Wir sind in A Coruña und kommen so langsam in dem Hafenleben „nach der Biscaya“ an. Und ist mehr und mehr klar: wir haben die zwei großen Felsbrocken überwunden: Englischer Kanal und Biscaya! Alle drei sind wir irgendwie stolz und glücklich.

Floh bekommt Besuch von seiner Freundin und wir verabschieden uns „light“. Er zieht ins Hotel, da die beiden zusammen jetzt Urlaub in Galizien machen wollen. Aber wir machen natürlich noch viel zusammen die nächsten Tage.
Wir basteln weiter am Boot und endlich wird auch der letzte Langfahrer- Baustein ausgepackt: Das Dinghi wird aufgeblasen und der Motor gewartet.
Und dann nach 10 Tagen ist es soweit, wir sind soweit: wir fahren weiter. Ein passendes Wetterfenster ist in Sicht.

Die unerwarteten Herausforderungen der Costa da Morte: Segeln, Freunde und die Gefahr der Orcas

Was die Weiterfahrt etwas schwierig macht, ist die Situation mit den Orcas.
Nur kurz dazu: Seit 2020 greift die iberische Orca-Population Segelboote an. Dabei wird bevorzugt das Ruder attackiert, das diesen Angriff meist nicht unbeschädigt übersteht. Dadurch wird das Boot manövrierunfähig und muss abgeschleppt werden. Je nach Ort kann das sehr gefährlich werden, an der Küste gibt es viele Felsen und der Atlantik hat auch gerne viele Wellen. Und das in Kombination ist mit einem manövrierunfähigen Segelboot sehr schlecht.
Mehr Informationen dazu gibt es bei Orcaiberica

Wir fahren los, es war leicht neblig an diesem Morgen. Normalerweise verzieht sich der Nebel recht schnell. Dachten wir. Es dauerte doch ein paar Meilen und wir waren froh, das Radar zu haben.

Fluchtreflex in Muxia

Unser Ziel war Muxia, die Marina wurde uns von einem Einheimischen am Hafen in A Coruña empfohlen.
Der Abschnitt der Küste zwischen A Coruna und Muxia nennt sich Costa da Morte, die Todesküste. Hier liegt „Cap Fisterra“, das Ende der Welt. Der westlichste Punkt Spaniens ist geprägt durch massive Felsformationen und kaum Häfen. Hier ein Seenotfall und der Name der Küste erklärt sich von selbst.
Die Fahrt ist eigentlich ganz ruhig, wir hatten nur eine leichte Anspannung aufgrund der Orca-Situation. Da es bis dato jedoch nur Theorie war, hielt sich das in Grenzen und wir genossen die fantastische Aussicht auf die wunderschöne Galizische Küste.

Wir kommen in Muxia an – und ich weiß nicht, ob du das kennst: wir haben sofort einen Fluchtreflex. Schon bei der Anfahrt ging es uns so. Ob es daran lag, daß der Hafen total leer war, kann ich nicht sagen. Aber ein leerer Hafen ist oft ein schlechtes Zeichen. Meistens hat es seinen Grund…
Wir legten an und gingen in den Ort, in der Hoffnung, es wird besser. Es war mal wieder eine Starkwind-Periode angesagt und wir wollten diese an einem schönen Ort abwettern (so sagt man, wenn man abwartet, bis das schlechte Wetter vorbei ist)

Doch der Ort war nicht besser, der Fluchtreflex steigerte sich noch. Muxia ist ein Pilgerort für diejenigen, die nach dem Jakobsweg immer noch nicht genug haben. Uns hat es nicht gefallen, alles war auf Pilgertourismus ausgelegt. Sicherlich hatte der Ort mal flair, dieser war sehr übertüncht durch hässliche neuzeitige Häuser. Es war kein Leben im Ort.

Man verstehe mich nicht falsch, Galizien ist traumhaft schön, es gibt aber bessere Orte an dieser Küste.

Gefahr! Costa Muerte und Orcas

Aufgrund der Orcas wollen wir nicht nachts segeln. An der Costa da Morte wollen wir nicht nachts manövrierunfähig sein und so verbringen wir doch die Nacht dort und machen uns gleich am nächsten morgen auf nach Muros.
Hier lagen schon unsere Freunde und freuten sich auf uns.

10 Meilen vor Muros hören wir den Hilferuf einer französischen Segelyacht: Orcanagriff. Das Boot befand sich nur wenige Meilen von uns entfernt. Für uns weit, für einen Orca ein Katzensprung – im übertragenen Sinne.
Sofort geht das Kopfkino los, das Herz schlägt höher, die Knie werden weich.
Was jetzt? Wir machen uns bereit für das schlimmste: wir binden den großen orangenen Fenderball hinter das Boot – in der Hoffnung, die Orcas spielen lieber damit als mit dem Ruder.

Muros – antike Schönheit!

Als nächstes warnen wir unsere Freunde in Muros, die wollten vielleicht schon weiterfahren. Sie sprechen uns Mut zu und wir segeln tapfer weiter.
Im Funk können wir die ganze Zeit die Kommunikation der Yacht mit der Seenotrettung hören. Der Angriff dauerte eine Weile. Gut für uns, die Orcas waren noch beschäftigt.
So kommen wir unbehelligt in Muros an. Kaputt, glücklich und mit den anderen vereint. Und das sollte noch eine ganze Weile so bleiben.
Später erfuhren wir, die französische Yacht wurde nach Ribeira abgeschleppt. Das Ruder war beschädigt, aber alle gesund.

Und zu unserer großen Freude ist auch Floh mit seiner Freundin gerade dort, mit dem Auto sind sie jedoch deutlich schneller gewesen als wir. Und so treffen wir uns zu einem schönen Abend in einer Tapas Bar am Hafen.

Muros ist echt sehr schön. Eine alte galizische Kleinstadt, deren Altstadt unter Denkmalschutz steht. Der Wechsel hat sich wirklich gelohnt.
Leider werden wir erst mal mit einer ordentlichen Schlechtwetterfront belohnt. Danach wird das Wetter fantastisch, nur nicht zum segeln. Es ist kein Wind. Das macht aber nichts, da die Orcas sich ja sowieso gerade in der Gegend tummeln.

Ich habe Geburtstag und Christoph organisiert mir zur Überraschung ein Auto. Damit können wir die wunderschöne Küste erkunden. Traumhaft! Und wieder zeigt sich, daß segeln slow traveling ist: mit dem Auto waren wir so schnell fast am Kap Fisterre.

Nachdem das Wetter sich wieder beruhigt hat, verlassen wir den Hafen, um zum ersten Mal zu ankern. Das ist doch reichlich aufregend, nachdem der erste Versuch in Camaret-sur-mer mit einem Anker im Fischernetz endete.

Es klappte auf Anhieb! Die ersten Nächte sind etwas unruhig für mich. Ich muss noch vertrauen in den Anker bekommen.
Doch es ist toll! So wie wir uns das wünschten.
Wir beschliessen, zusammen mit unseren Freunden die Rias zu erkunden bis sich die Orcas verzogen haben.
Mehr dazu im nächsten Artikel!

Und hier das passende Video dazu: wie wir versuchen, und auf einen Angriff vorzubereiten!


Chaussee de Seine

Wir drehen um. Im dunkeln und fast in der Nacht beschließen wir, zu wenden. Das Meer kocht, der Wind bläst. In der Drehung schaukelt das Boot, die Schiffsbewegung zieht mir den Boden unter den Füßen weg, ich werde seekrank.

Christoph schickt mich in die Koje und steuert den Weg alleine zurück. Mit Wind von achtern ist das doch erträglicher. Ich lege mich mit einem Ohropax im Ohr hin, alles dreht sich. Mit der Zeit beruhige ich mich aber.
Irgendwann nachts wache ich von einem lauten piepsen auf. Ich stehe auf und suche die Quelle. Das Funkgerät gibt einen AiS Alarm – ein Boot ist in gefährlicher Nähe. Ich gehe schnell an Deck. Es ist ein Kreuzfahrer, doch dieser ist noch sehr weit entfernt. Wir checken die Lage, das Schiff dreht irgendwann ab. Christoph schickt mich wieder unter Deck und ich nehme dankbar an.

„Kommst du? Wir sind gleich da!“ Ich stehe auf, schlüpfe in mein Ölzeug und gehe an Deck.
Ein unglaublich schöner Sonnenaufgang empfängt mich. Wir legen in Camaret-sur-mer an unserem gewohnten Platz an und legen uns erst mal schlafen.

Der Morgen begrüßt uns mit Nebel. Alles sieht so diesig aus wie unsere Stimmung. Wir besprechen die Fahrt und beschließen, es richtig gemacht zu haben. Auch wenn es sich anders anfühlt. Wir starten mit unseren Plänen für die Weiterfahrt, denn: aufgeben ist keine Option.

Irgendwann kommt der Zündfunke: ein Freund von uns will mit uns über die Biscaya fahren. Diese Info nimmt uns ganz viele Sorgen ab und wir nehmen das Angebot sehr gerne an. Flo ist eine Art „Allzweckwaffe“, der Leatherman unter den Seglern die wir kennen. Wir sind froh, nicht alleine die Überfahrt machen zu müssen. Unsere größte Sorge ist, ich könnte ausfallen. Und dann müsste Christoph alles alleine machen. Die zweitgrößte Sorge ist, es könnte etwas kaputtgehen, was wir nicht selbst reparieren können. Genau hier kommt Flo ins Spiel, er kann nämlich gefühlt alles reparieren!

Also checken wir das Wetter und die Lage. Vielleicht passt das Wetter in fünf Tagen, aber fünf Tage sind auch keine stabile Wettervorhersage. Wir haben noch eine offene Lieferung aus NL, die uns in den Marinas in Frankreich nicht erreichen will. Wir beschließen, uns die Sachen zu dem nächsten TransOzean Stützpunkt schicken zu lassen, das sollte besser funktionieren. Also machen wir uns auf den Weg dorthin und Flo plant seine Reise auch an diesen Punkt.
Der Stützpunkt ist in Concarneau, hinter unserem wunden Punkt, der Ponte de Raz.

Face your fears

Also stellen wir uns der Situation und fahren bei einem wirklich sehr ruhigen Wetterfenster los. Wir queren die Pointe de Raz kurz vor Sonnenuntergang bei 1 Bft und null Welle. Wir fahren durch die Nacht, begleitet von Delfinen und kommen am frühen Morgen im Hafen von Concarneau an.

Es ist traumhaft hier, Concarneau ist ein sehr hübscher Ort mitten in der Bretagne. Und unsere Lieferung wurde schon im Hafen abgegeben. Gegen nachmittag sollte Flo ankommen, wir sind erleichtert, alles läuft.
Nur das Wetterfenster sieht immer noch sehr zweifelhaft aus. Entweder wir haben sehr viel Wind – oder keinen. Die Vorhersagemodelle sind nicht sehr einheitlich, was nicht gut ist. Je einheitlicher verschiedene Modelle, desto stabiler die Vorhersage.

Wir beschließen, uns entspannt vorzubereiten und am nächsten Tag zu entscheiden ob wir fahren wollen. Also bestaunen wir die mittelalterliche Stadt von Concarneau und fallen müde ins Bett.
Am nächsten Morgen sieht die Vorhersage immer noch nicht besser aus.

Die Möglichkeiten sind fahren und entweder zu viel oder keinen Wind zu haben. Oder zu bleiben, am Boot zu reparieren und uns die Bretagne anzuschauen und später ohne Flo zu fahren. Beide Optionen haben ihre Reize – aber auch ihre Gefahren.
Der Wecker geht um 06.00 Uhr. Wir wollten uns entscheiden. Und wie es dann so ist: keiner will die Entscheidung treffen. Bis 11.00 Uhr diskutieren wir. Und plötzlich geht es schnell: Flo fährt mit dem Faltrad Diesel holen, wir klarieren das Boot. Und 2 Stunden später fahren wir los: Biscaya, Baby!

Biscaya, Baby!

Wir hatten zu Beginn der Reise natürlich unseren Tribut an Ramses gezollt. Aber bis jetzt war er ja sehr zurückhaltend mit seinem wohlwollenden Wind. Bei einer Umfrage in einer Facebookgruppe wurde mir gesagt: kippt alles rein, was ihr mögt und vergesst die anderen Götter nicht!
Gesagt, getan: es gab Gin, Gummibärchen und Lakritzschnecken für Rasmus, Poseidon und alle anderen Götter. Die Delfine waren ein wenig verwirrt, ließen sich aber nicht abbringen: sie spielten und schwammen mit uns. Der Wind frischte auf und wir hatten gepflegte 15 Knoten. Traumhaft.

Die Jungs beschlossen, ich dürfte nachts schlafen und das Angebot nahm ich sehr gerne an. Ich war doch etwas „seekrank“ (also müde) und kroch bei Anbruch der Dunkelheit in die Koje.
Flo und Christoph wechselten sich ab und die erste Nacht verlief ruhig.

Jetzt hier jeden Tag im Verlauf zu erklären, das geht zu weit. Wir mussten irgendwann auf halber Strecke die Segel einholen. Die Biscaya wogte so vor sich hin, es sah aus wie das Meer in der Augsburger Puppenkiste.

Irgendwann meinte Christoph, etwas zu sehen. Wir holten die Ferngläser, machten etwas schwimmendes leuchtfarbenes aus, wir diskutierten was zu tun wäre und wir nahmen Kurs auf.

Je näher wir kamen, umso ruhiger wurden wir. Was, wenn…es ein Mensch ist? Was, wenn schlimmes uns erwartet? Und dann die Erleichterung: es war rosa, irgendetwas aufgeblasenes. Das Smartphone gezückt und dann POB Manöver mitten auf der Biscaya geübt. (POB= Person over Bord). Person über Bord-Manöver wird gefahren, wenn jemand über Bord geht und wieder eingeholt werden muss.

Blöd ist es nur, wenn man vergißt, am Smartphone den Aufnahmeknopf zu drücken. Und so gibt es nur Erinnerungen und Erzählungen, wie wir den rosa Bade-Flamingo aus der Biscaya fischten.

Der Abend naht und ich schleiche langsam Richtung Koje, da kommt der Ruf von Flo „Delfine“.
Und dann haben wir den besten Gänsehaut-Moment überhaupt: ganz viele Delfine springen und schwimmen mit uns in einem 100% kitschigen Sonnenuntergang. Das volle Farbspektrum der gelb, rosa und Rottöne umgibt uns. Kleine Fische springen aus dem glatten und ruhigen Wasser…wir sind alle drei total berührt!
Schau es dir an im unten angehängten Video…

Holà España!

Es kommt die Nacht und am nächsten Morgen ist es soweit, wir erreichen Spanien! Begleitet von Pilotwalen erreichen wir die Bucht von A Coruña. Die Anfahrt war etwas komplizierter, da sehr viel Fischer-Gedöns im Wasser schwamm. Also Bojen, an denen entweder ein Korb oder ein Netz oder was auch immer hängt. Hier muss man aufpassen, schnell ist etwas im Propeller und die Fahrt ist erst mal vorbei. 

In A Coruña gibt es mehrere Marinas, jede hat ihre Vor-und Nachteile. Wir haben uns für die Stadtmarina entschieden, denn wir liegen immer gerne zentral. 
Wir kommen an: unsere Biscaya Überquerung ist geschafft! Und…wir leben alle noch. Kaputt und glücklich.

Doch wir kommen erst nicht zur Ruhe, wir brauchen dringend ein paar Ersatzteile, der Autopilot braucht dringend Pflege und der Schlitten vom Rollgroß hat den Geist aufgegeben. Irgendwas ist immer nach der Biscayaüberquerung, habe ich gehört.

Also gehen wir schnell direkt in den Organisationsmodus über und regeln die wichtigsten Sachen, denn es ist Wochenende. Und gerade die kleinen Läden haben auch in Spanien am Wochenende geschlossen, oft sogar schon Samstags.

Als alles erledigt ist, geht es duschen, schlafen und abends dann „zum Spanier“, lecker Tapas essen. Die Stadt nach den drei Tagen vollkommene Einsamkeit ist zum einen völlig überfordernd, zum anderen aber auch toll. Und der Kopf muss sich umgewöhnen von französisch auf spanisch. Wir stoßen an auf eine erfolgreiche Biscaya – Querung mit rosa Flamingo!

Die Stadtmarina war eine gute Entscheidung, wir liegen richtig zentral und können so unsere Besorgungen gut erledigen. Der Autopilot hat schon seit Beginn der Reise rumgezickt. Also nimmt sich Flo erst mal diesen vor, nur ein Teil von vielen Baustellen am Boot. Es beginnen arbeitsreiche Tage. Flo und Christoph sind unermüdlich, der Paketdienst bringt ein Päckchen nach dem anderen und Christoph kennt bald alle Ferruterias und Autozubehörläden in A Coruña.

Nach ein paar Tagen kommt die Freundin von Flo und die beiden ziehen mit dem Auto weiter. Sie machen zusammen Urlaub in Galizien, was nicht heißt, wir sehen sie nicht wieder.

Wir verbringen noch ein paar Tage in A Coruña bei der Vorbereitung der weiteren Reise. Das Beiboot, das Dinghi, wird zum ersten Mal aufgeblasen und der 2PS Außenborder endlich gewartet. Das Langfahrer-Leben nimmt seine Form an!
Danke Biscaya!

Wie es nach A Coruña weitergeht, kommt dann im nächsten Artikel!

Cherbourg

Wir sind in Nordfrankreich, auf dem Weg nach Cherbourg.
Unsere einzige Info zu Cherbourg war: das ist die Palmengrenze. Hier sind die ersten Palmen am Hafen und ab hier werden es von Hafen zu Hafen immer mehr! Dabei sind wir ja noch in Nordfrankreich.

Wir hatten unsere Fahrt so geplant, daß wir im Morgengrauen ankommen sollten. Doch natürlich kam es anders: unter Motor waren wir durch Strömung und wenig Wind sehr schnell. Und so waren wir trotz bummeln mit 3 Knoten in den letzten Stunden schon um 4 Uhr vor dem Hafen. Uns begrüßte ein buntes Lichtermeer. Jetzt galt es, die richtigen Signale zu finden. Die Lichter, die uns den Weg in den Hafen zeigen. Puh, schwierig. Ist das jetzt ein Signal-Licht oder doch eine Straßenbeleuchtung? Das da hinten, das sieht so aus. Nein, das scheint eine Neonschrift zu sein. Gefühlt nach einer Stunde waren wir im Vorhafen.

Doch hier ging es weiter, wir mussten die richtige Einfahrt finden. Cherbourg ist schwierig, da es zum einen zwei Barren gibt und zum anderen auch einen Marinehafen gibt, den man nicht anlaufen darf.
Es kam doch tatsächlich eine zweite Yacht an und wir konnten dieser hinterher fahren. Gleich am Anfang des Hafens gab es einen Steg zum längsseits anlegen. Das taten wir auch, unser erstes Anlegemanöver bei Dunkelheit klappte perfekt. Wir klatschen uns ab und gingen schlafen.

Morgens kam ein Marinero und bat uns, uns doch umzulegen. Es wurde ein großes Boot erwartet und man braucht den Platz. Kein Thema, wir legen uns schnell um.
Die Marina ist riesig, Platz zu finden war kein Problem.
Danach wollen wir ins Hafenbüro und uns anmelden. Wir gehen über den Steg auf die Mole und was sehen wir: Palmen! Wir sind glücklich…es fühlt sich toll an!

Angekommen in Nordfrankreich

Im Hafenbüro geht es schnell und wir wollen auch gleich in die Stadt zum einkaufen. Wir brauchen einen Bäcker – das ist so deutsch und auch heute, Monate nach dem losfahren und nach Cherbourg geht es uns noch so: wir suchen Bäcker. Und das ist in südlichen Ländern echt nicht einfach…

Wir schlendern durch Cherbourg und sind sofort verliebt in die Stadt. Ja, es ist keine direkte Schönheit. Aber sie hat absolut Flair, ich kam mir zum allererstem Mal so richtig wie in Frankreich vor. Klar, wir waren in Boulogne-sur-mer und auch in Dieppe. Und dennoch fehlte mir bis jetzt noch das gewisse „etwas“, das Savoir-vivre.

Und da war es: eine Bar unter freiem Himmel. Ein Baum mit Lichterkette, Livemusik und entspannte Menschen. Angekommen in Frankreich!
Der Wind bläst mal wieder sehr stark und wir warten ab. Die Nächste Etappe wird durch das „Race of Alderney“ sein, die berühmt-berüchtigte Passage mit extrem starken Strömungen. Von diesen Stellen gibt es im (französischen Teil des) Ärmelkanal 4 Stück. Wenn dich das interessiert findest du mehr Informationen darüber in dem Artikel How to: Ärmelkanal für Ostseesegler
Die Franzosen nennen es Raz Blanchard, was übersetzt soviel heißt wie: weiße Flut oder weiße Welle, da das Wasser hier zu einer weißen Oberfläche werden kann.

Das Warten fällt uns leicht, wir genießen das Leben in Nordfrankreich. Lecker essen gehen, ein Besuch beim Frisör und natürlich kleine Arbeiten am Boot. Alles ist dabei.

Race of Alderney

Da es eine Nachtfahrt und das Race in Kombination ist, warten wir auf ein mehr als geeignetes Wetterfenster: sehr wenig Wind und dadurch auch keine Welle. Der Nachteil davon ist: wir müssen sehr viel motoren. Unser nächstes Ziel ist Roscoff in der Bretagne.
Dann ist es soweit: Wetter und Tide passt, wir fahren los.

Im Race of Albernes ist es extrem ruhig, man kann nur schwer erahnen, wie es hier auch aussehen kann. Zum Glück gibt es das Internet, du kannst ja mal danach suchen.
Wir haben eine ruhige Fahrt, die Ariba zieht unbehindert durchs Wasser. Die Sonne geht unter, der Mond geht auf. Eine ganz ruhige Nachtfahrt. Zwischendurch mal für eine kurze Zeit die Segel raus, wenn der Wind es zulässt. Dann wieder der Motor, alles in Ruhe. Ein traumhafter Sonnenaufgang und am Vormittag kommen wir in Roscoff an. Wir schlafen ein wenig und machen uns nach einer schönen Dusche auf den Weg in die Stadt.

Roscoff

Roscoff ist eine nette und adrette kleine Stadt in Nordfrankreich. Man sieht sehr stark den englischen Einfluß, es könnte auch einen englische Kleinstadt sein. Das ändert sich aber in der „Innenstadt“, hier reiht sich eine Creperie an die andere. Nur unterbrochen von Souvenirshops. Es war nett, aber mehr auch nicht für uns. Sehr touristisch, da es ein wichtiger Fährhafen zwischen England und Frankreich ist.

L’Aber Wrac’h

So beschließen wir, das nächste Starkwindfenster an einem anderen Ort abzuwettern. Wir fahren weiter nach L’Aber Wrac’h, das soll eine „echte“ bretonische Gegend sein. Die Ariba fliegt nur so dahin, man merkt den aufkommenden Wind. Je weiter wir kommen, um so zerklüfteter wird die Gegend. Irgendwann reffen wir dann, da der Druck einfach zu groß ist. Das ist schon nicht mehr so gut zu machen – das Rollgroß läuft nicht richtig auf der Schiene. Eine echter Kraftakt und ich habe schon Sorge vor dem Segelbergen. Wir steuern L’Aber Wrac’h bei 6 Bft an. Die Segel holen wir zwischen Steinformationen im Wasser ein – alles sehr beeindruckend. Im Fahrwasser kommen uns dann Windsurfer entgegen. Das Zeichen für die Einfahrt in den sicheren Hafen, denn Surfen fängt an, wo segeln aufhört.

Bei der Ankunft haben wir deutlich über 6 Bft Wind, die Böen sind noch deutlich stärker.
Der Marinero hilft uns mit seinem Schlauchboot beim Anlegen, er versucht uns vom Steg abzuhalten. Und doch dengelt der Bug an den Steg, es ist aber nicht viel passiert. Wir sind echt froh, angekommen zu sein. Kurz nach uns kommt noch ein Cat, die Schwalbe aus Deutschland. Wir springen direkt zu Hilfe und zusammen mit dem Marineros konnte auch die Schwalbe gut und sicher anlegen, sogar ohne Schrammen.

Es ist traumhaft hier. Die Bretagne wie wir sie uns vorgestellt haben: raue Landschaft, zerklüftete Felsen, kleine Häuser aus Naturstein. Nordfrankreich ist so schön.
Hübsche Buchten und viele Boote.
Der Supermarkt ist fast 2 Kilometer den Berg hoch, dabei entdecken wir wunderschöne Ausblicke.

Wir haben hier in der Spitze über 30 Knoten Wind und sind froh, gut zu liegen. Zum Glück haben wir viele Ruckdämpfer dabei, hier brauchen wir zum ersten Mal alle!
Als der Wind sich wieder beruhigt hat, legen wir nach 6 Tagen wieder ab. Es geht weiter in Richtung Biscaya.

Letzter Hafen vor der Biscaya

Als Absprungshafen über die Biscaya gibt es in Nordfrankreich zwei klassische Häfen: Brest oder Camaret-sur-mer.
Diese unterscheiden sich sehr.
Brest ist eine große Stadt, es gibt einen Flughafen in der Nähe, viele Läden und auch viele Sehenswürdigkeiten.
Camaret-sur-mer ist klein, hat Strände und ist eher ein Urlaubsort.

Wir entscheiden uns für Camaret-sur-mer, das kleine lag uns dann hier doch mehr. Natürlich muss es auch manchmal die Stadt sein, Kultur und auch Läden. Hier aber passte es so besser.

Der Weg dorthin geht durch den Chenal du Four. Das ist auch eine Stelle mit starker Strömung, ähnlich dem Alderney Race. Es geht vorbei an dem Phare du Four, das ist ein Leuchtturm.
Kennst du diese Bilder, auf denen haushohe Wellen an einem Leuchtturm zerschellen? Das ist einer davon. Dementsprechend ist unser Respekt vor der Tour.

Doch als wir fahren haben wir wieder sehr ruhiges Wetter, keine Welle und kaum Wind. So motoren wir und kommen glücklich und gefahrlos in Camaret-sur-mer an.

Wir haben den englischen Kanal besiegt, wir haben es geschafft und wir hatten dabei sogar sehr viele tolle Erlebnisse und viele tolle Eindrücke.
Nach dem schwierigen Start hatten wir streckenweise nicht mehr damit gerechnet und waren auch kurz vor dem Umdrehen.
Entsprechend stolz waren wir!

Camaret-sur-mer

Camaret-sur-mer ist die richtige Entscheidung für uns. Die Marina liegt an einem alten Turm aus dem 16. Jahrhundert, die sanitären Anlagen befinden sich in den alten Mauern. Es gibt einen tollen Strand und auch viel zu entdecken und zu sehen in der Umgebung.
Wir verbinden sehr viel mit Camaret-sur-mer, da wir hier sehr lange waren. Das war so nicht geplant, aber es gehörte zu unserem Lernprozess.

Wir wollten hier endlich unseren Anker ausprobieren. Also packen wir alles zusammen und fahren in die Bucht vor den Hafen. Doch irgendwie will es nicht so richtig klappen, der Anker hält einfach nicht. Nach einer Stunde geben wir auf. Beim letzten Aufholen haben wir dann ein großes Paket Leinen und Netze am Anker. Christoph schneidet uns los und wir fahren wieder zurück in den Hafen. Das mit dem Ankern müssen wir noch üben.

Pointe du Raz und Chaussee de Sein

Um von hier wegzukommen, muss man an dem Pointe du Raz vorbei, noch so eine Strömungsstelle.
Es wird in absehbarer Zeit kein Wetterfenster für die Biscaya geben. Und so überlegen wir uns, in den Golf de Gascogne zufahren. So heißt die Biscaya Bucht in Frankreich, und uns dort weiter umzuschauen. Es soll da ja auch total schön sein. Alternativ kann man dann die Bucht tiefer queren, dann geht es schneller und das Wetterfenster muss nicht so lange so stabil sein.

Also suchen wir uns ein ruhiges Wetterfenster, um zu fahren. Der Plan war, in Audierne zu ankern. Es gibt zwar einen Hafen dort, wir können diesen mit unserem Tiefgang jedoch nicht anlaufen. Wir checken das Wetter in Camaret und am Pointe du Raz.
Was wir allerdings nicht checkten, war das Wetter in Audierne. Wir fahren los, kein Wind, keine Welle. Wurden begleitet von Pilotwalen und ich sah sogar einen Rochen!
Die Nervosität vor dem Pointe du Raz ist groß, aber da das Wetter so ruhig ist, ist es auch der Pointe du Raz. Als wir am Pointe vorbei sind, verfliegt die Nervosität langsam. Wir haben Zeit und checken das Ziel, Audierne.

Umdrehen ist eine Option

Und hier merkten wir, es waren in Audierne 30 Knoten Wind auflandig angesagt. Das ist absolut kein Wetter zum ankern, vor allem wenn die letzte Erfahrung nicht erfolgreich war und man auch nicht so geübt ist. Also was jetzt? Wir diskutieren, checken die Möglichkeiten und drehen um. Wir motoren zurück. Auf dem Rückweg gibt es zwar weitere Häfen, doch diese sind für uns nicht anzulaufen. Bei der Tide und dem Koeffizienten hatten wir zu viel Tiefgang sowohl für Morgat als auch für Douarnenez.
So kamen wir in einem traumhaften Sonnenuntergang wieder in Camaret-sur-mer an.

Wir erholen uns von der Fahrt und wettern ab. Es ist wirklich sehr stürmisch und wir sind im Nachhinein froh über unsere Entscheidung, auch wenn Umdrehen immer sehr schmerzt.
Dann hat sich der Wind etwas beruhigt und wir beschliessen, es noch mal zu versuchen.

Umdrehen ist immer eine Option!

Eigentlich sah das Wetterfenster dieses Mal auf der Wetterkarte gut aus, halber Wind, 17 Knoten. Gegen später sollte es noch etwas stärker werden, dann allerdings auch mehr achterlich. Also soweit gut. Und wir beschliessen, um die Engstelle herumzufahren, was vom Wind her besser passt.
Das bedeutet aber, um eine Felsengruppe herum, die recht weit ins Meer ragt. Um die 15 Meilen weit. Die Chaussee de Sein ist auch für unruhiges Wasser bekannt. Doch die Wetter-, Wind- und Wellenvorhersage passt.
Wir wollen durch die Nacht bis zum nächsten Hafen fahren, Lorient. Das Ankern haben wir für das erste ausgeschlossen.

Doch wie so oft, es kommt anders. Der Wind ist deutlich höher und auch stärker. Wir fahren mit kräftig Druck und Lage trotz Reff. Die Wellen sind hoch, kurz und unruhig. Der Wind kommt deutlich von vorne, wir fahren sehr hoch am Wind und sind auch schon im Reff. Der Ruderdruck ist stark, es regnet zwischenzeitlich, dann scheint wieder die Sonne.

Am frühen Abend lege ich mein Veto ein, die Fahrt ist zu anstrengend. Ich kann so nicht die Nacht durchhalten. Und so diskutierten wir mal wieder und beschliessen…

Hier das Video dazu:

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Ansonsten kannst du auch bei Facebook, Instagram oder YouTube vorbeischauen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Phare_du_Chenal_du_Four

https://de.wikipedia.org/wiki/Pointe_du_Raz

https://www.bretagne-reisen.de/

  1. Plane deine Schläge sehr sorgfältig!
  2. Rechne damit, alles über den Haufen zu werfen!

Als Ostseesegler kennen wir Regen, Wind, Welle.
Das denken wir zumindest.
Aber aus eigener Erfahrung im Ärmelkanal kann ich heute sagen: vergiß alles, was du bis jetzt kanntest.

Der Wind ist härter, der Regen kälter, die Tiede brachial und die Welle unerbittlich.

Aber mit ausreichend Vorbereitung ist das echt toll und macht sehr viel Spaß!
Ein vergleichbares Segelrevier wirst du nicht mehr finden.

Dies ist ein Artikel für Ostseesegler und ähnliche:

die zwar ihr Revier kennen, aber mit Tide und Strömung keine Erfahrung haben. Also für Leute, wie wir es waren.
Natürlich geht vieles anders: höher, schneller, weiter. Wir wollten zuerst auch mehr… und haben es schnell bereut.

Das wichtigste zuerst: so schwierig wie bei uns muss es nicht sein!
Vieles liegt an dir und deiner Planung. Du kannst zwar das Wetter nicht machen, aber du kannst steuern, wie du damit umgehst.

Damit du den Ärmelkanal genießen kannst, wollen wir dir hier ein paar Tipps basierend auf unserer Erfahrung und natürlich die „offiziellen“ Empfehlungen mit auf den Weg geben.

Grundsätzliches

Lass dir Zeit!

Im Ärmelkanal hast du zwei Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst: Wind und Tide. Nur wenn beide in einem guten Verhältnis zueinander stehen, macht es Spaß. Alles andere ist einfach anstrengend und unter Umständen auch sehr gefährlich.

Daher lass dir genug Zeit, um auf ein passendes Wetterfenster zu warten. Und keine Sorge, meistens wartest du an schönen Orten.

Du kannst nicht alles in Tagesschlägen machen, aber ziemlich viel. Wieviele Tagesschläge du einplanst, hängt ganz stark von deiner Erfahrung mit Nachtfahrten ab. Nicht vergessen: eine Nachtfahrt auf der Ostsee ist etwas anderes. Im Kanal hast du sehr starke Strömungen und sehr viel Verkehr um dich. Und glaube uns: Fischer haben meist kein AIS und sind oft sehr sehr schnell.

Mache dir immer einen Plan B!

Oftmals ändert sich das Wetter im Ärmelkanal, nicht alles ist gut im Voraus zu planen. Diese Erfahrung haben nicht nur wir gemacht, wir haben diese Rückmeldung auch von anderen bekommen. Daher schaue bei der Törnplanung immer nach einem Plan B für unterwegs. Dabei musst du alle Faktoren beachten: kommt man jederzeit in den Hafen und wie ist das mit der Wassertiefe im Hafen? Viele Häfen an der Küste fallen trocken oder können nur zu bestimmten Zeiten aufgrund der Tide angelaufen werden.

Nutze alle verfügbaren Informationsquellen!

Diesen Punkt haben wir erst auf der Reise zu schätzen gelernt. Frage die Hafenmeister! Frage Stegnachbarn und nimm nicht nur den Reeds oder deine Karte. Es gibt ein französisches Pendant zum Reeds, diesen haben wir uns erst in Cherbourg zugelegt. Aber von dem Moment an wollten wir ihn nicht mehr missen (den findest du weiter unten aufgeführt).

Und ja, er ist natürlich auf französisch geschrieben. Aber er ist super zu verstehen, intuitiv zu lesen und an vielen Stellen einfacher und besser als der Reeds. Trotz dem ich kein Französisch spreche. Aber er ist kein Ersatz sondern eine Ergänzung!
In den meisten Marinas gibt es Wettervorhersagen, entweder als Screen oder als Ausdruck. Schau dir diese immer an, meistens sind hier die für die Region passenden Vorhersagen genutzt.

Unterschätze die Welle nicht.

Die Wellen sind anders, als auf der Ostsee. Nimm zur Törnplanung nicht nur den Wind, sondern auch die Wellenhöhe und die Wellenrichtung. Wind gegen Welle ist im Ärmelkanal sehr unangenehm. Wenn dann noch die Strömung dagegen ist kommst du nicht mehr voran.

Nutze den Tidenstrom

Im Tidengewässer hast du immer eine Zeit Strom mit dir und dann auch wieder gegen dich. Über den Daumen gepeilt 6 Stunden. Nutze die Strömung bestmöglich, mache sie zu deinem Freund! Fahre mit der Strömung, wann immer es geht. Vermeide Wind gegen Strom, denn das ergibt eine steile und unangenehme Welle.

Unsere Etappen – Tipps

Eigentlich wollten wir ja in 3 Etappen durch den Ärmelkanal: Hamburg – Vlieland, Vlieland – Boulogne-sur-mer, Boulogne-sur-mer – Cherbourg, Cherbourg – Brest. Fertig, aus die Maus.

Das hat ja überhaupt nicht funktioniert, wir mussten schon in Cuxhaven den ersten Stopp machen, weil eine Gewitterwarnung gemeldet wurde.

Und schon war der ursprüngliche Plan über den Haufen geworfen. Auf die Details gehe ich hier nicht ein, die kannst du in dem Artikel Langfahrt – Der hakelige Start nachlesen.
Natürlich kannst du auch längere Schläge machen oder andere Häfen anlaufen. Wir machen hier nur Vorschläge.

Die Raz und der Chenal

Neben der Tide gehören diese Stellen zu den Herausforderungen im Ärmelkanal. Als Ostseesegler kennen wir das so nicht.

Extreme Strömungen an besonderen Stellen, im französischen Raz genannt. Das sind meistens Engstellen im Wasser, wo die Strömung durchgepresst wird. Dadurch können bei entsprechenden Wind- und Strömungsverhältnissen stehende Wellen entstehen. Diese sind auf den Karten immer eingezeichnet, werden aber gerne übersehen. Vor allem, wenn man nicht weiß, was es ist. (Ich wusste das bis dahin nicht)

Meistens gibt es einen Leuchtturm, einer der bekanntesten ist der Phare du Four. Aber es gibt auch das Race of Alderney, hier presst sich die Strömung zwischen dem Festland und den Kanalinseln hindurch.

Die gleichen Regeln gelten für die Chenals. Hier quetscht sich ebenso Wasser durch Meerengen und unterschiedliche Wassertiefen. In Jahrhunderten der Seefahrt haben sich hier die besten Wege herauskristallisisert und inzwischen sind diese auch benannt, bezeichnet und betonnt.

Auf Strecke Calais – Brest ist das der Raz de Barfleur, das Race of Alderney (oder auch Raz Blanchard genannt) und der Chenal du Four. Ich empfehle eine Bildersuche erst nach der Tour (… na, hast du schon ein neues Browserfenster offen???)

Tief durchatmen, wir haben das auch überlebt!!! Du bekommst in diesem Artikel für jede dieser Stellen unsere Tipps dazu!

Allgemeine Tipps für die Raz und den Chenal

1.) Beachtung des Koeffizienten. Dieser beschreibt die Stärke der Strömung und den Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasserstand. Je niedriger der Koeffizient, desto schwächer ist die Strömung. Je höher je stärker. Das hängt mit der Mondphase zusammen.

Mein persönlicher Tipp dafür:
wenn du kannst, plane die Tour so, daß du bei niedrigen Koeffizienten und fallendem Wasser am ersten Raz bist. Dann hast du fast zwei Wochen Zeit, bis der Koeffizient so hoch ist, daß die Strömungen wieder richtig stark werden.
In dieser Zeit hast du bei gutem Wetter vielleicht sogar bis Brest alles durch!

2.) Vermeide Wind gegen Strömung, das bringt die berüchtigten stehenden Wellen! Natürlich gibt es bei wenig bis keinem Wind keine große Gefahr. Jedoch können die Wellen auch schon bei „moderaten Winden“ entstehen. Uns wurde gesagt, bis 3 Bft ist eigentlich alles gut machbar.

3.) Fahre immer mit der Strömung. Mehr dazu findest du bei dem jeweiligen Raz im Text!

Unsere Etappen im Ärmelkanal

Alle unsere Häfen sind tidenunabhängig anlaufbar! Das ist gerade für Nicht-Nordsee-Segler sehr wichtig, denn die tidenberechnung fällt dadurch einfacher.
Es gibt in der Liste einen Hafen, der nicht 100% unabhängig ist, aber dieser ist auch nur ein lohnenswerter Zwischenstopp. Es geht auch ohne ihn.

Der Ärmelkanal beginnt streng genommen erst bei Calais. Für uns Ostseesegler ist aber schon die Nordsee quasi Kanal. Daher beginnen wir mit unseren Tipps schon bei unserem ersten Frankreich Stopp.

Dunkerque

Eigentlich wollten wir von Breskens (NL) nach Nieuwpoort in Belgien. Daher sind wir mit der beginnenden Strömung in der Westerschelde los. Aber die Fahrt lief so super und wir entschieden, nach Dunkerque durchzufahren. Allerdings hat man dann natürlich zum Schluss die Strömung gegen an. Wie oben erwähnt, 6 Stunden mit und 6 Stunden gegen.
Dunkerque ist tidenunabhängig anlaufbar und die Einfahrt ist auch gut.

Dunkerque – Boulogne-sur-mer 56 nm

Eine gute Strecke, auch etwas kürzer als die vorherige. Hier geht es bei Calais um eine Ecke, ein kleines Cap. Daher kann es hier andere Wind- und Strömungsverhältnisse geben, als im Wetterbericht angesagt. Das ist der Capeffekt, auf den du im Kanal noch oft treffen wirst.
Achte unbedingt auf die Farbe des Meeres! Diese Farbe wirst du so schnell nicht wieder sehen. Allerfeinstes türkis!

Boulogne-sur-mer ist Tidenunabhängig anlaufbar, da ein Becken durch eine Schleuse abgetrennt ist. Die Stadt ist auch definitiv einen zweiten oder dritten Blick wert. Wenn du guten Fisch magst, hier bist du richtig! Es ist Frankreichs größter Fischereihafen.

Als nächstes gibt es zwei Möglichkeiten, weiterzufahren:

A) Boulogne-sur-mer – Cherbourg 145 nm

Entweder du fährst in einem sehr langen Schlag direkt nach Cherbourg.
Das wären 145 nm, nicht unter 24 Stunden zu schaffen.

Oder etwas in die Bucht hinein, evtl. um besseren Wind zu haben. Das musst du von deinen Wetterverhältnissen abhängig machen.

Das haben wir gemacht:

B) Boulogne-sur-mer – Dieppe 55 nm

Wir hatten keinen Wind für die direkte Strecke und sind daher nach Dieppe gefahren.
Dieppe ist toll und definitiv einen Abstecher wert. Dieppe hat einen starken englischen Einfluß, das Örtchen könnte auch an der englischen Küste liegen.
Tidenunabhängig und unbedingt sehenswert.

Von hier kannst du in kurzen Etappen weitere Häfen anlaufen, zBsp Fecamp oder LeHavre. Aber Vorsicht, viele der Häfen sind nicht immer anzulaufen oder fallen trocken.
Wir wollten nach Fecamp, mussten dann aber vor der Hafeneinfahrt umdrehen, da Wind und Welle dagegen sprachen. Hier hat uns der Reeds beraten: bei 5bft auflandigem Wind wird dringenst von einer Einfahrt abgeraten. Wir hatten auflandigen Wind mit einer oberen 5. So waren wir abends wieder in Dieppe.

(Wenn es dich interessiert, schau doch mal bei YouTube unter Fecamp, da findest du eindrucksvolle Aufnahmen aus Fecamp. Wir waren froh, das nicht versucht zu haben!)

Kurz darauf passte bei uns dann das Wetter und wir haben uns von Dieppe auf bis nach Cherbourg gemacht. Wir sind direkt durchgefahren, ohne weitere Zwischenstopps. Es macht Sinn, den Wind zu nutzen, wenn er passt.

Dieppe – Cherbourg 110 nm

Unsere erste Nachtfahrt.

Cherbourg ist auf jeden Fall ein guter Ort. Du bekommst Ersatzteile, es gibt gute Shipshops und auch in der Stadt bekommst du alles.

Außerdem ist es ein TransOcean Stützpunkt. Du kannst dir Pakete schicken lassen und es gibt Rabatt für Mitglieder. Nur als Side-Info.
Wir mochten die Stadt sehr, uns hat sie richtig gut gefallen. Für mich war es die erste Stadt, in der ich mich tatsächlich in Frankreich angekommen fühlte.

Cherbourg bei Nacht anzusteuern ist nicht empfehlenswert. Das sagen wir aus eigener Erfahrung. Es ist machbar, aber stressig. Es sind wirklich viele Lichter vor Ort. Und durch die beiden vorgelagerten Barrieren wird es nicht einfacher. Aber es ist machbar, klar. Wir haben es ja auch geschafft. Nur wenn du es vermeiden kannst, ich würde es tun.
Der Hafen ist riesig und komplett tidenunabhängig.

Raz de Barfleur

Wir starten mit dem ersten Raz! Wohooo!

Vor Cherbourg ist die Pointe de Barfleur, markiert durch einen Leuchtturm. Am besten hältst du dich ca. 5 nm davon entfernt. Nähere Passagen sind nur bei ganz ruhigem Wetter zu empfehlen.
Du fährst am besten 4,5 Stunden vor Hochwasser Cherbourg dort vorbei, dann ist die Strömung ziemlich niedrig bzw. Stillwasser.

Cherbourg – Roscoff 125 nm

Auch hier wieder eine Nachtfahrt, wenn du magst, du bist ja gerade in Übung.

Race of Alderney

Hier durchfährst du das berühmte Race of Alderney! Das Alderney Race heißt bei den Franzosen „Raz Blanchard“ (weiße Flut), da das Wasser weiß ist, wenn es so aufgewühlt ist. Unser zweites Raz.

Wenn du danach googlest oder im Reeds nachschlägst, willst du wahrscheinlich am liebsten umdrehen.
Aber keine Sorge! Wenn du ein paar Dinge beachtest, kann das eine entspannte Fahrt werden.

Wir haben uns hier so verrückt gemacht! Wir sind tatsächlich bei so wenig Wind gefahren, daß wir motoren mussten. Wenn es dich stresst, dann mach das auch gerne so, es spricht überhaupt nichts dagegen!

Da wir wegen der Einreisebestimmungen die Kanalinseln nicht besuchen konnten, sind wir durchgefahren, unsere zweite Nachtfahrt.

Unsere Tipps sind tatsächlich nicht anders, als die der anderen:

Die Abfahrt in Cherbourg sollte 1 Stunde vor Hochwasser sein. Dann kommst du zum Kipppunkt der Tide an der Stelle entlang, wo die stärkste Strömung ist: das Cap de la Hague. Wenn du das Wasser beobachtest, siehst du die „Eddies“. Du musst ja nicht unbedingt drüber fahren. Sie sind auch in der Karte eingezeichnet, du kannst dran vorbeifahren.

Fahr nicht zu nah an der Küste entlang, jedenfalls nicht bei Wind. Dort stellt sich die Welle auf. Fahre gerne in der Mitte zwischen Festland und Insel.

Bei Wind gegen Welle baut sich hier eine stehende Welle auf. Ich muss das nicht unbedingt live erleben.

Der Rest der Strecke ist entspannt und ca. 24 Stunden nach Abfahrt kommt man in Roscoff an.
Roscoff kann man gut als Zwischenstopp machen. Für uns war es nicht mehr, es hat uns nicht gefallen und auch der Supermarkt ist weit entfernt.
Die Marina ist aber klasse, gepflegt und ordentlich.

Roscoff ist natürlich tidenunabhängig und kann jederzeit angelaufen werden.

Von Roscoff aus kann man mit einer weiteren Nachtfahrt theoretisch durchfahren bis nach Brest oder Camaret-sur-mer.

Allerdings muss man hier wieder durch eine der Engstellen, den Chenal du Four. Nummer drei quasi.

Direkt nach zwei Nachtfahrten empfehlen wir lieber eine Zwischenstation: L’Aber Wrac’h.
Bretagne Pur! Allein die Ansteuerung ist faszinierend, denn man fährt durch ein schmales Fahrwasser entlang an aus dem Wasser ragenden Steinen und Felsen.

Roscoff – L’Aber Wrac’h 39 nm

Leider ist Aber W’rach nicht für jeden geeignet, da er nicht tiefer als 2,50m ist. Aber mit bis zu 2,50m Tiefgang sind schon die meisten Boote abgedeckt. Und bei der Anfahrt muss auch die Tide beachtet werden. Keine Sorge, hier ist es noch „tidenanfänger“ Niveau und für jeden zu berechnen! Und wenn du es bis hierhin geschafft hast, bist du kein Tiden-Neuling mehr!

Nach einer schönen Portion Bretagne ist die nächste Etappe dann endlich die letzte im Ärmelkanal. Du kannst dich zwischen Brest und Camaret-sur-mer entscheiden. Der Unterschied ist einfach erklärt: Stadt oder Ort.
Brauchst du Ersatzteile oder einen Großeinkauf? Dann fahr nach Brest. Willst du Bretagne und Urlaubsgefühl, dann nimm Camaret-sur-mer.
Wir waren in Camaret-sur-mer und haben es nicht bereut.

L’Aber Wrac’h – Camaret-sur-mer 36 nm

Um dort hinzukommen, steht dir aber noch der Chenal du Four im Weg – der sogenannte Höllenkanal.
Der dazugehörige Leuchtturm heißt Phare du Four.

Chenal du Four

Bis 3bft ist der Chenal kein Problem, aber fahre möglichst nicht gegen die Strömung. Achte darauf, keinen stärkeren Wind gegen Welle zu haben (der Klassiker). Du solltest zum Kipppunkt der Tide am Eingang des Chenal sein. Und um diesen abzupassen fährst du in L’Aber Wrac’h 3 Stunden vor Hochwasser in Brest los. (z.B. Hochwasser in Brest 09.00 Uhr = Abfahrtszeit in L’Aber Wrac’h 06:00 Uhr)
Und dann viel Spaß im Kanal.
Wir hatten, wie bei den vorherigen Raz auch , fast keinen Wind und entsprechend dadurch keine Welle. Wir motorten die meiste Zeit.

Geschafft

Hooray – du bist durch den Ärmelkanal! Streng genommen endet der Ärmelkanal sogar noch vor dem Chenal.
Du kannst auch schon von Roscoff oder L’aber Wrac’h über die Biscaya springen, wenn das Wetterfenster passt. Bei uns war das nicht so und wir sind die Küste weitergefahren.

Ohne Pausen hätten wir es in 8 Tagen geschafft. Aber wir haben uns zum Glück Zeit gelassen. Und es hätte noch so viel mehr Zeit sein können, die französische Küste ist einfach traumhaft!

Unsere Hilfsmittel für den Ärmelkanal

  1. Papier- und Plotterkarten von NV-Charts.
    Papierkarten finden wir wichtig, um den kompletten Überblick zu haben und größere Gebiete einzuschätzen. Du kannst die Karten in Ruhe betrachten und auch die Gebiete mit stehenden Wellen gut eingrenzen.
  2. Der Reeds Almanach. Ja, ja und ja. Niemals ohne, hier findest du alle relevanten Informationen. Leider ist sehr vieles stark abgekürzt und viele dieser Abkürzungen erschliessen sich nicht auf den ersten Blick. Aber die Informationen sind sehr wichtig.
  3. Ergänzend dazu gibt es den Bloc Marine, das französische Pendant. Auch diesen finden wir extrem wichtig. Viele Informationen sind gleich zum Reeds, aber du hast die Strömungskarten zu jedem Gebiet gleich in der passenden Uhrzeit. Den Reeds muss man immer umrechnen (und für mich ist das mega kompliziert, ich habe es bis heute nicht richtig verstanden). Ebenso findest du die Koeffizienten, hier aber farblich dargestellt, dadurch ist es viel schneller einzuschätzen.
  4. Gezeitenrechnung mit Koeffizienten. Der Koeffizient bestimmt die Höhe der Tide und damit die Wassermenge, die bewegt wird. Je nach Wassermenge ist die Strömung stärker oder schwächer.
    Großer Koeffizient = starke Strömung und viel Tidenhub. Für die Gezeiten gibt es eine mega App: „Maree Info“. Für 1,69 € bekommst du für 4 Wochen Zugriff auf die Gezeiten aller französischen Häfen, also auch auf die sogenannten „secondary ports“. Inclusive Wasserhöhen und Wasserständen. Tolle App!
  5. Vermeide starken Wind gegen starke Strömung, das bringt die berüchtigten stehenden Wellen.
  6. Hafenmeister/ Locals
    Normalerweise können dir die Hafenmeister immer sagen, wann die beste Zeit ist, um weiterzufahren. Uns hat man hier immer die richtige Info gegeben. Und auch wann der Hafen wegen der Tide anlaufbar ist. Selbst rechnen und dann den Hafenmeister Fragen als Gegencheck – super Sache!
  1. „Meteo Consult Marine“ App. Diese Wetterapp war für uns für Frankreich die passendste. Kostet nichts.

Wenn du diese Tipps beachtest und mit den Apps arbeitest, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen!
Damit solltest du gut und sicher durch den Ärmelkanal kommen. Es sind so tolle Orte unterwegs und wir sind froh, uns genug Zeit gelassen zu haben. Es wäre schade gewesen, hier etwas zu verpassen.

Wenn du mehr zu unseren Vorbereitungen und über den Start wissen willst, dann schau dir diesen Artikel an:

Die Vorbereitungen zur Langfahrt

2021 – Die große Segelreise beginnt!

Langfahrt-der hakelige Start

Hier die Links zu unseren Tipps

Bloc Marine (kein Affiliate Link)

NV-Charts (kein Affiliate Link)

Die Apps (ohne Links und wir haben beide iPhones)

Meteo Consult Marine
Maree Info

Dieser Artikel enthält Affiliate Links. Wenn du über diesen Link bei Amazon innerhalb von 24 Stunden nach dem Aufruf des Links etwas bestellst (egal was) bekommen wir eine (wirklich sehr) kleine Provision. Damit werden wir nicht reich. Wir freuen uns aber, wenn ein paar Unkosten abgedeckt werden.
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Wir sind nach einem sehr heftigen Start in IJmuiden, Niederlande. Direkt an der Nordsee.

Nach einigen Tagen haben sich das Wetter und unsere Nerven soweit wieder beruhigt, daß wir weiter segeln können und auch endlich wollen. Es wird Zeit für den Weg von der Nordsee in den Ärmelkanal!
Christiane ist wieder zurückgefahren, da sie arbeiten muss. Dieter will uns noch ein paar Tage begleiten und auch unterstützen. Das freut uns sehr und nimmt auch ein wenig Stress.

Auf der Nordsee

Wir starten mit Dieter in IJmuiden auf die Nordsee nach Scheveningen.
Das Wetter zeigt sich von seiner allerbesten Seite: Sonne, ein angenehmer Windhauch. Als hätte es die letzten Tage nicht gegeben. Ganz langsam stellt sich ein positives Gefühl ein.

Scheveningen soll immer voll sein, stand im Reeds. Aber es Ist ja keine Saison mehr, das wird schon passen. Dachten wir. Wir waren total erstaunt, als wir bei den Einfahrt um die Ecke bogen: es war total voll, fast kein freier Platz zu sehen. Der Hafenmeister holte uns mit dem Rib ab und wies uns einen schönen Platz zu. Es war eng und knapp, aber ein schönes Plätzchen.

Scheveningen

Scheveningen war toll. Es fühlte sich ein wenig an wie Urlaub: Cafés und Restaurants an der Marina, entspannte Menschen und Leben. Das erste Mal war alles so, wie wir uns das vorgestellt hatten: ankommen bei die Sonnenschein nach einem sonnigen Segeltag. Und wir müssen nichts reparieren oder keine Wäsche waschen. Der erste Hafen ohne direkten Gang zur Waschmaschine!

Wir gingen einkaufen und schlenderten ein wenig durch die Gegend. Aber am nächsten Tag sollte es auch gleich wieder weitergehen, daher wurde der Abend kurz. Der nächste Stop: Steelendamm.
Es läuft alles wie am Schnürchen. Die Sonne scheint, Dieter und Christoph versuchen sich an der Windfahnensteuerung. Es ist entspannt. Allerfeinstes segeln auf der Nordsee.

Zwischenstopp in Steelendamm

Wir kommen am Abend in der Marina an, legen uns in eine freie Box und stellen uns den Wecker. Dirt treffen wir eine Familie, die wir aus unserer Zeit mit der Dehler von Social Media kennen. Sie wollen auch auf lange Fahrt gehen. Wir tauschen Erlebnisse und Werkzeug. Es ist gut, jemanden zu haben, der das gleiche vor hat!
Heute machen wir wieder nicht lange, es soll früh weitergehen. Der nächste Stop ist Breskens.

Es ist noch früh am morgen, als wir ablegen. Es wird der erste Schleusenvorgang der Schleuse an diesem morgen genutzt, die Sonne scheint, es ist kein Wind. Also motoren am Hoek van Holland vorbei. Wir sind angespannt, schließlich ist Rotterdam einer der größten Häfen der Welt. Aber wie so oft: es ist weitaus weniger los, als gedacht.
Wir werden ein mal angefunkt, bitte unseren Kurs zu halten. Damit lassen wir einem Tanker genügend Platz. Kein Problem, wir halten den Kurs wie geplant.
So ist es ein tolles Segeln in der Nordsee und wir kommen sehr gut Richtung Ärmelkanal voran.

Breskens

Aber in Breskens werden wir wieder durch Starkwind ausgebremst. Und daher endet hier auch unsere Reise mit Dieter, Christiane holt ihn ab und bringt im Austausch für Dieter viele Ersatzteile mit. Unter anderem das neue Solarpaneel, das uns beim Anlegen in Amsterdam kaputt ging.
DANKE DANKE DANKE an euch beide!

Wenn du mehr über den Start und unsere Mitsegler wissen willst, dann schau doch mal in den Artikel: Langfahrt – Der hakelige Start

Wir warten das schlechte Wetter in Breskens ab. Waschen, putzen und erste kleine Reparaturen werden gemacht. Und erholen, viel erholen. Wir schlafen viel und machen einfach mal nichts.

Dann endlich passt alles: Wetter, Boot und wir sind bereit für die erste Etappe ganz alleine.
Wir beschließen weiterzufahren. Die größeren Reparaturen wollen wir im nächsten Hafen angehen. Das Solarpanel muss getauscht werden und der Solarlüfter fliegt raus.

Next stop: Nieuwpoort, Belgien.
So dachten wir uns das zumindest bei der Tourplanung. Doch es läuft alles so gut und wir beschließen, gleich bis nach Dunkerque durchzufahren. Das bringt uns deutlich näher Richtung Ärmelkanal.
Und dabei hatte Christoph doch gerade erst die belgische Flagge gesetzt.
Es war von der Strömung gesehen nicht die beste Idee, wir mussten irgendwann gegen an motoren. Aber wir wollten weiter kommen auf der Nordsee.

Wir sind in Frankreich!

Dunkerque

Wir hatten einen tollen Ritt durch 1,5 Meter Welle und hoch am Wind.
Natürlich müssen wir in Dunkerque Wäsche waschen, alles ist wieder nass. Doch die Sonne scheint, es ist schönes Wetter für Reparaturen. Und wir sind in Frankreich!!!

Der Zoll kommt vorbei, 6 Mann im Schlauchboot. Schon ein merkwürdiges Gefühl, als sie so im Cockpit sitzen. Aber da Christoph ja fliessend französisch spricht, ist das Eis schnell gebrochen und wir unterhalten uns gut mit den Beamten. Sie checken die Papiere, loben „die Deutschen“ für ihre Ordnung und geben uns die Bescheinigung: alles okay bei uns! Dunkerque ist der erste Hafen nach der Grenze, hier werden viele Boote kontrolliert. Die Kontrolle hier ist normal. Es gibt eine Truppe im Schlauchboot, die fährt täglich durch die Häfen und schaut nach neu angekommenen Booten.

Wir wollen uns nicht länger als nötig in Dunkerque aufhalten, wir kennen den Ort und für uns ist das irgendwie nicht „unterwegs sein“. Noch sind wir ja nicht im Ärmelkanal, der beginnt offiziell erst in Calais. Wir tauschen das Solarpanel und den Lüfter und fahren bei der nächsten Gelegenheit weiter nach Boulogne-sur-mer.
Es ist wieder hoch am Wind, es ist wieder gegen an. Und es ist wieder nass: die Luke ist natürlich immer noch undicht- aber der neue Lüfter hält dicht! Ein Problem weniger.

Boulogne-sur-mer

hat uns zum ersten Mal das richtige Fahrtensegler-Gefühl gegeben. Die Sonne scheint, die Menschen waren gut gelaunt und es gab viel zu sehen. Zuerst war die Stadt nicht so toll, aber auf den zweiten Blick gefiel sie uns richtig gut! Es ist keine echte Schönheit, aber sie hat viel Charakter.
Wir nahmen uns Zeit und schauten uns um. Zum ersten Mal seit wir unterwegs sind. Das war es doch eigentlich, was wir wollten: neues sehen und kennenlernen!

Es ist Frankreichs größter Fischereihafen. Das merkt man an jeder Ecke, Fisch bestimmt hier den Alltag, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. Es gibt das Nausicaa, eines von Europas größten Aquarien.

Was ich interessanter fand, war der Street Art Parcours. Jeden Sommer gibt es eine Art Festival, wo Street Art Künstler der ganzen Welt Flächen für ihre Murals zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn man durch die Stadt läuft, findet man an jeder Ecke tolle Kunstwerke.

Ebenso lohnt sich der Weg auf den Berg, die Küste von oben ist sehr faszinierend. Hier zeigt sich, warum diese Küste auch „Opalküste“ genannt wird: das Meer hat ein faszinierend intensives türkis!

Leider waren unsere Ersatzteile nicht da, die wir von IJmuiden nach Boulogne-sur-mer haben schicken lassen. Eine intensive Recherche ergab, diese lagen in einem Zustellzentrum in Flandern. DPD konnte sie nicht zustellen. Die Info ging an den Versender, dieser informierte uns aber nicht.
So mussten wir weiter, ohne dafür eine Lösung zu haben. Darum wollten wir uns unterwegs kümmern. Der nächste Stopp war Dieppe.

Von der Nordsee in den Ärmelkanal

Auf dem Weg nach Dieppe kommen wir an Calais vorbei: jetzt sind wir offiziell im Ärmelkanal! Der erste Meilenstein ist geschafft! Und das nach diesem Start, wir hatten anfangs nicht daran geglaubt, es noch von der Nordsee in den Ärmelkanal zu schaffen.

Dieppe

ist eine sehr nette kleine Stadt in der Normandie. Der Abschnitt nennt sich hier Alabasterküste, da die ganz Küstenlinie durch weiße Kreidefelsen geprägt ist. Dazu kommt das immer noch sehr türkisfarbene Wasser. Was soll ich sagen….traumhaft schön!
Dieppe ist eines der ältesten Seebäder Frankreichs und diesen Flair hat man auch heute noch.
Die Marina liegt direkt an der Stadtpromenade, hier gibt es viele Restaurants und Bars. Urlaubsfeeling pur! Und direkt dahinter ist die Altstadt, gut erhalten mit vielen hübschen Läden.

Hier ist der Tidenhub übrigens fast 9 Meter! Das ist total faszinierend, wenn man das sieht. Und du merkst davon einfach nichts auf dem Boot.

Dieppe hat uns gut gefallen, doch wir wollen weiter. Das Wetter ist mal wieder gegen uns und wir beschließen, durch die Bucht nach Fecamp zu fahren. Das sollte uns besseren Wind für die Etappe nach Cherbourg bringen.

Nach Fecamp

Und so machen wir uns bei einer guten Wettervorhersage auf den Weg: Doch wie so oft, es kommt anders. Der Wind wird im laufe des Tages deutlich stärker als erwartet und immer gegen an. Als wir kurz vor der Hafeneinfahrt sind, haben wir eine obere 5 bft auf der Anzeige. Der Wind kommt aus West. Und im Reeds steht, man sollte bei westlichen Winden stärker als 5 bft nicht in den Hafen einfahren. Welle ca. 2 Meter. Wir beobachten andere Yachten, die auch abdrehen. Keiner fährt rein.

Wir besprechen die Situation: können wir weiter zur nächsten Marina? Tatsächlich nicht, die nächsten Häfen sind zu weit und der Wind ist zu heftig. Also ist unsere einzige Möglichkeit zurück. Wir atmen tief durch und wenden schweren Herzens. Der Vorteil hier ist, der Wind kommt von hinten. Das ist eine deutlich angenehmere Windrichtung. Die Rückfahrt ist schön, wir haben achterlichen Wind und die Welle trägt uns zurück nach Dieppe.
Angekommen fallen wir erst mal in die Koje.

Es war wieder eine Bremse, vielleicht war es auch wieder nötig. Wir nutzen die Zeit, um es uns gut gehen zu lassen: Christoph bekommt endlich Moules Frites und ich probiere Galletes.
Wir kommen zu der Frage, ob wir es wirklich dieses Jahr noch über die Biscaya schaffen können.
Und was passiert, wenn nicht? Eine wichtige Frage für uns: sie klärt unsere Einstellung!
Und die Antwort ist klar, wenn auch zuerst nicht einfach: dann schaffen wir eben es nicht über die Biscaya. Wir haben ja kein festes Ziel, wir planen uns selbst. Und das wichtigste Ziel ist, uns soll es gut gehen.

Nach Cherbourg

Dann passt das Wetter für eine Fahrt direkt nach Cherbourg. Wir sind wieder sehr aufgeregt, es wird unsere erste Nachtfahrt! Ganz akribisch bereiten wir uns darauf vor und überlegen uns Strategien. Das wichtigste ist: nicht bei Dunkelheit in den Hafen! Die Fahrt läuft gut, wir genießen den Sonnenuntergang und den Mond. Wir sehen Delfine! Später erfahren wir, es waren vermutlich Pilotwale, denn die interessieren sich nicht für die Boote.
Nachtfahrten haben ihren ganz eigenen Flair. Es hört und fühlt sich alles ganz anders an, die Sinne sind viel geschärfter. Leider ist wenig Wind und wir motoren ziemlich viel.

Und es kommt, wie es kommen muss: wir sind zu schnell und sind schon gegen 03:00 Uhr vor der Hafeneinfahrt. Es blitzt und blinkt überall. Wir versuchen mit aller Kraft und allen Mitteln die Hafeneinfahrt zu finden. Hier? Da? Ist es das rote Licht? Ist das hier das Richtfeuer? Der Hafen von Cherbourg hat zwei Schutzbarrieren. Eine große äußere, die den Vorhafen von der See trennt. Als wir hier endlich drin sind, nähert sich von hinten eine weitere Yacht. Wir beschließen, dieser Yacht hinterherzufahren. Aber wie es so ist: vor lauter vorbereiten und Konzentration auf Fender und Leinen in der Dunkelheit fährt uns diese Yacht einfach davon. Also tasten wir uns im Dunkeln weiter voran. Im Hafen angekommen, legen wir uns gleich an den ersten greifbaren Steg. Anlegen im Dunkeln, nachts.
Ein perfektes Anlegemanöver! High five um 05.00 Uhr und ab in die Koje!

Wie es in Cherbourg weitergeht, kannst du im nächsten Artikel nachlesen.

Mehr über die Orte in Frankreich:

Dieppe

Boulogne-sur-mer

Wir sind unterwegs auf unserer Langfahrt. Es ist kaum zu glauben. Alles fühlt sich gleichzeitig normal und ungewohnt an. Und es könnte immer noch einfach ein langer Urlaub sein. Und dennoch ist Hamburg und unsere Wohnung gedanklich schon sehr weit weg!

Hamburg, Anfang Juli 2021

Es ist Anfang Juli und wir liegen im Harburger Binnenhafen. Konzentriert versuchen wir, das Boot so gut wie möglich vorzubereiten. Ob die Dinge, die wir uns überlegen, wirklich die richtigen sind und ob der Fokus auch der richtige ist? Wir werden es erst erfahren, wenn wir unterwegs sind.
Unser Termin zum Start der Langfahrt war ursprünglich mal für den 19.07. gesetzt, eine sehr knappe Hausnummer. Daher haben wir den schon auf den 24.07. gesetzt.

Da ich (Marion) am Anfang einer Saison immer seekrank werde (nur Müdigkeit, aber das reicht) und ausfalle, haben wir beschlossen, Mitsegler zu suchen. Damit wollen wir gleich das zweite Problem auch lösen: wir kennen uns in der Nordsee und im Tidengewässer nicht so richtig aus. Also suchen wir Mitsegler, die die Nordsee und am besten auch den Kanal kennen. Unser Plan war, schnell durch den Kanal zu fahren. Dadurch wollten wir uns nach hinten mehr Luft verschaffen. Ein guter Plan, dazu später mehr.

Wir hatten Glück, es fand sich ein Paar. Dieter und Christiane, erfahrene Nordeesegler und Yachtmaster. Perfekt, dann sollte es klappen!

Hamburg, 17. Juli 2021

Am 17. Juli war es soweit: wir verlegen uns in den Citysporthafen in die Innenstadt! Endlich bewegt sich etwas (im wahrsten Sinne des Wortes, wir hatten ganz vergessen: der Citysporthafen hat sehr viel Schwell, das Boot schwankt die ganze Zeit…) Damit wurde auch die Abfahrt und das Ziel „Langfahrt“ wieder viel konkreter.

Und: wir segeln das erste Mal. Leider nur kurz, das Wetter war nicht perfekt dafür, aber immerhin.

Doch nicht alles läuft reibungslos in der Vorbereitung, und so scheint der Abfahrtstermin erneut zu kippen. Es fehlen Teile, ich muss noch mal zur Familie fahren und ein wichtiger Arztbesuch steht auch noch an. Wir sind langsam am Ende unsere Kraft.

Wir diskutieren lange, ob wir den Mitseglern absagen sollen und eine Woche später alleine losfahren. Das heißt, den ganzen Weg in kurzen Schlägen und deutlich länger unterwegs sein. Das heißt, die Nordsee und den Ärmelkanal alleine fahren und für Christoph am Ende vielleicht auch „Einhand“, da ich ausfalle.
Das klingt alles nicht nach einer vernünftigen Entscheidung. Also verschieben wir nur um einen Tag und hauen richtig rein.

Hamburg zeigt sich von seiner schönsten Seite, die Sonne scheint und wir bekommen fast Heimweh. Das ist wohl so: immer wenn etwas zu Ende geht, ist es plötzlich ganz toll. Und man fragt sich, warum man das verändert… mir ging es bei meinem Jobs immer so.

Hamburg 25. Juli 2021

Am 24.07. ist es dann soweit. Christiane und Dieter reisen an. Wir proviantieren, stauen und planen die Abfahrt am nächsten morgen. Ich setzte die Wimpelkette, das ist eine alte Tradition: man schmückt das Boot mit Flaggen aus aller Welt. Das macht man bei einem neuen Boot, bei einer Taufe oder eben vor einer langen Reise. Flaggenparade nennt sich das seemännisch. Kurz bevor ich das Fall oben habe, kommt mir der Gedanke: wie kommt es denn wieder runter? Ich habe vergessen, eine Rückholleine anzubringen. Und das heißt: einer muss in den Mast.
So schnallt Christoph sich das Klettergeschirr um und wird mit der elektrischen Ankerwinsch hochgezogen. Ein verrückter Start der Langfahrt…

Die Elbe ist traumhaft am frühen morgen. Ein Feuerschiff macht Löschübungen im Sonnenaufgang- wie bestellt!
Rasmus bekommt seinen Schluck für gutes Wetter und wir freuen uns. Wir genießen Sonne, Wind und die letzten Blicke auf unser schönes Hamburg.

Der Plan war, bis zu den friesischen Inseln zu fahren. Mindestens. Doch kurz vor Cuxhaven kommt eine Gewittermeldung. Es wird diskutiert und seemännisch beschlossen, nach Cuxhaven abzudrehen und dafür mit der nächsten Tide um 03.00 Uhr wieder auszulaufen.

Ich bin aufgrund meiner Seekrankheit-Situation aus der Planung raus und so merke ich es kaum, als es mitten in der Nacht weitergeht. Wenn du mehr zum Thema Seekrankheit wissen willst, dann schau doch mal in den Artikel über Seekrankheit und was wirklich hilft.

Cuxhaven ins IJsselmeer, 26. Juli 2021

Es läuft richtig gut. Die Sonne scheint, es weht ein schönes Lüftchen. Zwischenzeitlich schläft der wind mal ein und Christoph kann sich um einen verstopften Borddurchlass kümmern. Details gibt es hier nicht, es war der Durchlass, der nicht soviel Spaß macht…wir genießen unsere Reise, so hatten wir uns unsere Langfahrt vorgestellt.

Doch dann, mitten in der Nacht vor den friesischen Inseln kommt der Regen und der Wind. Da ich nicht im Wachplan eingeteilt war, habe ich nur mitbekommen, daß es extrem unruhig war – ich wurde in meiner Koje regelrecht herumgeschleudert.

Am nächsten Morgen kam dann das erwachen: es war „alles“ nass. Wir haben ganz viel Wasser im Schiff, an Stellen wo es nicht hingehört. Die Luken sind undicht, der Lüfter ist ist wie ein Loch, das Wasser fließt ungehindert durch. Und auch an den Wänden läuft das Wasser.

Die Crew hatte entschieden, ins IJsselmeer zu fahren. Die Wettervorhersage hat sehr starken Wind angekündigt. Das tun wir und wir machen einen Stop in Enkhuizen. Wäsche waschen, schlafen, tanken und weiter gehts am nächsten Morgen.

Nach Amsterdam, 28. Juli 2021

Der Wind frischt sehr stark auf und wir können wie geplant nicht weiterfahren. Wir müssen eine Pause machen und den Wind abwettern. So entscheiden wir, noch durchs Markermeer nach Amsterdam zu fahren. Dort können wir wenigstens eine schöne Zeit verbringen.
Also bolzen wir bei 7 bft gegen Wind und Regen an und kommen nass und fertig in Amsterdam an. Doch die Stadt zeigt sich nicht von ihrer besten Seite: es gibt keine Plätze mehr, die Häfen sind überfüllt.

Ein Hafenmeister hat dann aber doch noch ein Herz für uns und findet eine Lücke. Als wir dort ankamen und der Hafenmeister den Platz anweist, bekam ich gleich weiche Knie: rückwärts in eine schmale Lücke zwischen zwei andere Boote. Ohne Steg und ohne Dalben.

Mein erster Gedanke war: mach das nicht, das wird nichts. Christoph steht am Steuer und ich flüstere ihm schnell noch zu, er kann auch abbrechen. Aber es gab ja irgendwie auch keine Alternative, alle Häfen dicht, wir sind alle durchnässt und verfroren. Also versuchte er es. Doch es war sehr knapp am Bug eines großen Motorbootes. Schon war es passiert: wir schrammten am Anker des Motorbootes vorbei und unser Solarpanel knirschte und er Anker verhängte sich dann noch in der Reling. Wir konnte uns wieder lösen und Christoph brach das Manöver ab.
Wieder raus aus dem Hafen, kurz sortieren und Schäden checken. Das Solarpanel war zersplittert und die Reling verbogen.

28. Juli – Planänderung

Da es keine anderen Möglichkeiten mehr gab, entschieden wir nach IJmuiden zu fahren.
Wir motorten also weiter. Der Wind drehte mehr und mehr auf. Nach der Schleuse von IJmuiden ballerte es so richtig, es waren Böen von mehr 45 Knoten.
Die Hoffnung war, in der Marina wird es windgeschützt sein. Doch so richtig stimmte das leider nicht. Und so kam es, wie es kommen musste: beim Anlegemanöver erfasst uns eine Böe und drückte uns gegen ein Motorboot. Trotz tatkräftiger Hilfe mehrerer Leute am Steg, 9 bft sind halt einfach 9 bft.

Als wir fest sind, überprüfen wir den Schaden zusammen mit dem Eigner des Motorbootes. Und siehe da – unser Anker ging direkt in das geöffnete Fenster des Motorbootes und hat dadurch auch nichts beschädigt. Es ist echt unglaublich – aber es ist so! Und so atmen wir erstmal tief durch.

Pause in IJmuiden – brechen wir ab?

Bei einem langen Gespräch mit unseren Mitseglern beschließen wir, die Pläne für unsere Langfahrt zu ändern. Es ist so vieles nicht in Ordnung bei dem Boot, daß wir guten Gewissens in diesem Tempo nicht weiterfahren können. Und auch unsere Seelen sind ziemlich geschunden, das schwierige Wetter und die zwei Crashs haben uns nicht gut getan.

Segeln wird in den nächsten Tagen aufgrund des Wetters nicht möglich sein. Christiane wird die Fahrt abbrechen und mit Freunden zurückfahren, so kann sie ihren Urlaub aufsparen.
Dieter wird mit uns das Boot noch etwas auf Vordermann bringen und noch ein paar Etappen mitfahren.

Das klingt nach einem guten Plan und wir fangen zu viert mit der Arbeit an: es wird gewaschen, gebastelt, das Boot abgedichtet, Ersatzteile bestellt und Krönchen gerichtet.
Christoph machte Hafenmanöver, wir lernten Leinen werfen.

Dann verabschieden wir Christiane und machen uns wieder auf den Weg… mit angezogener Bremse und noch nicht verheilten Wunden.

Fazit …und wie geht es weiter???

An dieser Stelle auch noch mal ein dickes, fettes DANKESCHÖN an Christiane und Dieter!

Für eure Geduld, für eure Unterstützung, für euer Wissen!
Wir sind froh und dankbar, euch dabei gehabt zu haben und wir haben so viel von euch gelernt!

Wenn du auch eine Langfahrt planst, hier meine Tipps für den Start:

  • starte eine Langfahrt niemals gestresst. Wir waren an manchen Punkten überfordert, obwohl es nicht nötig war. Das kann ich heute, mit entsprechendem Abstand sagen.
  • kläre die genauen Vorstellungen mit der Crew ab. Der Plan für unsere Mitsegler war: schnell durch den Kanal. Sie hatten „komme, was da wolle“ als Zusatz und wir „aber nicht um jeden Preis“. Dieser Zusatz ist extrem wichtig und sollte im Vorfeld immer abgeklärt werden!
  • kenne deine Grenzen und bleibe am Anfang in deiner Grenze oder besser noch unterhalb. Das stärkt und gibt für die folgende Komfortzonenerweiterung ganz viel Kraft!
  • mache dich mit dem Boot vor der Abfahrt vertraut. Segeleigenschaften, Systeme – das sollte sitzen.
  • und gehe vorher mal segeln, mehr als 2 Stunden…

Zu diesem Thema wird es auch noch einen Extra Artikel geben.

Du willst wissen, wie es weitergeht mit unserer Langfahrt?

Dann schreibe dich doch in die Flaschenpost ein.
Du bekommst eine Mail, wenn der nächste Artikel fertig ist!

Wenn du unsere Position wissen willst, du findest uns unter anderem bei Marinetraffic oder Vesselfinder.
Einfach nur den Schiffsnamen eingeben. Sollten wir nicht zu sehen sein, dann spinnt das AiS oder wir sind in einem „Funkloch“. Das passiert leider noch, wir arbeiten aber an der Lösung.

Zu dieser Etappe gibt es natürlich auch ein Video.

oder: wir scheitern uns ans Ziel

„Wir planen eine Weltreise. Start ist in 2 Jahren. Unsere Vorbereitungen zur Langfahrt: Wir kaufen für einen fast 6-stelligen Betrag das passende Boot und lassen es dann in der Werft für das gleiche Geld nach unseren Vorstellungen umbauen. Wir verkaufen das Haus und die Firma und kaufen eine kleine Wohnung. Diese vermieten wir dann, das sichert uns ein gutes Einkommen während der Reise…“

…nein, das sind nicht wir…

Wo starten wir mit den Vorbereitungen zur Langfahrt?

Wir haben weder ein Haus, noch eine Firma noch wollen wir erst in zwei Jahren los. Bei uns hat es sich spontan ergeben.
Wir träumen schon lange davon, auf das Wasser zu ziehen und am liebsten loszufahren. Erst lief uns 2020 das Boot zu. Wir schauten uns zwar nach Booten um, doch Corona gab uns keine Möglichkeit, zu reisen und es explodierten die Bootspreise. Und dann kam unser Stegnachbar aus dem Urlaub zurück: ich verkaufe mein Boot, es wird mir zu viel. Ich kaufe mir ein Motorboot.
Keine zwei Wochen später hatten wir plötzlich ein großes Boot. Dann änderten sich die „äußeren Umstände“. Veränderungen in Jobs, Corona-Krise…

Die Entscheidung fiel schnell, November 2020.

Mehr dazu kannst du im letzten Artikel nachlesen: 2021 – Die große Segelreise beginnt!

Wir entschieden uns, sofort loszulegen und schnellstmöglich loszufahren. Das heißt im Sommer 2021. Und das heißt: Wohnung kündigen, leer räumen, das Leben neu organisieren.
Der Startschuss für die Vorbereitungen zur Langfahrt.

Die Wohnung wird gekündigt

Der erste Meilenstein

Die Wohnung kündigen. Ganz ehrlich – so einfach ist das nicht. Ja, die Kündigung an sich schon, aber die Entscheidung. Die Kündigung ist der erste endgültige Schritt. Und deswegen haben wir auch immer wieder verschoben, bis wir eines morgens im Bett saßen und festgestellt haben – wir „prokrastinieren“. Also den Kalender geholt, Termine gecheckt und Entscheidungen getroffen: Kündigungstermin 31.05. Am nächsten Tag ging die Kündigung direkt zur Verwaltung, und zwar persönlich. Wir entfernen die Winterplane vom Boot und wollten hochmotiviert durchstarten. Doch wie so oft, das Wetter spielt einfach nicht mit. Schnee, kalt, Regen. Wir können sehr viel weniger machen, als geplant.

Der Umzug

Also wird es Zeit für den nächsten Meilenstein: den Umzug.
Wir beschließen, unseren Lebensmittelpunkt auf das Boot zu verlegen. Wir wollen Ariba zu unserem Zuhause machen, sie nach unseren Wünschen ein- und herrichten.

Und so starten wir die Projekte im Innenraum, da es draußen stürmt und schneit.
Auch wenn es furchtbar „Gender“ klingt und wir beide gendern nicht mögen: ich kümmere mich um die optischen Sachen, Christoph um die technischen. Das ist bei uns berufsbedingt, ich bin gelernte Dekorateurin und Christoph der Ingenieur. Wir versuchen den Spagat zwischen praktisch und schön zu machen. Schliesslich wohnen wir auf dem Boot.

Bei allen unseren Überlegungen versuchen wir, unseren Vorsatz einzuhalten:

KISS – keep it stupid simple.

Das hast du vielleicht schon in dem vorherigen Artikel gelesen.
Wir wollen das Boot nicht komplett zerlegen, bevor wir losfahren. Wir wollen die wichtigsten Sachen erledigt haben und dann unterwegs schauen, was wir wirklich brauchen. Dazu kommt, daß wir keine xx-Jahre Zeit und auch nicht das Geld haben, alles neu und alles in der Werft zu machen.
Dennoch achten wir bei unseren Vorbereitungen zur Langfahrt auf Sicherheit, Praktikabilität und den Wohlfühlfaktor.

Daher gab es erstmal Vorhänge aus unserem alten Vorhangstoff im Schlafzimmer. Überzüge für die Polster aus einem einfachen Bündchenstoff, nähfrei. Alles keine Dauerlösungen, es reicht aber für das erste.
Die Elektrik wird jedoch überarbeitet, es gibt LiFePo4 Batterien, Solar und eine vorschriftsmäßige Absicherung.

Da wir unter mit Termindruck am besten arbeiten, haben wir uns einen persönlichen Umzugstermin gesetzt: 08.05.2021. Ganz bewußt deutlich vor der Übergabe, weil Termine beim Boot meistens einfach nicht funktionieren. Du brauchst immer länger.

Die Wohnungsauflösung

Auf einem Boot zu wohnen ist nochmal etwas anderes, als einen Urlaub zu machen oder eine längere Reise. Du brauchst an der einen oder anderen Stelle doch nochmal andere Sachen oder auch mehr Dinge. Der Termin ist gut gesetzt, denn es ist tatsächlich sehr viel zu tun. Parallel müssen im Boot Dinge verstaut und in der Wohnung abgebaut werden.

Die Wohnungsauflösung verläuft besser, als erwartet, wir können viele Dinge verkaufen oder verschenken. Da hat uns Corona doch sehr geholfen, viele Möbel wurden uns abgekauft. Die Kleinanzeigen-Kunden haben sich teilweise die Klinke in die Hand gegeben. Das lag sicher auch an den guten Preisen. Wir wollten hier nicht reich werden, sondern recyceln. Vielleicht warst du ja auf Instagram dabei, wir haben den ganzen Prozess in der Story hautnah gezeigt. Falls nicht, es ist eine Highlight-Story, du kannst es immer noch anschauen. Anstrengend war es.

Und am 31.05. haben wir dann die allerletzten Sachen aus der Wohnung geholt, um diese direkt nach Süddeutschland zu Freunden und Familie zu fahren. Der Nachmieter hatte schon diverse Sachen verändert und gestrichen, es war schon nicht mehr unsere Wohnung. Ein seltsames Gefühl.

Ist das KISS oder kann das weg?

Immer wieder verfallen wir in Ideen und Vorstellungen, die bei näherer Betrachtung für die Abfahrt nicht wichtig sind. Dann stellen wir und die Frage.

Dazu gehörte zum Beispiel die Heizung. Es war lange kalt, es gab sogar noch mal Schnee. Unsere Heizungsschläuche in der V-Koje wurden von einem der Voreigner abgebaut. Zuerst wollten wir die Heizschläuche wieder verlegen. Dann haben wir aber überlegt, wo wir eigentlich hin wollen: ins Warme. Also wurde beschlossen, damit zu warten, bis wir die Heizung brauchen. Dann können wir sie immer noch verlegen.
Wer die Videos kennt, die Heizung hat inzwischen auch den Geist aufgegeben. Wir werden diese ersetzen, aber nicht sofort. Die Abreise hat Prio.

Und so geht es mit einigen Dingen auf unserer Liste. Wer jetzt aber denkt, die Liste wird dadurch kürzer, der irrt. Ein Punkt abgestrichen, kommt ein neuer dazu.

Wie ist der Stand unserer Vorbereitungen zur Langfahrt jetzt?

(seit der Rückkehr von der Verteiler-Tour am 04.06.)

Heute ist der 08.07.2021. Wir sitzen gerade in Süddeutschland bei Freunden am Tisch, Christoph arbeitet und ich schreibe endlich diesen Text fertig. Wir machen die Abschiedstour bei der Familie, wir brauchten dringend eine Auszeit. Nicht von der Enge, sondern von der Arbeit. Die letzten Wochen haben wir so richtig reingehauen, um unseren Abfahrttermin zu schaffen. Die Vorbereitungen zur Langfahrt sind ein gutes Stück weiter.

LiFePo und Elektrik

Die Technik hat sich richtig quer gestellt, wir mussten hier sehr viele Dinge wieder und wieder angehen. Die LiFePo Batterien haben sich schwieriger gezeigt, als erwartet. Wir hatten leider auch Pech mit dem ersten Hersteller, hier ging richtig viel Zeit drauf in Fehlerfindung und Problemlösung. Bis wir uns dann entschieden haben, das gesamte System zu wechseln und einen anderen Hersteller zu nehmen. Die Stromversorgung muss einfach funktionieren. Natürlich ist das nicht nur Zeit – das ist auch sehr viel Geld, das hier verbrannt wurde.

Letztendlich haben wir die Verkabelung outgesourced, aus Zeitgründen.

Solarpaneele

Die Solarpaneele wurden angebracht, dafür ließen wir uns Bügel anfertigen. Wir entschieden uns gegen einen Geräteträger, dieser passt irgendwie nicht so richtig auf das Boot. Leider wurden uns für die Paneele die falschen Halterungen geliefert. Das wussten wir nicht und bei der Installation gingen diese direkt in die Knie und verbogen sich. Also auch hier noch nicht fertig, wir warten immer noch auf eine Ersatzlieferung.

V-Koje

Die Verkleidung des Himmels in der V-Koje löste sich wieder, hier musste eine neue Lösung her (das war ein Fehler von uns, nicht vom Hersteller) auch hier arbeiteten wir nach. Aber: wir haben endlich wieder eine gute Matratze. Wir haben unsere relativ neue Matratze aus der Wohnung umarbeiten lassen und mit einem speziellen „Stoff“ beziehenlassen, der die Luft zirkulieren lässt. Jetzt ist es viel besser und nicht mehr so viel Kondenswasser!

Sonstige Technik

Nach der Verkabelung der Elektrik funktionierte das Bugstrahlruder nicht mehr. Ganz schlecht! Hier half uns ein Bekannter, ein Elektrik-Freak. Danke Claas!!! Es geht wieder!

Der Generator musste eingebaut werden, es war vorher ein kleinerer installiert, der uns nicht gereicht hätte. Leider hat der neue zuerst die Batterien nicht geladen, was nicht gut ist. Auch hier hat uns Claas sehr geholfen.

Ach ja, die Windsteueranlage hängt jetzt auch dran und die Installation ist auch von Herrn Förthmann abgenommen. Leider musste dafür die Badeleiter versetzt werden, das war nicht geplant. Auch das ist noch nicht fertig. Danke Sebastian für deine tolle Unterstützung hierbei!!!

Der Anker musste angebracht werden, das alte System passte nicht zu dem neuen Manta, 25kg. Auch das ließen wir machen.

Holzarbeiten, divers

Wir mussten die Decksfuge GFK zu Teak neu verfugen, die war löchrig und brüchig und auch schon mit diversen unterschiedlichen Materialien geflickt. Das war eine sehr sehr doofe Arbeit, wir haben damit auch keinerlei Erfahrung. Ob das gut aussieht? Geht so, Ob es hält? Keine Ahnung. Wir werden sehen, das Teak ist sowieso im „Winterlager“ dran. Hier ein dickes DANKE an Rudi, der uns drei Tage lang ganz kräftig geholfen hat.
Es gibt jetzt auch tolle Schlingerleisten und die zusätzliche Kühlbox ist in der Kabine fixiert.

Was fehlt jetzt noch bei den Vorbereitungen zur Langfahrt?

Die Liste der Vorbereitungen zur Langfahrt ist lang, aber das sind die wichtigsten Sachen:

Das Funkgerät muss noch getauscht werden. Wir haben uns dafür entschieden, unser „altes“ Funkgerät unter Deck einzubauen. Das hatten wir recht neu für die Dehler gekauft und bei dem Verkauf mitgenommen, da dieses über passives AIS verfügt. Wir haben noch ein extra aktives AIS, das wird wohl aber erst später eingebaut. Die Zeit wird dafür nicht reichen.

Wir haben eine undichte Stelle in der Achterkabine. Da müssen wir ran, da unsere Mitfahrer dort schlafen werden. Das geht natürlich nicht.

Die Badeleiter braucht noch eine Lösung, hier muss wohl auch etwas geschweißt werden.

Es gibt noch ein paar Sachen zum Verstauen aus dem Lager. Segel zum Beispiel, diese müssen noch untergebracht werden (eine Fock, der Spi). Wir müssen das ganze Raumkonzept noch optimieren, im Moment ist es noch ziemlich planlos, das geht auf jeden Fall besser!

Auch fehlt noch sicherheitsrelevantes Equipment wie die Epirb oder der JonBuoy. Corona und der Suez Kanal machen sich auch für uns bemerkbar. Grundsätzlich wollten wir ein Sicherheits-Seminar machen, das Komplettprogramm mit Einsteigen in die Rettungsinsel und Medizin-Basics. Coronabedingt musste das leider ausfallen, aber wir hatten ein tolles Online-Seminar und auch eine super telefonische Beratung hinterher durch Sailpartner. Danke Britta für deine Geduld – und das ist unbezahlte Werbung, da wir sehr zufrieden waren!

Und wir müssten auch mal Probesegeln und Systeme testen, das ist noch nicht passiert dieses Jahr. Es sind so viele Vorbereitungen zur Langfahrt, nicht ohne Grund nehmen sich viele zwei Jahre Zeit dafür.

Unsere Abfahrt ist der 24.07.2021.
Mal sehen, ob das klappt.

…wir sind schon mitten drin!

Kennst du unseren Trailer auf YouTube?

Wir träumen von einem Leben auf dem Boot und einer ganz langen Segelreise. Nicht „Einmal in drei Jahren um die Welt“ sondern von „Liveaboard“ und schauen, wo die Fahrt hingeht.

Hamburg, 31.01.2021. Ich, Marion, nehme dich jetzt mit auf eine Reise!
Die beginnt 2020, dem total verrückten Corona-Jahr. Das ist jetzt aber hier nicht das Thema.

2020 – Das neue Boot

Schon seit einiger Zeit schauen wir uns immer mal wieder nach einem größeren und für unseren Traum passenden Boot um. Im Frühjahr 2020 hatten wir zwei Boote gefunden, die uns direkt „auf dem Papier“ zugesagt haben. Beide lagen jedoch in Griechenland.
Wegen der Pandemie war das für uns aber nicht zu organisieren, wir wollten dieses Mal nur mit Gutachter kaufen.
Das eine der beiden Boote hatte es uns ganz besonders angetan, ein Stahlboot unter Schweizer Flagge. Gebaut in Deutschland, ausgebaut in der Schweiz und seit Jahren in Griechenland. Christoph begann, sich mit dem Thema Mehrwertsteuer auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren zwei sehr interessante Artikel: Unsere Erfahrungen zu Mehrwertsteuer bei gebrauchten Sportbooten und Nachweis der Umsatzversteuerung bei Schiffen. Die Dinge, die Christoph auf diesem Teil der Reise lernte, führten am Ende zu einer Entscheidung gegen das Boot.

Die Suche

Der Bootsmarkt nahm zum Sommer hin irrsinnige Formen an: es wurde alles gekauft und verkauft, was nur irgendwie schwamm. 35 füssige Rassys in sehr fragwürdigem Zustand und ohne jegliche Ausstattung zu über 60 T Euro. Insgesamt waren nicht viele interessante Boote auf dem Markt. Im Jahr vorher sah das noch deutlich besser aus. Mehr Angebot zu besseren Preisen. Auch an unserem Steg wechselten die Boote mitunter schnell die Eigner. Wir verabschiedeten uns langsam von dem Gedanken, in dieser Zeit ein Boot zu einem vernünftigen Preis zu finden.

Der Zufall

Aber wir hatten ja auch noch Zeit, Christoph hatte einen guten Job. Und da ich durch Corona nur noch wenig zu arbeiten hatte, wäre es ja unklug gewesen, den festen Job jetzt zu kündigen. Wer weiß schon, was kommt.

Unsere Stegnachbarn, Hilde und Jost, waren auch diesen Sommer wieder mit ihrer Dufour 39 für viele Wochen unterwegs. Seit dem ersten Tag an unserem Steg in Travemünde fand Christoph dieses Boot toll. Irgendwie war es für ihn immer die Verbildlichung seines Ziels. Schnell, groß, robust und tolle Linien.

Als die beiden von ihrem Sommertörn zurückkamen, war ich alleine beim Boot und wir unterhielten uns über ihre Reise. Sie erzählten, sie wollen das Boot verkaufen und aus gesundheitlichen Gründen auf ein Motorboot umsteigen. War klar, mein Anruf bei Christoph folgte sofort!

Und dann ging das Karussell los:
Probefahrt, Sachverständiger, Verhandlungen, Überlegungen. Uns wurde manchmal richtig schwindelig…

Ein paar Fakten zur Ariba

Dufour 39
BJ 1984
Baunummer 29
Gezeichnet von German Frers
Hochseetauglich, Klasse A
LÜA 11,98
Tiefgang 2,00
Rollgroß
Rollgenua
Bugstrahlruder
Radar
gute technische Ausstattung
Segelgarderobe überkomplett in sehr gutem Zustand

Hier gibt es ein Datenblatt und Pläne zur Dufour 39: Die Spezifikationen der einzelnen Modelle und Baujahre verändern sich stark, je nach Eignerwunsch wurde vieles angepasst. Später wurde auch das Innenlayout verändert. Unser Layout entspricht im wesentlichen dem ersten Grundriss.

Contra:

  • es ist kein Langkieler – dadurch viel Tiefgang
  • Keine Eigner-Achterkabine, nur zwei „Schlupfkabinen achtern“, der klassische Charterriss mit 3 Kabinen
  • Wenig Stauraum – keine tiefe Bilge, wenig Schränke
  • Nicht für Langfahrt ausgerüstet

Pro:

  • Stabiles und Eigner-gepflegtes Boot
  • Hell und viel Raum
  • Gute Grundausstattung
  • segelfertig
  • Tolles Segelverhalten (schnell und wendig)
  • keine Baustelle – ready to go

Der Sachverständige war einverstanden, der Motorspezi auch und man wurde sich einig. Das Boot ist von der Substanz gut, es ist mit Abstrichen und einigen Kompromissen für unser Vorhaben geeignet.
Das wichtigste aber: es war VERFÜGBAR und der Preis realistisch.
Also wurde zugeschlagen.

Natürlich musste Sleipnir auch verkauft werden. Das war emotional echt anstrengend, da es ja unser erstes Boot war. Wir hingen beide sehr an der Dehler. Wir haben viel mit ihr erlebt und erst mit ihr so richtig Erfahrungen rund um Boot und das Segeln sammeln dürfen.

Aber es musste ja sein. Wir hatten wieder Glück, gleich die erste Besichtigung war ein Volltreffer. Die Interessentin hatte sich direkt verliebt und kaufte gleich. Das erste Kapitel war 5 Tage nach unserem Inserat schon abgeschlossen.

Das neue Boot – der Startschuss!

Ich war Corona-bedingt das ganzen Frühjahr mehr zuhause als arbeiten. Natürlich dachte ich darüber nach, warum nicht jetzt auf Reise gehen? Natürlich haben wir viel darüber gesprochen. Aber gerade in solchen Zeiten wie der Pandemie ist es ja gut, ein gesichertes Einkommen zu haben.
Und dann bekam Christoph unerwartet ein Angebot seiner Firma, seine Abteilung wurde umstrukturiert. Viele Arbeitsplätze, darunter seiner, sollten entfallen.

Wir dachten kurz nach und die Entscheidung wurde getroffen: Wir haben das passende Boot, wir haben die Zeit, wir gehen jetzt auf Reise! Und damit wurde das Karussell angestoßen…

Wann soll es losgehen?

Start wird jetzt im Frühjahr 2021 sein. Wir sind gerade dabei, alle wichtigen Fragen zu klären: Versicherungen, Meldeadressen, Geschäftsbedingungen.

Mitte April wollen wir auf das Boot ziehen, das ist ja nicht in ein- bis zwei Tagen gemacht.
Bis dahin muss die Wohnung aufgelöst und ausgeräumt sein, die Unterlagen untergebracht und vor allem das Boot fertig sein. Vermutlich wird die Wohnung zu Ende April gekündigt. 

Ende April hat Christoph noch einen Termin an der Ostsee. Und dann hängt es nur noch davon ab, wie die Lage ist: ist das Boot soweit? Wie sieht es mit der Pandemie aus? Haben wir alles geregelt?
Wir machen uns hier keinen Stress. Wenn wir erst mal auf das Boot gezogen sind, ist schon ein großer Teil unseres Wunsches erfüllt!

Was ist noch am Boot zu machen?

Natürlich ist am Boot noch einiges zu machen. So wie bei jedem Boot gibt es normale Winterarbeiten, irgendwas ist da ja immer. Dazu kommt, das Boot soll autark und Langfahrt-tauglich werden. Wir werden nicht alles sofort machen können, aber zumindest das Autarke muss unter dem Corona-Aspekt gewährleistet sein.
Daher haben wir auch schon einen Wassermacher, einen neuen Strom-Generator und eine Windfahnensteuerung gekauft. Jetzt kommt noch Solar und eine Sicherheitsausrüstung dran.

Aktuell kümmert sich Christoph um die Erweiterung der Batterie-Kapazitäten.

Unsere Richtlinie dabei ist: KISS. Keep It Simple Stupid.

Nur so können wir das zeitlich und finanziell schaffen
Im nächsten Winter planen wir dann in Portugal an Land zu gehen und dort noch wichtige Dinge zu machen. Zum einen das, was wir schon wissen. Zum anderen das, was uns noch auffällt.
Die Seeventile sollten teilweise ausgetauscht werden. Das Antifouling muss neu, das ist noch nicht Langfahrt geeignet.

Wir haben uns dafür entschieden, das alles später zu machen. Wir wollen die Zeit auf der Segelreise lieber für Erfahrungen nutzen und wir werden nach einiger Zeit sowieso erst merken, was wirklich noch fehlt. Und das Boot ist ja soweit in einem super Zustand.

Wohin und wie lange soll die Segelreise gehen?

Beide Fragen sind so nicht zu 100% zu beantworten. Schliesslich haben wir immer noch eine weltweite Pandemie. Und wir waren noch nie länger als 4 Wochen unterwegs – und das auch nur auf 27 Fuß.

Zuerst starten wir Richtung Portugal. Ob wir jetzt den Ärmelkanal auf der englischen oder der französischen Seite durchqueren, ist noch offen. Das hängt von Reisebestimmungen ab. Dann vielleicht die Biskaya rein, Richtung Bordeaux. Das ist davon abhängig, wann wir los kommen. Schon der Weg von Hamburg durch den Englischen Kanal und die Biskaya ist ein spannender und aufregender erster Teil der Reise.
Und zum Winter wollen wir an Land gehen, um die restlichen Arbeiten zu erledigen. Das wird vermutlich Faro oder Umgebung. Dann geht es erst mal ins Mittelmeer. Hier gilt es einen tollen Sommer zu erleben. Und der nächste Winter wird auf den Kanaren verbracht.

Und weiter geht die Planung nicht, das ist so schon weit genug.

Die Länge der Segelreise ist davon abhängig, wie es uns gefällt. Wie wir zurecht kommen. Und wie das mit dem Geld aussieht.

Wie finanziert ihr die Segelreise?

Wir haben keine vermieteten Häuser oder Wohnungen. Keine Firma, die ohne uns läuft und uns Geld bringt. Wir haben ein wenig Erspartes. Nicht viel, aber es reicht für die erste Zeit.
Und dann müssen wir entweder Geld verdienen oder irgendwann die Reise beenden.

Jetzt mag es die Meinung geben, warum wir dann losfahren. „Man kann unterwegs kein Geld verdienen.“ Das sehen wir anders. Und wir wollen arbeiten. Wir fahren jetzt los, denn jetzt passt es. Wenn wir nicht jetzt fahren, dann fahren wir nie. Ich will nicht in zwanzig Jahren meinem Traum hinterher heulen.

Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.

Mark Twain

Wir haben beide Fähigkeiten, die wir Remote anbieten werden. Natürlich sind auch der Blog und die Videos Teil unseres Modells, aber nur Teil. Es ist eine Mischkalkulation. Schliesslich soll es ja weiterhin Spaß machen.

Eine Segelreise während der Pandemie?

Bis wir loskommen wird es Mai. Bis dahin wird sich noch vieles tun in Bezug auf die Pandemie und die Bestimmungen. Die Impfungen gehen weiter und irgendwann sind auch wir dran.
Ja, wir werden uns natürlich impfen lassen.
Der letzte Sommer hat uns gezeigt, daß wir uns mit einem Boot gut in der Pandemie bewegen können. Wir werden auf unserer Segelreise autark sein, wir können auch 14 Tage Quarantäne auf dem Boot aushalten. Wir mögen uns gut leiden, daher schaffen wir das auch zu zweit auf dem engen Raum.

Und viele sind auch jetzt schon wieder in Europa unterwegs. Wir sind flexibel und offen für alles.

Gibt es einen Plan B?

Nein, keinen klaren. Die Segelreise ist mit Absicht so offen gewählt, damit wir auf veränderte Bedingungen reagieren können. Was wir definitiv wissen ist, die Reise wird uns verändern. Und auf diese Veränderungen sind wir gespannt und damit werden wir dann weiter durch das Leben gehen.

Leinen los zur Segelreise!

Wir haben lange nicht mit Euch da draussen darüber gesprochen, was wir vorhaben. Es ging alles so schnell, wir wurden quasi selbst überrannt. Das Boot hat uns gefunden, die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Es war noch so vieles ungeklärt und auch für uns noch offen. Aber in den letzten Wochen konnten wir die Dinge ordnen und schon viele Fragen klären.
Wir hoffen, du begleitest und weiter auf unserer Segelreise. Wenn du Vorschläge, Ideen oder Anregungen hast, freuen wir uns sehr darüber!

Es ist Ende November, ich sitze auf dem Sofa und lasse das Jahr gerade Revue passieren. So ein merkwürdiges Jahr, dieses 2020. Dieses Jahr ist einfach alles anders und die Welt wird wahrscheinlich nie mehr so sein, wie davor.
Und doch hatten wir einen unglaublich schönen Urlaub, den wir sonst nicht gehabt hätten. Hiddensee war nicht geplant…

Corona- Zwangspause

Nachdem wir im März von einem Tag auf den anderen nicht mehr ins Winterlager durften, stellten wir natürlich die Saison 2020 in Frage:
Sollen wir das Boot überhaupt ins Wasser bringen? Oder sollen wir lieber in Hamburg bleiben? Was wird aus unserem Urlaub? Und was passiert, wenn die Häfen wieder schließen?
Nach vielen Diskussionen und Gesprächen einigten wir uns darauf, das Boot nach Travemünde zu bringen und in Urlaub zu fahren. Wenn wir überhaupt ins Wasser kommen…
Und dann war es doch soweit, Mitte Mai durften wir wieder in die Halle und wir machten das nötigste am Boot fertig. Es wurde weniger als geplant und wir konnten tatsächlich nur die geöffneten Baustellen schließen.

Wegen dieser Verzögerung waren wir dann auch erst am 01. Juni in Travemünde. Noch waren die sanitären Anlagen in den Marinas geschlossen. Gut, eine Toilette haben wir ja an Bord, das geht schon mal. Aber was ist mit der Dusche?
Schliesslich wollen wir drei Wochen Urlaub machen. Also ab in den Outdoorladen und eine Solardusche gekauft – sicher ist sicher. Wir versuchen, uns auf alle möglichen Situationen vorzubereiten.

Urlaubsbeginn mal anders

Und dann startet der Urlaub eine Woche nach der Überführung – mit Maststellen in der Box. Eine ziemlich wackelige Angelegenheit, aber mit der Unterstützung der Stegnachbarn klappte das ganz gut. Danke nochmal!!!

Wo soll es denn jetzt hingehen? 2019 machten wir den Plan, nächstes Jahr nach Samsø zu fahren. Dänemark hat jedoch immer noch die Grenzen dicht. Der erste Gedanke war, die Ostsee Richtung Westen zu fahren, Richtung Flensburg, die Schlei. Da dort jedoch alle Dänemark – Lieger auf die Grenzöffnung warten, entscheiden wir uns um. Unser Ziel ist in diesem Urlaub „Wohin uns der Wind weht“. Und der wehte uns tatsächlich nach Osten. So oft kommt das in der Ostsee nicht vor.

Und wie immer in jedem Urlaub: das erste Ziel ist Grömitz. Grömitz ist quasi unser Absprunghafen, Grömitz geht immer. Doch auch hier ist es anders: einerseits so vertraut und gewohnt. Aber es ist ziemlich ruhig und leer in Grömitz, das ist ungewohnt.

Auf nach Poel

Am nächsten Morgen Leinen los nach Poel. Der Wind passt, die Sonne scheint. Der Urlaub kann beginnen. Ich schwächel ein wenig, wie immer zu Beginn der Saison: leichte Seekrankheit, noch keine Seebeine.
Poel ist eine sehr schöne, kleine Insel in der Wismarer Bucht. Wir lieben Poel, es ist sehr ruhig und hat einen wirklich tollen Strand direkt neben dem Hafen Timmendorf.
Es gibt auf Poel zwei Häfen: Timmendorf und Kirchdorf. Beide haben ihrem Charme und unterschiedliche Möglichkeiten.

Kirchdorf liegt quasi mitten auf der Insel, es ist der Dreh- und Angelpunkt der Insel. Hier ist die Festlandbrücke und der Fähranleger. Daher gibt es hier auch viele Restaurants, Läden und Supermärkte.

Timmendorf dagegen liegt direkt am Strand. Es gibt nur die strandtypischen kleinen Shops und wenige Restaurants. Aber dafür einen ganz tollen weiten Strand, mit Strandkörben. Direkt am Strand liegt ein großer Campingplatz mit allen typischen Einrichtungen: Minigolf und Pommes- Bude. Die Marina ist klein und fein, die Ansteuerung neigt zur Versandung. Meistens bekommt man noch einen Liegeplatz.

Wir liegen gerne in Timmendorf, der Strand ist für uns das wichtige Kriterium und wir mögen es gerne kleiner.
Auf Poel treffen wir uns mit Frank und Andrea, die wir damals in unserem Dänemark Urlaub in Rødvig kennengelernt haben. Schön ist das, wenn solche Freundschaften entstehen! Wir gehen zum Italiener, das erste Mal Essen gehen unter Corona – Bedingungen.

Eingeweht auf Poel

Angedacht ist ein Wochenende auf Poel. Dann wird das Wetter schlechter und es ist Sturm und Gewitter angesagt. Wir beschließen, uns auf Poel einwehen zu lassen. Es ist ein guter Platz dafür, windgeschützt und ruhig.

So nutzten wir die Zeit und packen das Longboard aus, um die Insel zu erkunden. Eine Corona – Errungenschaft: ich begann Longboarden, nachdem meine Inlineskates an Altersschwäche gestorben waren. Das Longboard von Christophs Sohn war bei uns im Keller und ich begann zu üben.

Dann müssen wir einkaufen und leihen uns E-Bikes, da der Supermarkt in Kirchdorf ist. Grundsätzlich sind Fahrräder eine gute Idee, allerdings hat der Wetterbericht tatsächlich recht und es beginnt aus Kübeln zu gießen und zu gewittern. Als Segler sind wir ja Wasser gewöhnt und wir radeln durch den Regen zurück.
Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne, es ist aber noch Starkwind. So machen wir einen Strandtag, und lassen unsere Sachen trocknen. Der Inselkoller greift um sich, nach 5 Tagen wollen wir endlich los!

Nächster Stopp: Kühlungsborn

Frühmorgens legen wir ab nach Kühlungsborn. Es ist nicht weit, aber der Wind passt nicht. Also kreuzen wir den ganzen Tag. Das ist total okay, schließlich lagen wir 5 Tage fest…

Kühlungsborn ist eine schöne Marina. Es gibt eine nette Strandpromenade, an der in normalen Zeiten die Menschen sitzen und chillen. dieses Mal ist es ruhig, viele Geschäfte haben noch geschlossen. Wir spazieren ein wenig herum, doch die Stimmung ist irgendwie merkwürdig. Es gibt für jeden ein Eis und wir gehen zurück aufs Boot.

Schliesslich müssen wir die Weiterfahrt planen. Die Optionen:
Rerik und das Salzhaff – das ist echt nah, wenig segeln.
Warnemünde und Rostock – schöner Strand, aber das kennen wir schon.
Hiddensee – über Barhöft anzusteuern, das sind auf direktem Weg ca 60sm, für unser kleines Boot ziemlich weit.

Der Wind passt, wir sind immer noch „untersegelt“ nach 5 Tagen Poel. Also auf gehts nach Barhöft!

Leinen los Richtung Hiddensee

Sehr früh am morgen fahren wir los, die ersten Meilen unter Motor. Und dann schon das erste besondere Erlebnis: ein Schweinswal schaut vorbei und begleitet uns kurz. Endlich ist es soweit, der Wind frischt auf und wir können die Segel setzen. Es ist Segeln vom feinsten: moderater Wind und Sonne.

Wir beschäftigen uns mit Buchstabierübungen und chillen. Dann wieder ein: „pfscht“
Der nächste Schweinswal! Und diesmal begleitet er uns richtig lange, schwimmt mit, zeigt sich, dreht sich und spielt mit uns. Es ist immer wieder ein großartiges Erlebnis!
Übrigens meldet man Sichtungen von Schweinswalen hier: Schweinswalsichtung.de
Die Meldungen sind wichtig und dienen der Erhebung von Daten zum Bestand der vom Aussterben bedrohten Tiere!

Trotz schönstem Sommerwetter und gutem achterlichem Wind … Die Zeit beginnt lang zu werden. Es wird Zeit, anzukommen. Leider haben wir erst „half way“ … Wir diskutieren noch einmal das Einlaufen im Darßer Ort. Darßer Ort ist ein Nothafen und soll auch nur in Notfällen angelaufen werden. Es ist ein Naturschutzgebiet und es gibt vor Ort nichts. Da wir nicht in Not sind und auch Naturschutzgebiete schützen, fahren wir weiter.

Zwischenstopp: Barhöft

Nach 11 Stunden Fahrt ist es dann endlich soweit, wir erreichen Barhöft. Zu Barhöft gibt es nicht viel zu sagen, wir kennen Barhöft nur als Durchgangshafen. Es gibt es ein Restaurant und einen freundlichen Hafenmeister! Als wir 2017 das Boot aus Barth geholt haben, war Barhöft unsere erste Marina, auch nur als Durchgang. Damals gab es Bratkartofffeln im Restaurant. Das tat gut nach einem langen Segeltag. Dieses Mal gibts Brot und Karotten. Oder „Wurzeln“ wie es hier oben auch heißt.
Obwohl, eine Sache gibt es: Mücken. Unendlich viele Mücken! Ein Boot heißt „Muckenpatsche“ … ;-)

Morgens legen wir ab nach Hiddensee. Im Bodden ist es ganz windstill und wir haben ein Dejá Vù: das sieht hier aus wie damals im Smålandfahrwasser! Wunderschön!
Wir müssen motoren, haben aber die Hoffnung, es ist außerhalb vom Bodden Wind. Und das ist auch so! Wir fliegen die letzten Meilen nach Hiddensee. Dort haben wir die Wahl zwischen 3 Häfen: Kloster, Vitte und Neuendorf. Wir entscheiden uns für die goldenen Mitte und fahren nach Vitte (das reimt sich ja!).

Angekommen im Paradies – Hiddensee

Wir kommen mittags an, können uns einen Liegeplatz aussuchen und machen uns gleich auf den Weg zum Strand. Schliesslich haben wir Sommerurlaub und es scheint die Sonne. Was soll ich sagen? Schon auf dem Weg zum Strand sind wir schockverliebt in diese Insel. Und der Strand erfüllt mehr als unsere Erwartungen.
Der feinste, weißeste Sand, den ich in Deutschland je gesehen habe. Türkisfarbenes Wasser, die Sonne glänzt darauf. Traumhaft.
Wir sind absolut fasziniert und verliebt!

Hiddensee ist eine autofreie Insel. Es liegt alles nah und ist gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Außerdem kann man gut „wandern“ oder spazieren. Ich weiß nicht, wie man das dazwischen so nennt. Es gibt alles was man braucht. Und was es nicht gibt, braucht man nicht.
Es ist die totale Entschleunigung und Erdung. Und nach den letzten Wochen im Corona-Universum ist das total wichtig und nötig. Wir kommen endlich etwas runter.

Die nächste Schlechtwetterfront ist angesagt. Am nächsten Tag ist es schon bewölkt und frisch. Wir mieten uns E-Bikes, um die Insel zu erkunden. Der Fahrradverleiher: „24 km hatte der Vorgänger, das schafft ihr sowieso nicht…“ Upps, der kennt uns nicht! Bei der Abgabe haben wir 27 km auf der Uhr.
Hiddensee ist von Anfang bis hinten schön, es gibt viel zu entdecken und tolle Ausblicke.
Ein paar Impressionen:

Wir checken das „Animationsprogramm“ der Insel. Es ist überschaubar, schliesslich ist noch Corona und Vorsaison. Es gibt ein „Zeltkino“. Kino, das gab es die letzten 2 Monate nicht! Und es läuft ein Film, den wir damals im Kino sehen wollten, es aber irgendwie nicht geschafft haben. Wir gehen ins Kino, wie aufregend! Natürlich mit Popcorn. Das gibt es am Eingang in kleinen Tütchen. Und das hat uns so gut gefallen, daß wir am nächsten Abend noch mal ins Kino gehen. Wie schön, wenn es keinen Freizeitstress gibt!

Von Hiddensee nach Rügen

Der Regen hat nachgelassen, das Wetter wird aber noch nicht wirklich besser. Wir bekommen einen kleinen Inselkoller und beschließen, uns im Bodden umzuschauen und fahren nach Rügen. Wiek wurde uns empfohlen als „hübsch“.
Also machen wir uns auf den Weg, es ist ja auch nicht weit. Irgendwie hatte ich schon bei der Ankunft in Wiek direkt das Gefühl, daß es mir nicht so gefällt. Aber das ist ja unfair, wir haben noch nicht mal richtig angelegt.

Wir marschieren los, uns ist nach Sightseeing und Eis. Außerdem ist mir nach Pizza heute Abend. Es gibt eine kleine und sehr hübsche gotische Kirche. Sehr schön. Aber wir finden keine Pizzeria und kein Eis, es gibt dafür Kuchen.
So bei Kaffee und Kuchen schauen wir uns an und stellen fest: das hier ist nicht unseres.
Also gehen wir an Bord und überlegen die Alternativen: Dranske oder zurück.

Lost Place – Dranske

Wir entscheiden uns für Dranske. Dort soll es einen „Lost Place“ geben, mehrer versunkene Schiffswracks. Wir beschließen, loszufahren. Die Ansteuerung ist boddentypisch: man beachte immer den Tiefenmesser! Wir legen an und sind zufrieden: hier gefällt es uns. Es ist keine Marina, es ist ein Segelverein, der sehr gerne Gastlieger aufnimmt. Und so werden auch wir direkt aufgenommen, man gibt uns den Schlüssel für das Vereinsheim, wo auch die Dusche ist. Es sieht aus wie in unserem Verein: ein liebevoll gestaltetes Seglerheim mit Wimpeln und unzähligen Bildern! Wer auch mal hin will … hier geht es zum Wittower Segelverein. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen. Allerdings ist es nur ein Steg und ein Seglerheim, keine Marina. „Betreutes Ankern“ quasi.

Wir laufen los, um den „Lost Place“ zu finden. Christoph nimmt die GoPro mit – sicher ist sicher. Aber schon im Segelverein wurde uns gesagt, das Gelände ist abgeschlossen, man kommt da nicht hin. Christoph schlägt sich durchs Dickicht und kommt mit tollen Video – Aufnahmen zurück. Ich hatte mich mal wieder nicht getraut. Zu viele Mücken, zu viel Morast und Gestrüpp.

Pizza gibt es hier in Dranske auch nicht, aber einen unglaublichen Sonnenuntergang! Besseres Wetter meldet sich langsam an.

Am nächsten Morgen wollten wir die Schiffswracks von der Wasserseite aus nochmal schauen. 
Wir tuckern am nächsten morgen hin, doch der Wasserstand ist gegen uns: es ist fast nichts zu sehen.

Wir wollen weiter. Da das Wetter besser werden soll, suchen wir langsam wieder nach Strand. Schaprode hat laut Karte einen Strand. Es ist noch sehr windig und wir legen in Böen an, müssen ordentlich vertäuen. Schaprode ist hübsch und beschaulich. Aber Schaprode ist auch einer der Fährhäfen für Hiddensee. Es gibt einen großen Parkplatz und Touriprogramm: Cafe, Fischbude und Eis. Aber nur, wenn die Fähre fährt.
Eine kleine mittelalterliche Kirche gibt es, schön restauriert und hübsch anzusehen. Am Strand in Schaprode gibt einen großen Campingplatz, mit allem drum und dran. Der Strand selbst ist allerdings klein, wir sind so sehr verwöhnt von Hiddensee!

Und wieder Hiddensee?

Also entscheiden wir, zurück nach Hiddensee zu fahren. Wir wollen noch ein paar schöne Strandtage machen, bevor wir zurück müssen. Wir tanken noch in Schaprode und fliegen zurück nach Hiddensee.
Dort ist es schon deutlich voller als beim ersten Mal. Wir bekommen erzählt, daß es im Sommer hier keinen Platz gibt. Alles voll und sehr begehrt. Ich kann das verstehen!

Abschied von Hiddensee

Wir genießen noch zwei tolle Sonnentage mit vollem Programm: Softeis, Essen gehen, Sonnenuntergänge.
Aber der Abschied naht und damit auch die Törnplanung. Der Wind passt wieder und wir beschließen, richtig Strecke zu machen. Der Plan ist, noch ein bis zwei Strandtage rauszusegeln! Nächste Station ist entweder Kühlungsborn oder Warnemünde. Oder das ganz ambitionierte Ziel: Poel! Wir haben Rückenwind, es läuft gut. Doch die Dünung baut sich immer mehr auf und nach fast 60 Meilen ist es einfach genug: wir fahren nach Kühlungsborn, Poel ist einfach zu weit.

Nach einem sehr langen Segeltag fallen wir in die Koje. Das nächste Ziel ist Poel, hier wollen wir noch Strand genießen. Am morgen ist es wenig Wind und wir motoren.

Es ist sehr entspannt, wir freuen uns auf Poel. Bis… „Piep, Piep, Piep“ der Motoralarm. Gas runter, Rückwärtsgang. Normalerweise hilft das. Aber kurz danach wieder: „Piep, Piep, Piep“.
Motor aus, mitten im Fahrwasser und Naturschutzgebiet. Durchatmen. Nachdenken, alle möglichen Fehlerquellen durchprobiert: Wasserfilter, Thermostat. Christoph geht noch tauchen und prüft den Ansaugstutzen, alles ok. Merkwürdig.

Leichtwindsegeln nach Travemünde

Wir setzen Segel, schließlich haben wir ja ein Segelboot. Und bei viel Wind segeln kann ja jeder, hat mein Segellehrer immer gesagt. Also dümpeln wir so vor uns hin und suchen die Windfelder.
Krisensitzung: was machen wir? Alle Pros und Cons werden diskutiert und am Ende beschließen wir, direkt nach Travemünde zu segeln. Kurz darauf kommt auch der Wind und wir kommen nachmittags in Travemünde an. Das war auch eine gute Entscheidung, denn am nächsten Tag gab es ein Gewitter mit einer ordentlichen Böenwalze. Also letztendlich alles richtig gemacht!

Es hat sich mal wieder gezeigt, Meck-Pomm ist ein wunderschönes Segelgebiet, Hiddensee ein absolutes Kleinod und Urlaub an der Ostsee immer wieder toll. Hiddensee und Rügen, eine tolle Kombination!

Und wie sind unsere Pläne für 2021?

Ja, das ist ein ganz neues Kapitel… wer uns auf Instagram folgt, hat es schon mitbekommen: wir haben ein neues, größeres Boot. Damit geht viel mehr!
Und was wir damit vorhaben, erfährst du in einem der nächsten Artikel!
Also, wenn du es noch nicht gemacht hast: abonniere gleich den Newsletter und du wirst über neue Artikel und neue Videos informiert.
Und wenn du uns auf Instagram oder Facebook folgst, bist du ganz nah dabei!

Wenn du dich jetzt für das Segeln interessierst, weißt aber nicht wo und wie? Dann schau doch mal den Artikel: Segeln lernen als Erwachsener an, dort findest du hilfreiche Tipps für den Einstieg!

Und wenn du unsere Reise anschauen willst, hier ist der YouTube Link zu dem Video!
Weil wir so viel erlebt haben, sind es zwei Videos geworden…ich verlinke hier nur Teil 1

In dem Artikel „5 Insidertipps für einen unvergesslichen ersten Segeltörn“ habe ich versprochen, alles über Seekrankheit zusammenzutragen.

Grundsätzlich kann jeder seekrank werden. Immer und überall, sogar langjährige Seebären.
Direkt vorab: Ich kann dir hier nicht „die“ Lösung für dich bieten, denn Seekrankheit trifft jeden anders und bei jedem hilft etwas anderes. Aber ich habe unterschiedliche Ansätze zusammengetragen, was bei Seekrankheit hilft. Es gibt viele Vorschläge. Und ich bin mir sicher, da ist auch für dich etwas dabei.
Also „kopfüber“ ins Thema Seekrankheit!

Was ist Seekrankheit?

Meine Theorie ist ja, Seekrankheit ist sehr viel Kopfsache. Je mehr Sorge oder Angst du davor hast, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit. Daher klären wir zuerst die Frage, was Seekrankheit eigentlich ist.
Medizinisch hat Seekrankheit etwas mit dem Gleichgewichtssinn zu tun. Dieser wird gesteuert über Auge und Ohr. Wenn da etwas stört, wird uns schwindelig, werden wir müde, seekrank. Mehr ist es eigentlich nicht, kann aber bei manchen Menschen zum Totalausfall führen.
Bei Netdoktor wird es natürlich besser beschrieben, hier ein paar Auszüge:

„… stehen bei der Seekrankheit verschiedene Sinneseindrücke im Konflikt. Das Gleichgewichtsorgan nimmt mit winzigen Haarzellen in seinen einzelnen Teilorganen Drehbewegungen sowie horizontale und vertikale Beschleunigung wahr. Die sogenannten Propriorezeptoren senden Informationen darüber, welcher Muskel sich gerade wie bewegt… Sehr wichtig ist auch die optische Wahrnehmung – also das, was der Mensch mit seinen Augen sieht, um sich zu orientieren.

Widersprüchliche Sinneseindrücke
Auf hoher See ist es oft so, dass die sichtbare Umgebung – etwa die Planken eines Segelboots oder auch die Wände im Inneren eines größeren Dampfers – gerade erscheinen und man eigentlich stabil sitzt oder steht. Durch die ständigen Schaukelbewegungen bei Seegang nimmt das Gleichgewichtsorgan allerdings wahr, dass der Körper andauernd in Bewegung ist und kippt. Dies sorgt für widersprüchliche Informationen, welche das Gehirn nicht einordnen kann.

Viele Menschen reagieren darauf zunächst mit Müdigkeit, leichten Kopfschmerzen und häufigem Gähnen. Oft verstärkt sich der Speichelfluss und die Betroffenen beginnen zu schwitzen. Erst danach kommt es zu den klassischen Symptomen der Seekrankheit: Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen. Im Extremfall wird der Seekranke völlig apathisch oder sein Kreislauf bricht zusammen. Dies ist allerdings sehr selten.“

https://www.netdoktor.de/krankheiten/reisekrankheit/seekrankheit/

Ich werde meistens nur zum Anfang der Saison seekrank, wenn ich noch keine „Seebeine“ habe. Das heißt, mein Gleichgewichtssinn hat sich noch nicht wieder an die Situation gewöhnt. Bei mir äußert sich das darin, daß ich müde werde. Ich liege dann immer in der Plicht und döse vor mich hin. Vielleicht hast du das schon in einem unserer Videos gesehen. Mir ist ein paar Tage flau, bis die Seebeine wieder da sind.

Seekrankheit macht schläfrig
Marion ist seekrank

Während der Saison kommt es nur vor, wenn ich nicht ganz fit bin. Zum Beispiel: wenn wir früh los müssen, kann es auch mal kritisch werden. Übergeben muss ich mich nicht, es ist maximal der Magen flau. Seit unserem England Törn stehe ich in einem solchen Fall auf schwarzen Tee mit Milch und Zucker. Und normalerweise mag ich keinen Zucker im Tee, niemals! Aber es tat mit damals gut, also hilft es mir immer. Soviel zum Thema Kopfsache…

Setze dich damit auseinander, was Seekrankheit ist und wie diese zustande kommt. Das Wissen darüber kann dir schon helfen. Wenn es dich trifft, dann hole dir das Wissen ins Bewusstsein. Mir hilft es immer zu wissen, dass sich mein Körper einfach nur an die ungewohnte Situation gewöhnt und es bald vorbei ist.

Ich habe inzwischen eine gute Mischung aus Ignoranz, Wissen und „über mich ergehen lassen“ gefunden.

Was hilft bei Seekrankheit?

Es gibt so viele Tipps wie Fische im Wasser. Wenn dir flau wird, geh an die frische Luft und am besten ans Steuer. Keine histaminhaltigen Nahrungsmittel essen! Vitamin C nehmen! Apfelkuchen essen! …und so weiter!
Jeder wird dir etwas anderes erzählen. Daher jetzt hier mal eine Zusammenstellung.

Vor der Reise

Vitamin C

Die Einnahme von Vitamin C sollte eine Woche vor der Reise beginnen. Wichtig ist dabei die Dosierung: das Vitamin C sollte hochdosiert sein, mindestens 500mg. Am besten besorgst du dieses in der Apotheke, dort gibt es hochdosiertes Vitamin C.
Vitamin C ist ein Histaminblocker. Histamin ist ein Stoff im Körper, der die Seekrankheit begünstigt. Vitamin C hilft aber nur, wenn es vorbeugend genommen wurde, die Vitaminspeicher im Körper quasi voll sind. Die Wirkung von Vitamin C konnte wissenschaftlich noch nicht bewiesen werden, aber es soll helfen und kann nicht schaden.

Gleichgewichtssinn trainieren

Wenn du die Möglichkeit hast, dann mache Dinge, die den Gleichgewichtssinn trainieren. Klingt merkwürdig, kann aber unterstützen.
Was kann das sein?
Skateboarden, Inline, Rollschuhe, Eislaufen
Trampolin
Slacklining, Bouldern, Klettern
Balance Boards, Balance Kissen, etc
Auch hierfür gibt es keine Studie, das ist meine persönliche Logik. Und hey, was spricht dagegen?

Während der Reise

Ernährung

Histaminhaltige Nahrungsmittel solltest du vermeiden. Das sind lange gereifte Nahrungsmittel wie zum Beispiel Käse, Rotwein, Salami. Das ist in der Seefahrt lange bekannt und auch verbreitet.
Natürlich solltest du auch stark und scharf gewürzte Nahrungsmittel vermeiden. Ebenso Kaffee. Also alles, was den Magen reizt.

Diese Hinweise sind beide nicht wissenschaftlich 100% bewiesen. Das mit (also ohne) Kaffee mache ich aber auch. Jedoch werde ich müde bei Seekrankheit. Und natürlich auch ohne Kaffee. Heißt also, ich bin noch müder …daher trinke ich den oben erwähnten schwarzen Tee mit Milch und Zucker. Aber ich esse, wenn mir flau ist, gerne stark gesalzene Nahrungsmittel. Am liebsten Chips mit Meersalz und Pfeffer.
Meine Erfahrung ist: der Körper sagt Dir, was er mag. Ich hatte den Fall, daß sich mir mal bei einfachen Spaghetti mit Tomatensosse schon beim Anblick der Magen gedreht hat. Also esse ich es natürlich nicht.
Grundsätzlich aber ist etwas essen sehr wichtig: der Magen darf nicht leer sein, er übersäuert sonst.

Ingwer

Ingwer hilft allgemein gegen Übelkeit. Am besten wirkt frischer Ingwer. Für die Hartgesottenen: einfach ein Stück abschneiden und darauf herum kauen. Ansonsten als Tee oder als Ingwerwasser, wobei das Ingwerwasser eine sehr schwache Konzentration hat.

Verhalten

Selten hilft es, unter Deck zu sein. Am besten, Du gehst an Deck und schaust auf den Horizont. Das hilft dem Gleichgewichtssinn, sich neu zu ordnen und dem Gehirn, die Situation zu verarbeiten.
Ebenso hilft es, sich abzulenken: Aktiv ans Ruder gehen und ins Geschehen eingebunden zu werden.
Aber ja, es kann auch irgendwann soweit sein, daß der Skipper dich fürs erste unter Deck schickt, da du dich und andere gefährdest. Dann nimm die Pütz unter den Arm und geh sterben. Das klingt jetzt schlimm, aber glaube mir, du wirst nicht sterben. Die allermeisten fühlen sich nach einer Zeit besser.

Ohrstöpsel

Der allerheißeste Tipp im letzten Jahr war ein Ohrstöpsel. Rechtshänder links und Linkshänder rechts im Ohr. Nur ein einzelner Ohrstöpsel ist gemeint, das andere Ohr bleibt ohne. Dadurch wird der Gleichgewichtssinn angeregt, sich besser und schneller neu zu sortieren. Mehrfach bestätigt, bis jetzt auch noch nicht wissenschaftlich belegt.
Aber dieser Tipp war sogar schon in einer Rätselsendung im Fernsehen bei der Frage „Was hilft gegen Seekrankheit“ die Antwort. Daher kann es ja auch nicht so falsch sein.

Minzöl

Ein paar Tropfen Minzöl auf ein Tuch träufeln und einatmen. Das macht den Kopf frei, hilft gegen die Kopfschmerzen und ist dadurch gut für das Befinden. Ich denke, es wirkt auch durch Ablenkung (siehe oben).

Medikamente

Meiner Meinung nach sind Medikamente absolut legitim, sie helfen bei Seekrankheit. Trotzdem sollten sie aber das letzte Mittel der Wahl sein. Meistens haben diese Medikamente Nebenwirkungen, sie machen oft müde. Dir ist also nicht mehr schlecht, aber du verschläfst vielleicht die Reise. Jeder verträgt die Medikamente natürlich anders. Vielleicht bleibst du auch wach und alles ist gut.
Es gibt unzählige Medikamente, dein Arzt oder die Apotheke deines Vertrauens kann dich da bestimmt beraten. Viele schwören auf Reisekaugummis, das habe ich jetzt schon oft gehört.

Alternative Mittel und Homöopathie

Diese Mittel möchte ich natürlich nicht verschweigen, alles was hilft hat seine Berechtigung!
Magnetarmbänder sind in Seglerkreisen sehr beliebt. Ich kenne keinen, der diese nutzt, aber das heißt jetzt auch nichts.
Die Homöopathie hat zum Beispiel Cocculus im Angebot, das hilft gegen Übelkeit. Oder Tabakum und Petroleum rectificatum. Die Suchmaschine ist da dein Freund. Persönlich bin ich ab von Globuli in jeder Hinsicht. Aber wie gesagt, alles was hilft hat seine Berechtigung…

Sonstiges

In Gesprächen kommen dann natürlich auch gerne solch hilfreiche Tipps wie:

  • Apfelkuchen schmeckt runter wie hoch gut.
  • Pfefferminztee und Schokolade, schmeckt rückwärts wie „Hauchdünne Schokoladentäfelchen mit einer zartschmelzenden Pfefferminzcremefüllung“
  • Banane flutscht gut…

Übersetzt heißt das: Bleib entspannt, Seekrankheit kommt und geht auch wieder. …nimm es mit Humor, das hilft auch!

Eine Anekdote habe ich auch dazu: wir hatten auf einem Törn eine stark gebeutelte Mitfahrerin an Bord. Unser Skipper erzählte damals, es hilft an einer Kartoffel zu riechen, da der Geruch einen quasi „erdet“. Sie hing sich eine Kartoffel an einem Bändsel um den Hals und stand kurz darauf freudestrahlend am Steuer.

Wie gesagt: es ist sehr viel Kopfsache und es gibt kein für alle passendes Heilmittel! Höre auf Deinen Körper und höre auf Dein Gefühl! Das hilft sehr gut bei Seekrankheit.
Wenn Du noch eine Ergänzung oder einen Erfahrungswert hast, dann schreib uns gerne einen Kommentar. Sicherlich hilft das dem einen oder anderen – Seekrankheit verbindet!

Und ansonsten mein wichtigster Tipp:
Ab auf’s Wasser, geh segeln – laß dir von der Angst vor Seekrankheit nicht den Spaß nehmen!

Hier ist eine Linkliste zu den Tipps:

https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2009_Verlinkungen/2009-05_Orig.arbeit_SeekrankheitHistaminUndVitaminC.pdf

Ein Video zum Thema Ohrstöpsel hier bei YouTube

Starke Knolle gegen Reiseübelkeit: Ingwer

Globuli gegen Reisekrankheit

https://www.boat24.com/de/blog/seekrank-das-boese-histamin/

https://de.wikipedia.org/wiki/Reisekrankheit

Nachdem du segeln gelernt und vielleicht sogar einen Schein gemacht hast, willst du jetzt natürlich auf deinen ersten Segeltörn.
2014, im Jahr nach meinem Segelschein, stand mein erster Törn an. Eine langes Wochenende mit dem Segelverein auf der Flensburger Förde.
Und da waren sie, die Fragen: Was nehme ich mit? Wie verhält man sich? Muss ich was besonderes beachten?…

Für mich war es bis heute ein unvergesslicher Segeltörn, auch wenn danach noch viele weitere folgten. Auf diese konnte ich mich dann auch immer freuen: ich wußte ja, was mich erwartet.

Damit du vor deinem ersten Segeltörn den Kopf frei hast für deine Vorfreude, geben wir dir jetzt viele wichtige Tipps und 5 spezielle Insidertipps an die Hand! Diese habe ich mit Christoph zusammengetragen.

Kleidung

Was du brauchst, ist abhängig vom Segelrevier und der Jahreszeit. Logisch: in der Karibik benötigst du andere Kleidung als auf einem Törn nach Island. Und natürlich ist auch jeder unterschiedlich empfindlich.
Aber es gibt ein paar Basics, die du bei deiner Planung beachten kannst. Der Rest ist dann individuell nach Temperatur und Gusto.
Grundsätzlich gilt: nimm nur soviel mit, wie nötig. Ich habe immer noch meistens zu viel dabei, obwohl ich schon viele Segelreisen gemacht habe.

Neben der normalen Kleidung gibt es ein paar spezifische Kleidungsstücke, die für das Segeln wichtig sind.

Wasserdichte Kleidung

Ja, segeln ist Wassersport und es kann nass werden. Und auch wenn es regnet, muss mindestens einer das Boot steuern, wenn es auf dem Wasser ist. Daher benötigst du wasserdichte Kleidung.

Insidertipp Nr 1 – Bekleidung

Es muss für die erste Reise nicht spezielle Segelbekleidung sein, es tut absolut auch die gute Fahrradregenkleidung oder Outdoorkleidung. Und wenn es kälter werden sollte, kann es auch die Skibekleidung sein!

Christoph mit Fahrrad- Regenbekleidung

Du hast weder noch? Es gibt auch einen Verleih: (keine bezahlte Werbung, nur Info) Ich habe damit keine Erfahrung, finde die Idee aber super. Wenn du das ausprobiert hast, kannst du uns gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren hinterlassen!

Schuhe

Sneakers mit heller Sohle und Profil, das erhöht die Rutschsicherheit. Nimm zwei Paar mit, falls ein Paar nass wird oder doch rutschig sind. Mädels: natürlich an Bord keine spitzen Absätze. Und für alle: keine dunklen Sohlen, das gibt blöde Schlieren und Streifen an Deck, Boote sind zu 99% weiß.
Wenn das Wetter nicht ganz so gut sein könnte, sind Gummistiefel eine gute Idee. Auch hier gilt: helle Sohlen! Je nach Temperatur solltest du gerade bei Gummistiefeln an warme Socken denken (am besten Merinowolle) und je nach Wetter wärmende Einlagen. Es gibt von Thermopad sich selbst aktivierende Sohlen. Traumhaft für Kaltfüssler! (wieder keine bezahlte Werbung, nur reine Überzeugung) Und immer daran denken: Gummistiefel sind nicht atmungsaktiv!

Ich halte übrigens nichts davon, barfuß zu segeln. Die Verletzungsgefahr an Bord ist hoch. Aber das ist meine Meinung, Christoph sieht das anders, er liebt es.

Windjacke

Beim Segeln wird es schnell mal kühler und windig, daher empfiehlt es sich, eine leichte Windjacke dabei zu haben. Oder eine Softshelljacke. Oder ein gutes Fleece. Die klassische Outdoorbekleidung ist für das erste mehr als ausreichend!

Es gibt doch auch günstige Segelbekleidung bei (Sport)Discountern, warum nicht dort kaufen?

„Wer billig kauft, kauft zweimal“. Wer Spaß beim segeln haben will und auch öfters auf das Wasser möchte, sollte sich meiner Meinung nach gute Kleidung kaufen. Und diese am besten auch im Laden deines Vertrauens mit der richtigen Beratung. Lieber einmal richtig investieren und lange Spaß und Freude damit haben.

Beim Segeln lässt sich eine Sache einfach nicht planen: das Wetter. Mache auf jeden Fall kurz vor der Abfahrt einen Wettercheck und passe gegebenenfalls dein Reisegepäck an: ein Pulli mehr oder ein Pulli weniger. Aber bedenke bitte, auf dem Wasser ist es noch mal anders (meistens kühler) als an Land!
Ein schönes Wort für die Bekleidung ist das „Zwiebelprinzip“. Wenn du mehrere Lagen trägst, dann kannst du dich den Wetterverhältnissen besser anpassen.

Ausstattung

Ein Segelurlaub ist etwas anderes als ein Urlaub im Hotel. Wenn du Backpacker – Erfahrung hast oder Camper bist, wird dir das Packen und das Zusammenstellen der Ausrüstung vermutlich leichter fallen. Aber auch dann haben wir ein paar Tipps für dich, speziell für den Urlaub auf dem Boot.

Insidertipp Nr 2 – eine Lampe

Nimm eine Lampe mit. Eine Stirnlampe ist super, manche haben ja eine vom Laufen. Du musst du dir aber nicht extra eine kaufen, eine kleine Taschenlampe geht auch! Du brauchst sie zum Beispiel nachts auf dem Weg zum Klo oder wenn du mal etwas suchen musst.

Weitere Tipps

  • Bitte keinen Koffer. Nein, nein, nein. Eine Sporttasche, eine Reisetasche, auch gerne mit Rollen. Es ist immer zu wenig Platz auf dem Boot!
  • nimm nicht zu viel Technik wie zBsp Laptop mit, genieße das Segeln!
  • magenfreundliche Kopfschmerztabletten, Elektrolyte & Vitamin C. Und Ohrstöpsel, vermutlich seid ihr mehrere Leute an Bord und manchmal kann es dann laut sein, wenn du Ruhe willst.
  • Sehr wichtig: einen Turnbeutel für den Waschbeutel, das Handtuch sowie Flipflops/ Badeschuhe für die Dusche.
  • Packe dein Gepäck in der Reisetasche in kleinere Taschen: zum Beispiel Wäsche, Oberteile, Hosen, Technik, etc. Dadurch hast du mehr Ordnung und findest deine Sachen schneller.
Gepäck-für-Segelreise
Unser Gepäck in Taschen und Klappboxe

Am besten du besorgst dir eine Packliste. Es gibt im Netz viele unterschiedliche Packlisten, daher habe ich mich jetzt auch dagegen entschieden, die x.te Packliste zu erstellen. Wenn du willst, kann ich dir meine aber gerne geben. Schreibe einfach einen Kommentar, dann stelle ich diese zur Verfügung.

Sehr praktisch finde ich persönlich die Zusammenstellung von Sönke Roever: Packliste Segeltörn für Mitsegler – Das muss unbedingt mit! Dort ist alles wichtige aufgeführt, zusammengetragen und erklärt. Natürlich kannst du auch hier auf das eine oder andere verzichten, ein paar Dinge sind nur „nice-to-have“ (ich habe kein Taschenmesser dabei und vor allem keine Angel…)

Schreibe dir deine Liste zusammen und beachte dabei noch unsere Tipps, dann kann nicht viel schiefgehen! Und wie gesagt, lieber zu wenig als zu viel.

Regeln an Bord

Es gibt nur eine allgemein gültige Regel an Bord: Der Skipper hat immer recht. Punkt. Er trägt er die Verantwortung für Besatzung und Boot. Und dafür muss er klare Ansagen machen.
Der Skipper klärt am Anfang der Reise auch über die bei ihm geltenden Regeln auf.

Zum Beispiel gibt es oft „Bordkasse“. Da schmeißt jeder pro Tag einen bestimmten Betrag rein, von dem alles an Bord bezahlt wird. Aber auch schon hier beginnen die individuellen Spielregeln: manchmal wird die Bordkasse nur für Einkäufe genommen, manchmal auch wenn man Essen geht. Manchmal ist der Skipper frei, manchmal beteiligt er sich.

Klärt die Spielregeln am Anfang (zum Beispiel auch: kochen, putzen, Vorlieben, …)
Ihr seid normalerweise mehrere Personen auf engstem Raum, je nach Reise sogar Unbekannte. Da sind Kompromisse an der Tagesordnung. An Bord hilft man sich, man arbeitet miteinander und nimmt Rücksicht aufeinander. Das ist selbstredend und seemännische Praxis.

Insidertipp Nr. 3 – Törndauer

Ich bevorzuge für einen Törn mit unbekannten Mitreisenden eine Reisedauer von maximal einer Woche, aus eigener Erfahrung und nach Umfragen unter Skippern. Solange kann sich normalerweise jeder zusammenreissen, falls es nicht passen sollte. Wenn es länger dauert, kann es kritisch werden…

Eine ganz wichtige Regel ist Ordnung und Sauberkeit. Jeder räumt alles wieder weg und verstaut, was nicht mehr gebraucht wird. Vor allem, wenn es dann auf Fahrt geht. Da kann ein Messer sehr schnell zum lebensgefährlichen Flugobjekt werden.

Sicherheit

Ein beliebtes Thema und die Meinungen sind sehr kontrovers.
Meine Meinung ist: lieber zu vorsichtig. Aber da unterscheide ich mich zum Beispiel auch schon von Christoph, dessen Level doch ein anderes ist. Daher nur der Tipp: mache nichts, bei dem du dich unwohl fühlst.

Ansonsten: achte darauf, daß du alles Relevante weißt: wo sind die Notsignalmittel, wo ist der Feuerlöscher und wie holst du im echten Ernstfall Hilfe. Ein verantwortlicher Skipper macht eine ausführliche Sicherheitseinweisung. Dabei zeigt er euch alles und erklärt auch, was im Notfall zu tun ist. Gerade bei deinem ersten Törn ist das sehr wichtig! Frage ruhig nach, wenn du etwas nicht verstehst. Natürlich hoffe ich, du wirst dieses Wissen nie anwenden müssen!

Und das Lieblingsthema, stets heißdiskutiert in Seglerforen: das Tragen der Rettungsweste. Trage deine Rettungsweste lieber zu oft als zu wenig und auch wenn es doof aussieht: benutze den Schrittgurt! Nur dann erfüllt die Weste auch ihren Zweck richtig. Lass dir erklären, warum.

Höre auf den Skipper. Frage nach Manöverübungen (Person über Bord) falls der Skipper es nicht anspricht.

Rettungsweste beim ersten Törn
Trotz leichter Brise: Marion trägt Rettungsweste mit Schrittgurt

Insidertipp Nr. 4 – gehe ans Ruder

Wenn du Angst vor dem Segeln hast, zum Beispiel wenn das Boot in Schräglage ist, dann gehe selbst ans Ruder. Auch gerne mit dem Skipper neben dir. Ein verantwortlicher Schiffsführer wird versuchen, dir die Angst zu nehmen. Das bringt enorm viel Sicherheit!

Natur

Segelurlaub ist ein Urlaub direkt in der Natur. Daher gibt es noch für euch den

Insidertipp Nr. 5 – respektiere die Natur

Das ist eigentlich kein Tipp sondern eher ein Hinweis und sollte auch selbstverständlich sein:
du bewegst dich in einem unglaublich tollen Umfeld und Revier. Bitte benehme dich entsprechend und respektiere die Natur und die Umwelt. Es gehört nichts ins Wasser, was da nicht von Natur aus ist. Müll gehört an Land. Und in Schutzgebieten verhält man sich entsprechend.

Vor allem: Sei sparsam mit den Ressourcen und genieße auch einfach mal!

Du hast jetzt 5 Insidertipps von uns bekommen, aber vielleicht hast du noch diese eine ganz bestimmte offene Frage:

Was mache ich bei Seekrankheit?

Es gibt von mir keinen Insidertipp, da das Thema sehr individuell und auch komplex ist. Der nächste Artikel widmet sich rein nur diesem Thema. Darin findest du dann alle Informationen auf einen Blick. Wenn du diesen nicht verpassen willst, trage dich direkt in unseren Newsletter ein!

Trotzdem ein paar Worte vorab:

Grundsätzlich kann Seekrankheit jeden treffen. Immer und überall, sogar langjährige Seebären. Jetzt bei deinem ersten Törn Angst davor zu haben, ist unnötig. Viel dabei ist Kopfsache: wenn du Sorge oder Angst davor hast, ist die Wahrscheinlichkeit höher auch seekrank zu werden. Seekrankheit hat etwas mit dem Gleichgewichtssinn zu tun, dieser wird gesteuert über Auge und Ohr. Wenn da etwas im Ungleichgewicht ist, wird uns schwindelig. Mehr ist es eigentlich nicht, es kann aber bei manchen Menschen zum Totalausfall führen.

Was hilft wirklich?

Es gibt so viele Tipps wie Fische im Wasser. Der allerheißeste Tipp im letzten Jahr war ein Ohrstöpsel, Rechtshänder links und Linkshänder rechts (ein einzelner Ohrstöpsel ist gemeint). Wenn du Sorge oder Angst vor Seekrankheit hast, nimm dir Reisetabletten oder Reisekaugummis mit. Alleine das Wissen, du hast im Ernstfall etwas dabei, kann schon sehr helfen!

Das Fazit

Segeln ist wahnsinnig erholsam und vor allem: du bist sofort weg vom Alltagsstress und tauchst in eine andere Welt. Lass es auf dich wirken, es wird dich verändern! Normalerweise hat man speziell nach dem ersten längeren Törn ein ganz besonderes Lächeln im Gesicht…
Und ich hoffe, unsere Insidertipps helfen dir dabei, dich auf dieses Lächeln gut vorzubereiten und es zu einem unvergesslichen ersten Segeltörn zu machen!

Wenn du noch Fragen hast oder auch einen tollen Tipp, dann schreibe gerne einen Kommentar! Du kannst mich auch über Facebook und Instagram erreichen und Email geht natürlich auch.

Jetzt noch mein allerletzter Tipp für dich, und das ist definitiv kein Insider:
Ab auf’s Wasser, geh segeln!

Dänische Perlen der Südsee

Juni 2019 – wir haben Urlaub. Leider nur eine Woche, daher sind wir mit dem Ziel eines Törns etwas eingeschränkt. Wir wollen in die Dänische Südsee: Ærø, Drejø, Birkholm, Lyø, Strynø,…

Wir Beide waren noch nicht in der Dänischen Südsee, haben jedoch schon so viel darüber gehört: schöne kleine Inseln, kurze Schläge, alles ganz ruhig. Aber im Sommer auch voll. Es ist Juni – noch vor den Ferien, die Wettervorhersage passte und wir machten uns auf den Weg.

Die erste Nacht verbrachten wir in Großenbrode, Yachtwerft Klemens. Abends waren wir noch ziemlich zufrieden mit dem Hafen: ruhig und idyllisch gelegen. Am nächsten Morgen jedoch sah das etwas anders aus: tausende von Mücken. So machten wir uns schnell auf den Weg. Ich hoffe, daß das nur eine Ausnahme war!

Yachtwerft Klemens Großenbrode

Mücken in der Luft

Es ist kein Wind und wir fahren weiter nach Orth auf Fehmarn. Ein schöner und ruhiger Hafen. Wusstest du, daß Jimmy Hendrix sein letztes Festival Konzert auf Fehmarn hatte?  Es gibt einen Gedenkstein auf der Insel, diesen haben wir aber nicht angeschaut. Das war uns doch zu weit zu laufen!

Jimmy Hendrix Gedenkstein auf Karte von Fehmarn

Ærø – die Ahorninsel

Am nächsten Morgen ist endlich ist es soweit, ab nach Ærø. Ærø wird als besonders hyggelig bezeichnet, also das perfekte Ziel für uns. Wir wollen nach Marstal,  die nördliche Spitze der Insel und daher Ankunfts- und Absprunghafen für viele Deutsche.

Was gibt es zu Ærø zu sagen?

Länge 30 km

Breite 6 km

Fläche 88m2

Einwohner 6050 Stand 2019

Marstal

Bei der Einfahrt in den Hafen machen wir uns noch Sorgen über die Platzsituation, schliesslich soll es da ja immer so voll sein. Doch ziemlich schnell merken wir, es ist noch Vorsaison: freie Auswahl!

Der Hafen in Marstal ist sehr gut ausgebaut, liegt ruhig und es gibt sogar einen recht gut sortierten Segelladen. Dort können wir uns einen neuen Adenauer kaufen, unseren haben wir auf der Fahrt verloren. Danach spazieren wir Richtung Ortsmitte und erkunden die Gegend. Es gibt auch im Ort alles, was man braucht: einen gut sortierten Supermarkt mit einem leckeren Bäcker, Eisläden, Cafes und Bille Knudsen Isenkram, „Eisenwarenhändler“. Dort gibt es alles, was es im Segelladen nicht gibt. Christoph war total begeistert von dem Laden!

Marstal hat ein sehr bekanntes Schifffahrtsmuseum. Wir hatten leider keine Zeit reinzugehen, es wird aber von vielen Seiten als sehr sehenswert empfohlen. Das besuchen wir dann das nächste Mal!

schönes Haus in Marstal

schiffsgerippe in Marstal

Drejø – der Mittelpunkt der Welt

Wir wollen die kleinen Inseln sehen, also machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Hjortø.  Leider haben wir es nicht dorthin geschafft, wir mussten abdrehen und sind nach Drejø gesegelt. Warum, siehst du im Video.

Was gibt es zu Drejø zu sagen?

Länge 5 km

Breite 2 km

Fläche 4,26 m2

Einwohner 69 Stand 2019

Der Yachthafen auf Drejø liegt direkt am Fährhafen, es gibt eine tägliche Fährverbindung nach Skarø und Svendborg.

Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch den alten Hafen (de Gammel Havn), dieser kann aber nur von Booten mit ganz wenig Tiefgang angefahren werden. Ich konnte bis jetzt nicht herausfinden, welche Tiefe noch geht. Aber der alte Hafen ist definitiv einen Besuch wert, es ist ein schöner Spaziergang dort hin. Überhaupt lädt die Insel zum Spazieren ein. Und das sage ich, die nicht gerne spazieren geht!

Es gibt einen kleinen Kaufmannsladen und ein Cafe. Dieses hatte leider schon geschlossen, es hatte zeitlich nur für ein Eis beim Kaufmann gereicht. Es lohnt sich aber, sich die Zeit zu nehmen!

Warum wird Drejø der „Mittelpunkt der Erde“ genannt? Dazu gibt es eine kleine Geschichte: Vor ca. 200 Jahren kam eine Amtsperson zu Besuch auf die Insel. Er schwärmte von der Schönheit der Insel. Eine alte Frau antwortete ihm: „Ja Vater, eine Meile nach Ærø, eine Meile nach Tasinge und eine Meile nach Fünen, der Herrgott hat Drejø genau in die Mitte der Welt gelegt.“ (Quelle: Sanne Wittrup, Törnführer Dänemark 1, Seite 45, Edition Maritim).

Einen schönen Bericht über Drejø gibt es auf dem Ostsee-Portal.info

der alte Hafen auf Drejoe

Häuser auf Drejoe

Birkholm – die Haseninsel

Am nächsten Morgen wollen wir dann weiter nach Strynø, das soll ja auch so schön sein. Also fahren wir los, es ist schönes segeln. Nach einer ganzen Weile wird das Wasser immer flacher. Viel flacher als gedacht, vermutlich durch die Windsituation. Da wir ja gerade erst wieder einen Stein angerempelt hatten, haben wir beschlossen, doch umzudrehen. Also kehrt um und Richtung Ærø, da die nächsten Tage starker Wind angesagt war und wir auf Nummer sicher gehen wollten für die Fahrt zurück.

Der Weg nach Ærø ging vorbei an Birkholm. Birkholm hatten wir leider ausgeschlossen, da wir einfach aufgrund der Ereignisse „tiefentraumatisiert“ sind. Je näher wir kamen, umso besser gefiel es uns. Okay – die Neugierde siegte über das Trauma. Zum Glück!

Zu Birkholm:

Fläche: 92 ha

Höchste Erhebung: 1,8 m (Deichring zum Hochwasserschutz)

Einwohner: 8

Es gibt am Hafen eine Toilette mit Seewasser. Das Duschhaus sowie Brunnenfrischwasser gibt es im Ort. Das ist nicht weit zu laufen, man benötigt aber einen Kanister o.ä. Außerdem gibt es eine „Butik“ mit Eis, Schnaps, Gummibärchen, Brot und Büchern (dänisch). Bezahlt wird auf Vertrauensbasis: es gibt Boxen mit Kronen und Euro. Die Insel wird einmal am Tag mit dem Postboot angefahren, das war es. Es gibt Fischer auf der Insel, bei denen man Frischfang einkaufen kann. Mehr Ruhe geht nicht. Wir genießen es sehr!

Sonnenuntergang auf Birkholm

Postboot auf Birkholm im Hafen

Zurück nach Ærø

Schweren Herzens verabschieden wir uns am nächsten Tag von Birkholm und setzen über nach Marstal. Es sind 6-7 Windstärken angesagt und wir müssen wieder einkaufen, die Vorräte gehen aus. Wir planen einen Strandtag und einen Sightseeing Tag. Der Bus auf Ærø ist kostenlos für alle – da sind die Dänen mal wieder weit voraus!

buntes Strandhaus in Marstal

sonnenuntergang in Marstal im Hafen

Æroskøping

Wir fahren nach Æroskøping, die Fahrt dauert ca. 30 Minuten und geht über die halbe Insel. So bekommt man auch einen tollen Eindruck von der Schönheit der Insel. Hyggelig!  Æroskøping gefällt uns auch direkt sehr gut, zurecht trägt die Stadt den Beinamen „Märchenstadt“.

Es gibt einen Fährhafen mit einer Verbindung nach Svendborg und einen großen Yachthafen. Æroskøping hat einen tollen großen Strand mit vielen malerischen bunten Strandhäuschen. Leider war durch den starken Wind die Luft kalt und die Strömung zu stark zum Baden. Nach einem schönen Ausflug nach Æroskøping fahren wir mit dem Bus wieder zurück nach Marstal, um uns auf die Überfahrt vorzubereiten.

bunte strandhäuser in aerosköping

Marstal Hafen um fünf Uhr

Geplant war es, nach Fehmarn zu fahren. Da die Windvorhersage Flaute ab mittags vorhergesagt hat, sind wir um 5 Uhr aufgestanden. Der frühe Vogel…

Grömitz und der Propeller

Es lief aber besser, als erwartet. Da für den nächsten Tag der Wind gegen an vorhergesagt war und wir sowieso hätten motoren müssen,  beschlossen wir bis nach Grömitz durchzufahren. Ob heute oder morgen unter Motor, war egal. So konnten wir in Grömitz noch einen Strandtag einlegen. Das war der Plan.

Als wir endlich in Grömitz ankamen und ich zurücksetzen wollte, um in die Box einzuparken – tat sich nichts, wir drifteten weiter geradeaus. Mit dem letzten Schwung ging es in eine viel zu kleine Box.

Wieder mal Fehlersuche… bis wir darauf kamen: kein Schub – kein Propeller???

Christoph sprang ins Wasser und er hatte beim Blick unter das Boot die Bestätigung unseres Verdachts. Also fing er an zu tauchen. Beobachter sprachen mich an, ich stand ja am Steg und versuchte mögliche Stellen zu finden. „Was sucht er denn?“ „Wir haben unseren Propeller verloren“ „Oh je, den findet er doch nie!“ „Oh ja, wenn wir den hier verloren haben, dann findet er ihn auch!“ Und wie vorhergesagt, am nächsten Morgen, als das Wasser im Hafenbecken noch klar war, hat Christoph den Propeller gefunden. Ich konnte in der Zwischenzeit einen Yachtausrüster finden, der uns die Hutmutter und den Sicherungsring besorgte. Somit konnten wir rechtzeitig wieder zurücksegeln – bei feinstem Wind und Wellengang!

verlorener Propeller im Sand

Anbringen eines Propellers unter Wasser

Und wie war es in der Dänischen Südsee?

Mein Fazit zur Dänischen Südsee: sehr hübsch – hygge! Allerdings war ich sehr froh, daß wir zur Vorsaison dort waren. Uns wurde erzählt, daß eine Woche später die dänischen Ferien sind und ab dann alles ganz anders aussieht: volle Häfen und viele Menschen. Teilweise waren am Anfang des Urlaubes die Cafés in Marstal noch geschlossen, bei unserem Besuch am Ende der Woche bereiteten sie sich schon auf die Öffnung vor, es wurde geräumt und geputzt.

Für uns war das der perfekte Urlaub in der Dänischen Südsee mit Ærø, Drejø und Birkholm. Wir werden die Dänische Südsee auf jeden Fall wieder besuchen. Schliesslich gibt es noch viele Inseln, die wir nicht besucht haben!

Abnehmen der dänischen Gastlandflagge

Wenn dir dieser Bericht gefallen hat und du mehr über Dänemark erfahren willst, schau dir doch unsere Berichte über unseren Törn nach Kopenhagen an:

Einmal Kopenhagen und zurück | Teil 1

und

Einmal Kopenhagen und zurück | Teil 2

Den Film zu unserem Törn kannst du dir natürlich bei YouTube anschauen! Hinterlasse uns einen Daumen hoch, wenn er dir gefällt und abonniere unseren Kanal, damit du keine Videos verpasst!

Mange hilsener (Viele Grüße)

Marion

Nutshell Tours pesents:

Kopenhagen – weiter oder nicht?

Tag 9-11

Endlich in der Marina Margareteholms Havn angekommen, suchen wir als erstes das Hafenbüro – in der Hoffnung, es ist jemand da. Natürlich nicht am Samstag nachmittag. Wir reden mit zwei Vereinsmitgliedern und erzählen unser Dilemma. „You hit a rock? Oh“ betroffene Gesichter… nachdem wir aber erklärt haben, daß alles ok ist, der Kiel hängt noch und wir haben auch kein Wasser im Boot, sind alle wieder entspannt. Montag morgen ist der Hafenmeister wieder da und dann hilft er sicher gleich.

Zurück am Boot sind wir erledigt, irgendwie hat das doch geschlaucht. Eigentlich wären wir am liebsten im Boot geblieben, dann kam aber doch der Gedanke durch: jetzt sind wir extra nach Kopenhagen gefahren und nun wollen wir nicht raus? Schnick Schnack – ab in die Stadt! Von dem Liegeplatz kommt man entweder mit dem Bus oder mit dem Havnebus weg. Der Havnebus ist eine Fähre und natürlich haben wir uns für die Fähre entschieden. Schon auf dem Weg zur Fähre sind wir völlig überwältigt von dem Flair und der Atmosphäre dieser Stadt. Und dabei sind wir nicht mal in der Innenstadt, sondern in einem von Industrie geprägten Stadtteil, Refshaleøen.

Mit der Fähre in die Innenstadt, begleitet von vielen Motorbooten unterschiedlicher Art und Größe. Wir steigen aus und befinden uns mitten in Nyhavn, der Touri-Rutsche. Kopenhagens Flair in voller Breitseite. Wir genießen und schlendern, drehen dann aber doch ab in die Seitenstraßen. Bei einem kleinen Italiener und lecker Pasta lassen wir die letzten Tage Revue passieren. Viel passiert und alles gut gegangen!

Sonntag entschieden wir uns gegen das klassische Sightseeing Programm, als wir die Touristenmassen zwischen der Meerjungfrau und dem Kastellet sahen. Wir fuhren mit der Fähre weiter bis zur Det Kongelige Bibliotek und liefen los. Vorbei am Zeughaus und dem Christiansborg Königspalast. Nachmittags wollten wir noch tanzen gehen. Wer uns nicht kennt, wir haben neben dem Segeln eine zweite Leidenschaft: Lindy Hop. Und Sonntag nachmittag sollte ein Social Dance sein. Kopenhagen gefiel mir von Moment zu Moment besser. Wir hatten noch dazu perfektes Wetter: Sonne pur!

Montag morgen, Zeit für Sleipnir. Beide sind wir ziemlich angespannt, es werden nicht viele Worte gewechselt. Also Taschen mit dem Nötigsten gepackt – man weiß ja nicht, wie es ausgeht. Wir tuckern zum Yachtkran, lösen das Achterstag und legen uns in Warteposition. Und warten. Dann endlich können wir ran. Langsam hebt sich Sleipi – und unser Blutdruck. Der Hafenmitarbeiter sagte uns vorher schon, er ist Bootsbauer und kann sich das anschauen. Puh, genau das, was wir erhofft hatten von dem Liegeplatz!

Schauen, suchen, checken. Dann die finale Aussage: „no damage. You have a solid boat!“ Der Stein, der mir vom Herzen gefallen ist, war definitiv um ein mehrfaches größer, als der, den wir getroffen hatten. Also wieder zurück auf den Liegeplatz und alles wieder in Normalzustand bringen. Achterstag anbringen, Taschen auspacken, Kaffee trinken. Tief durchatmen!

Endlich können wir entspannt mit unserem Urlaub weitermachen, die letzten Tage waren gedanklich doch sehr von einem möglichen Schaden am Boot in Beschlag genommen. Also setzten wir uns hin und machten einen Plan für den weiteren Törn. Eigentlich wollten wir nach Kopenhagen natürlich auch Malmö besuchen. Ist ja nur ein Katzensprung, 15 Seemeilen. Aber das musste jetzt leider ausfallen, wir wollten doch lieber langsam Richtung Süden fahren und zur Ruhe kommen. Und bei genauer Betrachtung des Weges war es Zeit. Abends sind wir noch zum Reffen, ein Streetfood Markt in Refshaleøen, um die Ecke von der Marina. Uns war die letzten Tage schon aufgefallen, daß dort immer viele Menschen und Musik war. Wir dachten, man trifft sich dort nur so zum Sundowner. Toller Ort, tolle Atmosphäre und lecker (!!!) Essen. Ein perfekter Abschluss für Kopenhagen und das Stein-Drama!

Der Wind, der Wind…

Tag 12-14

Dienstag morgen geht es los nach Rødvig. Auf dieser Strecke gab es keinen anderen Hafen, welcher für uns Sinn gemacht hätte. Also wurde Rødvig der einzige dänische Hafen, den wir auf dieser Reise zweimal besucht haben. In Rødvig angekommen, ein erneuter Windcheck: nun ja. Eher zu viel als zu wenig. Der Plan war, außen um Falster herum und den Sprung von Gedser oder Nystedt. Also erst mal die Genua gegen die Fock getauscht. Abends gab es Pizza, morgens sind wir früh los Richtung Klintholm auf Møn.  Als wir auf Höhe der Klippen von Møn waren, wurden wir in unserer Nussschale wieder ganz schön durchgeschaukelt. Der Wind blies um die Ecke, die Wellen türmten sich auf 1 Meter und wir waren froh über die Fock.

In Klintholm angekommen legten wir längs an und machten 10 Kreuze. „Ihr seht aus, als wärt ihr um die Klippen gekommen“ der Kommentar des Seglers, der neben uns lag. Im Hafen um uns herum nur „große“ Yachten, 9,50 aufwärts. Und jetzt? Morgen bei den gleichen Verhältnissen mehr als 30sm nach Hesnæs? Der Windcheck gab uns einen Start von eher später als früh am Tag, für nachmittag war wieder Starkwind angesagt. Als wir aufgestanden waren, blies der Wind schon ziemlich kräftig. Die meisten großen Yachten waren schon unterwegs. Bleiben und morgen los oder durchkämpfen durch Wind und Welle? Mein Bedarf war eigentlich gedeckt – und der Blick aus der Hafenmole war nicht besonders einladend. „Fahrt doch durch den Grønsund!“ unser Nachbar. Recht hatte er! Ab an die Karte und die mögliche Törnplanung gecheckt: perfekt! Und dabei ist auch noch Fejø drin, dort wollten wir doch so gerne hin. Er selbst mit seinem 9,5 m Boot bleibt lieber im Hafen – zu viel Wind für ihn…

Wir mussten leider doch noch ein paar Meilen um Møn, um zum Grønsund zu gelangen. Also Augen zu und durch… interessant war für mich, daß ich deutlich entspannter war, obwohl die Wellen definitiv die höchsten unserer Reise waren. Leider wurde unsere Besteckschublade ein Opfer der Wellen! Mit voller Wucht flog sie durch den Salon und die vordere Abdeckung brach. Aber zum Glück bastelt Christoph gerne und er konnte das im Hafen wieder reparieren.

Der Sund und damit das Smålandsfahrwasser war definitiv die richtige Entscheidung, es war deutlich ruhiger. Aber es war auch Konfrontationstherapie…Untiefen und flaches Wasser: das gibt es dort zu genüge. In Stubbekøbing brav dem betonnten Fahrwasser gefolgt, wunderten wir uns über das Hafenbecken, in welchem nur Fischerboote lagen. Nebenan waren die Yachten zu sehen- aber wie dort hinkommen? Ein freundlicher Däne auf dem Fahrrad gab uns die Anweisung, außen an der Hafenmauer entlang zu fahren. Keine Betonnung? Einfach so quer? Oha. Nachdem er uns versichert hatte, es ist tief genug, tuckerten wir los. Er wies uns auch gleich einen Liegeplatz an und gab uns Informationen zu der Marina. Immer nett, die Dänen!

Die letzte Insel

Tag 15-16

Fejø, der Weg dahin war lang. Wir hatten den Wind gegen an, weshalb wir viel motoren mussten. Aber: keine Welle, wenig Schiffe. Ruhe! Tolle Gegend, das Smålandsfahrwasser: kleine Häfen, kleine Ortschaften, Inseln und nicht so viel los. Fejø war wie erwartet: klein. Jeder grüßt, jeder kennt sich. Im Hafen liegen fast nur Dänen, eine weitere deutsche Flagge war zu sehen und später kam doch noch ein drittes dazu. Die Sonne scheint, wir spazieren zum einzigen „Kaufmannsladen“ der Insel. Dort gibt es alles, was man braucht. Und was es nicht gibt, braucht man nicht. Eine dänische Bilderbuchinsel und wir sind froh, hier zu sein!

Von Fejø geht es auf unsere letzte Station vor dem Sprung: Bagenkop auf Langeland. Einer der Häfen auf dem Weg von Deutschland nach Dänemark. Wir starteten früh, da für nachmittags Starkwind und schlechtes Wetter angesagt war. Das war auch gut so, wie sich herausstellte, denn später gewitterte es kurz vor Bagenkop.

Auf dem Weg nach Bagenkop hatten wir für einen langen Moment eine schöne Begleitung: Schweinswale!Wir schätzen, es waren drei und die hatten viel Spaß mit uns: sie sind immer am Boot entlang und herum geschwommen. Ein toller Abschluß für Dänemark!!!

Die Ankunft in Bagenkop war von Fejø kommend wie ein Kulturschock für uns: groß, ordentlich angelegt, viele Yachten, viel los.

Auch wenn wir immer und immer wieder neu checkten: das Wetterfenster für den Sprung nach Deutschland war knapp, wieder Starkwind für nachmittag. Wir haben nur 27 Fuß und eine entsprechende Reisegeschwindigkeit. Ein kurzes Gespräch mit andren Seglern aus Deutschland unterstütze uns in unserer Entscheidung: möglichst früh los, um dem Starkwind gegen 14.00 vorweg zu fahren.

…und Hopp?

Tag 17-19

Wecker um 05.00 Uhr. MÄH…aber nützt ja nix. Um 06.00 Uhr machten wir los. Die erste Stunde unter Motor, konnten wir dann doch Segel setzen. Die Fahrt war unspektakulär, schöner Wind, keine Welle und später sogar noch Sonne. Gegen 12 erreichten wir den Fehmarnsund und überlegten noch mal, wie weiter. Auch für Montag und Dienstag war der Wind nicht so gut angesagt: falsche Richtung und Dienstag 5-6bft. Ich muss am Mittwoch in Hamburg sein, Christoph hat noch frei. Also überlegen wir als Plan B auf Fehmarn zu bleiben, ich fahre mit dem Zug nach Hamburg und Christoph bringt das Boot alleine nach Travemünde. Sollte das Wetter tatsächlich nicht passen.

Wir gehen ohne Wecker schlafen, wie es weitergeht entscheiden wir nach dem aufwachen. Als wir aufwachen sieht das Wetter ganz gut aus, die Sonne scheint. Aber die Windvorhersage ist gegen uns. Außerdem soll nachmittags wieder ein Schwerwetterfeld durchgehen. Die nächsten Tage ist die Vorhersage auch nicht berauschend, so daß Christoph sich für weiterfahren entscheidet. Also Frühstück und Richtung auf Richtung Grömitz. Wir hoffen ja noch, Segel setzen zu können, es sollte von der Vorhersage zumindest bis zur Landspitze gehen. Nix war es. Wir sind keine Höhe gelaufen, das hätte uns zuviel Zeit gekostet. Es war ja noch Starkwind angesagt. Also Segel bergen und Motor an. Das war richtig anstrengend, anstrengender als segeln… Einige Segler, welche in die gleiche Richtung wollten, gaben auch auf, bergten die Segel und motorten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur letzten Etappe: Travemünde. Wir rechneten diesmal direkt mit motoren. Als wir aus dem Hafen waren, überraschte uns aber das Wetter mehr als positiv: wir setzten Segel und flogen die letzten Meilen über die Wellen zurück „nach Hause“.

Hier unsere Finale Reiseroute:

Karte Rückfahrt von Kopenhagen

Gibt es ein Fazit? Oh ja, viele Erkenntnisse:

  1. Die Dehler Optima ist ein wirklich solides Boot. Zuverlässig und verzeiht Fehler! Das Raumangebot ist toll, wir hatten keine Beklemmungsgefühle!
  2. 27 Fuß sind 27 Fuß – auf offener See gleicht das Segelverhalten eher einer Nußschale! Wind und Welle setzen Grenzen, 5bft müssen nicht unbedingt sein und 1 Meter Welle ist bei dieser Länge ziemlich ungemütlich.
  3. Konfrontationstherapie hilft: Wellen und Untiefen nehmen ihren Schrecken.
  4. Auch Christoph hat seine Grenzen beim Segeln ;)
  5. Die sprichwörtliche dänische Gelassenheit gibt es wirklich! Sehr sympathisch!

Dänemark ist eine Segelreise wert!

Wollt ihr mehr Informationen über die dänischen Häfen? Gerne machen wir darüber einen Artikel, wenn wir entsprechende Rückmeldung bekommen!

Nutshell Tours presents:

Dänemark? Dänemark!

Christoph: „Ich kann 4 Wochen Urlaub haben. Wollen wir eine lange Reise machen?“

Ich: „Okay, wenn es mein Job erlaubt, dann machen wir das!“

Christoph: „Ich will nach Dänemark.“

Ich: „Oh ja – nach Kopenhagen mit dem eigenen Boot segeln!“

Gut, der Plan stand irgendwie. Da ich die Wochen vor dem Urlaub viel zu tun hatte, konnte ich mich nicht weiter mit Planung befassen. Ich musste in der ersten geplanten Woche noch zwei Jobs einschieben, daher starteten wir auch erst etwas später als gedacht. Christoph war schon vorgefahren um das Boot soweit vorzubereiten und alles einzuräumen. Donnerstag fuhr ich dann mit noch mehr Gepäck und voller unbekannter Erwartungen nach Travemünde. Das war meine erste lange Reise per Boot, mit dem eigenen Boot. Bis dahin war die längste Tour eine Woche mit einer 46ft Yacht um Mallorca, Komfortzone pur. Ansonsten waren es immer nur lange Wochenende – diese aber mit vielen Meilen und großer Crew. Und auch letztes Jahr konnten wir keinen langen durchgängigen Urlaub zusammen machen. Damals konnte Christoph in seinem Urlaub seine ersten Einhand-Erfahrungen mit Sleipnir machen. Mehr dazu hier: Einhandsegeln

Zurück zu mir: ich war also eher unerfahren und daher hatte ich auch viel Respekt vor der Tour. Sleipnir ist ein gutes Boot – trotzdem nur 27 Fuß groß. Genug Raum für 2 Personen, auf jeden Fall. Dennoch verhalten sich 27 Fuß bei Wind und Welle anders als 46 Fuß. 

Außerdem haben wir nur eine absolute Basic- Ausstattung: Plotter, Handfunke und Seafarer Tiefenmesser. Wer den nicht kennt, so sieht das aus:

Kein Radar, kein AIS.

Der holprige Start

Tag 1-4

Es geht los: wir wollen über Kühlungsborn nach Dänemark, Nystedt soll es werden. Leider wurde es erst mal nur Grömitz: Wind und Welle wollten es so. Und mein Kopf und Magen war damit auch vollkommen einverstanden. Für den nächsten Tag hatten wir dann eigentlich Kühlungsborn geplant, doch wieder schlug mein Kopf und mein Magen eine kürzere Route vor und wir strandeten in Boltenhagen. Weiße Wiek in Boltenhagen ist nicht unser Lieblingshafen. Nicht daß er ungepflegt oder ungastlich wäre, im Gegenteil: eine sehr gepflegte und auch mit allem ausgestattete Marina, tolle Sanitäre Anlagen und ein nettes Bistro. Wir mögen aber gewachsene Strukturen und Ortsnähe sehr gerne. Das ist in Boltenhagen nicht gegeben.

Ab nach Kühlungsborn und auf den Sprung nach Dänemark vorbereiten. Ich gestehe ja, ich habe da sehr viel Respekt vor, ist es doch etwas anderes als an der Küste entlang zu juckeln. Früh aufgestanden und… Nebel. Alles dicht, man sieht keine 2 Seemeilen mehr. Gut, zweites Frühstück mit Windfinder, Wetter noch mal checken. Es ändert nichts. Wir setzen uns einen Zeitpunkt, wann wir spätestens los müßten. Warten…aus dem Fenster schauen… Irgendwann legt neben uns eine größere Yacht an. Natürlich haben wir sie gleich befragt, sie kamen aus Boltenhagen. Die Aussage war recht klar (für mich zumindest): man sieht nicht viel und ohne entsprechende Ausstattung nicht zu empfehlen. Gut, dann ein wenig Arbeiten am Blog und Christoph konnte endlich den Artikel über den Elbe-Lübeck Kanal fertig machen. „Sofa und Video“ quasi…

Der Sprung nach Dänemark

Tag 4-5

Das Wetter hat mich schon ziemlich fertig gemacht: erst ist es zu viel Wind und darauf hin viel Welle. Dann der Nebel. Das senkt meine Bedenken nicht unbedingt und ich bin ziemlich angespannt. Am Montag ist es dann soweit, wir fahren los. Nystedt oder Gedser ist das Ziel. Zwar ist es noch etwas neblig, aber die Sicht ist gut genug. Ich hatte keinen Kaffee um meinen Magen vor Unwohlsein zu schützen. Leider bin ich dann auch nicht wach… Das Wetter klart auf, die Sonne scheint und wir laufen gut. Und immer besser, und immer mehr. Mehr Wind, mehr Welle von achtern. Teilweise zeigt der Plotter mehr als 8 Knoten Geschwindigkeit auf der Welle.

Später zeigten die realen Meßwerte bei Windfinder eine mittlere bis hohe 5. Hat sich auch so angefühlt! Kurz vor dem Ziel entscheiden wir, in den Guldborgsund nach Nykøbing zu fahren, um in der Nacht und am nächsten Tag Ruhe zu bekommen. Noch dazu war die Wettervorhersage ähnlich hoch und wir wollten wenigstens in der Nähe einer Stadt eingeweht sein. Die Einfahrt zum Sund ist extrem kabbelig und wir entscheiden, das Groß zu bergen. Für mich war das alles zum Ende hin sehr grenzwertig: Sleipi fühlte sich eher wie eine Nussschale als wie ein Boot an…

Wohin denn jetzt?

Tag 5-7

In Nykøbing angekommen, sahen wir dort eine große deutsche Yacht liegen. Je näher wir kamen, um so bekannter kam sie uns vor: es war die Moody 44, welche uns den Tag über den Elbe-Lübeck Kanal begleitet hatte! Ebenso waren noch zwei deutsche Einhand-Segler mit ihren Booten da. Wir kamen natürlich ins Gespräch und es kam die Frage auf, warum wir nicht um Sjæland segeln.

Wir haben doch viel Zeit. Und schwupps war der Floh im Ohr. Wir fanden die Idee gut. Jetzt aber gingen wir erst mal einkaufen, eine dänische Simkarte, damit wir mobil sind (60gb für 99kr und eine Karte für 49kr! Für den Preis bekommt man in Deustchland gerade mal 3gb…), und natürlich Softeis essen. Und der erste dänische Sonnenuntergang, traumhaft! Ach ja, dunkel wurde es erst gegen 23.00 Uhr, deutlich später als in Hamburg!

Am nächsten Morgen ging es los mit gesetzter Genua in Richtung Westen durch das schmale Fahrwasser des Guldborgsund. Es wurde immer enger und wir holten die Genua ein und motorten. Je weiter wir kamen, um so größer wurden bei mir die Bedenken: mit der Nussschale um Sjæland? Das war weit, wir hatten keine Karte von dem Gebiet und irgendwie und überhaupt. Irgendwann äußerte ich meine Bedenken. Nach langen Diskussionen entschieden wir, doch die Ostroute durch den Sund nach Kopenhagen zu nehmen. Christoph wollte unbedingt auf eine kleine Insel. Femø oder Fejø?

Wir hatten keinen Wind und ich hatte Zeit, mich über Femø und Fejø schlau zu machen. Natürlich gab es die Seiten im Internet nur auf schlecht übersetztem Deutsch, wodurch für Fejø „lecker Strickwolle“ und Flöhe rauskam. Das wollten wir sehen. Dann wurde es aber irgendwie doch Femø, was aber auch gut war. Eine kleine dänische Insel, im Hafen liegt die Fähre nach Kragenæs auf Lolland. Es gibt einen kleinen Laden und daher für uns Brot und Salat. Übernachten auf Femø und dann Kurs nach Vordingborg war der Plan. Auf dem Weg mussten wir feststellen, daß die geplante Route nicht schiffbar war, da die Masnedsundbroen gesperrt ist. Also um Masnedø herum. Wieder durch sehr enge Fahrwasser gelangen wir nach Vordingborg. Malerischer Ort, netter Hafen. Wir steuern eine Box an, ich wollte die Heckleine über den Dalben bringen – es geht nicht weiter. Blick zu Christoph: ?. Wir hängen im Sand. Okay, Rückwärtsgang und ab zur nächsten Box. Das gleiche Spiel: es geht nicht weiter. Blick zu Christoph, Blick zurück: es geht nichts! Plötzlich ein Ruf von nebenan: „Hey, your rope!“

So, da stecken wir nun, mitten im Hafen im Schlick mit der Leine um den Propeller. Christoph packt seinen Neo aus und den Schnorchel, er kann in aller Ruhe den Propeller befreien, wir stecken ja fest. Ab jetzt müssen wir mit einer kürzeren Heckleine leben, aber Schwund ist ja immer. Dann kommen wir auch aus dem Sand wieder frei und suchen uns eine Box bei den großen Booten – da ist genug Tiefe! Zeit für Pommes!

Vordingborg ist ein nettes kleines Städtchen, für dänische Verhältnisse schon fast groß. Es ist ein sehr idyllischer und ruhiger Hafen mit ein paar Restaurants, ein sehr nettes Café und stadtnah gelegen. Das Hafengeld wird an einem Automaten bezahlt, das kannte ich noch nicht. Ist uns bei unserer Reise dann noch öfters begegnet. Super Sache, Toilettencode und Wlancode auf der Quittung aufgedruckt! Wir hatten uns am Vormittag Ruhe und Kultur verordnet, außerdem wollten wir noch zur Bank. Was uns direkt aufgefallen ist: es gibt mehr Optiker als andere Ladengeschäfte aller Art zusammen. Merkwürdig.

My heart goes „boom“

Tag 7-10

Nachmittags machen wir uns auf den Weg, es soll über den Storstrøm und Ulvsund nach Stege auf Møn gehen. Durch die Sperrung des Masnedsund wurden die Fahrwasser im Færgestrøm angepasst und verändert, neue Fahrwasser wurden angelegt. Aber es ist alles sehr eng und knapp, teilweise nur 2m Wassertiefe und außerhalb direkt flach. Wir fahren unter Motor, sind ganz entspannt, als es plötzlich einen Schlag gibt und Sleipi hüpft. Ich bekomme direkt Schnappatmung und Christoph wird blass. Sofort stoppen und Anker werfen. Atmen. Was war das? Da war ein Stein im Weg. Christoph steigt direkt wieder in seinen Neo, schnappt sich den Schnorchel, die GoPro und los gehts. Nach ein paar Minuten die Entwarnung: scheint nichts Schlimmes zu sein, nichts zu sehen außer Schrammen. Ein Blick in die Bilge: trocken, die Bolzen sehen auch gut aus. Wir fahren langsam weiter. Ein Blick auf die Karte: der Ulvstrøm ist gestrichen, dort sind die Fahrwasser noch enger. Planänderung: wir fahren außen um Møn herum, Hårbølle wird angesteuert. Die Ansteuerung geht jetzt über sichere Wege, das heißt wir fahren zurück und die großen Fahrwasser entlang.

Die Stimmung ist angespannt, auf Grund laufen gehört zu meinen „worst case“- Szenarien! Christoph telefoniert mit der Versicherung. Der Agent ist ziemlich entspannt, dennoch weist er uns an, das Boot zu kranen und auf Beschädigungen zu checken. So wie es aussieht, wird das erst in Kopenhagen sein. In Hårbølle angekommen erst mal durchatmen und Plan machen. Kopenhagen ist in zwei längeren Schlägen zu erreichen. Also früh schlafen und aufstehen.

Am nächsten Tag um Møn, die weißen Klippen bestaunen und ab nach Rødvig, das war der Plan. Lief am Anfang auch super, gegen Nachmittag schlief dann der Wind langsam ein. Nach 11 Stunden segeln warfen wir doch den Motor an und fuhren die letzten Meter in den Hafen. Rødvig sollte laut einem Hafenführer auch einen Kran haben. Jedoch stellte sich heraus, es ist nur ein Mastkran. Also Pizza und Sofa!

Noch ein Schlag, dann sind wir in Kopenhagen. Auf dem Weg mache ich mich schlau, wo wir denn eine Marina mit Kran finden und habe drei zur Auswahl: Dragør, Margretheholms Havn und Svanemøllehavnen. Da wir nicht wußten, wie das mit Sleipnir ausgeht, entschieden wir uns für den zentralen Margretheholms Havn. Dieser wird betrieben von einem Segelverein, S/C Lynetten. Wir erhofften uns dänisches Bootswissen und Unterstützung bei der Beurteilung des Unterwasserschiffes durch den Verein. Außerdem: sollte das Boot tatsächlich beschädigt sein, kommen wir wenigstens gut von hier ins Zentrum oder sogar zum Zug – worst case…

Die Einfahrt in den Øresund ist beeindruckend. Riesige gemauerte Ansteuerungstonnen, es gibt dort ein Verkehrstrennungsgebiet, das wie ein Kreisverkehr funktioniert. Frachter und Fähren wie an eine Perlenkette aufgereiht und mitten im Sund Windräder.

Die vielen Boote, Schiffe und Häuser sind ganz ungewohnt nach den kleinen dänischen Örtchen. Wir nehmen Kurs auf Margretheholms Havn und sind froh, als wir angekommen sind.

Hier die bisherige Reiseroute:

Karte Hinfahrt nach Kopenhagen

Mehr über Kopenhagen, den Kiel und wie es weitergeht – das nächste Mal!

Und wenn du direkt informiert werden willst, sobald die Fortsetzung online ist, melde dich bei unserer Flaschenpost an…

Mit dem Segelboot von Hamburg durch den Elbe-Lübeck-Kanal

Im Herbst waren wir mit stehendem Mast durch den Nord-Ostsee-Kanal und die Elbe hinauf nach Hamburg gefahren, was wir dabei erlebten findest du in dem Artikel „Der Tag auf dem NOK“ oder hier. Heute versuchen wir die andere Route über den Elbe-Lübeck-Kanal, mit liegendem Mast.

Segelyacht Sleipnir am Abend in Hamburg

Endlich werfen wir die Leinen los. Strahlender Sonnenschein, warme Luft, kurze Hosen und T-Shirt. Und das, obwohl wir erst den 20. April haben und vor zwei Wochen noch Schnee in Hamburg lag. Da überlegten wir noch, das Wassern um zwei Wochen zu schieben, so viel Arbeit hatten wir im Winterlager noch zu Erterledigen.

Doch jetzt stehen wir auf dem Boot und es geht tatsächlich los! Wir können es kaum glauben. Der Winter ist vorüber, das Boot ist im Wasser, heute starten wir am Hamburg City Sportboot Hafen mit Ziel Lauenburg. Und morgen weiter nach Lübeck über die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal. Schon die ganze Woche haben wir das Boot vorbereitet, gepackt, eingeräumt, noch dies und das gebastelt.

Erste Etappe: Hamburg – Tespe (Elbe)

Die Elbe hinauf

Hamburg von der Elbe aus gesehenDen City-Sportboothafen in Hamburg verlassen wir an einem sonnig-warmen Freitag Nachmittag um drei, 30 Minuten bevor die Flut einsetzt. Die soll uns die Elbe hinaufschieben, bis Geesthacht zur Schleuse. Ab der Schleuse wird es keine Gezeiten mehr geben.

Vorerst tuckern wir durch Hamburg, seine östlichen Vororte, unter der Autobahn hindurch und verlassen die Stadt. Erstaunlich lange fahren wir noch gegen das ablaufende Wasser. Dennoch kommen wir gut voran, immer um die 4,5 Knoten, das ist in Ordnung.

Der Motor läuft nun ruhiger

Der 47 Jahre alte Faryman Diesel läuft mit den neu eingestellten Ventilen und dem frischen Impeller ruhig und wie mir scheint auch etwas leichter, glatter und er qualmt weniger. Ein Segelkamerad gab mir den entscheidenden Tipp. Einen, den ich erst nicht glauben konnte. Die Motorraumentlüftung wurde irgendwann vor unserem Kauf neu gemacht. Und diese saugt sehr viel Luft ab. Wenn diese zuviel Luft absaugt und nicht genug Luft nachgesogen werden kann, entsteht ein leichter Unterdruck im Motorraum. Durch diesen geringen Unterdruck kann der Motor nicht die notwendige Luftmenge ansaugen. Offensichtlich reicht hier bereits ein kleiner Unterdruck. Die simple Lösung: Die Luftnachströmöffnungen aus dem Innenraum habe ich etwas vergrößert. Der Motor qualmt seitdem weniger, ist schneller und wir haben einen ruhigeren Motorlauf.

Die Elbe teilt sich

Nach etwa 6 Meilen kippt die Tide endlich, leider ist der Einfluss der auflaufenden Flut viel geringer als erhofft. Hier oben und auf der Norderelbe merken wir nur einen halben Knoten, na immerhin.

Wenige Meilen später erreichen wir die Bunthäuser Spitze bei Bullenhausen, wo sich die Elbe in die Norder- und die Süderelbe auftrennt. Ab hier war früher alles ein Inselmeer, bis zum Zusammenfluss im Hamburger Hafen. Heute säumen hohe Deiche die Ufer. Schafe, Bauernhäuser, Bäume, Wiesen… Land eben. Ab hier ist die Flut stärker zu spüren, wir fahren 5,5 Knoten.

Langsam geht es die Elbe hinauf. Wir quälen den Motor an einem anderen Segelboot vorbei, dann an einem großen Schubverband, Meter um Meter schieben wir uns an dem Frachter vorbei.

Die Schleuse Geesthacht

Schleuse der Elbe bei Geesthacht am Abend

Gegen 6, die Sonne steht schon niedrig, erreichen wir die Schleuse Geesthacht. Ein Luftbild, was die Größe der Schleuse Geesthacht gut zeigt gibt es hier. Seltsamer weise fand ich im Internet wenig offizielles – für Segler interessantes – über die Schleuse und das Befahren. Auf der Seite des Motor Yacht Club Geesthacht fand ich die besten und kompaktesten Informationen zum Befahren der Schleuse Geesthacht mit dem Sportboot. Das ist im Übrigen auch der Link zu dem Hafen direkt oberhalb der Schleuse im Schleusenkanal.

Als die große Schleuse von Geesthacht in Sicht kommt, stutzt Marion, überlegt, blickt mich irritiert an. „Eine Schleuse? Du weißt doch, dass ich alleine nicht schleusen will!“ Ich bin erstaunt. Dass die Flut hier endet wusste sie, offensichtlich aber nicht, dass hier eine Schleuse ist. Noch dazu eine große… Ich war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie das wusste. Ratlosigkeit, ich drossele den Motor, wir beratschlagen. Umdrehen und morgen mit unseren Freunden erneut aufbrechen? Dann erreichen wir die Ostsee nicht am Wochenende. Schließlich beschließen wir, es mit der Schleuse zu zweit zu versuchen.

Lange kreisen wir mit zwei anderen Booten vor der Schleuse. Normalerweise soll man sich telefonisch anmelden, wir verzichten darauf, da die anderen Segler ja auch schon warten. Bis zu zwei Stunden soll das teilweise dauern, erzählt ein anderer Segler. Nach ca. 30 Minuten erreicht uns ein Frachter und nochmal einige Minuten später ein weiterer: der Schubverband, an dem wir uns vorhin mühsam vorbei gekämpft haben. Na toll!

Zwei grüne Lichter, eine Lautsprecherdurchsage. Wir fahren ein, werden aber vom Schleusenmeister auf die andere Seite und weiter nach vorne verwiesen. Super, das heißt in Eile Fender umhängen, in der Schleuse, und das unter Stress… Klasse. Doch alles geht reibungslos, ruckzuck sind wir vertäut, leider keine eingelassenen Poller sondern nur Sprossen. Und dann: wieder warten. Es dauert lange, bis sich die 220 Meter lange Schleuse mit Wasser füllt und unmerklich die ca. 1,5 Meter bei diesem Wasserstand überwindet. Das Hubtor öffnet sich, die Frachter fahren mit wenig Schraubenstrom aus. Wir fahren aus. Im Schleusenkanal verlassen uns die beiden anderen Segler und steuern, es ist halb Acht und wird bald dunkel – den Hafen des MYCL an.

Von Geesthacht nach Tespe

Wir beschließen, noch die 5 Seemeilen bis Tespe zu fahren. Dort soll es einen kleinen sympathischen Anleger eines Vereins geben, Gastlieger willkommen, na mal sehen. Wird schon passen. Vorher fahren wir weiter die Elbe hinauf, gegen den Strom in einem unglaublich schönen und farbenfrohen Sonnenuntergang. Es wird kalt. Eine Jolle kreuzt über die Elbe, die einzige Begegnung bis zum Hafen Tespe.

Zwischenstopp Tespe

Endlich erkennen wir die Hafeneinfahrt zum Hafen des Motorboot Verein Tespe durch das Fernglas. Die Einfahrt ist nur 1,5 Meter tief, gut betonnt, allerdings unbeleuchtet. Im letzten Licht, es ist 21 Uhr, verlassen wir die Elbe und tuckern durch die Hafeneinfahrt. Alles geht glatt, keine Grundberührung, die Zufahrt weitet sich zu einer Art Bucht. Ziemlich groß, größer als erwartet und sehr ruhig. Sicherlich auch schön um zu ankern. Einige Boote, vor allem Motorboote, aber auch einige erstaunlich große Segler. Größer jedenfalls, als ich sie hier erwartet hätte.

Hafeneinfahrt bei Tespe am Morgen

Kaum haben wir die Nähe des Stegs erreicht stehen dort schon „Einheimische“ und nehmen unsere Leinen an. Ein Hafenmeister ist nicht da, nur eine Holzkiste, auf der „Hafenmeister“ drauf steht. Die Einheimischen aber kennen sich aus und erklären uns alles. Sofort haben wir Landstrom und den Kloschlüssel aus der Kiste. Sehr freundlich und hilfsbereit die Leute hier. Wir laufen müde über den Deich zu den überraschend gut gepflegten und sauberen Sanitäranlagen. Von wegen ruhig, Mopeds knattern über den Deich, passen aber irgendwie hierher und erinnern mich an meine Jugend auf dem Land. Totmüde fallen wir in die Koje. Dank der Schleuse war es eine erstaunlich abwechslungsreiche Fahrt.

Um fünf erwachen wir wieder und torkeln erneut zum Sanitärhäuschen. Als wir zurück sind, sind wach und beschließen abzulegen. Bald wird die Sonne aufgehen. Wir rollen einen 10 Euroschein zusammen und stecken diesen, durch den Schlüsselring am Kloschlüssel gesteckt, zusammen mit dem Kloschlüssel wieder in die Kiste. Das ist der Preis für unsere Schiffsgröße mit Strom und Duschen. So einfach kann das sein! Leinen los, auf nach Lauenburg.

Zweite Etappe: Von Tespe nach Lübeck

Wir tuckern durch die Hafeneinfahrt in die Elbe hinaus und verlassen Tespe und die freundlichen Menschen dort. Ich koche erst mal Kaffee. Die Sonne geht hinter den Hügeln auf. Ein Frachter, einige Angler sonst viel Landschaft und Ruhe. Friedlich so früh am Morgen. Die Pinne in der einen, den Espresso in der anderen Hand geht es die Strömung gegen an Richtung Lauenburg. Eine sehr malerische Altstadt immer wieder im Fernsehen, vor allem

Lauenburg elbabwärts gesehen

wegen der Elbhochwasser, die die Alstadt überfluten. Dort kommen wir um 9 Uhr morgens an, Marion hat zwischendrin nochmal in der Koje gedöst, ich die Ruhe des Morgens und die Landschaft an der Pinne genossen.

Doch nun erreichen wir den Yachthafen Lauenburg an der Einfahrt zum Elbe-Lübeck-Kanal. Wir machen kurz fest und vertreten uns die Beine, auch hier sind die Sanitäranlagen sauber und groß. Einige Minuten später kommen unsere Freunde an, die uns durch 61,5 km langen Elbe-Lübeck-Kanal und die insgesamt neun Schleusen nach Travemünde begleiten werden.

Der Elbe – Lübeck – Kanal (ELK)

Vom WSA Lauenburg gibt es das Merkblatt zum Befahren des ELK mit knappen aber hilfreichen Informationen auf deren Webseite oder hier.

Weitere gute und kompakte Informationen zum Befahren des Elbe Lübeck Kanals findest Du auf der Seite „ostsee-marinas.de“ oder ober diesen Link.

Sleipnir in Schleuse am ELK

Und weil so oft gefragt wird, hier vorweg die Antwort auf die Frage: „Was kostet eigentlich der Elbe-Lübeck-Kanal?“ oder „welche Gebühren fallen für den Elbe-Lübeck-Kanal an?“. Ganz einfach: Keine Gebühren für das Befahren oder Schleusen auf dem ELK. Es ist kostenlos.Die Kosten werden öffentlich finanziert.

Sobald unsere Freunde an Bord sind werfen wir los. Schon 50 Meter weiter, vor der ersten Schleuse, müssen wir zusammen mit einem anderen Segler warten. Nach 15 Minuten erreicht uns ein Frachter, der vor uns in die Schleuse einläuft. Der andere Segler sagt lakonisch: „Den werden wir vor uns haben – bis Lübeck.“ Ich staune, klingt aber logisch. Höchstgeschwindigkeit ist für alle mit 10 km/h gleich, der Frachter ist unser Schleusenöffner. Na gut, dann eben gemütlich hinterher.

Egal, die Sonne scheint, wir haben Freunde an Bord, ein ruhiger und entspannter Tag bei mäßiger Fahrt mit vielen Schleusen liegt vor uns. Erst geht es so alle halbe Stunde durch eine Schleuse bergan, drei oder vier, dann geht es 30 Meilen ohne Schleusen durch schöne Landschaft, und dann wieder alle Stunde eine Schleuse bergab. Die 30 Meilen ohne Schleusen sind nicht langweilig, dank der schönen Landschaft und dem langsamen Tempo. Schon netter, den

Elbe Lübeck Kanal im Frühjahr

Motor bei seiner eigenen Marschfahrt von ca. 4 bis 4,5 Knoten zu bewegen hinter dem Frachter, als 13 Stunden Vollgas auf dem NOK. Außerdem sorgen die vielen Schleusen für Abwechslung. Nun, wie viele Schleusen sind den auf dem Elbe-Lübeck-Kanal zu überwinden? Danke für Eure Rückmeldungen. Wir hatten nicht mitgezählt, daher der Fehler auch im Video. Also: Es sind genau 7 Schleusen.

Und wenn Du noch nicht so häufig geschleust bist, ist der ELK das ideale Übungsgebiet für Dich.

Wir sind etwas erstaunt, wie wenige Sportboote wir treffen. Klar in unseren eigenen Richtung nur der zweite Segler der mit uns fährt und der Frachter. Auf der Gegenrichtung treffen wir zwischen Lauenburg und Lübeck genau zwei Boote, beides Motorboote. Gut, unser Konzept Sommerliegeplatz Travemünde, Winterliegeplatz Hamburg ist vielleicht auch nicht sehr gängig.

Zwischenstopp Lübeck

ELK bei Lübeck am Abend

Dann wird es dämmerig, die Türme von Lübeck tauchen hinter einer Biege auf. Wir fahren im letzten Licht westlich um die Stadt am ehemaligen Stadtwall dem „Stadtgraben“ entlang, zickzack um die Stadt herum. Wir unterqueren eine Brücke und da liegen nun die alten Segelschiffe, Hafenanlagen, Frachter und die Ziegelfassaden der hübschen Häuser am Hafen.

Ein letztes Mal fahren wir um eine Kurve und erreichen um 21 Uhr den Yachthafen am Mediadock auf der Trave, direkt gegenüber vom ehemaligen Feuerschiff Fehmarnbelt und der bisherigen Marina.

Yachthafen im Lübecker Zentrum

Der Yachthafen am Media Dock in Lübeck ist neu gebaut, Fingerstege und große Yachten. Teilweise wirken die Yachten wie „zusammengecastet“. Hauptsache groß, repräsentativ und auffällig.

Natürlich sind wir das kleinste und älteste Boot. Und auch noch zu viert auf dem kleinen Ding …

Eine Homepage zur Marina gibt es als ich den Beitrag schreibe noch nicht, die Links verweisen noch auf die alte Marina. Selbst die Internetseite zum Restaurant, dem Hauptstandbein des Betreibers,  ist eher Platzhalter oder Werbetext als Info.

Trave in Lübeck am AbendWir machen uns auf die Suche nach dem Hafenmeister, ein Papierzettel auf der Innenseite der Glastüre an dem modernen Restaurant „The Newport“ behauptet schließlich, dass hier der Hafenmeister zu finden wäre. Ich öffne die Türe und stapfe in meinen Seglerklamotten mitten in eine superschicke geschlossene Gesellschaft an weißen Tischdecken im Abendkleid und Anzug. Der Betreiber des Ganzen fängt uns ab. Doch ja, hier ist der Hafenmeister, ja die Kasse ist gerade nicht da, ob wir morgen früh nochmal kommen wollen. Schnell werden wir hinauskomplimentiert, durch den Vordereingang, um nicht noch einmal durch die Gesellschaft zu spazieren. Wir sind amüsiert über diesen Zwischenfall aber auch etwas beschämt und enttäuscht.

Ein schwimmendes Sanitärgebäude, sehr modern, sauber und geräumig. Wir vermissen den etwas altmodischen Seglercharme alter Häfen und alter Anlagen und… genug Kleiderhaken in den Duschkabinen. Auf dem Dach ein Tisch und Bänke mit Blick auf die Altstadt von Lübeck– für die Segler? Finde ich ungewöhnlich, sehr gut!

Später sitzen wir noch in der Plicht zusammen, lachen, blödeln und trinken ein „Einlaufbier“. Eklige Sache, auch vom Namen her. Ein großer Segelausstatter aus Hamburg hatte uns einen 6-Träger mitgegeben. Der heisst wirklich so. Und schmeckt auch so….

Dann geht es endlich ins Kojen. Es reicht für heute. Gestern mittag noch Hamburg City, heute Abend Lübeck, wir sind glücklich und begeistert, dass der Motor so gut mitmacht und wir es bis hierher geschafft haben.

Die malerische Altstadt, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist, verkneifen wir uns heute.

Letzte Etappe: Lübeck – Travemünde (Ostsee) auf der Trave

Stadthafen Lübeck am Abend mit Leuchtschiff

Um sieben sind wir wieder auf den Beinen, gehen brav ins Restaurant und zahlen unsere Hafengebühr. 26,50 Euro, zu viert, mit Strom und Duschen, im Zentrum von Lübeck, das ist zwar nicht günstig, aber okay. Wir treffen wieder auf den Betreiber des Restaurants, der sich nochmals entschuldigt, dass er gestern nicht kassieren konnte und uns hinausschicken musste.  Ich finde man sollte wissen, auf was man sich einlässt, wenn man vor hat, zum trendigen Restaurant gleichzeitig den Yachthafen zu betreiben. Aus meiner Sicht als aktiver Segler keine stimmige Kombination. Für das „Gesehen-werden“ und das Repräsentieren wohl eher das Richtige. Er sagt, er habe ein Hafenrestaurant und er möchte gerne Segler an der Bar sitzen haben. Bemüht um uns ist er auf jeden Fall.

Für uns wünschen wir uns für das nächste Mal eine informative Internetseite zur Marina und das Gefühl, dass auch aktive Segler mit kleinen Booten willkommen sind. Der letztere Wunsch ist vielleicht übertrieben, denn hier kommen vielleicht gar nicht so viele Segler durch….

Natürlich ist das nicht die einzige Möglichkeit mit dem Boot bei Lübeck zu übernachten. Kurz vor und kurz nach Lübeck gibt es verschiedene Vereine mit Gastliegeplätzen, zum Beispiel die Häfen auf der Teerhofinsel flussabwärts von Lübeck Richtung Travemünde. Informationen zu den Liegeplätzen auf der Teerhofinsel findest Du bei „Mein Ostseehafen“ oder hier.

Von Lübeck nach Travemünde

Denn dritten Tag, den Sonntag, lassen wir langsam angehen. Erst gegen 10:30 Uhr verlassen wir Lübeck um nach Travemünde zu tuckern. Erst noch einige Hafenanlagen, alle 3 Meter ein Angler, dann haben wir schon schnell die Stadt hinter uns gelassen. Wir lassen die Teerhofinsel mit den vielen Yachthäfen links liegen. Nach der Herreninsel dann erscheint die Trave eher wie eine Förde und weitet sich. Kein Wunder das sich hier einige Yachthäfen befinden, ein schönes Segelrevier.

An schönen grünen Ufern mit Stränden vorbei erreichen wir erst den Dassower See und dann die Pötenitzer Wiek, erstaunlich schön, das alles. Kaum 5 Seemeilen von unserem Liegeplatz in Travemünde, kannten wir das noch nicht, denn es zieht uns immer auf die Ostsee.

Endlich Travemünde

Und schon kommt der Fischereihafen in Travemünde in Sicht. 13 Uhr und wir sind am Ziel.

Und weil es so schnell und gut ging, beschließen wir noch schnell den Mast zu stellen. Am Passathafen ist ein Kran, und obwohl heute ein gesamter Segelverein den Mast stellen will, haben wir wohl Glück, wir rutschen am Mastkran so dazwischen.

Das Rigg ist schnell klariert und obwohl wir das das erste Mal mit unseren Freunden „fast alleine“ machen, geht es erstaunlich reibungslos. Beim ersten Mal haben wir zwar die Salinge angebracht, aber die Wanten nicht durch die Salinge gefädelt, keiner ist perfekt. Auch haben wir das Achterstag zusammen mit dem Rigg an den Mast gebunden, das ist unglücklich, denn das brauchen wir ja gleich mit als erstes. Und weil wir den Stropp verkehrt herum um die Salinge eingefädelt haben hängt der Mast beim Kranen nach vorne, statt nach hinten. Nur mit viel Geduld und Kraft bekommen wir den Mast deswegen gestellt. Resultat: die nagelneue Windex ist verbogen und unbrauchbar.

Dass nächste Mal beim Mast stellen: Stropp richtig anschlagen, Hauptwanten durch die Salinge fädeln, und Vor- und Achterstag separat halten. Und: Windex nicht zerstören ;-). Über die kaputte Windex sind wir sehr unglücklich, da müssen wir uns dann eben was Schlaues einfallen lassen.

Fazit zum ELK

Abwechslungsreich und entspannend, wenig Verkehr, schöne Landschaft und kurzweilig. Die 7 Schleusen waren halb so wild. Ist ja nur Fender hängen, längsseits anlegen, festmachen und rechtzeitig fieren oder dichtholen und Umhängen der Festmacher. Nix dabei. Nun ist auch Schleusen kein Abenteuer mehr.

Die Zwischenstopps in Tespe und Lübeck waren schön und die Marinas angenehm. Und erzählen gibt es außer dem etwas. Wir sind glücklich, die Tour – noch dazu mit guten Freunden – war ein voller Erfolg und der Mast steht! Ich denke, diese Tour werden wir häufiger machen.