Manchmal werden wir gefragt:

Warum habt Ihr eine Segelyacht?

Für jeden ist etwas anderes wichtig, keiner legt bei dieser Frage die selben Maßstäbe an. Der eine schaut aufs Geld, dem anderen ist Unabhängigkeit am wichtigsten, der Dritte bewertet vielleicht den Status besonders hoch. Oder auch: nach Liebhaberei oder dem „ideellen Wert“?

Der Kern der Frage lautet also eher „Was ist uns daran wichtig? Warum ist es das Geld wert?“

Wenn uns klar ist, was wir wollen, sind die anderen Punkte notwendige Folgen und haben ihre Konsequenzen. Also zum Beispiel: ihren Preis.

Also warum haben wir ein Boot?

Segeln und damit das Segelboot ist für uns das gemeinsame Hobby schlechthin. Es ist Kurzurlaub, Zufluchtsort, das schwimmende Ferienhaus, Urlaub und Entspannung. Man könnte sagen: Wir sind verrückt nach segeln, wir haben den Segelvirus…

Unser Boot bietet uns viele glückliche Stunden mit Wind, Welle, Sturm aber eben auch Stille, lesen, dösen, baden, basteln, lachen und diskutieren, draußen sein und das Wetter hautnah spüren, am Boot oder dem Motor schrauben, Sonnenuntergänge, Regen im Gesicht, Strandspaziergänge, kochen, Abende und übernachten an Bord.

Und nicht zu vergessen: die vielen schönen Momente am Steg und in der Halle.

Außerdem ist es ein spannendes gemeinsames Projekt. Es bringt viele interessante und lehrreiche Kontakte, neue Freunde und Bekanntschaften im Verein. Ausserdem ist es ein großer Wissensgewinn, Abwechslung und Beschäftigung.

Was waren also unsere Kriterien?

Wir wollten und wollen immer noch:

  • viel Zeit darauf verbringen,
  • am und auf dem Wasser sein,
  • viel Segeln,
  • viel erleben,
  • viel über das Boot und das Segeln wissen und
  • davon so viel wie möglich!
  • Ach ja: Marion hatte dann die Idee mit dem Blog, was ihr und mir nun auch (neben viel Arbeit) viel Freude macht
  • und ich entdeckte, dass ein altes Boot viel Handwerksarbeit erfordert, was mir einen echten Ausgleich bedeutet.

Diese beiden letzten Dinge sind für uns eine wertvolle Erweiterung und Ergänzung des Themas.

Und möglichst viel am Boot selbst machen zu können ist nicht nur sehr befriedigend sondern für uns auch ein zwingend notwendiges Wissen, weil wir in ein paar Jahren auf Langfahrt gehen wollen.

Was kam denn oben nicht vor:

  • es darf nichts kosten,
  • wir wollen zwar segeln aber keine Arbeit mit dem Boot,
  • es muss einfach und unkompliziert sein,
  • ich will an vielen verschiedenen – auch entfernteren – Orten segeln,
  • ich will nur hin und wieder segeln (dann darf es auch einen Euro mehr kosten),
  • ich will ein topmodernes Boot

Die letzten fünf Punkte sprechen für mich deutlich für das Chartern.

Lohnt es sich also?

Ich glaube: für wen klar ist „ich will so viel Zeit auf dem Wasser wie möglich verbringen“ und „natürlich macht das Arbeit“, der kommt an einem eigenen Boot nicht vorbei.

Deswegen ist für uns die einfache Antwort: Ja, weil es nicht ohne eigenes Boot geht!

Wir haben dieses Jahr viel Zeit auf dem Boot verbracht und können immer hin, wenn wir das wollen. Und so ganz nebenbei: Wenn die Antwort „lieber chartern“ wäre, gäbe es ja das Boot und diesen Blog nicht, oder?

Aber die Kosten?

Im vorletzten Beitrag „Die Unterhaltskosten unserer Segelyacht in 2017“ ging es um’s Geld. Da findest Du übersichtlich alle angefallenen Kosten zu unserer Dehler Optima 830.

Natürlich hat ein Boot seinen Preis, und der ist hoch. Segeln ist eine der teuersten Freizeitbeschäftigungen die ich kenne. Schach oder Joggen wäre billiger. Kommt aber nicht in Frage. Dafür sparen wir lieber an anderer Stelle in unserem Leben. Wir haben nur einen und dazu einen kleinen Wagen, wir machen keine teuren Urlaubsreisen und wir wohnen auch nicht in unserer Traumwohnung….

Charterfans würden vielleicht sagen, das Boot ist zu alt, zu teuer und es macht zu viel Arbeit. Dafür kann ich ja chartern und habe keine Arbeit damit. Ja, nicht falsch, deren Kriterien sind aber auch sicherlich nicht unsere.

Da ist sie wieder, die Frage: Was ist uns wichtig? Auf was sind wir bereit hierfür zu verzichten? Vielleicht könnte man auch sagen: Segeln bringt Dich näher an den Sinn Deines Lebens?! Na, zumindest können wir hierdurch eher benennen, was uns besonders wichtig ist.

Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass eine alte Segelyacht viel, viel Arbeit und auch Sorgen macht – aber wir wollten es ja so!?!

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen, ob sich das alles lohnt. Wenn ja, freut mich das sehr!

Bist Du mit etwas nicht einverstanden, fehlt etwas? Wie immer:

Schreib uns gerne einen Kommentar, wir freuen uns drauf!

Wenn es Dir gefällt – schreib Dich in den Verteiler ein!

Wir träumen vom Sommer

Schnee im Hamburg!

Es ist Ende Februar und es schneit. Schnee und Frost lassen Hamburg seit Tagen langsamer ticken. Wir träumen vom Sommer, vom Segeln, ja zumindest vom Arbeiten am Boot.

Es ist die wohl schlimmste Jahreszeit für Segler. Du bist auf Frühling eingestellt, die Arbeiten am Boot rufen und dann das: Kälte, Schnee und Frost.

Es ist Zeit, dich und uns ein wenig in den Sommer zu entführen. Auf diesem Video siehst du, was auf der Trave an unserem Liegeplatz so alles an einem schönen Nachmittag am Wochenende los ist. Der Blick von unserem Liegeplatz geht direkt auf die Viermastbark Passat (1911) und die Mündung der Trave in die Lübecker Bucht. Auf dem Video erkennt man, dass der Viermaster ganz schön schwoit. Mit bloßem Auge ist das nicht zu sehen. Der majestätische Segler ist übrigens das Schwesterschiff der Pamir, die 1957 in einem Hurrikan kenterte und sank.

Warum Travemünde?

Warum eigentlich Travemünde, wenn wir aus Hamburg kommen und der Hamburg Hafen so bekannt ist? Weshalb segeln wir nicht wie viele Hamburger auf der Elbe?

Wie unsere Entscheidung letztes Jahr für Travemünde gefallen ist und welche die Vor- und Nachteile der einzelnen Liegeplätze waren, erzählen wir Dir in einem der nächsten Artikel.

Kurz gefasst: Travemünde bietet mehr Erholung und viel mehr Möglichkeiten ist aber auch die teurere Wahl. Doch jetzt erstmal zurück zum Liegeplatz.

Nachmittag auf der Trave

Es ist nachmittag, die MS Hanse, unser üblicher Nachbar, ist noch nicht aus Lübeck zurück. Statt dessen liegt dort ein kleiner Ausflugsdampfer aus Lübeck, der auf die Rückkehr seiner Tagesgäste wartet. Die meisten Segler kommen von der Ostsee rein. Manche befahren die Trave unter Segeln, andere mit Motor. Wer genau hinsieht entdeckt die Schwanenfamilie und den Paddler… Und ein Motorboot auf Zickzackkurs Richtung Ostsee. Ein paar Boote machen sich auch noch auf in die Bucht für einen abendlichen Schlag und kreuzen gegen den Wind.

Ich könnte dem Treiben stundenlang zusehen. Egal ob morgens beim Frühstück, aus der Plicht am Nachmittag (falls wir ausnahmsweise mal im Hafen bleiben) oder abends beim Spaziergang von der Promenade.

Die Abendstimmung auf der Trave kennst du vielleicht noch aus einem anderen Blogartikel von uns aus dem August. Damals aber die andere Blickrichtung die Trave hoch, hier zu finden.

Travemünde Leuchtenfeld – Stadtseite, nicht der beliebteste Platz im Hafen

Wir lagen 2017 auf der Stadtseite. Eigentlich nicht der beliebteste Platz im Hafen. Für diesen Platz haben wir uns wieder beworben. Warum eigentlich?

Vieles spricht gegen diesen Platz. Es ist viel Bewegung auf dem Wasser. Bei jeder Fähre gibt es viel Schwell. Die Fähren nach Skandinavien und ins Baltikum ziehen nur 20 Meter von uns entfernt vorbei. Schwimmende Hochhäuser aus Stahl. Die Schiffsschrauben sind unter Deck sehr laut. Der Schwell schüttelt das Boot durch. Teils ist festhalten angesagt.

Es ist der Teil der Marina mit den Gastliegern. Neben unseren gewohnten und geliebten Nachbarn am Steg sind fast jedes Wochenende ein oder zwei andere Boote über Nacht oder für mehrere Tage hier. Das bringt neben dem „Zuhause“-Gefühl auch immer neue Gespräche und unterschiedliche Nachbarn. Die meisten sind sehr hilfsbereit und gesprächig. Wenige auch rücksichtslos oder wenig hilfsbereit. Einer sah mir interessiert vom Steg aus tatenlos zu, wie ich alleine mit den Leinen beim Anlegen auf dem Vorschiff kämpfte und dringend Hilfe brauchte. Zum Glück sind das nur Ausnahmen, aber auch irgendwie das Salz in der Suppe ;-)

Auch auf der Promenade ist immer etwas los, viele Menschen sind unterwegs. Lärmen, Gelächter und Massen an Touristen. Zusammen mit dem Flappen der Schiffsschrauben, dem zischenden Geräusch des verdrängten Wassers, dem Schwell und natürlich den kreischenden Möwen auf den Dalben ist das unser Urlaubselexier.

Trotzdem: Zum Schlafen brauche ich Ohropax. Ein ruhiger Liegeplatz ist etwas anderes.

Also warum wollen wir wieder dort hin?

Eigentlich aus genau diesen Gründen: es ist viel los auf dem Wasser und an Land, es gibt immer etwas zu sehen! Von der Dinette aus sehen wir die Frachter schon beim Frühstück. Ich freue mich immer wenn die „Nils Holgerson“ – eine der großen Fähren – vorbeizieht. Außer dem Hafenleben ist der Platz bequem und alles ist nah. Vor allem das Leben auf der Promenade und die Läden. Lust auf ein Eis? Keine Lust zu kochen? Zahnpasta vergessen? Kuchen zum Kaffee? Alles das ist direkt vor Ort.

Ich, bzw wir, lieben das Leben auf dem Wasser. Wenn wir in Travemünde ankommen, sind wir direkt im Liveaboard-Modus, unser Liegeplatz ist unsere Zweitwohnung. Ruhe finden wir auf dem Wasser. Das Land brauchen wir fast nur zum Einkaufen. Wir lieben die Flexibilität, die wir zum Beispiel im Passat Hafen gegenüber nicht hätten. Dort ist es zwar erheblich ruhiger, aber du hast nicht das quirlige Leben um dich herum. Wenn wir uns am Nachmittag unter die Touristen auf der Promenade mischen, befällt mich sofort eine ganz spezielle, aufgekratzt-entspannte Urlaubsstimmung.

Ach ja, und das Restaurant Il Gabbiano die Promenade weiter runter, nahe am Priwall-Fähranleger macht die besten Pizzen in Travemünde. Sehr lecker!

Außerdem hatten wir tolle Stegnachbarn. Und von mindestens einem wissen wir, dass er wieder da sein wird. Nicht mehr sehr gut zu Fuß aber segeln und Sprüche klopfen kann er wie ein echter Seebär. Und eine Stimme wie ein Nebelhorn. Auf Ihn und die Gemeinschaft am Steg freuen wir uns jetzt schon!

Jetzt erst mal: Sommer ab! Also wenn die -13 Grad morgen durch sind…

Wichtige Tipps und Erfahrungsbericht mit Video

Einhandsegeln – das ist kein Geheimnis!

In unserem letzten Sommerurlaub musste Marion überraschend einige Tage arbeiten gehen. Ich war also alleine an Bord und hatte die Wahl zwischen im Hafen bleiben oder alleine raus zu gehen. Die Wahl war klar – alleine raus. Einhandsegeln! Aber was gilt es zu beachten? Die Internetrecherche ergab erstaunlich wenige Informationen. Ob Einhandsegler wortkarge Menschen sind? Natürlich las ich das wenige, was ich fand und beschloss es einfach auszuprobieren. Nachdem ich vorher schon verschiedentlich alleine auf einer Jolle auf der Alster in Hamburg gesegelt war, dachte ich mir, so schwer könne das nicht sein. Ist es auch nicht, aber es gilt einiges zu beachten, und das möchte ich gern mit dir teilen.

Was ist Einhandsegeln überhaupt?

Einhandsegeln bedeutet, ein Segelboot oder einer Segelyacht ganz alleine zu segeln. Abgeleitet vom englischen „hand“ für Besatzungsmitglied (vgl.: „all hands on deck“, „single handed“)

Wer sollte Einhandsegeln können?

Du kannst immer in eine Situation geraten, in der dein Partner oder Dein Team an Bord ausfällt. Seekrankheit, Unfall, MOB. Deshalb bin ich der Meinung: Jeder sollte Einhand segeln können.

Welche Voraussetzungen brauche ich?

Du solltest dir in jeder Situation und bei jedem Manöver auf dem Segelboot sicher  sein. Außerdem solltest du dich bereit zum Einhandsegeln fühlen.

Das heißt, Du beherrscht die gängigen Manöver sicher. Du bist bereits alle Kurse gesegelt und hast Erfahrung mit verschiedenen Winden, Windstärken und Wetterverhältnissen. Mehr noch, das Boot ist dir vertraut, du kennst alle Fallen, Taue und Beschläge und kannst das Boot alleine segelfertig machen. Du bist dem Setzen und Bergen der Segel und dem Vertäuen und Klarieren nach dem Segeln vertraut.

Soll heißen, du bist ein sicherer Segler, eine sichere Seglerin! Bist du? Na fein, dann übertragen wir das Ganze nun auf das Einhand segeln.

Wie lerne ich Einhand segeln?

Also, sicher segeln kannst Du schon, bist aber noch nie alleine gesegelt? Macht nichts!

Folgende Schritte schlage ich vor:

  1. Segele mit einem Partner gemeinsam, aber Du machst alle Manöver alleine.
  2. falls Du danach nicht sicher bist: Segele Einhand und bitte ein zweites Boot mit Freunden, Dich zu begleiten. Das sollte in Deiner Nähe bleiben und zur Not zur Stelle sein. Das wirst Du nicht brauchen, die moralische Unterstützung könnte aber wichtig sein.
  3. Alternative: Nur mit dem Großsegel segeln, wie auf dem Laser
  4. Du fühlst Dich sicher: Dann bist Du bereit und kannst Deinen ersten Ausflug Einhand planen.

Welche der Schritte du machst oder benötigst hängt ganz von deiner Einschätzung ab.  Ich bin nach der Segelschule mit einem Partner Einhand gesegelt, wie unter 1. Das war eher spielerisch, weil mein „Fockaffe“ keine Lust hatte. Ob ich mir da den Einhandsegel-Virus geholt habe?

Segle zuerst mit einem Partner Einhand

Am einfachsten beginnst du also auf einem vertrauten Boot, an dem gewohnten Ort (wegen dem An- und Ablegen) mit Deinem  Segelpartner und suchst dir einen Tag mit wenig Wind und gutem Wetter. Ihr startet ganz normal – mit einem Unterschied. Dein Partner ist heute nur Zuschauer und soll dir nur – und nur dann – helfen, wenn Du ihn darum bittest. Das sprecht ihr vorher am besten so ab. 

Warum? Du sollst heute alles alleine machen, er oder sie soll dir nicht dazwischen greifen, egal was – Boot am Steg abdrücken, Segel setzen, Fock bedienen, Segel klarieren und so weiter – heute du alleine. Ganz alleine! Dein Partner, Deine Segelpartnerin ist an Bord, das gibt Dir Sicherheit. Und du wirst sehen: du wirst Ihn oder Sie nicht brauchen! Und wenn Du zurück bist: auch das Groß wird alleine aufgetucht und die Fock zusammengelegt. Du wirst staunen: das bringt Dir viele neue Erkenntnisse und viel Sicherheit im Segeln!

Wenn das gut war kannst Du an das Einhand segeln denken. Ich selbst stand eines morgens bei wenig Wind am Steg und wusste  – jetzt ist es soweit.

Welches Boot brauche ich zum Einhand segeln?

Benötige ich ein spezielles Boot?

Nein, ein spezielles Boot ist nicht nötig – wenn Du auf einer Jolle segelst. Ich empfehle Dir für den Start allerdings eine gutmütige, leicht zu segelnde Jolle, keine Gleitjolle oder einen Racer. Nichts kippeliges oder zickiges! Gilt natürlich genauso für die Yacht. Bei einer Yacht gibt es noch etwas mehr zu beachten, hier bietet sich eine bestimmte Ausrüstung schon an. Diese haben normalerweise die modernen Yachten bereits an Bord. Dazu mehr weiter unten.

Ich gehe bei meinen Erklärungen von einem „Ersten Schlag“ alleine, also in Sicht- bzw. Rufweite zum Ufer aus. Diesen Schlag willst Du zum Üben machen.

In jedem Fall empfehle ich Dir – von klein nach groß – heißt: Starte Einhand auf der Jolle. Diese ist leicht und direkt zu steuern und einfach von Hand oder mit dem Stechpaddel zu bewegen.

Ausstattung

 Jolle, Ausstattung zum Einhandsegeln

Der Vorteil an der Jolle ist, dass diese einfach aber sinnvoll ausgestattet ist und du alles gut alleine bedienen kannst. Du benötigst keine zusätzliche Ausstattung, sofern du von der Plicht aus beide Segel bergen und alles bedienen kannst. Normalerweise ist das der Fall, nur mit Ausnahme der Fock. Zu Not wirfst Du die Fock einfach los und lässt diese auswehen.

Klar: Stechpaddel und Rettungsweste sowie Ösfass gehören an Bord bzw. „an den Mann“ – eine Selbstverständlichkeit.

Yacht, Ausstattung zum Einhandsegeln

Bei der Yacht gilt im Prinzip das Selbe. Die Yacht sollte für den Beginn nicht zu groß sein. Ich empfehle eine Größe für den ersten Schlag alleine von nicht mehr als 27 oder 28 Fuss. Bei dieser Größe ist alles gut erreichbar und bei Bedarf kannst Du das Boot noch vom Pfahl oder dem Anleger abdrücken, wenn es nicht gerade ein „Stahldampfer“ ist.

Außerdem ist im Idealfall alles von der Plicht aus bedienbar (Anker mal ausgenommen), bedeutet, folgendes ist vorhanden und Du mit der Bedienung vollkommen (!) vertraut:

  • Motor – hilft beim Ablegen und Anlegen, Manövern, Flaute oder (hoffentlich nicht notwendig) bei Notfällen
  • Rollfock, Rollgenua – erlaubt das Setzen, Bergen und Reffen von der Plicht aus
  • Bergesystem am Großsegel (Lazy Jacks, Lazy Bag, Rollgroß) – erlaubt die Bedienung von der Plicht aus
  • Einleinen-Reffsstem am Groß – von der Plicht bedienbar.
  • Umgelenkte Fallen und alle Trimmeinrichtungen vom Cockpit aus erreichbar
  • Großschot sitzend vom Ruder aus bedienbar (ja, es gibt auch Ausnahmen, z.B. auf dem Kajütdach)
  • Pinnenpilot oder Autopilot – unverzichtbare Hilfe beim Segel setzen und -bergen, Seekrankheit, Müdigkeit und natürlich beim Toilettengang.
  • Strecktaue – um Dich spätestens außerhalb des Cockpits oder bei stärkerem Wind oder Welle einpicken zu können. Persönlich empfehle ich Dir, Dich wenn Du alleine auf der Yacht bist immer einzupicken. Warum erfährst Du später oder im Video.

Klingt viel und kompliziert? Nun, Du wirst alleine an Bord sein und wirst auch bei Deinem ersten Schlag möglicherweise schon von Böen oder einem Gewitter überrascht werden. Dann bist Du draußen und alleine – und keiner kann Dir helfen. Also: „Keep it simple“. Es sind Dinge zu Deiner Sicherheit, für Dein Leben.

Wenn die Yacht älter ist – so wie unsere Dehler Optima 830 aus 1971, sind die Fallen oftmals nicht umgelenkt und kein Reff- oder Bergesystem vorhanden. Das geht zur Not auch, ist aber ein deutlicher Sicherheitsverlust wie Du im Video sehen kannst. Das kannst nur Du alleine bewerten, ob Du das Risiko eingehen willst. Empfehlen kann ich das für den Anfang auf keinen Fall.

Ich sah das etwas fatalistisch, allerdings stehen nun nach dem Einhand-Schlag kurzfristig Lazy Jacks und ein Einleinen Reffsystem auf der ToDo-Liste. Und das nächste Mal spanne ich die Streckleinen auch bei 3 Bft vor dem Ablegen…

Außer dem Üblichen wie Erste-Hilfe Material, Seenotmittel, Kompass und aktuellem Kartenmaterial etc. sollte mindestens noch ein Funkgerät an Bord sein. Bist Du länger unterwegs, empfiehlt sich neben dem Kartenplotter eine Rettungsinsel.

Nun haben wir fast alles zusammen. Nein, das Wichtigste fehlt noch:

Sicherheit

Wie immer ist die Sicherheit an Bord das Wichtigste, das heißt zuerst einmal, Du hast Deinen Schlag sorgfältig vorbereitet und geplant. Wetterbericht gecheckt, Dir ein Bild von der Lage gemacht und diese für Dich alleine (!) eingeschätzt, Freunden oder der Familie Bescheid gesagt und eine Rückkehrzeit vereinbart.

„Am Mann“ solltest Du immer folgendes haben

  • automatische Rettungsweste
  • Lifeline  – eingepickt natürlich, sonst hilft sie wenig ;-)
  • Epirb, falls vorhanden
  • Mobiltelefon mit Navigationssoftware, wasserdicht verpackt (evtl. Hilferufe und Backup fürs Navi und Zweit-GPS)

Persönliche Vorbereitung

Alleine = keine Hilfe

Du wirst alleine unterwegs sein und alleine alles schaffen müssen, egal was passiert. Schätze deswegen immer zuerst deine persönliche Sicherheit ein und bedenke mögliche Konsequenzen. Sei überlegt und schätze die Lage objektiv und an Deinen persönlichen Fähigkeiten gemessen ein. Es wird und es kann einiges schief gehen. Auch wenn das passier musst Du die Dinge alleine meistern können. Bereite dich deswegen auch darauf vor, dass es nicht glatt geht. Vor jedem Manöver und vor jeder Handlung.

Wir  haben z.B. bisher keine Lazy Jacks. Das Groß benötigt daher Zeit und aufwändiges Auftuchen falls es bei Sturm runter muss. Und das dann logischer Weise bei viel Wind und bei Welle. Außerdem sitzen bei uns Großfall und Winsch am Mast. Für mich war daher immer erste Frage: Wie entwickelt sich das Wetter? Wenn ich das Groß jetzt setze, kann ich es später alleine sicher reffen oder bergen?

Außerdem hatten wir noch keinen Mastnut-Stopper. Der hindert das Großsegel beim Herausrutschen aus der Mastnut. Weil ich den nicht hatte, sicherte ich nach dem Setzen des Großsegels dieses mit einem um den Mast geknoteten Tampen. Leider vergaß ich den Tampen zwei oder drei Male. Beim Bergen glitt dann das Groß aus der Mastnut, bildete einen Windsack und ich bekam es dadurch – vor allem bei viel Wind – kaum noch unter Kontrolle. Natürlich merkte ich das erst dann, wenn schon zwei oder drei Rutscher aus dem Mast gerutscht waren und der Wind hinein gegriffen hatte. Klar, jetzt haben wir einen Nutstopper.

Du siehst daran, wie schnell dich kleine Fehler in größere Probleme verwickeln können.

Alleine = nacheinander

Und alleine segeln bedeutet auch, die Dinge die ihr bisher zu zweit gemacht habt, nun nacheinander zu machen. Kannst du bei der Wende beide Segel gleichzeitig bedienen? Vermutlich nicht. Groß und Fock bedienst du also nacheinander. Aber in welcher Reihenfolge? Mein Tipp: Bediene erst das Groß und dann die Fock. Das heißt, Du gehst zuerst „durch den Wind“, die Fock steht back, dann holst Du die Fock über.

Allein = keine Fehler

Also, denke voraus, sei ruhig und überlegt. Vermindere Stress und Mißerfolg auf ein Minimum durch sorgfältige und frühzeitige Vorbereitung. Ohnehin – es wird vieles schief gehen. Bleibe ruhig und gelassen. Mache die Dinge früher als sonst. Reffe früher, bereite Segel setzen, Manöver und vor allem das Anlegen früher vor. Du bist alleine und benötigst deshalb auch viel mehr Zeit. Wenn es geht, nutze den Pinnenpilot.

Lasse Dir Zeit. Lieber eine oder zwei Runden mehr im Vorhafen drehen. Suche den Liegeplatz im Hafen sorgfältiger als sonst aus. Hole Dir beim Anlegen Hilfe. Ein freundliches, „Ich bin alleine an Bord, kannst Du bitte die Leinen übernehmen?“ wirkt normaler Weise Wunder. Dir wird gerne geholfen! Dennoch sind Anlegemanöver, auch für alte Hasen, Stress pur.

Lies dir hierfür die zwei oder drei wichtigsten Tricks für die Hfenmanöver an. Das würde hier aber den Rahmen sprengen.

Weitere Tipps

Im Übrigen gibt es zum Einhand Segeln ganz tolle Bücher, die auch viele Einhand-Tipps im Gepäck haben, lies Dich ein und probiere bereits vorher einiges aus! Ich empfehle Dir „Stressfrei segeln“ von Duncan Wells. Reich bebildert, einfach erklärt und gute Tipps.

Bestelle bei Deinem kleinen Buchladen um die Ecke, der nimmt die Bestellung auch gerne telefonisch an und freut sich. Und für Dich ist das Abholen vermutlich einfacher als irgendwo im Paketshop.

Alles klar so weit?

Na dann: Viel Spaß und Viel Erfolg für Deinen Einhandschlag! Natürlich sind diese Hinweise aus meiner persönlichen Erfahrung geschrieben. Die Anwendung der Tipps ist – wie immer beim Segeln – auf eigene Gefahr.

Weitere Fragen? Schreib mir einen Kommentar! Erzähl wie es gelaufen ist, und welche Tipps Du noch hast!

So, nun ist es fast vorbei, unser erstes Jahr als Eigner.

„Eigner“ das klingt so groß, so nach „mein Haus, mein Auto, mein Boot…“. Aber es ist ja nicht immer so, auch ein 27 Fuß Segelboot ist eine Yacht. Und die gehört jetzt uns. Und daher sind wir Eigner.

Wie es dazu kam und wie das ganze Jahr für uns war, habe ich mal zusammen gefasst. Das war garnicht so einfach, alle Ereignisse zusammenzubekommen. Ich habe jetzt nur die großen Dinge herausgepickt

Dezember 2016

Im Herbst 2016 erzählte mir Christoph von einer Anzeige auf Ebay Kleinanzeigen für eine Dehler Optima 830.

Dehler Optima 830 Backbord Seite im Wasser

Er nahm Kontakt mit dem Eigner auf, ein älterer Herr, der aus gesundheitlichen Gründen das Segeln aufgeben musste. Dieser war sehr nett – und anscheinend mochte er uns. Aber es kam erst mal nicht zu einer Besichtigung. Im Dezember schauten wir uns mal wieder Boote an, unter anderem eine Seamaster 925, eines meiner Traumboote. Aber sie war mir zu groß, ich wollte etwas kleineres für den Anfang. Christoph war da zuerst anderer Meinung, bis wir auf Deck standen und er feststellte, was 9,25 Meter sind. Die Dehler hatte die richtige Größe, also vereinbarten wir den Besichtigungstermin. Als wir auf dem Boot waren – war uns beiden klar: das ist es. Tolles Raumangebot, gute Größe, offenbar das perfekte Angebot. Klar waren uns ein paar Dinge aufgefallen. Daher telefonierten wir, machten uns schlau und diskutierten viel und lange. Es gab Verhandlungen mit dem Voreigner und  am 30.12. war die Vertragsunterschrift bei uns in der Küche – wir waren Eigner! Uns beiden war mulmig zumute: war das die richtige Entscheidung?

Januar 2017

Viele weitere Telefonate folgten: Anmeldung bei der Versicherung, Bewerbung für den Liegeplatz. Wir entschieden uns für Travemünde und gegen die Elbe. Durch unseren ehemaligen Segelverein kannten wir den LYC und wussten, wo wir ungefähr liegen wollten.
Bei unseren Überlegungen kommt uns die Idee, wir könnten unsere Erlebnisse und Erfahrungen eigentlich in einen Blog schreiben. Also gehen wir in Konzeption: Warum? Für wen? Wie? Ich mache mich mal gleich an die Arbeit und versuche, eine ansprechende Seite zu entwerfen und erstellen.
Aber welchen Namen soll das Kind bekommen? Hey, Hafenkino! Was passt besser zu uns?

Warum Hafenkino? Das erklären wir in dem Trailer auf der Startseite!

Februar 2017

Unser zweiter Besuch bei unserem Boot Sleipnir. Wir waren sehr aufgeregt: wird das Boot uns immer noch gefallen? Was erwartet uns, was haben wir übersehen? Nach der Fahrt nach Barth fanden wir uns auf dem Boot im Winterlager wieder : und konnten es immer noch kaum glauben… unser Boot!
Aber: das Unterwasserschiff machte uns Sorgen. Wir sprachen mit Herrn Brandt vom Barther Yachtservice und soweit klang es gut: Abschleifen und neu machen, sollte nicht so teuer werden. Keine Osmose. Puh.

schlechter Zustand Unterwasserschiff und Antifouling

schlechter Zustand Antifouling vor Neuaufbau

Okay, er sollte das Boot zu sich holen, im Moment lag es noch ein paar Meter weiter in der Halle. Termin sollte so gegen Ostern sein. Alles gut soweit.

März 2017

Unterwasserschiff – das Thema der ersten Monate. Beim Abschleifen wurde schnell festgestellt, so geht das nicht. Okay. Es musste doch abgestrahlt werden, wodurch sich die Kosten erheblich erhöhten. Nützt ja nix…also Unterwasserschiff fast neu.

April 2017

Dehler Optima 830 aufgetakelt

Wir wollten Ostern überführen. Aber: Sleipnir war nicht fertig. Also umplanen und Ostern die Familie besuchen. Im Nachhinein auch okay – das Wetter war sowieso nicht passend. Dann endlich die Nachricht: das Unterwasserschiff ist fertig.  Also Urlaub geplant zum letzten Aprilwochenende. Christoph ist schon mal vorgefahren, ich musste noch einen Tag arbeiten. Schon auf dem Weg mit dem Zug nach Barth der Anruf von Christoph: der Motor geht nicht. Angekommen erst mal Frühstück & Lagebesprechung. Der Anlasser war kaputt. Wir konnten am selben Tag noch eine Bootsmotorenwerkstatt finden und den Anlasser zur Reparatur bringen. Und wieder die Frage: war das die richtige Entscheidung mit dem Boot?

Mai 2017

Arbeiten am Bootsmotor

…warten auf den Anlasser… Und wir fangen an, den Blog mit Leben zu füllen. Die ersten Geschichten werden geschrieben, die ersten Videos gedreht.

Dann die Nachricht: der Anlasser ist fertig! Wir fahren zu Sleipnir, um den Anlasser einzubauen und das Boot einzurichten. Jede Menge Geschirr und Schnick Schnack. Und es wird geputzt. Und…der Motor läuft! Was für ein schönes Geräusch! Wir takeln auf und machen unsere erste Runde auf dem Bodden. Sie fährt – und wir segeln! Wir können es kaum fassen.

Eine Woche später: Überführung!

ungewöhnliche Kaffeezubereitung mit Campingkocher an Bord

Endlich ist es soweit. Mit weichen Knien machen wir uns auf den Weg. Christoph hat noch für die Gasanlage einen neuen Druckregler besorgt, schließlich wollen wir ja auch Kochen, vor allem ohne Kaffee geht nichts. Aber wie soll es auch anders sein – die Gasanlage lässt sich nicht instand setzen – also wird gekocht, was mit dem Campingkocher und Wasserkocher zu machen ist. Ist auch halb so wild – bei der ganzen Aufregung hatten wir die Einkäufe zuhause vergessen. Oh je…
Wir lassen uns davon nicht abhalten – Stefan, ein Freund aus unserem ehemaligen Segelverein begleitet uns und wir fangen langsam an, das Leben als ‚Eigner‘ zu genießen…

Juni 2017

Ist etwas besonderes passiert? Nein, wir lernen unser Boot kennen, wir richten uns ein, im Boot und am Liegeplatz. Es werden Sorgleinen gespannt, Ruckdämpfer eingebaut und die Hafenmanöver geübt.

Origo 3000 Spirituskocher an Bord

Wir genießen das Leben an Bord, es ist für uns immer eine Auszeit von der Realität. Da die Gasanlage ja nicht mehr in Gang zu setzen war, haben wir einen schönen 2-flammigen Spirituskocher gekauft. Tolles Ding.
Und damit wir bequem kochen können, hat Christoph eine Ablage über dem alten Kocher gebaut. Sehr praktisch!

Juli 2017

In Hamburg ist G20 angesagt – und wir fliehen aus der Stadt. Unser erster Kurzurlaub mit Sleipnir, leider sehr überschattet durch die Ereignisse zuhause. Wir segeln nach Grömitz und Boltenhagen – und sind froh, unterwegs zu sein. Endlich fühlt es sich wie ein Zuhause an, es kommt das Gefühl, welches wir uns erhofft, gewünscht und geträumt haben!

Tisch in der Plicht Dehler Optima 830

Christoph hat Spaß beim Segeln mit mir – und hält das mal direkt in einem Video fest…
Es wird Zeit für eine neue Matratze, das alte Ding geht nicht mehr – durchgelegen und muffelig. Also mal wieder die Gehirnzellen angekurbelt. Wir sägen uns Dachlatten zurecht und schneiden aus einer alten Matratze, die wir noch übrig hatten, eine passende neue für das Boot zu. Der Bericht dazu kommt noch, das ist doch ein nettes Winterthema. Schlafen wie im siebten Himmel! Juhuuu!

August 2017

Dehler Optima 830 in Action beim Segeln

Wir fühlen uns immer heimischer an Bord, unsere Stegnachbarn sind schon wie echte Freunde. Wir verbringen nette Tage an Bord, auf dem Wasser, in Travemünde. Aber langsam wir uns auch klar, die Saison neigt sich dem Ende zu…
Sleipnir bekommt neue Batterien gegönnt. Und wir lernen beim Händler, daß wir diese auch gut pflegen – sprich, laden – müssen. Okay, wir machen das ab sofort besser. Außerdem wurde der Motor immer langsamer. Nach einiger Recherche gab es dafür nur eine Lösung: tauchen. Also ging Christoph erst mal ins Wasser und kratzte jede Menge Pocken und Muscheln vom Propeller. Und siehe da, der Motor lief wieder besser.

Christoph hat Urlaub. Leider muss ich genau in dieser Zeit viel Arbeiten – so müssen wir unsere großen Pläne etwas herunterschrauben. Eigentlich wollten wir in die Dänische Südsee, aber Grömitz ist ja auch nett. Ich versuche dennoch, soviel Zeit wie möglich an Bord zu verbringen. Und Christoph macht seine ersten Einhand – Erfahrungen. Ankern bis in die Nacht, alleine Hafenmanöver, Segel setzen und bergen (wir machen das alles noch am Mast und ohne Lazy Jacks). Das hat ihm ziemlich viel Spaß gemacht. Aber darüber wird er noch berichten!

September 2017

Einer meiner Lieblingsartikel wird endlich fertig! Ich habe Christoph ein Kochbuch zum Geburtstag geschenkt… ja, sowas machen wir! Und endlich kochen wir ein Gericht nach! Das hat echt viel Spaß gemacht – und es war eine Herausforderung, in Travemünde alle Zutaten zu bekommen.
Das Wetter wird schlechter, die Tage kürzer, es geht langsam in Richtung Saisonende… die Überführung muss geplant werden. Außerdem brauchen wir einen stählernen Bock für das Winterlager. Noch klappt der Verdrängungsmechanismus!

Bis… ja, bis die Wellenkupplung bricht. Und, weil das nicht reicht – platsch – und Christoph ist weg. Abgerutscht und ins Wasser gefallen. Dabei ging eine Smartwatch verloren und ein Iphone baden. Die sind nicht wasserdicht – schon garnicht bei Seewasser.

Uns wird langsam klar, was noch vor uns liegt. Zum Glück konnte uns ein Händler und Werkstattinhaber aus Travemünde helfen, er konnte die Kupplung besorgen und soweit zusammenfügen, dass wir die Überfahrt nach Hamburg machen können.

Oktober 2017

Überführung nach Hamburg! Wir entschieden uns für den langen Weg, über den NOK. Noch mal eine 4-tägige Tour über Fehmarn und Kiel zum Abschluss! Das war ziemlich spannend, aber für mich auch sehr traurig. Wir hatten viel Spaß mit Anni & Phillip. Vor allem der Dreh zum „Plopp“ Video war witzig! Und zum Schluß des Törns die rasante Fahrt über die Elbe bis in den City Sporthafen! 9,1 Knoten Fahrt! Okay, mit der Strömung…aber wow, was für ein Saisonende!

Jetzt müssen wir noch den Lagerbock bauen. Schwere Eisenteile wollen geschweißt werden. Ein Spielplatz für Männer – ich halte mich von solchen arbeiten fern! Da fliegen Funken und das ist nicht mein Metier!

November 2017

Der Termin für das Ausslippen steht. Tja, aber wie soll es auch anders sein – Hamburg fährt wieder einmal alles auf, was es zu bieten hat – und bringt eine Sturmflut vom feinsten. Wir müssen das Ausslippen verschieben, was nicht so einfach ist, da man nur zu Hochwasser ausslippen kann und andere Vereinsmitglieder nach uns auch noch Termine haben. Aber es klappt dann doch noch – bei schönstem Sonnenschein! Und Christoph darf zum Saisonabschluss noch bei 12 Grad Wassertemperatur in die Elbe – um die Patschen am Lagerbock zu richten. Seine Taufe hat er bestanden, haben die Segelkollegen gesagt. Das muss wohl jeder mal machen!

Sleipnir sitzt, ist eingewintert und jetzt beginnt die undankbare Zeit…

Dezember 2017

Was für ein Jahr!!! Ich kann gar nicht alles zusammen bringen, so vieles fehlt noch! Sleipnir wird jetzt im Winterlager eine neue Außenfarbe bekommen, der Motor wird gecheckt und die Wellenkupplung richtig gemacht. Die Genua wird beim Segelmacher überarbeitet. Lazy Jacks montiert, kleinere Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten. Das alte Material leidet. Und wir waren gestern Abend bei 1°C mit der Fähren 62 auf der Elbe unterwegs, natürlich an Deck, um die Entzugserscheinungen zu mildern… Ein Video davon gibt es auf Facebook oder Instagram zu sehen

Wie hat sich das erste Jahr als Eigner angefühlt?

Es war ein Jahr voller ups and downs. Es fing an mit dem Kampf um die Entscheidung: Sleipnir ja oder nein? Uns war klar, dass es ein altes Boot ist – und wir nicht viel Erfahrung haben. Aber das Boot hatte so ziemlich alles, was wir uns vorgestellt hatten. Zumindest auf dem Papier. Und doch gab es Fragezeichen. Unser Wunsch und unser Optimismus siegte vor der Vernunft, zumindest im Nachhinein gesehen.

Nachdem Sleipnir endlich an seinem Liegeplatz war, konnte das Abenteuer beginnen. Auf jeden Fall haben wir die Saison ausgiebig genutzt. Fast jedes Wochenende verbrachten wir auf dem Boot. Und auch, wenn der Sommer im Norden maximal eine 4- war, die Wochenenden in Travemünde waren meist trocken und auch schön sonnig. Was wollten wir nicht alles besegeln… Dänische Südseee, mindestens aber mal nach Fehmarn oder Kühlungsborn und landeten doch meist wieder zuhause oder in Grömitz. Aber vermutlich ist das im ersten Jahr normal. Alles war aufregend, neu und schön!
Am schönsten finde ich, dass sich die Welt sofort verändert, sobald ich beim Boot bin. Sorgen relativieren sich, Ansprüche verändern sich. Es macht mich glücklich, auf dem Boot und auf dem Wasser zu sein, selbst wenn wir nicht raus und Segel setzen können.

Wenn aber etwas kaputt geht, bringt es mich schnell an meine Grenzen. Das Boot ist, was die Technik angeht, ein Terrain, das ich nicht kenne und nicht durchblicke. Ich bin sowohl handwerklich als auch technisch nicht unbegabt – aber Motor ist absolut nicht meins. Und vor Elektrik habe ich viel Respekt. Jetzt sind das aber die Dinge, die bei einem alten Boot am meisten Sorgen machen… nun gut, Christoph ist aber ein Bastler, da ergänzen wir uns zum Glück!
Inzwischen sehen wir Sleipnir als Übungsplatz an: auf Langfahrt ist es wichtig, dass man möglichst viele Dinge selbst machen und reparieren kann. Alles andere kostet viel Geld.

Was war besonders schön?

Besonders schön fand ich unsere erste Fahrt mit Sleipnir, die Überführung nach Travemünde. Der Motor lief, die alte Dame segelte. Wir waren am Anfang zu dritt, den letzten Abschnitt segelten wir alleine. Und endlich, nach dem ganzen hin und her mit dem Unterwasserschiff und dem Anlasser, kam das gute Gefühl, das Richtige getan zu haben! Wir sind Eigner!

Alles hat gut begonnen ….

… doch dann haben wir einen Schaden am Boot. Die Wellenkupplung an unserer Dehler Optima 83 ist gerissen. Damit ist klar: Heute und bis auf weiteres kein Segeln mehr! Und dann wurde es auch noch nass, denn ich fiel über Bord.

Doch eines nach dem anderen:

Die Sonne scheint milchig durch die Fenster. Sonntag morgen. Wir sitzen noch gemütlich im Bett, ich halte das Kaffee Glas in der Hand. Lecker! Wenig Wind ist angesagt, aber Sonne. Natürlich wollen wir zum Boot, denn es fehlt uns. Viel zu lange sind wir schon ohne Wind und Wellen! Wir packen eilig unsere Sachen zusammen. Vor allem warme Kleidung, denn es sind nur 15 Grand vorausgesagt. Gegen 10 sind wir auf der Autobahn. Wenig Verkehr und wir kommen gut voran. Die Felder sind abgeerntet, der Herbst ist deutlich spürbar. Wehmut macht sich bei mir breit. Es wird eines der letzten Male sein, dass wir dieses Jahr segeln können.

Erst einmal einen Tee…

…. denken wir uns, als wir angekommen sind. Während Marion den Tee kocht, hänge ich die Batterie an das Ladegerät. Es lohnt sich, nur noch 12,8 Volt. Ich bringe noch schnell die Klemme an der Mastnut an, die die Rutscher in der Nut halten sollen. Bastele noch 2-3 weitere Kleinigkeiten. So, fertig, es kann losgehen. Hm, Tee ist kalt. Schon wieder eine Stunde vorbei?! Unglaublich! Waren das nicht wenige Minuten gewesen? Egal, gut das erledigt zu haben! Marion hat sich dem Handy zugewandt, während ich gebastelt habe.

Kein Wind?

Der Wind war mit 3 Knoten vorausgesagt. Doch er frischt auf. Nichts wie los! Marion möchte uns raus fahren aus dem Hafen. Die Heckleinen sind gelöst. Ich werfe uns vorne los, endlich kann es losgehen. Wie oft wir noch in diesem Herbst zum segeln kommen werden? Es könnte einer unserer letzen Schläge sein.

Einkuppeln!

Marion legt den Rückwärtsgang ein.  Es klingt anders als sonst. „Ist der Gang drin?“, fragt mich Marion. Ich blicke auf den Schalthebel. „Ja, ist drin!“ meine ich. „Wir fahren aber nicht, wir treiben mit dem Wind.“ Wir versuchen es nochmal. Vorwärtsgang, Leerlauf, Rückwärtsgang. Nichts. Der Gang scheint sich nicht einlegen zu lassen. Noch bin ich gelassen. „Sicherlich hat sich nur das Schalt-Gestänge gelöst“, denke ich bei mir und hole das Werkzeug. Wir stoppen den Motor. Um an das Gestänge zu kommen müssen wir den Boden in der Plicht ausheben. Ein großer, schwerer Deckel aus GfK. Um den heraus zu bekommen, muss allerdings der Traveller abgebaut werden und die Roste in der Plicht heraus. Wir schrauben gemeinsam den Traveller ab, heben den Deckel aus. Ich steige hinein, Marion startet den Motor, ich schalte. Es klingt nicht wie sonst. Ich kontrolliere das Gestänge.  Nichts, alles in Ordnung.

Der Schaden – die Wellenkupplung ist gerissen

Dann sehe ich die Bescherung. Die Wellenkupplung, das Verbindungsstück zwischen Getriebe und Welle, ist abgerissen. Das Teil ist aus massivem Gummi und soll die Vibrationen des Motors von der Welle und der Dichtung in der Rumpfdurchführung fern halten. Abgerissen. Damit ist klar: Heute kein Segeln mehr!

Marion zieht sich erst mal zurück um den Schreck zu verarbeiten. Ich bekämpfe den Schreck und den Schaden mit Werkzeug. Schnell ausbauen das Ding. Hier das Video zum Schaden:

„Wird schon nicht so schlimm sein….“, denke ich bei mir, „bestimmt ein Standardteil für 50 Euro“. Nachdem ich die Wellenkupplung ausgebaut habe, schaue ich in die Ersatzteilliste des Motors. Nicht verzeichnet. Hm. Also Internetrecherche auf dem Handy. Einer verkauft so eine passende Wellenkupplung gebraucht. 130 Euro?! Unglaublich! Bei Faryman, dem Hersteller des Motors, finde ich auch nichts. Ich suche nach technischen Alternativen. Andere Systeme von Wellenkupplungen kosten um die 400 Euro – ohne Montage, natürlich! Langsam wird uns klar, dass das möglicher Weise teurer und komplizierter werden könnte, als wir dachten. Mit Pech brauchen wir einen Mechaniker. Für heute können wir nichts mehr tun. Wir wollen zusammenpacken und zurück fahren.

Das ist aber noch nicht alles…

Als ich das Boot vorne wieder festmachen möchte, versuche ich mit einem großen Schritt auf den Steg zu gelangen. Der Abstand ist zu groß, plötzlich hänge ich zwischen Boot und Steg und kann mich nicht mehr halten. Platsch! Ich liege drin, in voller Kleidung. Zum Glück ist die Brille noch da! Der Nachbar versucht mich raus zu ziehen, aber ich bin zu schwer. Seine Töchter verbeißen sich mühsam das Lachen. Ich drehe um, schwimme zum Heck und klettere über die Badeleiter wieder an Bord. Patschnass, das finde ich eher lustig. Noch.

Dann realisiere ich, dass ich das Iphone in der Hosentasche hatte. Das ist aus und wohl hin. Sicher werde ich das erst morgen wissen. Und später auf der Heimfahrt entdecke ich, dass meine Smartwatch weg ist. Dort wo an meinem Handgelenk das Gummiarmband war, ist jetzt eine Schramme. Vermutlich abgerissen bei der Aktion und gesunken. Sehr ärgerlich!

Ein teurer Sonntag. Und die Sonne haben wir nicht wirklich genossen…. dafür gibt es was zu erzählen und wieder was gelernt.

Wir hoffen, das Ersatzteil noch zu bekommen, schließlich ist der Motor 46 Jahre alt. Hoffentlich! Genauer werden wir es erst in den kommenden Tagen wissen.

Dienstag

Nach vielem telefonieren und Email schreiben scheint sich eine Lösung abzuzeichnen. Der Dehler Händer, das Marina Team in Oldenburg hat eine passende Wellenkupplung für 462 Euro. Stolzer Preis! Außerdem sieht das anders aus als unseres, würde aber passen. Nach deren Aussage ist das Teil auf deren Liste das Original und das bei uns verbaute demnach etwas anderes. Zwei Wochen Lieferzeit, hm. Weil es schnell gehen muss frage ich noch 2-3 andere Adressen an.

Mittwoch:

Schließlich die Erlösung! Unser Lieblings Händler, Törper Marinetechnik in Travemünde, scheint etwas gefunden zu haben. Er kann uns eine passende Wellenkupplung für unsere Dehler Optima 83 tatsächlich anbieten. Und deutlich günstiger und schneller. Törper hat sich die Fotos und Maße genau angesehen und hat echt Ahnung. Lieferzeit nur rd. 5 Tage. Obwohl beide beim selben Lieferanten beziehen. Support your local dealer!

So viel ist klar: Es gibt eine Lösung, kostet halt Geld ;-)

Ach Geld: Nun ist es sicher, das Iphone ist hin! Und heute hat sich der Autoschlüssel, den ich beim „Baden“ in der Hosentasche hatte, auch noch verabschiedet ….. Da wird einem erst mal klar, wie viel „Geld“ man so in der Hosentasche hat. Erstaunlich!

„Ein Segelboot ist ein Loch im Wasser in das man Geld wirft“, wohl wahr!

Was kochen wir so an Bord?

Frisch, leicht, lecker!

Wir essen gerne und wir kochen gerne. Und das heißt für uns: schnell darf es gehen. Qualitative gute, regionale Produkte – gerne Bio. Gesund, lecker und nicht zu schwer. Gerne ungewöhnlich, und das am besten ohne Fertig- oder Halbfertigprodukte. Außerdem vegetarisch. Letzteres hat verschiedene Gründe.

Gebratene Melone? Warum denn nicht Spaghetti?

Klar gibt es auch mal Spaghetti, mal mit Tomatensauce, mal mit Zuccini, mal gebraten mit Ei. Vielleicht haben wir das schon zu häufig gemacht. Immer Salat, Spaghetti & Co kochen – hatten wir satt. Etwas Neues musste her. Marion schenkte mir (uns?) ein Kochbuch. Zwei Jungköche im Wohnmobil quer durch Australien! Schöne Bilder, einfache, schnelle Rezepte. Bingo! Also ähnliche Rahmenbedingungen, weil auch nur 2-Flammen-Kocher, wenig Platz und unterwegs.

Dass man Melone braten kann war mir völlig neu. Aber warum nicht! Es klingt lecker. Die Entscheidung fiel schnell. Doch dabei hätte uns Marion fast in ein feuchtes Grab gesegelt ;-)

Wer sich für das Buch interessiert, hier geht’s direkt zum Buch „Zwei Pfannen on the road“ von GU (Kauft das Buch, wo ihr wollt- das ist keine Werbung oder Verkaufslink, das soll für euch zur Info sein!)

Kann man denn auf dem Boot richtig kochen?

Sehr gut sogar. Wir haben nun einen Kocher, wie wir bereits hier erzählten. Außerdem eine Kühlbox. Die läuft allerdings nur bei Landstrom. Unter der Sitzbank haben wir Vorratsbehältnisse mit haltbaren Zutaten. Geschützt gegen Feuchtigkeit auf dem Boot und Kleintiere. Ganz wichtig – ein Regal mit verschiedenen Gewürzen. Außerdem gibt es eine Spüle unter dem Kocher. Und ein Minimal-Set an Töpfen, Pfannen und Koch-Utensilien. Minimal heißt für uns: Wenig aber gut. Also nicht das Ausrangierte von zu Hause. Denn: wenn ich es es schon zu Hause nicht mehr nutze – dann hat das seinen Grund.

Allerdings hat das Kochen an Bord natürlich immer etwas von „Tetris“ spielen. Man muss sich gut organisieren, denn es ist eng an Bord. Die Zutaten und Kochsachen sind an verschiedenen Stellen verwahrt. Damit nicht genug – alles ist eng gepackt und eineinander gestapelt. Das spart Platz und außerdem rutschen die Sachen bei Lage und Welle nicht herum.

Kochen bei Welle?

In diesem Bericht geht es nicht um eine Atlantiküberquerung und meterhohe Wellen. Hier geht es erst mal um das Kochen bei Tagestörns, am Wochenende oder im Urlaub. Wir reden also vom Kochen im Hafen, am Anleger oder bei ruhigem Wetter vor Anker. Daher geht es hier vor allem um das Kochen wenn man auch einkaufen kann.

Wie proviantieren, wie stauen?

Wer mehr wissen will über das Kochen an Bord – dem sei „Die See kocht“ ans Herz gelegt. Eine liebevoll gestaltete Seite mit dem Schwerpunkt Kochen und Genießen auf kleinen Segelyachten. Vor allem der Abschnitt über die Proviantplanung gibt hilfreiche Hinweise, welchen Proviant man an Bord gut aufbewahren kann. Und mehr noch – wie man den am besten staut, so dass nichts verdirbt oder beschädigt wird.

Wenn wir Euer Interesse geweckt haben – schreibt uns: Das Rezept schicken wir Euch gerne zu!

Wie muss ich mir eigentlich so einen Tag auf dem Boot vorstellen?

Szenen und Ausschnitte

Manche Menschen finden segeln vielleicht langweilig, das mag sein. Warum das für mich nicht so ist, hatte ich ja bereits erzählt. Manchmal ist es weniger das Segeln selbst, sondern die Gespräche oder Situationen.

Es ist das Miteinander, was an manchen Tagen spannender ist als an anderen. Das hängt zum einen von mir selbst, aber auch vom anderen ab. Manchmal ist man nicht gesprächig, man segelt also schweigend. Schaut aufs Wasser, hängt seinen Gedanken nach, döst in der Plicht während der andere steuert.

Gespräche an Bord…

Aber wenn dann mal gesprochen wird, kommen teils lustige Situationen dabei raus. Doch seht selbst!

Übrigens: auch wenn ich die Worte beisteuere, die Idee für den Inhalt des Videobeitrags, die Auswahl der Filmsequenzen, der Schnitt, das Zusammenfügen – das alles hat Marion gemacht. Nicht dass mir da etwas unterstellt wird ….

Viel Spaß damit!

PS.: Schreibt uns, was Euch interessiert. Stellt uns Fragen! Wovon wollt Ihr mehr sehen oder lesen? Hinterlasst uns sehr gerne einen Kommentar. Wir freuen uns darauf!

Der Kocher

In der Verkaufsanzeige stand „2-Flammen Gaskocher mit 2 Gasflaschen. Eine davon noch voll“. Prima dachten wir uns, genau was wir brauchen.

Bei der Besichtigung sagte uns der Verkäufer, dass die Gasprüfung gemacht werden müsste. Ach und überhaupt, er habe den selten benutzt. Na gut. Ich kannte das vom Wohnwagen. Gasprüfung – kein Ding. 40 Euro Prüfgebühr und fertig. Aber das kam dann anders…

KAFFEE KOCHER PROVISORIUM

Als das Boot in der Werft war, fragten wir den Preis an. „400 Euro – alles muss neu“ – war die Antwort. Damit hatten wir nicht gerechnet! Der Kocher war uns sehr wichtig, aber andere Sachen – wie das Unterwasserschiff – hatten Vorrang.

Der Kocher widersetzte sich allen Reparaturversuchen beharrlich. Also beschlossen wir, vorerst mit einem vorhandenen Campingkocher zu kochen.

Der Sturmkocher aus dem Keller wurde heraus gekramt. Draussen kochen klappte gut, aber eben nicht gern. Allerdings: Kaffee kochen ging damit nicht, jedenfalls nicht wie vorhanden. Die Aufnahme am Kocher war zu groß für die Espressokanne, diese wäre einfach hindurch gerutscht.

Lösung frei nach Apollo 13: Abgehängt mit Zurrgurt vom Baum.

Das Draußen-Kochen fing aber dann nach zwei Wochen doch an zu nerven – gerade morgens das Gefummel an der Aufhängung.  Und das noch vor dem ersten Kaffee …

Wir standen vor der Frage: Welchen Kocher wollen wir, und wie?

Gaskocher Spüle Kombi

Im Wesentlichen gibt es nur die Wahl zwischen Gas und Spirituskocher an Bord. Naja und dann so Exoten wie Pasten und Diesel. Uns war schnell klar: Mit einem Gaskocher können wir uns nicht anfreunden, alleine schon wegen der Gasflaschen, die man nicht überall bekommt – denn wir wollen ja mit Sleipi bald um die Welt ;-). Außerdem sollte der geprüft werden, und dazu braucht es einen regelmäßigen Schlauch-Tausch, einen  Prüfer – und ja: Auch einen neuen Gasflaschenschrank im Heckspiegel. Außerdem bleibt das Rest-Risikos einer Explosion.

Unsere Anforderung an den neuen Kocher war: er müsste günstig und schnell – zumindest als Provisorium – gekauft und eingebaut werden können und zwei Flammen haben. Außerdem sollte der Brennstoff überall und einfach zu beziehen sein.

Unsere Wahl fiel auf einen mobilen 2-flammigen Spirituskocher. Günstig, transportabel – und nur mechanische Teile, also nicht kaputt zu bekommen. Den Brennstoff bekommt man in jedem Supermarkt – perfekt!

SPIRITUSKOCHER PROVISORIUM Origo 3000

Ich besorgte als Provisorium eine OSB-Platte als „Arbeitsplatte“, schnitt eine Aufnahme für den Kocher heraus. Der Kocher sitzt bombenfest und kann bei Lage nicht rutschen oder herausfallen – so bleibt das nun erstmal bis zum Winter. Dann wird der alte Kocher aus der Edelstahlspüle herausgeschnitten, und der jetzige Kocher in der dort entstandenen Öffnung eingesetzt. Solange haben wir eben ein Dauer-Provisorium.

Fazit:

Der Kocher ist pflegeleicht und unproblematisch, allerdings geht das Kochen nicht ganz so schnell wie auf Gas, denn der Brennwert vom Spiritus ist geringer. Dafür ist der Kocher auch jederzeit mit zu nehmen, auf die einsame Insel, ins Rettungsfloss … oder wohin auch immer. Der Kocher fasst 1,2 Liter Spiritus in zwei Flammen, das soll für 4-5 Stunden Brenndauer reichen.

Der viel diskutierte Spiritusgeruch ist für uns nicht wahrzunehmen. Allerdings riecht der verbrannte Spiritus gewöhnungsbedürftig. Uns stört das nicht mehr.

Für uns war der Kocher die perfekte Wahl. Wir sind glücklich nun drinnen wieder echte Gerichte zu kochen – und der erste Kaffee kann nun auch wieder im Schlafanzug gemacht werden…

Außerdem soll der Kocher auch bestens als Heizung funktionieren!

Ein Kurzurlaub.

In Hamburg tagte G20 – das haben wir zum Anlass genommen, die Stadt zu verlassen. Mittwoch Abend ab zum Boot. Wohin? Mal sehen…Hauptsache weg! In den Kurzurlaub.

Die unfassbaren Sachen, die wir über Hamburg gelesen, gesehen und gehört haben, haben uns das ganze Wochenende begleitet. Leider. Daher ist unser Bildmaterial nicht grenzenlos umfangreich. Und ehrlich gesagt, mir fällt das schreiben auch heute noch nicht so leicht. Das merkt man bestimmt. Wie soll ich locker über Sonne, Wellen und Wind schreiben, wenn wir das ganze nicht genießen konnten?

Yachthafen Grömitz

Der Plan war nach Fehmarn, der Wind hat entschieden, das wird nix. Also ab nach Grömitz, soll ja auch schön sein. Hanno schwärmt ja immer von der Disco. Hanno, 78: unser Stegnachbar. Ein alter Segler, der  den ganzen Sommer auf seinem Boot verbringt und immer was zu erzählen hat. Angekommen gegen Nachmittag war der Hafen schon voll. Wir hatten schon nur noch einen Platz an der Mole. Je später der Abend wurde, um so mehr fuhren ein –  am Ende lagen fast alle im Päckchen.

Motorboot mit Lichterketten

Ach ja, ich muss es doch erwähnen ;) kennt ihr das: wenn ihr südlich von Hamburg auf den Landstrassen fahrt (so Richtung Celle zBsp), da stehen doch immer diese Busse herum, mit rotem Licht und so. Kennt ihr die? So könnte das als Motorboot – Variante aussehen…

Es regnete und es war kein Segelwetter.

Dann war Samstag

Das Wetter sollte besser werden. Endlich weiter, ab nach Boltenhagen.

Ordentlich Wind war angesagt, also tauschten wir die Genau gegen eine Fock und refften das Groß. 25 sm lagen vor uns. Immer wieder begleitete uns das Thema Hamburg, die Krawalle, und trübte den Urlaub.

Gegen nachmittag ließ der Wind nach. Kurz vor Boltenhagen wollten wir Ankern. Wie ihr wisst, wir haben keinen richtigen Tiefenmesser. Also müssen wir uns auf unseren Plotter verlassen – was mich immer ein wenig stresst. Nun gut, ein Platz gefunden, Anker runter und… 0,3 kn Fahrt, 0,4, 0,6…bei 1 kn Fahrt bat ich dann doch, den Anker wieder hochzuholen und es für heute bleiben zu lassen. Vor Anker sollte man keinen Knoten Fahrt machen… Also weiter nach Boltenhagen. Auch dieser Hafen war ziemlich voll. Ob das doch am G20 lag? Viele Hamburger wollten ja die Stadt verlassen.

Wir fanden ein Plätzchen, meldeten uns an, kochten und ab in die Falle. Der Tag war anstrengend und am nächsten Tag wollten wir früh los, es sollte nur schwachen Wind geben. War auch so – Christoph konnte baden gehen, ohne dass wir vor Anker lagen. Nix, nada, null, niente. Was sich gegen späten nachmittag kurz vor Travemünde allerdings wieder änderte. Der Wind frischte auf und es war feinstes segeln.

Ein Wochenende voller Gedanken lag hinter uns, schöne Tage mit unschönen Meldungen. Ich hoffe, ihr habt das alles gut überstanden…

Abendstimmung im Hafen

Eine anstrengende Woche lag hinter uns. Wir erreichen Travemünde auf unserer Flucht vor dem G20 Gipfel an einem Mittwoch Abend.

Endlich wieder am Wasser, am Boot, angekommen im Hafen. Ankommen. Nach Hause kommen. Der Geruch nach Wasser und Modder. Wieder an Deck. Möwengeschrei. Boote kommen von einem langen Segeltag herein. Fähren fahren zwischen dem Priwall und Travemünde hin und her. Große Fähren fahren ab nach Finnland und quetschen sich durch die enge Trave hindurch. Schon lange wollte ich diese Abendstimmung einfangen. So klettere ich auf den Metalldalben am Steg, baue Stativ und Kamera auf und lasse eine Langzeitaufnahme laufen. Dort oben stehe ich dann 50×50 cm in ca. 3,5 Metern Höhe. Stehe dort für eineinhalb Stunden. Lehne am Geländer und betrachte die Szenerie. Und erst durch das Betrachten kann ich Abstand nehmen vom Büro, von der Arbeit, von Hamburg. Ich komme zur Ruhe.

Als ich das schreibe sind wir in Grömitz. Es ist der Freitagabend vom G20 Gipfel in Hamburg. Die erschütternden Bilder von hirn- und sinnloser Gewalt in Altona wollen mir nicht aus dem Kopf gehen.

Vielleicht können die Bilder etwas Ruhe und Entspannung zu Euch bringen.

Kommt gut durch die Nacht!

Edit 01.08.2017: leider wurde der ursprüngliche Beitrag mit Spamkommentaren zugemüllt. Daher mussten wir ihn neu einsetzen. Leider wurden auch die dazugehörigen schönen Kommentare gelöscht. Schreibt doch bitte neue! Aber wir hoffen, das löst das Problem!

Hafenmanöver

Hafenmanöver – so ziemlich jeder Skipper bekommt Respekt, wenn er das hört. Und meist ist es ein Garant für feinstes Hafenkino. Vor allem bei Pärchen. (Leider) das Standard Drehbuch:
Er am Ruder, bei der Anfahrt noch total gelassen. Bei der Annäherung an die Box wird er zusehends angespannter. Sie bereitet schon mal die Fender vor, sich jederzeit rückversichernd, dass alles passt. Er steuert, sie hüpft mit einem Fender über das Vorschiff, um Zusammenstöße mit Dalben, anderen Booten oder ähnlichen Hindernissen zu vermeiden. Er wird hektisch und lauter ‚pass auf, Steuerbord, STEUERBOOOOORD!‘, sie schaut hilflos Richtung Steg, Stoßgebete schickend „lass jemand da sein, lass jemand da sein“… Segler kennen das Szenario. 


Es nützt ja nix – ein Boot muss halt auch mal in den Hafen. Also heißt es üben, üben, üben.
Und jetzt war es für mich soweit, ich will Sleipi ja auch rein – und rausbekommen. Schliesslich bin ich Seglerin, nicht Fendermaus. Bei Christoph fluppt das schon wie nix, mein Ehrgeiz ist geweckt…


Viel Spaß beim Hafenkino!

Kennt Ihr den alten Film mit Tom Hanks über die Beinahe-Katastrophe bei der Mondmission Apollo 13?

Zum Film:

Darin gibt es die Szene, in der verschiedene technische Geräte – ich glaube die Lüftung – an Bord ausfallen. Hilfe gibt es nicht, Ersatzteile auch nicht. Die Lage erscheint aussichtslos! Um den Astronauten dennoch zu helfen, gibt es eine Krisensitzung in der Kommandozentrale auf der Erde. In dessen Verlauf wird beschlossen  mit einfachen Mitteln – falls das geht – den schlimmsten Schaden zu beheben. Dazu müssen sie erst eine Lösung finden und dann versuchen, den Astronauten zu erklären, wie sie den Schaden nur mit Bordmitteln (!) beheben können.

Es wird überlegt, welche Teile an Bord in Frage kommen. Die zugänglich oder entbehrlich für das Überleben sind. Wie sie verbaut sind und ob diese demontiert werden könnten. Die Mechaniker werden angewiesen diese demontierbaren Teile zusammenzusuchen und herbeizubringen. Auf dem Besprechungstisch werden diese Bauteile aus einem Karton geleert. Mechaniker und Projektingenieure machen sich daran eine Lösung zu entwickeln.

Nach langem Probieren und Abwägen finden sie gemeinsam eine Lösung. Ein Bauteil, das die Astonauten hinter einer Verkleidung ausbauen können, dient als Adapter für ein anderes lebenswichtiges Aggregat. Klar – ein Aggregat funktioniert dann nicht mehr, aber das ist weniger wichtig. Über Funk wird den Astronauten erklärt, was sie wie und wo ausbauen müssen. Wie sie das dann mit was zusammensetzen müssen. Natürlich mit viel Klebeband! Es funktioniert – und die Mission geht glimpflich aus.

Eine Szene die mich damals schon fasziniert hat. Improvisieren eben. Mit Bordmitteln und Fantasie. Aus einer unmöglich erscheinenden Situation heraus kommen. Auf Leben und Tod, unter extremem Druck und harten Bedingungen.

Und was hat das jetzt mit Segeln und einem Boot zu tun?

Was hilft an Bord? Naja, nur das was man eben dabei hat!

Und wenn es nur ein Tagestörn ist, da draussen bist Du erstmal auf Dich gestellt. Und unter uns – segeln wir nicht auch deswegen, um uns zu beweisen? Klar: häufig hilft WD 40, Kabelbinder oder Klebeband. Oder eben was so an Bord vorhanden und entbehrlich ist. Wenn Du draussen bist und etwas kaputt geht, hast Du nur Dich, Dein Wissen, Deine zwei Hände, etwas Werkzeug und Deine Fantasie – und eben was man abschrauben kann oder in den Backskisten findet.

Mit Glück hast Du noch jemanden mit dem du dich handwerklich beraten kannst und der mit anpackt – welch ein Glück habe ich! Das ist ja heute schon die Ausnahme unter den Menschen – und erst recht bei den Damen… Da bin ich mit einer handwerklich begabten Freundin reich beschenkt!

Das Boot ist von 1971.

Ein Jahr jünger als wir. Ich lasse die Augen wandern, mein Blick bleibt an den alten Bauteilen des Schiffs hängen. Darin erkenne ich auch heute noch die Qualität. Spüre sie, sehe sie, aber noch mehr merke ich sie am würdigen Altern der Bauteile. Ich nehme den Charme der 70er wahr.

Gehe ich den Niedergang hinunter, gleiten meine Hände über den Rahmen des Steckschotts. Eichenholz. War mal lackiert. Jetzt ist der Lack rissig und spröde. Dort wo der Lack schon von den Händen der Voreigner durch das viele Greifen und Anfassen abpoliert wurde, erscheint das blanke Holz wieder. Die Poren dunkel gefüllt, das Holz speckig, an den Kanten wie fein poliert und glatt.

Die Winsch, ehemals verchromt, ist durch die Leinen, getränkt mit Salz und Sand, über die Jahre bis auf das Messing blank poliert. Der Chrom ist rissig und blättrig geworden, stumpf und müde. Das Messing darunter jedoch ist glänzend und bildet mit feinen Linien den Lauf der Leinen über das Metall ab.

Überhaupt, das ganze Boot strahlt eine Behäbigkeit und leichte Staubigkeit aus. Den Charme der 70er. Das dunkle Holz, die gemusterte Resopalplatte auf dem Tisch, wie der erste Küchentisch, an den ich mich erinnern kann. Die Messinglampe, dieses Schirmmodell der frühen elektrischen Schreibtischlampen aus den 30ern.

Verchromter Rahmen, Füllung aus schwarzem stumpfem Kunstleder, ein Aschenbecher zum heraus klappen. Eingebaut in die Seitenverkleidung, wie in den Autos meiner Kindheit.

Der Motor, ein alter Diesel – der erste Motor noch (!) – ein Modell das viel in Baumaschinen verbaut wurde. Als ich zum Schlüsseldienst ging, im Gewölbe seitlich unter der Petrikirche und dem Inhaber, so alt wie die Kirche, den Schlüssel hinhalte, fragt er: „Trecker?“

Wenn der Motor startet schüttelt sich das ganze Boot unter den Bewegungen des Motors. Grundsolide Technik und einfach. Keine Elektronik. Kurbel zum Anwerfen, falls der Anlasser nicht geht. Massiv, schwer und wuchtig. Wenn er läuft ist das ein Tuckern, bei dem man jede Zündung noch zählen kann. Ein beruhigendes tucktucktuck.

Es fasziniert und beruhigt mich, dass dieses Boot vor 46 Jahren mit der Qualität gebaut wurde, die es auch heute für mich noch so wertvoll macht.

Die Genua ist bereits eingerollt. Kaum noch Wind. Der Strand ist etwa 300 Meter entfernt. Wir wollen Ankern. Das erste Mal mit unserem Boot. Wir treiben eher als dass wir fahren. Wegen des fehlenden Tiefenmessers schätzen wir die Tiefe an Hand der Tiefenlinien auf dem Plotter ab. 15 Meter, 10 Meter. Kurz vor der 5 Meter Linie drehen wir das Boot in den Wind. Ich gehe auf das Vorschiff, prüfe Anker und Kette und Leine. Alles in Ordnung. Der Anker platscht ins Wasser. Er sinkt schnell und wird durch das Wasser grünlich und mit leichten Lichtreflexen und Wellenmuster versehen. Die Kette rauscht durch meine Hände. Dann der Schäkel, die Leine. Auch diese gleitet flink in die Tiefe. Bei etwa 7 Metern findet der Anker Grund. Trotzdem rauscht die bleigefüllte Leine schnell hinterher. Noch etwa zwei Mal so viel Leine hinterher und belegen. Groß runter, Auftuchen. Leinenkontrolle am Anker. Alles scheint zu stimmen. Der Plotter zeigt nach wie vor einen Punkt, wir stehen.

Das Ufer, ein schmaler Streifen Sand, etwas Sandabbruch an der bewachsenen Düne. Hohe, alte Bäume darauf. Wenige Dächer hinter den Bäumen zu erkennen. Schön, dass der ehemalige Oste am Strand unbebaut und naturbelassen blieb. Findlinge, Sand, Strandmuscheln, Kinderjohlen. Sommerstimmung. Wenige Menschen und sehr fern. Nur vom Aussehen und der Wasserfarbe her, könnte die Küste auch weit entfernt in einem anderen Land sein. Es fühlt sich sehr nach Urlaub an.

Viel weiter entfernt in der anderen Richtung ein Motorboot. Das Plätschern am Schiffsrumpf ist viel näher, unmittelbarer. Mit dem leichten Wiegen des Schiffes, ist es das, was mich in das hier und jetzt versetzt und ganz still werden lässt. Ich spüre dem Wiegen nach. Das Wasser sieht in der blassen Sonne nach Baden aus. Badeleiter ausgeklappt. Füsse hinein, es geht eigentlich. Erst bis zu den Knöcheln, dann bis zu den Knien. Ich ziehe mich aus und tauche hinein. Es ist kühl aber angenehm. Es beruhigt, kühlt und verstärkt das Gefühl des Hier und Jetzt. Schwimme um den Rumpf. Das Boot erscheint hoch über mir. Ich tauche, lasse mich eine Weile auf dem Wasser treiben. Schwimme weiter weg, betrachte das Boot von weitem. Liegt dort friedlich in der Sommersonne wie eine einsame Insel. Nur wir.

Steige wieder auf das Boot, während Marion mich schmunzelnd empfängt. Während wir uns unterhalten lasse ich mich auf der Reling sitzend in der Sonne trocknen. Dann einen Kaffee kochen. Welcher Luxus. Einen Kocher, Wasser aus dem Kanister, Espressopulver, Espressokocher und Becher. Zuhause eine Selbstverständlichkeit, ja fast schon zu einem Reflex verkommen, ist es hier etwas ganz besonderes.

Kaffeekochen auf dem Spirituskocher. Die Hitze staut sich unter dem Dach der Kajüte. Der muffig-scharfe Geruch des verbrannten Alkohols. Ich blicke durch das Fester über die Lichtreflexe und das Schaukeln zum Strand. Der Kaffee beginnt zu simmern, zu zischen, zu blubbern. Kaffeeduft füllt das Boot.

Milch aus der Kühlbox, Tassen aus dem Schrank. Eingiessen. Dunkelbrauner Espresso mischt sich mit weißer Kühle zu einem köstlichen Gebräu. Trage die Tassen hoch in die Plicht, wo Marion in die Sonne blinzelt. Wir nippen am Kaffee, unterhalten uns und lassen uns leise von den Wellen wiegen. Das Holz der Sitzbänke warm am Rücken.

Die Ufer fern. Die Stadt weit weg. Himmlische Ruhe. Das Wasser ist fast ohne Bewegung. Dem Horizont zu wird das Wasser immer heller. Dort wo der Horizont bei Wind dunkelblau gemustert abgegrenzt ist, verliert sich heute der Himmel im Meer.

…. fragte mich kürzlich ein Freund.

„Nee, gar nicht“ sagte ich. „Das ist Kurzurlaub, dein Rückzugsort, ein schwimmendes Wohnmobil, nette Nachbarschaft am Steg, große Fähren die vorbeiziehen, Wellen, Schraubengeräusche, das Klatschen des Wassers an den Rumpf, Kochen mit Blick auf die Promenade, wo alle auf das Boot gucken, Kaffee und Kuchen in der Plicht, basteln am Boot und und und…. naja, und natürlich:

Motor anwerfen, Leinen los, raus rangieren aus der Box, aus dem Hafen tuckern, an der Mole und dem Leuchtturm vorbei, den Urlaubern am Leuchtturm zuwinken, am Strand vorbei, prüfen woher der Wind kommt, dann die richtige Seite zum Segel setzen wählen, Ruder übergeben, an den Mast, Segel setzen, zurück in die Plicht, der Wind greift ins Groß, Du bekommst Lage ins Boot, Du ziehst an der Genuaschot, die öffnet sich mit einem Flappen, das metallische Ratschen der Winsch beim dicht holen, der Motor erstirbt, Zündung aus, Ruhe, Ruhe, Wind und Welle.

Mehr Lage, anluven, noch mehr Lage, du nimmst Fahrt auf, das Wasser gluckst an den Rumpf, das Boot taucht klatschend in die ersten Wellen ein, die Geräusche vom Ufer entfernen sich, du blinzelst in die Sonne oder die Wolken, peilst auf dem Tiefenmesser. Die Menschen am Strand werden kleiner, nur noch die Geräusche der Wellen, die anderen Segler ziehen vorbei, grosse und kleine, jeder ist ruhig und still, das Licht glitzert auf dem Wasser, das beruhigende grünblau, Strand und Wald, das Ufer zu beiden Seiten, du stemmst die Beine gegen die gegenüber liegende Bank. Nein, nicht langweilig.“

Der Freund schaut nachdenklich. Schweigen, jeder hängt seinen Gedanken nach. „Warum langweilig?“ denke ich bei mir.