fall, daß sich mir mal bei einfachen Spaghetti mit Tomatensosse schon beim Anblick der Magen gedreht hat. Also esse ich es natürlich nicht.
Grundsätzlich aber ist etwas essen sehr wichtig: der Magen darf nicht leer sein, er übersäuert sonst.

Ingwer

Ingwer hilft allgemein gegen Übelkeit. Am besten wirkt frischer Ingwer. Für die Hartgesottenen: einfach ein Stück abschneiden und darauf herum kauen. Ansonsten als Tee oder als Ingwerwasser, wobei das Ingwerwasser eine sehr schwache Konzentration hat.

Verhalten

Selten hilft es, unter Deck zu sein. Am besten, Du gehst an Deck und schaust auf den Horizont. Das hilft dem Gleichgewichtssinn, sich neu zu ordnen und dem Gehirn, die Situation zu verarbeiten.
Ebenso hilft es, sich abzulenken: Aktiv ans Ruder gehen und ins Geschehen eingebunden zu werden.
Aber ja, es kann auch irgendwann soweit sein, daß der Skipper dich fürs erste unter Deck schickt, da du dich und andere gefährdest. Dann nimm die Pütz unter den Arm und geh sterben. Das klingt jetzt schlimm, aber glaube mir, du wirst nicht sterben. Die allermeisten fühlen sich nach einer Zeit besser.

Ohrstöpsel

Der allerheißeste Tipp im letzten Jahr war ein Ohrstöpsel. Rechtshänder links und Linkshänder rechts im Ohr. Nur ein einzelner Ohrstöpsel ist gemeint, das andere Ohr bleibt ohne. Dadurch wird der Gleichgewichtssinn angeregt, sich besser und schneller neu zu sortieren. Mehrfach bestätigt, bis jetzt auch noch nicht wissenschaftlich belegt.
Aber dieser Tipp war sogar schon in einer Rätselsendung im Fernsehen bei der Frage „Was hilft gegen Seekrankheit“ die Antwort. Daher kann es ja auch nicht so falsch sein.

Minzöl

Ein paar Tropfen Minzöl auf ein Tuch träufeln und einatmen. Das macht den Kopf frei, hilft gegen die Kopfschmerzen und ist dadurch gut für das Befinden. Ich denke, es wirkt auch durch Ablenkung (siehe oben).

Medikamente

Meiner Meinung nach sind Medikamente absolut legitim, sie helfen bei Seekrankheit. Trotzdem sollten sie aber das letzte Mittel der Wahl sein. Meistens haben diese Medikamente Nebenwirkungen, sie machen oft müde. Dir ist also nicht mehr schlecht, aber du verschläfst vielleicht die Reise. Jeder verträgt die Medikamente natürlich anders. Vielleicht bleibst du auch wach und alles ist gut.
Es gibt unzählige Medikamente, dein Arzt oder die Apotheke deines Vertrauens kann dich da bestimmt beraten. Viele schwören auf Reisekaugummis, das habe ich jetzt schon oft gehört.

Alternative Mittel und Homöopathie

Diese Mittel möchte ich natürlich nicht verschweigen, alles was hilft hat seine Berechtigung!
Magnetarmbänder sind in Seglerkreisen sehr beliebt. Ich kenne keinen, der diese nutzt, aber das heißt jetzt auch nichts.
Die Homöopathie hat zum Beispiel Cocculus im Angebot, das hilft gegen Übelkeit. Oder Tabakum und Petroleum rectificatum. Die Suchmaschine ist da dein Freund. Persönlich bin ich ab von Globuli in jeder Hinsicht. Aber wie gesagt, alles was hilft hat seine Berechtigung…

Sonstiges

In Gesprächen kommen dann natürlich auch gerne solch hilfreiche Tipps wie:

  • Apfelkuchen schmeckt runter wie hoch gut.
  • Pfefferminztee und Schokolade, schmeckt rückwärts wie „Hauchdünne Schokoladentäfelchen mit einer zartschmelzenden Pfefferminzcremefüllung“
  • Banane flutscht gut…

Übersetzt heißt das: Bleib entspannt, Seekrankheit kommt und geht auch wieder. …nimm es mit Humor, das hilft auch!

Eine Anekdote habe ich auch dazu: wir hatten auf einem Törn eine stark gebeutelte Mitfahrerin an Bord. Unser Skipper erzählte damals, es hilft an einer Kartoffel zu riechen, da der Geruch einen quasi „erdet“. Sie hing sich eine Kartoffel an einem Bändsel um den Hals und stand kurz darauf freudestrahlend am Steuer.

Wie gesagt: es ist sehr viel Kopfsache und es gibt kein für alle passendes Heilmittel! Höre auf Deinen Körper und höre auf Dein Gefühl! Das hilft sehr gut bei Seekrankheit.
Wenn Du noch eine Ergänzung oder einen Erfahrungswert hast, dann schreib uns gerne einen Kommentar. Sicherlich hilft das dem einen oder anderen – Seekrankheit verbindet!

Und ansonsten mein wichtigster Tipp:
Ab auf’s Wasser, geh segeln – laß dir von der Angst vor Seekrankheit nicht den Spaß nehmen!

Hier ist eine Linkliste zu den Tipps:

https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2009_Verlinkungen/2009-05_Orig.arbeit_SeekrankheitHistaminUndVitaminC.pdf

Ein Video zum Thema Ohrstöpsel hier bei YouTube

Starke Knolle gegen Reiseübelkeit: Ingwer

Globuli gegen Reisekrankheit

https://www.boat24.com/de/blog/seekrank-das-boese-histamin/

https://de.wikipedia.org/wiki/Reisekrankheit

Motorschaden – der „neue“ Motor

Wie im vorherigen Beitrag zu lesen war, hatten wir einen kapitalen Motorschaden mit Feuer im Boot.

Da wir schon seit wir das Boot haben nicht glücklich mit dem Motor waren, hatte Christoph bereits auf der letzten Hanse Boot (sorry – Hamburg Boat Show heißt die ja jetzt) sich nach Alternativen umgeschaut. Am liebsten hätten wir einen E-Motor. Das lässt sich finanziell aber nicht realisieren – schließlich sparen wir auf die Langfahrt. Also kommt für uns generell nur ein gebrauchter als Austauschmotor in Frage.

Jetzt mussten wir uns entscheiden:

1. Gebrauchter Motor – viel Arbeit und man steckt nicht drin

2. Außenborder – suboptimal, da dieser konstruktionsbedingt zBsp bei Welle immer wieder rauskommt

3. Boot verkaufen – absolutes Verlustgeschäft

4. Boot über den Sommer stehen lassen und überlegen – bringt uns auch nicht weiter

Der Austauschmotor

Wir entscheiden uns für Option 1, es wird ein gebrauchter Yanmar 1GM10. Dieser ist ausreichend für unser Boot, passt von der Größe gut rein und Ersatzteile sind kein Problem.

Christoph beschließt, den Motor selbst einzubauen. Das Abenteuer beginnt im neuen Jahr.

Der Einbau

Den alten Motor hatte er schon im letzten Jahr vom Boot genommen, da dieser sowieso raus musste – egal wie wir uns entscheiden. Also konnten die Vorbereitungen beginnen. Es mussten neue Fundamente gebaut werden. Und Christoph als ursprünglich mal gelernter Tischler war da auch voll in seinem Element. Jedes Wochenende wurde im Boot verbracht, Bohlen wurden zugesägt, gehobelt und laminiert. Der Motorraum wurde soweit vorbereitet, gereinigt und gestrichen. Und dann war es soweit, „Keule“ wurde ins Boot gehoben.

Mittlerweile kam unser geplanter Wasserungstermin immer näher und die Liste wurde irgendwie nicht kürzer. Wir entschieden uns im April, das Anschließen an eine Firma abzugeben – April ist Hochsaison. Wir hatten jedoch Glück und fanden eine Firma, die uns gleich einen Monteur schicken konnte.

Es wurde immer enger mit dem Termin, bis zum Schluß hofften wir, es noch zu Ostern zu schaffen. Aber wir konnten unseren Termin nicht halten und mussten verschieben. Was bedeutete, wir mussten auch das Boot verschieben, wir standen ja schon auf der Slipbahn. Also Unterstützung organisiert und das Boot verschoben. So hatten wir sämtlichen Druck rausgenommen und konnten in Ruhe alles fertig machen. Und wieder mal wurde das Boot gründlich gereinigt – der Feuerlöscherstaub war immer noch überall.

Ins Wasser

Dann war es tatsächlich doch so weit: wir konnten ins Wasser. Endlich den Lohn der monatelangen Arbeit einkassieren…

Es ist der 1. Mai: wir fahren die Elbe entlang, vorbei am Entenwerder 1, die Elbbrücken, das Grinsen wird breiter, die Anspannung löst sich…bis ein lauter schriller Ton uns plötzlich zurückholt – Alarm!

Wir hatten gleichzeitig mit einem anderen Boot gewassert und fuhren mit denen zusammen, falls etwas wäre. Dass tatsächlich etwas nicht in Ordnung ist – damit hat keiner gerechnet.

Wir hatten einen „Kühlwasseralarm“, dh heißt der Motor überhitzt. Also Maschine aus und Fragezeichen. Nach einer kurzen Wartezeit starten wir wieder und fahren weiter, zum Glück haben wir es nicht weit zum Citysporthafen in Hamburg. Dort angekommen ist die Enttäuschung genauso groß wie die Unsicherheit.

Nach Travemünde?

Die Fehlersuche startet. Und gleichzeitig die Suche nach Plan B – da wir am Wochenende überführen wollten. Christoph hatte sich freigenommen, damit wir genug Zeit haben. JaNeinJaNeinJaNein…lange Überlegungen. Donnerstag Abend hatten wir uns gegen eine Überführung entschieden. Freitag morgen dann die endgültige Entscheidung: wir fahren, aber langsam. Das könnte zwar heißen, das Boot liegt eine Woche in Lübeck, weil wir es nicht schaffen – aber ob es jetzt in Hamburg oder Lübeck liegt, ist auch egal. Also machen wir uns auf den Weg. Nach ein paar Versuchen hat sich unsere Reisgeschwindigkeit auf ca 3,8 Knoten eingependelt, nicht gerade schnell. Aber im letzten Herbst mit dem Außenborder waren wir auch nicht viel schneller, also nichts neues. Es ist jedoch ziemlich frustrierend, wenn man von Kajaks überholt wird…

Wir kommen noch am Sonntag in Travemünde an und sind glücklich, zumindest schon mal hier zu sein. Am folgenden Wochenende stellen wir den Mast und machen alles soweit fertig. Unsere Genua ist noch beim Segelmacher, wir brauchen dringend eine neue. Daher können wir sowieso noch nicht segeln.

Und jetzt?

Christoph telefoniert und recherchiert die ganze Zeit wegen des Motors und es könnte am Propeller liegen. Noch ist das aber nicht geklärt.

Ich hoffe, wir können euch und uns da bald eine positive Rückmeldung geben. Auf Facebook oder Instagram bekommst du die Informationen zeitnah!

Ansonsten wünschen wir Dir und uns eine tolle Saison und natürlich immer HANDBREIT!

Saison/Ende – Eigner/Ende?

Es war sehr still um uns die letzten Monate. Auf Facebook oder Instagram konnte man erfahren, warum: wir haben ein größeres Problem mit Sleipnir. Aber lest und seht selbst:

27.08.2018 Ein Sonntag im August

Ein schöner Spätsommer-Sonntag im August. Wir machen uns gemütlich fertig, um eine Runde zu segeln. Raus aus der Box auf die Trave und die Genua gesetzt…doch noch bevor wir den Motor stoppen können, geht dieser aus.

Aha. Kurze Irritation bei uns. Ich starte den Motor, aber nichts passiert. Was ist jetzt los? Schnelle Entscheidung: wir müssen umdrehen. Aber wie sollen wir in die Box kommen? Das geht nicht unter Segeln. Also legen wir uns am Priwall an die Hafenmole und lassen uns von den Hafenmeistern mit deren Motorboot abschleppen.

Segelboot wird abgeschleppt

Jetzt ging erst einmal die Fehlersuche los… Dazu sei gesagt, es ist unser erstes Boot, unser erster Dieselmotor. Unser Stegnachbar gab uns den Kontakt zu einem Schrauber, der ein Faible für alte Motoren hat. Zum Glück hatte dieser direkt Zeit und „Mann“ machte sich zusammen direkt auf die Suche.

Es war zuerst augenscheinlich nur die Einspritzpumpe kaputt. Diese zu besorgen war nicht einfach, es ist ein sehr alter Motor und die Ersatzteile werden knapp. Zwar ein sehr robuster Motor, aber wenn dann mal etwas kaputt geht…

Christoph baute mit Manuel die neue Einspritzpumpe ein. Beim ersten Startversuch ging der Motor direkt auf Vollgas und es kamen Flammen aus dem Auspuff. Die einzige Möglichkeit war, den Motor mit dem Feuerlöscher zu stoppen. An diesem alten Motor gibt es keinen Notstopp. Der Schreck saß tief…und es gab viele Fragezeichen. Es stellte sich später heraus, der „Gasregulierer“ war gebrochen.

Segelboot Motorraum nach Feuerlöschereinsatz

Feuerlöscher-Pulver…ein Desaster. Jetzt ging es richtig los: Versicherung, Gutachter, … Es begann ein langes hin- und her: neuer Motor, alter Motor, neues Boot, kein Boot, usw.

Ja, wir stellten das ganze Boot in Frage, denn mal ganz ehrlich: den Motor austauschen? Für mich sowieso undenkbar und für Christoph auch neu. Wir sprachen und diskutierten lange und immer wieder und stellten beide fest: wir wollen weiter auf eigenem Bug segeln. (warum das so ist, kannst du hier nachlesen)

Letztendlich entschieden wir uns daher, den Motor auszutauschen. Okay, nächste Frage: neu oder gebraucht? Christoph hatte auf der Hanseboot (sorry, die heißt ja jetzt „Hamburg Boat Show“) das Angebot für einen gebrauchten Yanmar bekommen. Es gab einen 1GM10/9PS und einen 2GM20/17PS. Wir entschieden uns aus vernunftsgründen für den kleineren und führerscheinfreien 1GM10. Führerscheinfrei ist ein tolles Verkaufsargument – viele wollen ja leider keinen Führerschein machen. Außerdem passt der kleine Motor mehr oder weniger problemlos in unser Boot.

12.10.2018 Zurück nach Hamburg

Diese Entscheidung brachte mit sich, daß das Boot auf jeden Fall nach Hamburg muss. Also brauchten wir einen Außenborder, um die alte Dame über den Elbe Lübeck Kanal zu schippern. Glücklicherweise konnten wir uns einen ausleihen und diesen ohne den Heckspiegel zu durchlöchern, anbringen. Okay, Christoph brachte diesen an…

Bei schönstem Sonnenschein fuhren wir Sleipi in 3 Tagesetappen nach Hamburg. Die Planung sah etwas anders aus, aber hey, was heißt schon Planung? Das Anbringen des Außenborders dauerte länger als erwartet, am Ende legten wir noch mit Jan zusammen (danke dafür!!!) den Mast am Liegeplatz. Daher kamen wir doch erst am späten Nachmittag los und schafften wir es nur bis zur Marina am Stau, nicht mal die Hälfte des Weges nach Lübeck. Wir waren dazu noch sehr langsam: der Motor hing zu schräg am Boot, wodurch es nicht genug Schub gab.

In der Marina am Stau versuchte Christoph unter der Steglaterne und mit Stirnlampe den Motor besser einzustellen.

Sonnenaufgang Marina am Stau Lübeck

Wir standen sehr früh morgens auf – und wurden dafür mit einen unglaublichen Sonnenaufgang belohnt. Plan war, bis Geesthacht durchzukommen. Wir waren jetzt auch schneller, die Nachjustierung hatte sich gelohnt. Allerdings reichte es nicht, wir tuckerten mit ca 4kn über den Kanal. Wir beschlossen dann doch, lieber in der Freizeitwelt Güster mit allem Komfort eine Nacht einzuplanen. Das ist angenehmer als irgendwo vor einer Schleuse zu nächtigen.

Der Hafenmeister sagte uns am Telefon, es wäre kein Problem, ein paar Plätze gibt es noch. Völlig untertrieben, es waren fast alle Plätze leer. Der Abstecher hat sich gelohnt, es gab lecker Bratkartoffeln und eine schöne Umgebung. Da es auf Saisonende zuging, war die Freizeitwelt sehr beschaulich und ruhig. Im Sommer sieht das sicherlich ganz anders aus.

Freizeitwelt Güster am Elbe-Lübeck-Kanal

Am nächsten Tag fuhren wir bis Geesthacht. Weiter konnten wir leider wegen der Tide nicht mehr, zeitlich hätten wir das auf jeden Fall nach Hamburg geschafft. So ist das Segeln auf der Elbe: immer abhängig von der Tide (deswegen bin ich auch lieber auf der Ostsee. Anm. d. Red.). Da ich am darauf folgenden Tag nicht mehr mit an Bord war, übte Christoph an der letzten Schleuse das „Einhandschleusen“. Echt schwer für mich, nicht mal eben einzugreifen – wie man im Video auch gut erkennt… Es klappte gut, alles war fein.

Wir legten Sleipi beim Geesthachter Segelverein an und fuhren mit dem Bus nach Hamburg, um den Sonntagabend zuhause zu verbringen. Wir hatten keinen Landstrom vor Ort und da wir mit Außenborder fuhren, konnten wir die Batterien nicht laden. Morgens fuhr ich Christoph nach Geesthacht und überließ ihn schweren Herzens seinem Schicksal.

Segelboot im Geesthachter Segelverein

In der Schleuse von Geesthacht hatte er direkt viel Spaß: der Schleusenwärter konnte ihn wegen des Sonnen-Gegenlichts nicht sehen – und schloß die Schleuse in dem Moment, als er unter dem Tor war. Es ist ihm zum Glück nichts passiert, und so kam er in den Genuß, das Einhand-Schleusen exzessiv zu üben. DAS kann er jetzt!

03.11.2018 Winterlager

Ausslippen. Wieder bei schönem Wetter die Elbe entlang. Wirklich immer wieder schön und ein Erlebnis! Es klappte alles trotz schwachem Außenborder reibungslos und wir waren erleichtert, daß das Boot jetzt in der Halle war. Allerdings hatten wir auch eine ordentliche Pockenzucht am Unterwasserschiff. So sieht es wohl aus, wenn ein Boot mehr als 2 Monate nicht bewegt wird.

Sleipnir im Winterlager

Seepocken am Unterwasserschiff

Jetzt beginnt der unschöne Teil des Segelns: die Winterarbeit! Dieses Mal mit einer ganz großen Herausforderung: Motortausch! Wir wollten ja ein altes Boot, um zu lernen und zu üben. Dass sich das Boot jetzt so proaktiv einbringt und uns die Lektionen vorgibt, war so nicht geplant…

Hier das Video dazu:

Wie es mit dem Motor, dem Boot und uns weitergeht, erfahrt ihr bald! Wer nicht auf den nächsten Artikel warten will: folge uns doch auf Facebook oder Instagram!

Nutshell Tours pesents:

Kopenhagen – weiter oder nicht?

Tag 9-11

Endlich in der Marina Margareteholms Havn angekommen, suchen wir als erstes das Hafenbüro – in der Hoffnung, es ist jemand da. Natürlich nicht am Samstag nachmittag. Wir reden mit zwei Vereinsmitgliedern und erzählen unser Dilemma. „You hit a rock? Oh“ betroffene Gesichter… nachdem wir aber erklärt haben, daß alles ok ist, der Kiel hängt noch und wir haben auch kein Wasser im Boot, sind alle wieder entspannt. Montag morgen ist der Hafenmeister wieder da und dann hilft er sicher gleich.

Zurück am Boot sind wir erledigt, irgendwie hat das doch geschlaucht. Eigentlich wären wir am liebsten im Boot geblieben, dann kam aber doch der Gedanke durch: jetzt sind wir extra nach Kopenhagen gefahren und nun wollen wir nicht raus? Schnick Schnack – ab in die Stadt! Von dem Liegeplatz kommt man entweder mit dem Bus oder mit dem Havnebus weg. Der Havnebus ist eine Fähre und natürlich haben wir uns für die Fähre entschieden. Schon auf dem Weg zur Fähre sind wir völlig überwältigt von dem Flair und der Atmosphäre dieser Stadt. Und dabei sind wir nicht mal in der Innenstadt, sondern in einem von Industrie geprägten Stadtteil, Refshaleøen.

Mit der Fähre in die Innenstadt, begleitet von vielen Motorbooten unterschiedlicher Art und Größe. Wir steigen aus und befinden uns mitten in Nyhavn, der Touri-Rutsche. Kopenhagens Flair in voller Breitseite. Wir genießen und schlendern, drehen dann aber doch ab in die Seitenstraßen. Bei einem kleinen Italiener und lecker Pasta lassen wir die letzten Tage Revue passieren. Viel passiert und alles gut gegangen!

Sonntag entschieden wir uns gegen das klassische Sightseeing Programm, als wir die Touristenmassen zwischen der Meerjungfrau und dem Kastellet sahen. Wir fuhren mit der Fähre weiter bis zur Det Kongelige Bibliotek und liefen los. Vorbei am Zeughaus und dem Christiansborg Königspalast. Nachmittags wollten wir noch tanzen gehen. Wer uns nicht kennt, wir haben neben dem Segeln eine zweite Leidenschaft: Lindy Hop. Und Sonntag nachmittag sollte ein Social Dance sein. Kopenhagen gefiel mir von Moment zu Moment besser. Wir hatten noch dazu perfektes Wetter: Sonne pur!

Montag morgen, Zeit für Sleipnir. Beide sind wir ziemlich angespannt, es werden nicht viele Worte gewechselt. Also Taschen mit dem Nötigsten gepackt – man weiß ja nicht, wie es ausgeht. Wir tuckern zum Yachtkran, lösen das Achterstag und legen uns in Warteposition. Und warten. Dann endlich können wir ran. Langsam hebt sich Sleipi – und unser Blutdruck. Der Hafenmitarbeiter sagte uns vorher schon, er ist Bootsbauer und kann sich das anschauen. Puh, genau das, was wir erhofft hatten von dem Liegeplatz!

Schauen, suchen, checken. Dann die finale Aussage: „no damage. You have a solid boat!“ Der Stein, der mir vom Herzen gefallen ist, war definitiv um ein mehrfaches größer, als der, den wir getroffen hatten. Also wieder zurück auf den Liegeplatz und alles wieder in Normalzustand bringen. Achterstag anbringen, Taschen auspacken, Kaffee trinken. Tief durchatmen!

Endlich können wir entspannt mit unserem Urlaub weitermachen, die letzten Tage waren gedanklich doch sehr von einem möglichen Schaden am Boot in Beschlag genommen. Also setzten wir uns hin und machten einen Plan für den weiteren Törn. Eigentlich wollten wir nach Kopenhagen natürlich auch Malmö besuchen. Ist ja nur ein Katzensprung, 15 Seemeilen. Aber das musste jetzt leider ausfallen, wir wollten doch lieber langsam Richtung Süden fahren und zur Ruhe kommen. Und bei genauer Betrachtung des Weges war es Zeit. Abends sind wir noch zum Reffen, ein Streetfood Markt in Refshaleøen, um die Ecke von der Marina. Uns war die letzten Tage schon aufgefallen, daß dort immer viele Menschen und Musik war. Wir dachten, man trifft sich dort nur so zum Sundowner. Toller Ort, tolle Atmosphäre und lecker (!!!) Essen. Ein perfekter Abschluss für Kopenhagen und das Stein-Drama!

Der Wind, der Wind…

Tag 12-14

Dienstag morgen geht es los nach Rødvig. Auf dieser Strecke gab es keinen anderen Hafen, welcher für uns Sinn gemacht hätte. Also wurde Rødvig der einzige dänische Hafen, den wir auf dieser Reise zweimal besucht haben. In Rødvig angekommen, ein erneuter Windcheck: nun ja. Eher zu viel als zu wenig. Der Plan war, außen um Falster herum und den Sprung von Gedser oder Nystedt. Also erst mal die Genua gegen die Fock getauscht. Abends gab es Pizza, morgens sind wir früh los Richtung Klintholm auf Møn.  Als wir auf Höhe der Klippen von Møn waren, wurden wir in unserer Nussschale wieder ganz schön durchgeschaukelt. Der Wind blies um die Ecke, die Wellen türmten sich auf 1 Meter und wir waren froh über die Fock.

In Klintholm angekommen legten wir längs an und machten 10 Kreuze. „Ihr seht aus, als wärt ihr um die Klippen gekommen“ der Kommentar des Seglers, der neben uns lag. Im Hafen um uns herum nur „große“ Yachten, 9,50 aufwärts. Und jetzt? Morgen bei den gleichen Verhältnissen mehr als 30sm nach Hesnæs? Der Windcheck gab uns einen Start von eher später als früh am Tag, für nachmittag war wieder Starkwind angesagt. Als wir aufgestanden waren, blies der Wind schon ziemlich kräftig. Die meisten großen Yachten waren schon unterwegs. Bleiben und morgen los oder durchkämpfen durch Wind und Welle? Mein Bedarf war eigentlich gedeckt – und der Blick aus der Hafenmole war nicht besonders einladend. „Fahrt doch durch den Grønsund!“ unser Nachbar. Recht hatte er! Ab an die Karte und die mögliche Törnplanung gecheckt: perfekt! Und dabei ist auch noch Fejø drin, dort wollten wir doch so gerne hin. Er selbst mit seinem 9,5 m Boot bleibt lieber im Hafen – zu viel Wind für ihn…

Wir mussten leider doch noch ein paar Meilen um Møn, um zum Grønsund zu gelangen. Also Augen zu und durch… interessant war für mich, daß ich deutlich entspannter war, obwohl die Wellen definitiv die höchsten unserer Reise waren. Leider wurde unsere Besteckschublade ein Opfer der Wellen! Mit voller Wucht flog sie durch den Salon und die vordere Abdeckung brach. Aber zum Glück bastelt Christoph gerne und er konnte das im Hafen wieder reparieren.

Der Sund und damit das Smålandsfahrwasser war definitiv die richtige Entscheidung, es war deutlich ruhiger. Aber es war auch Konfrontationstherapie…Untiefen und flaches Wasser: das gibt es dort zu genüge. In Stubbekøbing brav dem betonnten Fahrwasser gefolgt, wunderten wir uns über das Hafenbecken, in welchem nur Fischerboote lagen. Nebenan waren die Yachten zu sehen- aber wie dort hinkommen? Ein freundlicher Däne auf dem Fahrrad gab uns die Anweisung, außen an der Hafenmauer entlang zu fahren. Keine Betonnung? Einfach so quer? Oha. Nachdem er uns versichert hatte, es ist tief genug, tuckerten wir los. Er wies uns auch gleich einen Liegeplatz an und gab uns Informationen zu der Marina. Immer nett, die Dänen!

Die letzte Insel

Tag 15-16

Fejø, der Weg dahin war lang. Wir hatten den Wind gegen an, weshalb wir viel motoren mussten. Aber: keine Welle, wenig Schiffe. Ruhe! Tolle Gegend, das Smålandsfahrwasser: kleine Häfen, kleine Ortschaften, Inseln und nicht so viel los. Fejø war wie erwartet: klein. Jeder grüßt, jeder kennt sich. Im Hafen liegen fast nur Dänen, eine weitere deutsche Flagge war zu sehen und später kam doch noch ein drittes dazu. Die Sonne scheint, wir spazieren zum einzigen „Kaufmannsladen“ der Insel. Dort gibt es alles, was man braucht. Und was es nicht gibt, braucht man nicht. Eine dänische Bilderbuchinsel und wir sind froh, hier zu sein!

Von Fejø geht es auf unsere letzte Station vor dem Sprung: Bagenkop auf Langeland. Einer der Häfen auf dem Weg von Deutschland nach Dänemark. Wir starteten früh, da für nachmittags Starkwind und schlechtes Wetter angesagt war. Das war auch gut so, wie sich herausstellte, denn später gewitterte es kurz vor Bagenkop.

Auf dem Weg nach Bagenkop hatten wir für einen langen Moment eine schöne Begleitung: Schweinswale!Wir schätzen, es waren drei und die hatten viel Spaß mit uns: sie sind immer am Boot entlang und herum geschwommen. Ein toller Abschluß für Dänemark!!!

Die Ankunft in Bagenkop war von Fejø kommend wie ein Kulturschock für uns: groß, ordentlich angelegt, viele Yachten, viel los.

Auch wenn wir immer und immer wieder neu checkten: das Wetterfenster für den Sprung nach Deutschland war knapp, wieder Starkwind für nachmittag. Wir haben nur 27 Fuß und eine entsprechende Reisegeschwindigkeit. Ein kurzes Gespräch mit andren Seglern aus Deutschland unterstütze uns in unserer Entscheidung: möglichst früh los, um dem Starkwind gegen 14.00 vorweg zu fahren.

…und Hopp?

Tag 17-19

Wecker um 05.00 Uhr. MÄH…aber nützt ja nix. Um 06.00 Uhr machten wir los. Die erste Stunde unter Motor, konnten wir dann doch Segel setzen. Die Fahrt war unspektakulär, schöner Wind, keine Welle und später sogar noch Sonne. Gegen 12 erreichten wir den Fehmarnsund und überlegten noch mal, wie weiter. Auch für Montag und Dienstag war der Wind nicht so gut angesagt: falsche Richtung und Dienstag 5-6bft. Ich muss am Mittwoch in Hamburg sein, Christoph hat noch frei. Also überlegen wir als Plan B auf Fehmarn zu bleiben, ich fahre mit dem Zug nach Hamburg und Christoph bringt das Boot alleine nach Travemünde. Sollte das Wetter tatsächlich nicht passen.

Wir gehen ohne Wecker schlafen, wie es weitergeht entscheiden wir nach dem aufwachen. Als wir aufwachen sieht das Wetter ganz gut aus, die Sonne scheint. Aber die Windvorhersage ist gegen uns. Außerdem soll nachmittags wieder ein Schwerwetterfeld durchgehen. Die nächsten Tage ist die Vorhersage auch nicht berauschend, so daß Christoph sich für weiterfahren entscheidet. Also Frühstück und Richtung auf Richtung Grömitz. Wir hoffen ja noch, Segel setzen zu können, es sollte von der Vorhersage zumindest bis zur Landspitze gehen. Nix war es. Wir sind keine Höhe gelaufen, das hätte uns zuviel Zeit gekostet. Es war ja noch Starkwind angesagt. Also Segel bergen und Motor an. Das war richtig anstrengend, anstrengender als segeln… Einige Segler, welche in die gleiche Richtung wollten, gaben auch auf, bergten die Segel und motorten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur letzten Etappe: Travemünde. Wir rechneten diesmal direkt mit motoren. Als wir aus dem Hafen waren, überraschte uns aber das Wetter mehr als positiv: wir setzten Segel und flogen die letzten Meilen über die Wellen zurück „nach Hause“.

Hier unsere Finale Reiseroute:

Karte Rückfahrt von Kopenhagen

Gibt es ein Fazit? Oh ja, viele Erkenntnisse:

  1. Die Dehler Optima ist ein wirklich solides Boot. Zuverlässig und verzeiht Fehler! Das Raumangebot ist toll, wir hatten keine Beklemmungsgefühle!
  2. 27 Fuß sind 27 Fuß – auf offener See gleicht das Segelverhalten eher einer Nußschale! Wind und Welle setzen Grenzen, 5bft müssen nicht unbedingt sein und 1 Meter Welle ist bei dieser Länge ziemlich ungemütlich.
  3. Konfrontationstherapie hilft: Wellen und Untiefen nehmen ihren Schrecken.
  4. Auch Christoph hat seine Grenzen beim Segeln ;)
  5. Die sprichwörtliche dänische Gelassenheit gibt es wirklich! Sehr sympathisch!

Dänemark ist eine Segelreise wert!

Wollt ihr mehr Informationen über die dänischen Häfen? Gerne machen wir darüber einen Artikel, wenn wir entsprechende Rückmeldung bekommen!

Nutshell Tours presents:

Dänemark? Dänemark!

Christoph: „Ich kann 4 Wochen Urlaub haben. Wollen wir eine lange Reise machen?“

Ich: „Okay, wenn es mein Job erlaubt, dann machen wir das!“

Christoph: „Ich will nach Dänemark.“

Ich: „Oh ja – nach Kopenhagen mit dem eigenen Boot segeln!“

Gut, der Plan stand irgendwie. Da ich die Wochen vor dem Urlaub viel zu tun hatte, konnte ich mich nicht weiter mit Planung befassen. Ich musste in der ersten geplanten Woche noch zwei Jobs einschieben, daher starteten wir auch erst etwas später als gedacht. Christoph war schon vorgefahren um das Boot soweit vorzubereiten und alles einzuräumen. Donnerstag fuhr ich dann mit noch mehr Gepäck und voller unbekannter Erwartungen nach Travemünde. Das war meine erste lange Reise per Boot, mit dem eigenen Boot. Bis dahin war die längste Tour eine Woche mit einer 46ft Yacht um Mallorca, Komfortzone pur. Ansonsten waren es immer nur lange Wochenende – diese aber mit vielen Meilen und großer Crew. Und auch letztes Jahr konnten wir keinen langen durchgängigen Urlaub zusammen machen. Damals konnte Christoph in seinem Urlaub seine ersten Einhand-Erfahrungen mit Sleipnir machen. Mehr dazu hier: Einhandsegeln

Zurück zu mir: ich war also eher unerfahren und daher hatte ich auch viel Respekt vor der Tour. Sleipnir ist ein gutes Boot – trotzdem nur 27 Fuß groß. Genug Raum für 2 Personen, auf jeden Fall. Dennoch verhalten sich 27 Fuß bei Wind und Welle anders als 46 Fuß. 

Außerdem haben wir nur eine absolute Basic- Ausstattung: Plotter, Handfunke und Seafarer Tiefenmesser. Wer den nicht kennt, so sieht das aus:

Kein Radar, kein AIS.

Der holprige Start

Tag 1-4

Es geht los: wir wollen über Kühlungsborn nach Dänemark, Nystedt soll es werden. Leider wurde es erst mal nur Grömitz: Wind und Welle wollten es so. Und mein Kopf und Magen war damit auch vollkommen einverstanden. Für den nächsten Tag hatten wir dann eigentlich Kühlungsborn geplant, doch wieder schlug mein Kopf und mein Magen eine kürzere Route vor und wir strandeten in Boltenhagen. Weiße Wiek in Boltenhagen ist nicht unser Lieblingshafen. Nicht daß er ungepflegt oder ungastlich wäre, im Gegenteil: eine sehr gepflegte und auch mit allem ausgestattete Marina, tolle Sanitäre Anlagen und ein nettes Bistro. Wir mögen aber gewachsene Strukturen und Ortsnähe sehr gerne. Das ist in Boltenhagen nicht gegeben.

Ab nach Kühlungsborn und auf den Sprung nach Dänemark vorbereiten. Ich gestehe ja, ich habe da sehr viel Respekt vor, ist es doch etwas anderes als an der Küste entlang zu juckeln. Früh aufgestanden und… Nebel. Alles dicht, man sieht keine 2 Seemeilen mehr. Gut, zweites Frühstück mit Windfinder, Wetter noch mal checken. Es ändert nichts. Wir setzen uns einen Zeitpunkt, wann wir spätestens los müßten. Warten…aus dem Fenster schauen… Irgendwann legt neben uns eine größere Yacht an. Natürlich haben wir sie gleich befragt, sie kamen aus Boltenhagen. Die Aussage war recht klar (für mich zumindest): man sieht nicht viel und ohne entsprechende Ausstattung nicht zu empfehlen. Gut, dann ein wenig Arbeiten am Blog und Christoph konnte endlich den Artikel über den Elbe-Lübeck Kanal fertig machen. „Sofa und Video“ quasi…

Der Sprung nach Dänemark

Tag 4-5

Das Wetter hat mich schon ziemlich fertig gemacht: erst ist es zu viel Wind und darauf hin viel Welle. Dann der Nebel. Das senkt meine Bedenken nicht unbedingt und ich bin ziemlich angespannt. Am Montag ist es dann soweit, wir fahren los. Nystedt oder Gedser ist das Ziel. Zwar ist es noch etwas neblig, aber die Sicht ist gut genug. Ich hatte keinen Kaffee um meinen Magen vor Unwohlsein zu schützen. Leider bin ich dann auch nicht wach… Das Wetter klart auf, die Sonne scheint und wir laufen gut. Und immer besser, und immer mehr. Mehr Wind, mehr Welle von achtern. Teilweise zeigt der Plotter mehr als 8 Knoten Geschwindigkeit auf der Welle.

Später zeigten die realen Meßwerte bei Windfinder eine mittlere bis hohe 5. Hat sich auch so angefühlt! Kurz vor dem Ziel entscheiden wir, in den Guldborgsund nach Nykøbing zu fahren, um in der Nacht und am nächsten Tag Ruhe zu bekommen. Noch dazu war die Wettervorhersage ähnlich hoch und wir wollten wenigstens in der Nähe einer Stadt eingeweht sein. Die Einfahrt zum Sund ist extrem kabbelig und wir entscheiden, das Groß zu bergen. Für mich war das alles zum Ende hin sehr grenzwertig: Sleipi fühlte sich eher wie eine Nussschale als wie ein Boot an…

Wohin denn jetzt?

Tag 5-7

In Nykøbing angekommen, sahen wir dort eine große deutsche Yacht liegen. Je näher wir kamen, um so bekannter kam sie uns vor: es war die Moody 44, welche uns den Tag über den Elbe-Lübeck Kanal begleitet hatte! Ebenso waren noch zwei deutsche Einhand-Segler mit ihren Booten da. Wir kamen natürlich ins Gespräch und es kam die Frage auf, warum wir nicht um Sjæland segeln.

Wir haben doch viel Zeit. Und schwupps war der Floh im Ohr. Wir fanden die Idee gut. Jetzt aber gingen wir erst mal einkaufen, eine dänische Simkarte, damit wir mobil sind (60gb für 99kr und eine Karte für 49kr! Für den Preis bekommt man in Deustchland gerade mal 3gb…), und natürlich Softeis essen. Und der erste dänische Sonnenuntergang, traumhaft! Ach ja, dunkel wurde es erst gegen 23.00 Uhr, deutlich später als in Hamburg!

Am nächsten Morgen ging es los mit gesetzter Genua in Richtung Westen durch das schmale Fahrwasser des Guldborgsund. Es wurde immer enger und wir holten die Genua ein und motorten. Je weiter wir kamen, um so größer wurden bei mir die Bedenken: mit der Nussschale um Sjæland? Das war weit, wir hatten keine Karte von dem Gebiet und irgendwie und überhaupt. Irgendwann äußerte ich meine Bedenken. Nach langen Diskussionen entschieden wir, doch die Ostroute durch den Sund nach Kopenhagen zu nehmen. Christoph wollte unbedingt auf eine kleine Insel. Femø oder Fejø?

Wir hatten keinen Wind und ich hatte Zeit, mich über Femø und Fejø schlau zu machen. Natürlich gab es die Seiten im Internet nur auf schlecht übersetztem Deutsch, wodurch für Fejø „lecker Strickwolle“ und Flöhe rauskam. Das wollten wir sehen. Dann wurde es aber irgendwie doch Femø, was aber auch gut war. Eine kleine dänische Insel, im Hafen liegt die Fähre nach Kragenæs auf Lolland. Es gibt einen kleinen Laden und daher für uns Brot und Salat. Übernachten auf Femø und dann Kurs nach Vordingborg war der Plan. Auf dem Weg mussten wir feststellen, daß die geplante Route nicht schiffbar war, da die Masnedsundbroen gesperrt ist. Also um Masnedø herum. Wieder durch sehr enge Fahrwasser gelangen wir nach Vordingborg. Malerischer Ort, netter Hafen. Wir steuern eine Box an, ich wollte die Heckleine über den Dalben bringen – es geht nicht weiter. Blick zu Christoph: ?. Wir hängen im Sand. Okay, Rückwärtsgang und ab zur nächsten Box. Das gleiche Spiel: es geht nicht weiter. Blick zu Christoph, Blick zurück: es geht nichts! Plötzlich ein Ruf von nebenan: „Hey, your rope!“

So, da stecken wir nun, mitten im Hafen im Schlick mit der Leine um den Propeller. Christoph packt seinen Neo aus und den Schnorchel, er kann in aller Ruhe den Propeller befreien, wir stecken ja fest. Ab jetzt müssen wir mit einer kürzeren Heckleine leben, aber Schwund ist ja immer. Dann kommen wir auch aus dem Sand wieder frei und suchen uns eine Box bei den großen Booten – da ist genug Tiefe! Zeit für Pommes!

Vordingborg ist ein nettes kleines Städtchen, für dänische Verhältnisse schon fast groß. Es ist ein sehr idyllischer und ruhiger Hafen mit ein paar Restaurants, ein sehr nettes Café und stadtnah gelegen. Das Hafengeld wird an einem Automaten bezahlt, das kannte ich noch nicht. Ist uns bei unserer Reise dann noch öfters begegnet. Super Sache, Toilettencode und Wlancode auf der Quittung aufgedruckt! Wir hatten uns am Vormittag Ruhe und Kultur verordnet, außerdem wollten wir noch zur Bank. Was uns direkt aufgefallen ist: es gibt mehr Optiker als andere Ladengeschäfte aller Art zusammen. Merkwürdig.

My heart goes „boom“

Tag 7-10

Nachmittags machen wir uns auf den Weg, es soll über den Storstrøm und Ulvsund nach Stege auf Møn gehen. Durch die Sperrung des Masnedsund wurden die Fahrwasser im Færgestrøm angepasst und verändert, neue Fahrwasser wurden angelegt. Aber es ist alles sehr eng und knapp, teilweise nur 2m Wassertiefe und außerhalb direkt flach. Wir fahren unter Motor, sind ganz entspannt, als es plötzlich einen Schlag gibt und Sleipi hüpft. Ich bekomme direkt Schnappatmung und Christoph wird blass. Sofort stoppen und Anker werfen. Atmen. Was war das? Da war ein Stein im Weg. Christoph steigt direkt wieder in seinen Neo, schnappt sich den Schnorchel, die GoPro und los gehts. Nach ein paar Minuten die Entwarnung: scheint nichts Schlimmes zu sein, nichts zu sehen außer Schrammen. Ein Blick in die Bilge: trocken, die Bolzen sehen auch gut aus. Wir fahren langsam weiter. Ein Blick auf die Karte: der Ulvstrøm ist gestrichen, dort sind die Fahrwasser noch enger. Planänderung: wir fahren außen um Møn herum, Hårbølle wird angesteuert. Die Ansteuerung geht jetzt über sichere Wege, das heißt wir fahren zurück und die großen Fahrwasser entlang.

Die Stimmung ist angespannt, auf Grund laufen gehört zu meinen „worst case“- Szenarien! Christoph telefoniert mit der Versicherung. Der Agent ist ziemlich entspannt, dennoch weist er uns an, das Boot zu kranen und auf Beschädigungen zu checken. So wie es aussieht, wird das erst in Kopenhagen sein. In Hårbølle angekommen erst mal durchatmen und Plan machen. Kopenhagen ist in zwei längeren Schlägen zu erreichen. Also früh schlafen und aufstehen.

Am nächsten Tag um Møn, die weißen Klippen bestaunen und ab nach Rødvig, das war der Plan. Lief am Anfang auch super, gegen Nachmittag schlief dann der Wind langsam ein. Nach 11 Stunden segeln warfen wir doch den Motor an und fuhren die letzten Meter in den Hafen. Rødvig sollte laut einem Hafenführer auch einen Kran haben. Jedoch stellte sich heraus, es ist nur ein Mastkran. Also Pizza und Sofa!

Noch ein Schlag, dann sind wir in Kopenhagen. Auf dem Weg mache ich mich schlau, wo wir denn eine Marina mit Kran finden und habe drei zur Auswahl: Dragør, Margretheholms Havn und Svanemøllehavnen. Da wir nicht wußten, wie das mit Sleipnir ausgeht, entschieden wir uns für den zentralen Margretheholms Havn. Dieser wird betrieben von einem Segelverein, S/C Lynetten. Wir erhofften uns dänisches Bootswissen und Unterstützung bei der Beurteilung des Unterwasserschiffes durch den Verein. Außerdem: sollte das Boot tatsächlich beschädigt sein, kommen wir wenigstens gut von hier ins Zentrum oder sogar zum Zug – worst case…

Die Einfahrt in den Øresund ist beeindruckend. Riesige gemauerte Ansteuerungstonnen, es gibt dort ein Verkehrstrennungsgebiet, das wie ein Kreisverkehr funktioniert. Frachter und Fähren wie an eine Perlenkette aufgereiht und mitten im Sund Windräder.

Die vielen Boote, Schiffe und Häuser sind ganz ungewohnt nach den kleinen dänischen Örtchen. Wir nehmen Kurs auf Margretheholms Havn und sind froh, als wir angekommen sind.

Hier die bisherige Reiseroute:

Karte Hinfahrt nach Kopenhagen

Mehr über Kopenhagen, den Kiel und wie es weitergeht – das nächste Mal!

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