…wir sind schon mitten drin!
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Wir träumen von einem Leben auf dem Boot und einer ganz langen Segelreise. Nicht „Einmal in drei Jahren um die Welt“ sondern von „Liveaboard“ und schauen, wo die Fahrt hingeht.
Hamburg, 31.01.2021. Ich, Marion, nehme dich jetzt mit auf eine Reise!
Die beginnt 2020, dem total verrückten Corona-Jahr. Das ist jetzt aber hier nicht das Thema.
2020 – Das neue Boot
Schon seit einiger Zeit schauen wir uns immer mal wieder nach einem größeren und für unseren Traum passenden Boot um. Im Frühjahr 2020 hatten wir zwei Boote gefunden, die uns direkt „auf dem Papier“ zugesagt haben. Beide lagen jedoch in Griechenland.
Wegen der Pandemie war das für uns aber nicht zu organisieren, wir wollten dieses Mal nur mit Gutachter kaufen.
Das eine der beiden Boote hatte es uns ganz besonders angetan, ein Stahlboot unter Schweizer Flagge. Gebaut in Deutschland, ausgebaut in der Schweiz und seit Jahren in Griechenland. Christoph begann, sich mit dem Thema Mehrwertsteuer auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren zwei sehr interessante Artikel: Unsere Erfahrungen zu Mehrwertsteuer bei gebrauchten Sportbooten und Nachweis der Umsatzversteuerung bei Schiffen. Die Dinge, die Christoph auf diesem Teil der Reise lernte, führten am Ende zu einer Entscheidung gegen das Boot.
Die Suche
Der Bootsmarkt nahm zum Sommer hin irrsinnige Formen an: es wurde alles gekauft und verkauft, was nur irgendwie schwamm. 35 füssige Rassys in sehr fragwürdigem Zustand und ohne jegliche Ausstattung zu über 60 T Euro. Insgesamt waren nicht viele interessante Boote auf dem Markt. Im Jahr vorher sah das noch deutlich besser aus. Mehr Angebot zu besseren Preisen. Auch an unserem Steg wechselten die Boote mitunter schnell die Eigner. Wir verabschiedeten uns langsam von dem Gedanken, in dieser Zeit ein Boot zu einem vernünftigen Preis zu finden.
Der Zufall
Aber wir hatten ja auch noch Zeit, Christoph hatte einen guten Job. Und da ich durch Corona nur noch wenig zu arbeiten hatte, wäre es ja unklug gewesen, den festen Job jetzt zu kündigen. Wer weiß schon, was kommt.
Unsere Stegnachbarn, Hilde und Jost, waren auch diesen Sommer wieder mit ihrer Dufour 39 für viele Wochen unterwegs. Seit dem ersten Tag an unserem Steg in Travemünde fand Christoph dieses Boot toll. Irgendwie war es für ihn immer die Verbildlichung seines Ziels. Schnell, groß, robust und tolle Linien.
Als die beiden von ihrem Sommertörn zurückkamen, war ich alleine beim Boot und wir unterhielten uns über ihre Reise. Sie erzählten, sie wollen das Boot verkaufen und aus gesundheitlichen Gründen auf ein Motorboot umsteigen. War klar, mein Anruf bei Christoph folgte sofort!
Und dann ging das Karussell los:
Probefahrt, Sachverständiger, Verhandlungen, Überlegungen. Uns wurde manchmal richtig schwindelig…
Ein paar Fakten zur Ariba
Dufour 39
BJ 1984
Baunummer 29
Gezeichnet von German Frers
Hochseetauglich, Klasse A
LÜA 11,98
Tiefgang 2,00
Rollgroß
Rollgenua
Bugstrahlruder
Radar
gute technische Ausstattung
Segelgarderobe überkomplett in sehr gutem Zustand
Hier gibt es ein Datenblatt und Pläne zur Dufour 39: Die Spezifikationen der einzelnen Modelle und Baujahre verändern sich stark, je nach Eignerwunsch wurde vieles angepasst. Später wurde auch das Innenlayout verändert. Unser Layout entspricht im wesentlichen dem ersten Grundriss.
Contra:
- es ist kein Langkieler – dadurch viel Tiefgang
- Keine Eigner-Achterkabine, nur zwei „Schlupfkabinen achtern“, der klassische Charterriss mit 3 Kabinen
- Wenig Stauraum – keine tiefe Bilge, wenig Schränke
- Nicht für Langfahrt ausgerüstet
Pro:
- Stabiles und Eigner-gepflegtes Boot
- Hell und viel Raum
- Gute Grundausstattung
- segelfertig
- Tolles Segelverhalten (schnell und wendig)
- keine Baustelle – ready to go
Der Sachverständige war einverstanden, der Motorspezi auch und man wurde sich einig. Das Boot ist von der Substanz gut, es ist mit Abstrichen und einigen Kompromissen für unser Vorhaben geeignet.
Das wichtigste aber: es war VERFÜGBAR und der Preis realistisch.
Also wurde zugeschlagen.
Natürlich musste Sleipnir auch verkauft werden. Das war emotional echt anstrengend, da es ja unser erstes Boot war. Wir hingen beide sehr an der Dehler. Wir haben viel mit ihr erlebt und erst mit ihr so richtig Erfahrungen rund um Boot und das Segeln sammeln dürfen.
Aber es musste ja sein. Wir hatten wieder Glück, gleich die erste Besichtigung war ein Volltreffer. Die Interessentin hatte sich direkt verliebt und kaufte gleich. Das erste Kapitel war 5 Tage nach unserem Inserat schon abgeschlossen.
Das neue Boot – der Startschuss!
Ich war Corona-bedingt das ganzen Frühjahr mehr zuhause als arbeiten. Natürlich dachte ich darüber nach, warum nicht jetzt auf Reise gehen? Natürlich haben wir viel darüber gesprochen. Aber gerade in solchen Zeiten wie der Pandemie ist es ja gut, ein gesichertes Einkommen zu haben.
Und dann bekam Christoph unerwartet ein Angebot seiner Firma, seine Abteilung wurde umstrukturiert. Viele Arbeitsplätze, darunter seiner, sollten entfallen.
Wir dachten kurz nach und die Entscheidung wurde getroffen: Wir haben das passende Boot, wir haben die Zeit, wir gehen jetzt auf Reise! Und damit wurde das Karussell angestoßen…
Wann soll es losgehen?
Start wird jetzt im Frühjahr 2021 sein. Wir sind gerade dabei, alle wichtigen Fragen zu klären: Versicherungen, Meldeadressen, Geschäftsbedingungen.
Mitte April wollen wir auf das Boot ziehen, das ist ja nicht in ein- bis zwei Tagen gemacht.
Bis dahin muss die Wohnung aufgelöst und ausgeräumt sein, die Unterlagen untergebracht und vor allem das Boot fertig sein. Vermutlich wird die Wohnung zu Ende April gekündigt.
Ende April hat Christoph noch einen Termin an der Ostsee. Und dann hängt es nur noch davon ab, wie die Lage ist: ist das Boot soweit? Wie sieht es mit der Pandemie aus? Haben wir alles geregelt?
Wir machen uns hier keinen Stress. Wenn wir erst mal auf das Boot gezogen sind, ist schon ein großer Teil unseres Wunsches erfüllt!
Was ist noch am Boot zu machen?
Natürlich ist am Boot noch einiges zu machen. So wie bei jedem Boot gibt es normale Winterarbeiten, irgendwas ist da ja immer. Dazu kommt, das Boot soll autark und Langfahrt-tauglich werden. Wir werden nicht alles sofort machen können, aber zumindest das Autarke muss unter dem Corona-Aspekt gewährleistet sein.
Daher haben wir auch schon einen Wassermacher, einen neuen Strom-Generator und eine Windfahnensteuerung gekauft. Jetzt kommt noch Solar und eine Sicherheitsausrüstung dran.
Aktuell kümmert sich Christoph um die Erweiterung der Batterie-Kapazitäten.
Unsere Richtlinie dabei ist: KISS. Keep It Simple Stupid.
Nur so können wir das zeitlich und finanziell schaffen
Im nächsten Winter planen wir dann in Portugal an Land zu gehen und dort noch wichtige Dinge zu machen. Zum einen das, was wir schon wissen. Zum anderen das, was uns noch auffällt.
Die Seeventile sollten teilweise ausgetauscht werden. Das Antifouling muss neu, das ist noch nicht Langfahrt geeignet.
Wir haben uns dafür entschieden, das alles später zu machen. Wir wollen die Zeit auf der Segelreise lieber für Erfahrungen nutzen und wir werden nach einiger Zeit sowieso erst merken, was wirklich noch fehlt. Und das Boot ist ja soweit in einem super Zustand.
Wohin und wie lange soll die Segelreise gehen?
Beide Fragen sind so nicht zu 100% zu beantworten. Schliesslich haben wir immer noch eine weltweite Pandemie. Und wir waren noch nie länger als 4 Wochen unterwegs – und das auch nur auf 27 Fuß.
Zuerst starten wir Richtung Portugal. Ob wir jetzt den Ärmelkanal auf der englischen oder der französischen Seite durchqueren, ist noch offen. Das hängt von Reisebestimmungen ab. Dann vielleicht die Biskaya rein, Richtung Bordeaux. Das ist davon abhängig, wann wir los kommen. Schon der Weg von Hamburg durch den Englischen Kanal und die Biskaya ist ein spannender und aufregender erster Teil der Reise.
Und zum Winter wollen wir an Land gehen, um die restlichen Arbeiten zu erledigen. Das wird vermutlich Faro oder Umgebung. Dann geht es erst mal ins Mittelmeer. Hier gilt es einen tollen Sommer zu erleben. Und der nächste Winter wird auf den Kanaren verbracht.
Und weiter geht die Planung nicht, das ist so schon weit genug.
Die Länge der Segelreise ist davon abhängig, wie es uns gefällt. Wie wir zurecht kommen. Und wie das mit dem Geld aussieht.
Wie finanziert ihr die Segelreise?
Wir haben keine vermieteten Häuser oder Wohnungen. Keine Firma, die ohne uns läuft und uns Geld bringt. Wir haben ein wenig Erspartes. Nicht viel, aber es reicht für die erste Zeit.
Und dann müssen wir entweder Geld verdienen oder irgendwann die Reise beenden.
Jetzt mag es die Meinung geben, warum wir dann losfahren. „Man kann unterwegs kein Geld verdienen.“ Das sehen wir anders. Und wir wollen arbeiten. Wir fahren jetzt los, denn jetzt passt es. Wenn wir nicht jetzt fahren, dann fahren wir nie. Ich will nicht in zwanzig Jahren meinem Traum hinterher heulen.
Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.
Mark Twain
Wir haben beide Fähigkeiten, die wir Remote anbieten werden. Natürlich sind auch der Blog und die Videos Teil unseres Modells, aber nur Teil. Es ist eine Mischkalkulation. Schliesslich soll es ja weiterhin Spaß machen.
Eine Segelreise während der Pandemie?
Bis wir loskommen wird es Mai. Bis dahin wird sich noch vieles tun in Bezug auf die Pandemie und die Bestimmungen. Die Impfungen gehen weiter und irgendwann sind auch wir dran.
Ja, wir werden uns natürlich impfen lassen.
Der letzte Sommer hat uns gezeigt, daß wir uns mit einem Boot gut in der Pandemie bewegen können. Wir werden auf unserer Segelreise autark sein, wir können auch 14 Tage Quarantäne auf dem Boot aushalten. Wir mögen uns gut leiden, daher schaffen wir das auch zu zweit auf dem engen Raum.
Und viele sind auch jetzt schon wieder in Europa unterwegs. Wir sind flexibel und offen für alles.
Gibt es einen Plan B?
Nein, keinen klaren. Die Segelreise ist mit Absicht so offen gewählt, damit wir auf veränderte Bedingungen reagieren können. Was wir definitiv wissen ist, die Reise wird uns verändern. Und auf diese Veränderungen sind wir gespannt und damit werden wir dann weiter durch das Leben gehen.
Leinen los zur Segelreise!
Wir haben lange nicht mit Euch da draussen darüber gesprochen, was wir vorhaben. Es ging alles so schnell, wir wurden quasi selbst überrannt. Das Boot hat uns gefunden, die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Es war noch so vieles ungeklärt und auch für uns noch offen. Aber in den letzten Wochen konnten wir die Dinge ordnen und schon viele Fragen klären.
Wir hoffen, du begleitest und weiter auf unserer Segelreise. Wenn du Vorschläge, Ideen oder Anregungen hast, freuen wir uns sehr darüber!