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Nutshell Tours pesents:

Kopenhagen – weiter oder nicht?

Tag 9-11

Endlich in der Marina Margareteholms Havn angekommen, suchen wir als erstes das Hafenbüro – in der Hoffnung, es ist jemand da. Natürlich nicht am Samstag nachmittag. Wir reden mit zwei Vereinsmitgliedern und erzählen unser Dilemma. „You hit a rock? Oh“ betroffene Gesichter… nachdem wir aber erklärt haben, daß alles ok ist, der Kiel hängt noch und wir haben auch kein Wasser im Boot, sind alle wieder entspannt. Montag morgen ist der Hafenmeister wieder da und dann hilft er sicher gleich.

Zurück am Boot sind wir erledigt, irgendwie hat das doch geschlaucht. Eigentlich wären wir am liebsten im Boot geblieben, dann kam aber doch der Gedanke durch: jetzt sind wir extra nach Kopenhagen gefahren und nun wollen wir nicht raus? Schnick Schnack – ab in die Stadt! Von dem Liegeplatz kommt man entweder mit dem Bus oder mit dem Havnebus weg. Der Havnebus ist eine Fähre und natürlich haben wir uns für die Fähre entschieden. Schon auf dem Weg zur Fähre sind wir völlig überwältigt von dem Flair und der Atmosphäre dieser Stadt. Und dabei sind wir nicht mal in der Innenstadt, sondern in einem von Industrie geprägten Stadtteil, Refshaleøen.

Mit der Fähre in die Innenstadt, begleitet von vielen Motorbooten unterschiedlicher Art und Größe. Wir steigen aus und befinden uns mitten in Nyhavn, der Touri-Rutsche. Kopenhagens Flair in voller Breitseite. Wir genießen und schlendern, drehen dann aber doch ab in die Seitenstraßen. Bei einem kleinen Italiener und lecker Pasta lassen wir die letzten Tage Revue passieren. Viel passiert und alles gut gegangen!

Sonntag entschieden wir uns gegen das klassische Sightseeing Programm, als wir die Touristenmassen zwischen der Meerjungfrau und dem Kastellet sahen. Wir fuhren mit der Fähre weiter bis zur Det Kongelige Bibliotek und liefen los. Vorbei am Zeughaus und dem Christiansborg Königspalast. Nachmittags wollten wir noch tanzen gehen. Wer uns nicht kennt, wir haben neben dem Segeln eine zweite Leidenschaft: Lindy Hop. Und Sonntag nachmittag sollte ein Social Dance sein. Kopenhagen gefiel mir von Moment zu Moment besser. Wir hatten noch dazu perfektes Wetter: Sonne pur!

Montag morgen, Zeit für Sleipnir. Beide sind wir ziemlich angespannt, es werden nicht viele Worte gewechselt. Also Taschen mit dem Nötigsten gepackt – man weiß ja nicht, wie es ausgeht. Wir tuckern zum Yachtkran, lösen das Achterstag und legen uns in Warteposition. Und warten. Dann endlich können wir ran. Langsam hebt sich Sleipi – und unser Blutdruck. Der Hafenmitarbeiter sagte uns vorher schon, er ist Bootsbauer und kann sich das anschauen. Puh, genau das, was wir erhofft hatten von dem Liegeplatz!

Schauen, suchen, checken. Dann die finale Aussage: „no damage. You have a solid boat!“ Der Stein, der mir vom Herzen gefallen ist, war definitiv um ein mehrfaches größer, als der, den wir getroffen hatten. Also wieder zurück auf den Liegeplatz und alles wieder in Normalzustand bringen. Achterstag anbringen, Taschen auspacken, Kaffee trinken. Tief durchatmen!

Endlich können wir entspannt mit unserem Urlaub weitermachen, die letzten Tage waren gedanklich doch sehr von einem möglichen Schaden am Boot in Beschlag genommen. Also setzten wir uns hin und machten einen Plan für den weiteren Törn. Eigentlich wollten wir nach Kopenhagen natürlich auch Malmö besuchen. Ist ja nur ein Katzensprung, 15 Seemeilen. Aber das musste jetzt leider ausfallen, wir wollten doch lieber langsam Richtung Süden fahren und zur Ruhe kommen. Und bei genauer Betrachtung des Weges war es Zeit. Abends sind wir noch zum Reffen, ein Streetfood Markt in Refshaleøen, um die Ecke von der Marina. Uns war die letzten Tage schon aufgefallen, daß dort immer viele Menschen und Musik war. Wir dachten, man trifft sich dort nur so zum Sundowner. Toller Ort, tolle Atmosphäre und lecker (!!!) Essen. Ein perfekter Abschluss für Kopenhagen und das Stein-Drama!

Der Wind, der Wind…

Tag 12-14

Dienstag morgen geht es los nach Rødvig. Auf dieser Strecke gab es keinen anderen Hafen, welcher für uns Sinn gemacht hätte. Also wurde Rødvig der einzige dänische Hafen, den wir auf dieser Reise zweimal besucht haben. In Rødvig angekommen, ein erneuter Windcheck: nun ja. Eher zu viel als zu wenig. Der Plan war, außen um Falster herum und den Sprung von Gedser oder Nystedt. Also erst mal die Genua gegen die Fock getauscht. Abends gab es Pizza, morgens sind wir früh los Richtung Klintholm auf Møn.  Als wir auf Höhe der Klippen von Møn waren, wurden wir in unserer Nussschale wieder ganz schön durchgeschaukelt. Der Wind blies um die Ecke, die Wellen türmten sich auf 1 Meter und wir waren froh über die Fock.

In Klintholm angekommen legten wir längs an und machten 10 Kreuze. „Ihr seht aus, als wärt ihr um die Klippen gekommen“ der Kommentar des Seglers, der neben uns lag. Im Hafen um uns herum nur „große“ Yachten, 9,50 aufwärts. Und jetzt? Morgen bei den gleichen Verhältnissen mehr als 30sm nach Hesnæs? Der Windcheck gab uns einen Start von eher später als früh am Tag, für nachmittag war wieder Starkwind angesagt. Als wir aufgestanden waren, blies der Wind schon ziemlich kräftig. Die meisten großen Yachten waren schon unterwegs. Bleiben und morgen los oder durchkämpfen durch Wind und Welle? Mein Bedarf war eigentlich gedeckt – und der Blick aus der Hafenmole war nicht besonders einladend. „Fahrt doch durch den Grønsund!“ unser Nachbar. Recht hatte er! Ab an die Karte und die mögliche Törnplanung gecheckt: perfekt! Und dabei ist auch noch Fejø drin, dort wollten wir doch so gerne hin. Er selbst mit seinem 9,5 m Boot bleibt lieber im Hafen – zu viel Wind für ihn…

Wir mussten leider doch noch ein paar Meilen um Møn, um zum Grønsund zu gelangen. Also Augen zu und durch… interessant war für mich, daß ich deutlich entspannter war, obwohl die Wellen definitiv die höchsten unserer Reise waren. Leider wurde unsere Besteckschublade ein Opfer der Wellen! Mit voller Wucht flog sie durch den Salon und die vordere Abdeckung brach. Aber zum Glück bastelt Christoph gerne und er konnte das im Hafen wieder reparieren.

Der Sund und damit das Smålandsfahrwasser war definitiv die richtige Entscheidung, es war deutlich ruhiger. Aber es war auch Konfrontationstherapie…Untiefen und flaches Wasser: das gibt es dort zu genüge. In Stubbekøbing brav dem betonnten Fahrwasser gefolgt, wunderten wir uns über das Hafenbecken, in welchem nur Fischerboote lagen. Nebenan waren die Yachten zu sehen- aber wie dort hinkommen? Ein freundlicher Däne auf dem Fahrrad gab uns die Anweisung, außen an der Hafenmauer entlang zu fahren. Keine Betonnung? Einfach so quer? Oha. Nachdem er uns versichert hatte, es ist tief genug, tuckerten wir los. Er wies uns auch gleich einen Liegeplatz an und gab uns Informationen zu der Marina. Immer nett, die Dänen!

Die letzte Insel

Tag 15-16

Fejø, der Weg dahin war lang. Wir hatten den Wind gegen an, weshalb wir viel motoren mussten. Aber: keine Welle, wenig Schiffe. Ruhe! Tolle Gegend, das Smålandsfahrwasser: kleine Häfen, kleine Ortschaften, Inseln und nicht so viel los. Fejø war wie erwartet: klein. Jeder grüßt, jeder kennt sich. Im Hafen liegen fast nur Dänen, eine weitere deutsche Flagge war zu sehen und später kam doch noch ein drittes dazu. Die Sonne scheint, wir spazieren zum einzigen „Kaufmannsladen“ der Insel. Dort gibt es alles, was man braucht. Und was es nicht gibt, braucht man nicht. Eine dänische Bilderbuchinsel und wir sind froh, hier zu sein!

Von Fejø geht es auf unsere letzte Station vor dem Sprung: Bagenkop auf Langeland. Einer der Häfen auf dem Weg von Deutschland nach Dänemark. Wir starteten früh, da für nachmittags Starkwind und schlechtes Wetter angesagt war. Das war auch gut so, wie sich herausstellte, denn später gewitterte es kurz vor Bagenkop.

Auf dem Weg nach Bagenkop hatten wir für einen langen Moment eine schöne Begleitung: Schweinswale!Wir schätzen, es waren drei und die hatten viel Spaß mit uns: sie sind immer am Boot entlang und herum geschwommen. Ein toller Abschluß für Dänemark!!!

Die Ankunft in Bagenkop war von Fejø kommend wie ein Kulturschock für uns: groß, ordentlich angelegt, viele Yachten, viel los.

Auch wenn wir immer und immer wieder neu checkten: das Wetterfenster für den Sprung nach Deutschland war knapp, wieder Starkwind für nachmittag. Wir haben nur 27 Fuß und eine entsprechende Reisegeschwindigkeit. Ein kurzes Gespräch mit andren Seglern aus Deutschland unterstütze uns in unserer Entscheidung: möglichst früh los, um dem Starkwind gegen 14.00 vorweg zu fahren.

…und Hopp?

Tag 17-19

Wecker um 05.00 Uhr. MÄH…aber nützt ja nix. Um 06.00 Uhr machten wir los. Die erste Stunde unter Motor, konnten wir dann doch Segel setzen. Die Fahrt war unspektakulär, schöner Wind, keine Welle und später sogar noch Sonne. Gegen 12 erreichten wir den Fehmarnsund und überlegten noch mal, wie weiter. Auch für Montag und Dienstag war der Wind nicht so gut angesagt: falsche Richtung und Dienstag 5-6bft. Ich muss am Mittwoch in Hamburg sein, Christoph hat noch frei. Also überlegen wir als Plan B auf Fehmarn zu bleiben, ich fahre mit dem Zug nach Hamburg und Christoph bringt das Boot alleine nach Travemünde. Sollte das Wetter tatsächlich nicht passen.

Wir gehen ohne Wecker schlafen, wie es weitergeht entscheiden wir nach dem aufwachen. Als wir aufwachen sieht das Wetter ganz gut aus, die Sonne scheint. Aber die Windvorhersage ist gegen uns. Außerdem soll nachmittags wieder ein Schwerwetterfeld durchgehen. Die nächsten Tage ist die Vorhersage auch nicht berauschend, so daß Christoph sich für weiterfahren entscheidet. Also Frühstück und Richtung auf Richtung Grömitz. Wir hoffen ja noch, Segel setzen zu können, es sollte von der Vorhersage zumindest bis zur Landspitze gehen. Nix war es. Wir sind keine Höhe gelaufen, das hätte uns zuviel Zeit gekostet. Es war ja noch Starkwind angesagt. Also Segel bergen und Motor an. Das war richtig anstrengend, anstrengender als segeln… Einige Segler, welche in die gleiche Richtung wollten, gaben auch auf, bergten die Segel und motorten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur letzten Etappe: Travemünde. Wir rechneten diesmal direkt mit motoren. Als wir aus dem Hafen waren, überraschte uns aber das Wetter mehr als positiv: wir setzten Segel und flogen die letzten Meilen über die Wellen zurück „nach Hause“.

Hier unsere Finale Reiseroute:

Karte Rückfahrt von Kopenhagen

Gibt es ein Fazit? Oh ja, viele Erkenntnisse:

  1. Die Dehler Optima ist ein wirklich solides Boot. Zuverlässig und verzeiht Fehler! Das Raumangebot ist toll, wir hatten keine Beklemmungsgefühle!
  2. 27 Fuß sind 27 Fuß – auf offener See gleicht das Segelverhalten eher einer Nußschale! Wind und Welle setzen Grenzen, 5bft müssen nicht unbedingt sein und 1 Meter Welle ist bei dieser Länge ziemlich ungemütlich.
  3. Konfrontationstherapie hilft: Wellen und Untiefen nehmen ihren Schrecken.
  4. Auch Christoph hat seine Grenzen beim Segeln ;)
  5. Die sprichwörtliche dänische Gelassenheit gibt es wirklich! Sehr sympathisch!

Dänemark ist eine Segelreise wert!

Wollt ihr mehr Informationen über die dänischen Häfen? Gerne machen wir darüber einen Artikel, wenn wir entsprechende Rückmeldung bekommen!

Nutshell Tours presents:

Dänemark? Dänemark!

Christoph: „Ich kann 4 Wochen Urlaub haben. Wollen wir eine lange Reise machen?“

Ich: „Okay, wenn es mein Job erlaubt, dann machen wir das!“

Christoph: „Ich will nach Dänemark.“

Ich: „Oh ja – nach Kopenhagen mit dem eigenen Boot segeln!“

Gut, der Plan stand irgendwie. Da ich die Wochen vor dem Urlaub viel zu tun hatte, konnte ich mich nicht weiter mit Planung befassen. Ich musste in der ersten geplanten Woche noch zwei Jobs einschieben, daher starteten wir auch erst etwas später als gedacht. Christoph war schon vorgefahren um das Boot soweit vorzubereiten und alles einzuräumen. Donnerstag fuhr ich dann mit noch mehr Gepäck und voller unbekannter Erwartungen nach Travemünde. Das war meine erste lange Reise per Boot, mit dem eigenen Boot. Bis dahin war die längste Tour eine Woche mit einer 46ft Yacht um Mallorca, Komfortzone pur. Ansonsten waren es immer nur lange Wochenende – diese aber mit vielen Meilen und großer Crew. Und auch letztes Jahr konnten wir keinen langen durchgängigen Urlaub zusammen machen. Damals konnte Christoph in seinem Urlaub seine ersten Einhand-Erfahrungen mit Sleipnir machen. Mehr dazu hier: Einhandsegeln

Zurück zu mir: ich war also eher unerfahren und daher hatte ich auch viel Respekt vor der Tour. Sleipnir ist ein gutes Boot – trotzdem nur 27 Fuß groß. Genug Raum für 2 Personen, auf jeden Fall. Dennoch verhalten sich 27 Fuß bei Wind und Welle anders als 46 Fuß. 

Außerdem haben wir nur eine absolute Basic- Ausstattung: Plotter, Handfunke und Seafarer Tiefenmesser. Wer den nicht kennt, so sieht das aus:

Kein Radar, kein AIS.

Der holprige Start

Tag 1-4

Es geht los: wir wollen über Kühlungsborn nach Dänemark, Nystedt soll es werden. Leider wurde es erst mal nur Grömitz: Wind und Welle wollten es so. Und mein Kopf und Magen war damit auch vollkommen einverstanden. Für den nächsten Tag hatten wir dann eigentlich Kühlungsborn geplant, doch wieder schlug mein Kopf und mein Magen eine kürzere Route vor und wir strandeten in Boltenhagen. Weiße Wiek in Boltenhagen ist nicht unser Lieblingshafen. Nicht daß er ungepflegt oder ungastlich wäre, im Gegenteil: eine sehr gepflegte und auch mit allem ausgestattete Marina, tolle Sanitäre Anlagen und ein nettes Bistro. Wir mögen aber gewachsene Strukturen und Ortsnähe sehr gerne. Das ist in Boltenhagen nicht gegeben.

Ab nach Kühlungsborn und auf den Sprung nach Dänemark vorbereiten. Ich gestehe ja, ich habe da sehr viel Respekt vor, ist es doch etwas anderes als an der Küste entlang zu juckeln. Früh aufgestanden und… Nebel. Alles dicht, man sieht keine 2 Seemeilen mehr. Gut, zweites Frühstück mit Windfinder, Wetter noch mal checken. Es ändert nichts. Wir setzen uns einen Zeitpunkt, wann wir spätestens los müßten. Warten…aus dem Fenster schauen… Irgendwann legt neben uns eine größere Yacht an. Natürlich haben wir sie gleich befragt, sie kamen aus Boltenhagen. Die Aussage war recht klar (für mich zumindest): man sieht nicht viel und ohne entsprechende Ausstattung nicht zu empfehlen. Gut, dann ein wenig Arbeiten am Blog und Christoph konnte endlich den Artikel über den Elbe-Lübeck Kanal fertig machen. „Sofa und Video“ quasi…

Der Sprung nach Dänemark

Tag 4-5

Das Wetter hat mich schon ziemlich fertig gemacht: erst ist es zu viel Wind und darauf hin viel Welle. Dann der Nebel. Das senkt meine Bedenken nicht unbedingt und ich bin ziemlich angespannt. Am Montag ist es dann soweit, wir fahren los. Nystedt oder Gedser ist das Ziel. Zwar ist es noch etwas neblig, aber die Sicht ist gut genug. Ich hatte keinen Kaffee um meinen Magen vor Unwohlsein zu schützen. Leider bin ich dann auch nicht wach… Das Wetter klart auf, die Sonne scheint und wir laufen gut. Und immer besser, und immer mehr. Mehr Wind, mehr Welle von achtern. Teilweise zeigt der Plotter mehr als 8 Knoten Geschwindigkeit auf der Welle.

Später zeigten die realen Meßwerte bei Windfinder eine mittlere bis hohe 5. Hat sich auch so angefühlt! Kurz vor dem Ziel entscheiden wir, in den Guldborgsund nach Nykøbing zu fahren, um in der Nacht und am nächsten Tag Ruhe zu bekommen. Noch dazu war die Wettervorhersage ähnlich hoch und wir wollten wenigstens in der Nähe einer Stadt eingeweht sein. Die Einfahrt zum Sund ist extrem kabbelig und wir entscheiden, das Groß zu bergen. Für mich war das alles zum Ende hin sehr grenzwertig: Sleipi fühlte sich eher wie eine Nussschale als wie ein Boot an…

Wohin denn jetzt?

Tag 5-7

In Nykøbing angekommen, sahen wir dort eine große deutsche Yacht liegen. Je näher wir kamen, um so bekannter kam sie uns vor: es war die Moody 44, welche uns den Tag über den Elbe-Lübeck Kanal begleitet hatte! Ebenso waren noch zwei deutsche Einhand-Segler mit ihren Booten da. Wir kamen natürlich ins Gespräch und es kam die Frage auf, warum wir nicht um Sjæland segeln.

Wir haben doch viel Zeit. Und schwupps war der Floh im Ohr. Wir fanden die Idee gut. Jetzt aber gingen wir erst mal einkaufen, eine dänische Simkarte, damit wir mobil sind (60gb für 99kr und eine Karte für 49kr! Für den Preis bekommt man in Deustchland gerade mal 3gb…), und natürlich Softeis essen. Und der erste dänische Sonnenuntergang, traumhaft! Ach ja, dunkel wurde es erst gegen 23.00 Uhr, deutlich später als in Hamburg!

Am nächsten Morgen ging es los mit gesetzter Genua in Richtung Westen durch das schmale Fahrwasser des Guldborgsund. Es wurde immer enger und wir holten die Genua ein und motorten. Je weiter wir kamen, um so größer wurden bei mir die Bedenken: mit der Nussschale um Sjæland? Das war weit, wir hatten keine Karte von dem Gebiet und irgendwie und überhaupt. Irgendwann äußerte ich meine Bedenken. Nach langen Diskussionen entschieden wir, doch die Ostroute durch den Sund nach Kopenhagen zu nehmen. Christoph wollte unbedingt auf eine kleine Insel. Femø oder Fejø?

Wir hatten keinen Wind und ich hatte Zeit, mich über Femø und Fejø schlau zu machen. Natürlich gab es die Seiten im Internet nur auf schlecht übersetztem Deutsch, wodurch für Fejø „lecker Strickwolle“ und Flöhe rauskam. Das wollten wir sehen. Dann wurde es aber irgendwie doch Femø, was aber auch gut war. Eine kleine dänische Insel, im Hafen liegt die Fähre nach Kragenæs auf Lolland. Es gibt einen kleinen Laden und daher für uns Brot und Salat. Übernachten auf Femø und dann Kurs nach Vordingborg war der Plan. Auf dem Weg mussten wir feststellen, daß die geplante Route nicht schiffbar war, da die Masnedsundbroen gesperrt ist. Also um Masnedø herum. Wieder durch sehr enge Fahrwasser gelangen wir nach Vordingborg. Malerischer Ort, netter Hafen. Wir steuern eine Box an, ich wollte die Heckleine über den Dalben bringen – es geht nicht weiter. Blick zu Christoph: ?. Wir hängen im Sand. Okay, Rückwärtsgang und ab zur nächsten Box. Das gleiche Spiel: es geht nicht weiter. Blick zu Christoph, Blick zurück: es geht nichts! Plötzlich ein Ruf von nebenan: „Hey, your rope!“

So, da stecken wir nun, mitten im Hafen im Schlick mit der Leine um den Propeller. Christoph packt seinen Neo aus und den Schnorchel, er kann in aller Ruhe den Propeller befreien, wir stecken ja fest. Ab jetzt müssen wir mit einer kürzeren Heckleine leben, aber Schwund ist ja immer. Dann kommen wir auch aus dem Sand wieder frei und suchen uns eine Box bei den großen Booten – da ist genug Tiefe! Zeit für Pommes!

Vordingborg ist ein nettes kleines Städtchen, für dänische Verhältnisse schon fast groß. Es ist ein sehr idyllischer und ruhiger Hafen mit ein paar Restaurants, ein sehr nettes Café und stadtnah gelegen. Das Hafengeld wird an einem Automaten bezahlt, das kannte ich noch nicht. Ist uns bei unserer Reise dann noch öfters begegnet. Super Sache, Toilettencode und Wlancode auf der Quittung aufgedruckt! Wir hatten uns am Vormittag Ruhe und Kultur verordnet, außerdem wollten wir noch zur Bank. Was uns direkt aufgefallen ist: es gibt mehr Optiker als andere Ladengeschäfte aller Art zusammen. Merkwürdig.

My heart goes „boom“

Tag 7-10

Nachmittags machen wir uns auf den Weg, es soll über den Storstrøm und Ulvsund nach Stege auf Møn gehen. Durch die Sperrung des Masnedsund wurden die Fahrwasser im Færgestrøm angepasst und verändert, neue Fahrwasser wurden angelegt. Aber es ist alles sehr eng und knapp, teilweise nur 2m Wassertiefe und außerhalb direkt flach. Wir fahren unter Motor, sind ganz entspannt, als es plötzlich einen Schlag gibt und Sleipi hüpft. Ich bekomme direkt Schnappatmung und Christoph wird blass. Sofort stoppen und Anker werfen. Atmen. Was war das? Da war ein Stein im Weg. Christoph steigt direkt wieder in seinen Neo, schnappt sich den Schnorchel, die GoPro und los gehts. Nach ein paar Minuten die Entwarnung: scheint nichts Schlimmes zu sein, nichts zu sehen außer Schrammen. Ein Blick in die Bilge: trocken, die Bolzen sehen auch gut aus. Wir fahren langsam weiter. Ein Blick auf die Karte: der Ulvstrøm ist gestrichen, dort sind die Fahrwasser noch enger. Planänderung: wir fahren außen um Møn herum, Hårbølle wird angesteuert. Die Ansteuerung geht jetzt über sichere Wege, das heißt wir fahren zurück und die großen Fahrwasser entlang.

Die Stimmung ist angespannt, auf Grund laufen gehört zu meinen „worst case“- Szenarien! Christoph telefoniert mit der Versicherung. Der Agent ist ziemlich entspannt, dennoch weist er uns an, das Boot zu kranen und auf Beschädigungen zu checken. So wie es aussieht, wird das erst in Kopenhagen sein. In Hårbølle angekommen erst mal durchatmen und Plan machen. Kopenhagen ist in zwei längeren Schlägen zu erreichen. Also früh schlafen und aufstehen.

Am nächsten Tag um Møn, die weißen Klippen bestaunen und ab nach Rødvig, das war der Plan. Lief am Anfang auch super, gegen Nachmittag schlief dann der Wind langsam ein. Nach 11 Stunden segeln warfen wir doch den Motor an und fuhren die letzten Meter in den Hafen. Rødvig sollte laut einem Hafenführer auch einen Kran haben. Jedoch stellte sich heraus, es ist nur ein Mastkran. Also Pizza und Sofa!

Noch ein Schlag, dann sind wir in Kopenhagen. Auf dem Weg mache ich mich schlau, wo wir denn eine Marina mit Kran finden und habe drei zur Auswahl: Dragør, Margretheholms Havn und Svanemøllehavnen. Da wir nicht wußten, wie das mit Sleipnir ausgeht, entschieden wir uns für den zentralen Margretheholms Havn. Dieser wird betrieben von einem Segelverein, S/C Lynetten. Wir erhofften uns dänisches Bootswissen und Unterstützung bei der Beurteilung des Unterwasserschiffes durch den Verein. Außerdem: sollte das Boot tatsächlich beschädigt sein, kommen wir wenigstens gut von hier ins Zentrum oder sogar zum Zug – worst case…

Die Einfahrt in den Øresund ist beeindruckend. Riesige gemauerte Ansteuerungstonnen, es gibt dort ein Verkehrstrennungsgebiet, das wie ein Kreisverkehr funktioniert. Frachter und Fähren wie an eine Perlenkette aufgereiht und mitten im Sund Windräder.

Die vielen Boote, Schiffe und Häuser sind ganz ungewohnt nach den kleinen dänischen Örtchen. Wir nehmen Kurs auf Margretheholms Havn und sind froh, als wir angekommen sind.

Hier die bisherige Reiseroute:

Karte Hinfahrt nach Kopenhagen

Mehr über Kopenhagen, den Kiel und wie es weitergeht – das nächste Mal!

Und wenn du direkt informiert werden willst, sobald die Fortsetzung online ist, melde dich bei unserer Flaschenpost an…

Mit dem Segelboot von Hamburg durch den Elbe-Lübeck-Kanal

Im Herbst waren wir mit stehendem Mast durch den Nord-Ostsee-Kanal und die Elbe hinauf nach Hamburg gefahren, was wir dabei erlebten findest du in dem Artikel „Der Tag auf dem NOK“ oder hier. Heute versuchen wir die andere Route über den Elbe-Lübeck-Kanal, mit liegendem Mast.

Segelyacht Sleipnir am Abend in Hamburg

Endlich werfen wir die Leinen los. Strahlender Sonnenschein, warme Luft, kurze Hosen und T-Shirt. Und das, obwohl wir erst den 20. April haben und vor zwei Wochen noch Schnee in Hamburg lag. Da überlegten wir noch, das Wassern um zwei Wochen zu schieben, so viel Arbeit hatten wir im Winterlager noch zu Erterledigen.

Doch jetzt stehen wir auf dem Boot und es geht tatsächlich los! Wir können es kaum glauben. Der Winter ist vorüber, das Boot ist im Wasser, heute starten wir am Hamburg City Sportboot Hafen mit Ziel Lauenburg. Und morgen weiter nach Lübeck über die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal. Schon die ganze Woche haben wir das Boot vorbereitet, gepackt, eingeräumt, noch dies und das gebastelt.

Erste Etappe: Hamburg – Tespe (Elbe)

Die Elbe hinauf

Hamburg von der Elbe aus gesehenDen City-Sportboothafen in Hamburg verlassen wir an einem sonnig-warmen Freitag Nachmittag um drei, 30 Minuten bevor die Flut einsetzt. Die soll uns die Elbe hinaufschieben, bis Geesthacht zur Schleuse. Ab der Schleuse wird es keine Gezeiten mehr geben.

Vorerst tuckern wir durch Hamburg, seine östlichen Vororte, unter der Autobahn hindurch und verlassen die Stadt. Erstaunlich lange fahren wir noch gegen das ablaufende Wasser. Dennoch kommen wir gut voran, immer um die 4,5 Knoten, das ist in Ordnung.

Der Motor läuft nun ruhiger

Der 47 Jahre alte Faryman Diesel läuft mit den neu eingestellten Ventilen und dem frischen Impeller ruhig und wie mir scheint auch etwas leichter, glatter und er qualmt weniger. Ein Segelkamerad gab mir den entscheidenden Tipp. Einen, den ich erst nicht glauben konnte. Die Motorraumentlüftung wurde irgendwann vor unserem Kauf neu gemacht. Und diese saugt sehr viel Luft ab. Wenn diese zuviel Luft absaugt und nicht genug Luft nachgesogen werden kann, entsteht ein leichter Unterdruck im Motorraum. Durch diesen geringen Unterdruck kann der Motor nicht die notwendige Luftmenge ansaugen. Offensichtlich reicht hier bereits ein kleiner Unterdruck. Die simple Lösung: Die Luftnachströmöffnungen aus dem Innenraum habe ich etwas vergrößert. Der Motor qualmt seitdem weniger, ist schneller und wir haben einen ruhigeren Motorlauf.

Die Elbe teilt sich

Nach etwa 6 Meilen kippt die Tide endlich, leider ist der Einfluss der auflaufenden Flut viel geringer als erhofft. Hier oben und auf der Norderelbe merken wir nur einen halben Knoten, na immerhin.

Wenige Meilen später erreichen wir die Bunthäuser Spitze bei Bullenhausen, wo sich die Elbe in die Norder- und die Süderelbe auftrennt. Ab hier war früher alles ein Inselmeer, bis zum Zusammenfluss im Hamburger Hafen. Heute säumen hohe Deiche die Ufer. Schafe, Bauernhäuser, Bäume, Wiesen… Land eben. Ab hier ist die Flut stärker zu spüren, wir fahren 5,5 Knoten.

Langsam geht es die Elbe hinauf. Wir quälen den Motor an einem anderen Segelboot vorbei, dann an einem großen Schubverband, Meter um Meter schieben wir uns an dem Frachter vorbei.

Die Schleuse Geesthacht

Schleuse der Elbe bei Geesthacht am Abend

Gegen 6, die Sonne steht schon niedrig, erreichen wir die Schleuse Geesthacht. Ein Luftbild, was die Größe der Schleuse Geesthacht gut zeigt gibt es hier. Seltsamer weise fand ich im Internet wenig offizielles – für Segler interessantes – über die Schleuse und das Befahren. Auf der Seite des Motor Yacht Club Geesthacht fand ich die besten und kompaktesten Informationen zum Befahren der Schleuse Geesthacht mit dem Sportboot. Das ist im Übrigen auch der Link zu dem Hafen direkt oberhalb der Schleuse im Schleusenkanal.

Als die große Schleuse von Geesthacht in Sicht kommt, stutzt Marion, überlegt, blickt mich irritiert an. „Eine Schleuse? Du weißt doch, dass ich alleine nicht schleusen will!“ Ich bin erstaunt. Dass die Flut hier endet wusste sie, offensichtlich aber nicht, dass hier eine Schleuse ist. Noch dazu eine große… Ich war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie das wusste. Ratlosigkeit, ich drossele den Motor, wir beratschlagen. Umdrehen und morgen mit unseren Freunden erneut aufbrechen? Dann erreichen wir die Ostsee nicht am Wochenende. Schließlich beschließen wir, es mit der Schleuse zu zweit zu versuchen.

Lange kreisen wir mit zwei anderen Booten vor der Schleuse. Normalerweise soll man sich telefonisch anmelden, wir verzichten darauf, da die anderen Segler ja auch schon warten. Bis zu zwei Stunden soll das teilweise dauern, erzählt ein anderer Segler. Nach ca. 30 Minuten erreicht uns ein Frachter und nochmal einige Minuten später ein weiterer: der Schubverband, an dem wir uns vorhin mühsam vorbei gekämpft haben. Na toll!

Zwei grüne Lichter, eine Lautsprecherdurchsage. Wir fahren ein, werden aber vom Schleusenmeister auf die andere Seite und weiter nach vorne verwiesen. Super, das heißt in Eile Fender umhängen, in der Schleuse, und das unter Stress… Klasse. Doch alles geht reibungslos, ruckzuck sind wir vertäut, leider keine eingelassenen Poller sondern nur Sprossen. Und dann: wieder warten. Es dauert lange, bis sich die 220 Meter lange Schleuse mit Wasser füllt und unmerklich die ca. 1,5 Meter bei diesem Wasserstand überwindet. Das Hubtor öffnet sich, die Frachter fahren mit wenig Schraubenstrom aus. Wir fahren aus. Im Schleusenkanal verlassen uns die beiden anderen Segler und steuern, es ist halb Acht und wird bald dunkel – den Hafen des MYCL an.

Von Geesthacht nach Tespe

Wir beschließen, noch die 5 Seemeilen bis Tespe zu fahren. Dort soll es einen kleinen sympathischen Anleger eines Vereins geben, Gastlieger willkommen, na mal sehen. Wird schon passen. Vorher fahren wir weiter die Elbe hinauf, gegen den Strom in einem unglaublich schönen und farbenfrohen Sonnenuntergang. Es wird kalt. Eine Jolle kreuzt über die Elbe, die einzige Begegnung bis zum Hafen Tespe.

Zwischenstopp Tespe

Endlich erkennen wir die Hafeneinfahrt zum Hafen des Motorboot Verein Tespe durch das Fernglas. Die Einfahrt ist nur 1,5 Meter tief, gut betonnt, allerdings unbeleuchtet. Im letzten Licht, es ist 21 Uhr, verlassen wir die Elbe und tuckern durch die Hafeneinfahrt. Alles geht glatt, keine Grundberührung, die Zufahrt weitet sich zu einer Art Bucht. Ziemlich groß, größer als erwartet und sehr ruhig. Sicherlich auch schön um zu ankern. Einige Boote, vor allem Motorboote, aber auch einige erstaunlich große Segler. Größer jedenfalls, als ich sie hier erwartet hätte.

Hafeneinfahrt bei Tespe am Morgen

Kaum haben wir die Nähe des Stegs erreicht stehen dort schon „Einheimische“ und nehmen unsere Leinen an. Ein Hafenmeister ist nicht da, nur eine Holzkiste, auf der „Hafenmeister“ drauf steht. Die Einheimischen aber kennen sich aus und erklären uns alles. Sofort haben wir Landstrom und den Kloschlüssel aus der Kiste. Sehr freundlich und hilfsbereit die Leute hier. Wir laufen müde über den Deich zu den überraschend gut gepflegten und sauberen Sanitäranlagen. Von wegen ruhig, Mopeds knattern über den Deich, passen aber irgendwie hierher und erinnern mich an meine Jugend auf dem Land. Totmüde fallen wir in die Koje. Dank der Schleuse war es eine erstaunlich abwechslungsreiche Fahrt.

Um fünf erwachen wir wieder und torkeln erneut zum Sanitärhäuschen. Als wir zurück sind, sind wach und beschließen abzulegen. Bald wird die Sonne aufgehen. Wir rollen einen 10 Euroschein zusammen und stecken diesen, durch den Schlüsselring am Kloschlüssel gesteckt, zusammen mit dem Kloschlüssel wieder in die Kiste. Das ist der Preis für unsere Schiffsgröße mit Strom und Duschen. So einfach kann das sein! Leinen los, auf nach Lauenburg.

Zweite Etappe: Von Tespe nach Lübeck

Wir tuckern durch die Hafeneinfahrt in die Elbe hinaus und verlassen Tespe und die freundlichen Menschen dort. Ich koche erst mal Kaffee. Die Sonne geht hinter den Hügeln auf. Ein Frachter, einige Angler sonst viel Landschaft und Ruhe. Friedlich so früh am Morgen. Die Pinne in der einen, den Espresso in der anderen Hand geht es die Strömung gegen an Richtung Lauenburg. Eine sehr malerische Altstadt immer wieder im Fernsehen, vor allem

Lauenburg elbabwärts gesehen

wegen der Elbhochwasser, die die Alstadt überfluten. Dort kommen wir um 9 Uhr morgens an, Marion hat zwischendrin nochmal in der Koje gedöst, ich die Ruhe des Morgens und die Landschaft an der Pinne genossen.

Doch nun erreichen wir den Yachthafen Lauenburg an der Einfahrt zum Elbe-Lübeck-Kanal. Wir machen kurz fest und vertreten uns die Beine, auch hier sind die Sanitäranlagen sauber und groß. Einige Minuten später kommen unsere Freunde an, die uns durch 61,5 km langen Elbe-Lübeck-Kanal und die insgesamt neun Schleusen nach Travemünde begleiten werden.

Der Elbe – Lübeck – Kanal (ELK)

Vom WSA Lauenburg gibt es das Merkblatt zum Befahren des ELK mit knappen aber hilfreichen Informationen auf deren Webseite oder hier.

Weitere gute und kompakte Informationen zum Befahren des Elbe Lübeck Kanals findest Du auf der Seite „ostsee-marinas.de“ oder ober diesen Link.

Sleipnir in Schleuse am ELK

Und weil so oft gefragt wird, hier vorweg die Antwort auf die Frage: „Was kostet eigentlich der Elbe-Lübeck-Kanal?“ oder „welche Gebühren fallen für den Elbe-Lübeck-Kanal an?“. Ganz einfach: Keine Gebühren für das Befahren oder Schleusen auf dem ELK. Es ist kostenlos.Die Kosten werden öffentlich finanziert.

Sobald unsere Freunde an Bord sind werfen wir los. Schon 50 Meter weiter, vor der ersten Schleuse, müssen wir zusammen mit einem anderen Segler warten. Nach 15 Minuten erreicht uns ein Frachter, der vor uns in die Schleuse einläuft. Der andere Segler sagt lakonisch: „Den werden wir vor uns haben – bis Lübeck.“ Ich staune, klingt aber logisch. Höchstgeschwindigkeit ist für alle mit 10 km/h gleich, der Frachter ist unser Schleusenöffner. Na gut, dann eben gemütlich hinterher.

Egal, die Sonne scheint, wir haben Freunde an Bord, ein ruhiger und entspannter Tag bei mäßiger Fahrt mit vielen Schleusen liegt vor uns. Erst geht es so alle halbe Stunde durch eine Schleuse bergan, drei oder vier, dann geht es 30 Meilen ohne Schleusen durch schöne Landschaft, und dann wieder alle Stunde eine Schleuse bergab. Die 30 Meilen ohne Schleusen sind nicht langweilig, dank der schönen Landschaft und dem langsamen Tempo. Schon netter, den

Elbe Lübeck Kanal im Frühjahr

Motor bei seiner eigenen Marschfahrt von ca. 4 bis 4,5 Knoten zu bewegen hinter dem Frachter, als 13 Stunden Vollgas auf dem NOK. Außerdem sorgen die vielen Schleusen für Abwechslung. Nun, wie viele Schleusen sind den auf dem Elbe-Lübeck-Kanal zu überwinden? Danke für Eure Rückmeldungen. Wir hatten nicht mitgezählt, daher der Fehler auch im Video. Also: Es sind genau 7 Schleusen.

Und wenn Du noch nicht so häufig geschleust bist, ist der ELK das ideale Übungsgebiet für Dich.

Wir sind etwas erstaunt, wie wenige Sportboote wir treffen. Klar in unseren eigenen Richtung nur der zweite Segler der mit uns fährt und der Frachter. Auf der Gegenrichtung treffen wir zwischen Lauenburg und Lübeck genau zwei Boote, beides Motorboote. Gut, unser Konzept Sommerliegeplatz Travemünde, Winterliegeplatz Hamburg ist vielleicht auch nicht sehr gängig.

Zwischenstopp Lübeck

ELK bei Lübeck am Abend

Dann wird es dämmerig, die Türme von Lübeck tauchen hinter einer Biege auf. Wir fahren im letzten Licht westlich um die Stadt am ehemaligen Stadtwall dem „Stadtgraben“ entlang, zickzack um die Stadt herum. Wir unterqueren eine Brücke und da liegen nun die alten Segelschiffe, Hafenanlagen, Frachter und die Ziegelfassaden der hübschen Häuser am Hafen.

Ein letztes Mal fahren wir um eine Kurve und erreichen um 21 Uhr den Yachthafen am Mediadock auf der Trave, direkt gegenüber vom ehemaligen Feuerschiff Fehmarnbelt und der bisherigen Marina.

Yachthafen im Lübecker Zentrum

Der Yachthafen am Media Dock in Lübeck ist neu gebaut, Fingerstege und große Yachten. Teilweise wirken die Yachten wie „zusammengecastet“. Hauptsache groß, repräsentativ und auffällig.

Natürlich sind wir das kleinste und älteste Boot. Und auch noch zu viert auf dem kleinen Ding …

Eine Homepage zur Marina gibt es als ich den Beitrag schreibe noch nicht, die Links verweisen noch auf die alte Marina. Selbst die Internetseite zum Restaurant, dem Hauptstandbein des Betreibers,  ist eher Platzhalter oder Werbetext als Info.

Trave in Lübeck am AbendWir machen uns auf die Suche nach dem Hafenmeister, ein Papierzettel auf der Innenseite der Glastüre an dem modernen Restaurant „The Newport“ behauptet schließlich, dass hier der Hafenmeister zu finden wäre. Ich öffne die Türe und stapfe in meinen Seglerklamotten mitten in eine superschicke geschlossene Gesellschaft an weißen Tischdecken im Abendkleid und Anzug. Der Betreiber des Ganzen fängt uns ab. Doch ja, hier ist der Hafenmeister, ja die Kasse ist gerade nicht da, ob wir morgen früh nochmal kommen wollen. Schnell werden wir hinauskomplimentiert, durch den Vordereingang, um nicht noch einmal durch die Gesellschaft zu spazieren. Wir sind amüsiert über diesen Zwischenfall aber auch etwas beschämt und enttäuscht.

Ein schwimmendes Sanitärgebäude, sehr modern, sauber und geräumig. Wir vermissen den etwas altmodischen Seglercharme alter Häfen und alter Anlagen und… genug Kleiderhaken in den Duschkabinen. Auf dem Dach ein Tisch und Bänke mit Blick auf die Altstadt von Lübeck– für die Segler? Finde ich ungewöhnlich, sehr gut!

Später sitzen wir noch in der Plicht zusammen, lachen, blödeln und trinken ein „Einlaufbier“. Eklige Sache, auch vom Namen her. Ein großer Segelausstatter aus Hamburg hatte uns einen 6-Träger mitgegeben. Der heisst wirklich so. Und schmeckt auch so….

Dann geht es endlich ins Kojen. Es reicht für heute. Gestern mittag noch Hamburg City, heute Abend Lübeck, wir sind glücklich und begeistert, dass der Motor so gut mitmacht und wir es bis hierher geschafft haben.

Die malerische Altstadt, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist, verkneifen wir uns heute.

Letzte Etappe: Lübeck – Travemünde (Ostsee) auf der Trave

Stadthafen Lübeck am Abend mit Leuchtschiff

Um sieben sind wir wieder auf den Beinen, gehen brav ins Restaurant und zahlen unsere Hafengebühr. 26,50 Euro, zu viert, mit Strom und Duschen, im Zentrum von Lübeck, das ist zwar nicht günstig, aber okay. Wir treffen wieder auf den Betreiber des Restaurants, der sich nochmals entschuldigt, dass er gestern nicht kassieren konnte und uns hinausschicken musste.  Ich finde man sollte wissen, auf was man sich einlässt, wenn man vor hat, zum trendigen Restaurant gleichzeitig den Yachthafen zu betreiben. Aus meiner Sicht als aktiver Segler keine stimmige Kombination. Für das „Gesehen-werden“ und das Repräsentieren wohl eher das Richtige. Er sagt, er habe ein Hafenrestaurant und er möchte gerne Segler an der Bar sitzen haben. Bemüht um uns ist er auf jeden Fall.

Für uns wünschen wir uns für das nächste Mal eine informative Internetseite zur Marina und das Gefühl, dass auch aktive Segler mit kleinen Booten willkommen sind. Der letztere Wunsch ist vielleicht übertrieben, denn hier kommen vielleicht gar nicht so viele Segler durch….

Natürlich ist das nicht die einzige Möglichkeit mit dem Boot bei Lübeck zu übernachten. Kurz vor und kurz nach Lübeck gibt es verschiedene Vereine mit Gastliegeplätzen, zum Beispiel die Häfen auf der Teerhofinsel flussabwärts von Lübeck Richtung Travemünde. Informationen zu den Liegeplätzen auf der Teerhofinsel findest Du bei „Mein Ostseehafen“ oder hier.

Von Lübeck nach Travemünde

Denn dritten Tag, den Sonntag, lassen wir langsam angehen. Erst gegen 10:30 Uhr verlassen wir Lübeck um nach Travemünde zu tuckern. Erst noch einige Hafenanlagen, alle 3 Meter ein Angler, dann haben wir schon schnell die Stadt hinter uns gelassen. Wir lassen die Teerhofinsel mit den vielen Yachthäfen links liegen. Nach der Herreninsel dann erscheint die Trave eher wie eine Förde und weitet sich. Kein Wunder das sich hier einige Yachthäfen befinden, ein schönes Segelrevier.

An schönen grünen Ufern mit Stränden vorbei erreichen wir erst den Dassower See und dann die Pötenitzer Wiek, erstaunlich schön, das alles. Kaum 5 Seemeilen von unserem Liegeplatz in Travemünde, kannten wir das noch nicht, denn es zieht uns immer auf die Ostsee.

Endlich Travemünde

Und schon kommt der Fischereihafen in Travemünde in Sicht. 13 Uhr und wir sind am Ziel.

Und weil es so schnell und gut ging, beschließen wir noch schnell den Mast zu stellen. Am Passathafen ist ein Kran, und obwohl heute ein gesamter Segelverein den Mast stellen will, haben wir wohl Glück, wir rutschen am Mastkran so dazwischen.

Das Rigg ist schnell klariert und obwohl wir das das erste Mal mit unseren Freunden „fast alleine“ machen, geht es erstaunlich reibungslos. Beim ersten Mal haben wir zwar die Salinge angebracht, aber die Wanten nicht durch die Salinge gefädelt, keiner ist perfekt. Auch haben wir das Achterstag zusammen mit dem Rigg an den Mast gebunden, das ist unglücklich, denn das brauchen wir ja gleich mit als erstes. Und weil wir den Stropp verkehrt herum um die Salinge eingefädelt haben hängt der Mast beim Kranen nach vorne, statt nach hinten. Nur mit viel Geduld und Kraft bekommen wir den Mast deswegen gestellt. Resultat: die nagelneue Windex ist verbogen und unbrauchbar.

Dass nächste Mal beim Mast stellen: Stropp richtig anschlagen, Hauptwanten durch die Salinge fädeln, und Vor- und Achterstag separat halten. Und: Windex nicht zerstören ;-). Über die kaputte Windex sind wir sehr unglücklich, da müssen wir uns dann eben was Schlaues einfallen lassen.

Fazit zum ELK

Abwechslungsreich und entspannend, wenig Verkehr, schöne Landschaft und kurzweilig. Die 7 Schleusen waren halb so wild. Ist ja nur Fender hängen, längsseits anlegen, festmachen und rechtzeitig fieren oder dichtholen und Umhängen der Festmacher. Nix dabei. Nun ist auch Schleusen kein Abenteuer mehr.

Die Zwischenstopps in Tespe und Lübeck waren schön und die Marinas angenehm. Und erzählen gibt es außer dem etwas. Wir sind glücklich, die Tour – noch dazu mit guten Freunden – war ein voller Erfolg und der Mast steht! Ich denke, diese Tour werden wir häufiger machen.

Wir träumen vom Sommer

Schnee im Hamburg!

Es ist Ende Februar und es schneit. Schnee und Frost lassen Hamburg seit Tagen langsamer ticken. Wir träumen vom Sommer, vom Segeln, ja zumindest vom Arbeiten am Boot.

Es ist die wohl schlimmste Jahreszeit für Segler. Du bist auf Frühling eingestellt, die Arbeiten am Boot rufen und dann das: Kälte, Schnee und Frost.

Es ist Zeit, dich und uns ein wenig in den Sommer zu entführen. Auf diesem Video siehst du, was auf der Trave an unserem Liegeplatz so alles an einem schönen Nachmittag am Wochenende los ist. Der Blick von unserem Liegeplatz geht direkt auf die Viermastbark Passat (1911) und die Mündung der Trave in die Lübecker Bucht. Auf dem Video erkennt man, dass der Viermaster ganz schön schwoit. Mit bloßem Auge ist das nicht zu sehen. Der majestätische Segler ist übrigens das Schwesterschiff der Pamir, die 1957 in einem Hurrikan kenterte und sank.

Warum Travemünde?

Warum eigentlich Travemünde, wenn wir aus Hamburg kommen und der Hamburg Hafen so bekannt ist? Weshalb segeln wir nicht wie viele Hamburger auf der Elbe?

Wie unsere Entscheidung letztes Jahr für Travemünde gefallen ist und welche die Vor- und Nachteile der einzelnen Liegeplätze waren, erzählen wir Dir in einem der nächsten Artikel.

Kurz gefasst: Travemünde bietet mehr Erholung und viel mehr Möglichkeiten ist aber auch die teurere Wahl. Doch jetzt erstmal zurück zum Liegeplatz.

Nachmittag auf der Trave

Es ist nachmittag, die MS Hanse, unser üblicher Nachbar, ist noch nicht aus Lübeck zurück. Statt dessen liegt dort ein kleiner Ausflugsdampfer aus Lübeck, der auf die Rückkehr seiner Tagesgäste wartet. Die meisten Segler kommen von der Ostsee rein. Manche befahren die Trave unter Segeln, andere mit Motor. Wer genau hinsieht entdeckt die Schwanenfamilie und den Paddler… Und ein Motorboot auf Zickzackkurs Richtung Ostsee. Ein paar Boote machen sich auch noch auf in die Bucht für einen abendlichen Schlag und kreuzen gegen den Wind.

Ich könnte dem Treiben stundenlang zusehen. Egal ob morgens beim Frühstück, aus der Plicht am Nachmittag (falls wir ausnahmsweise mal im Hafen bleiben) oder abends beim Spaziergang von der Promenade.

Die Abendstimmung auf der Trave kennst du vielleicht noch aus einem anderen Blogartikel von uns aus dem August. Damals aber die andere Blickrichtung die Trave hoch, hier zu finden.

Travemünde Leuchtenfeld – Stadtseite, nicht der beliebteste Platz im Hafen

Wir lagen 2017 auf der Stadtseite. Eigentlich nicht der beliebteste Platz im Hafen. Für diesen Platz haben wir uns wieder beworben. Warum eigentlich?

Vieles spricht gegen diesen Platz. Es ist viel Bewegung auf dem Wasser. Bei jeder Fähre gibt es viel Schwell. Die Fähren nach Skandinavien und ins Baltikum ziehen nur 20 Meter von uns entfernt vorbei. Schwimmende Hochhäuser aus Stahl. Die Schiffsschrauben sind unter Deck sehr laut. Der Schwell schüttelt das Boot durch. Teils ist festhalten angesagt.

Es ist der Teil der Marina mit den Gastliegern. Neben unseren gewohnten und geliebten Nachbarn am Steg sind fast jedes Wochenende ein oder zwei andere Boote über Nacht oder für mehrere Tage hier. Das bringt neben dem „Zuhause“-Gefühl auch immer neue Gespräche und unterschiedliche Nachbarn. Die meisten sind sehr hilfsbereit und gesprächig. Wenige auch rücksichtslos oder wenig hilfsbereit. Einer sah mir interessiert vom Steg aus tatenlos zu, wie ich alleine mit den Leinen beim Anlegen auf dem Vorschiff kämpfte und dringend Hilfe brauchte. Zum Glück sind das nur Ausnahmen, aber auch irgendwie das Salz in der Suppe ;-)

Auch auf der Promenade ist immer etwas los, viele Menschen sind unterwegs. Lärmen, Gelächter und Massen an Touristen. Zusammen mit dem Flappen der Schiffsschrauben, dem zischenden Geräusch des verdrängten Wassers, dem Schwell und natürlich den kreischenden Möwen auf den Dalben ist das unser Urlaubselexier.

Trotzdem: Zum Schlafen brauche ich Ohropax. Ein ruhiger Liegeplatz ist etwas anderes.

Also warum wollen wir wieder dort hin?

Eigentlich aus genau diesen Gründen: es ist viel los auf dem Wasser und an Land, es gibt immer etwas zu sehen! Von der Dinette aus sehen wir die Frachter schon beim Frühstück. Ich freue mich immer wenn die „Nils Holgerson“ – eine der großen Fähren – vorbeizieht. Außer dem Hafenleben ist der Platz bequem und alles ist nah. Vor allem das Leben auf der Promenade und die Läden. Lust auf ein Eis? Keine Lust zu kochen? Zahnpasta vergessen? Kuchen zum Kaffee? Alles das ist direkt vor Ort.

Ich, bzw wir, lieben das Leben auf dem Wasser. Wenn wir in Travemünde ankommen, sind wir direkt im Liveaboard-Modus, unser Liegeplatz ist unsere Zweitwohnung. Ruhe finden wir auf dem Wasser. Das Land brauchen wir fast nur zum Einkaufen. Wir lieben die Flexibilität, die wir zum Beispiel im Passat Hafen gegenüber nicht hätten. Dort ist es zwar erheblich ruhiger, aber du hast nicht das quirlige Leben um dich herum. Wenn wir uns am Nachmittag unter die Touristen auf der Promenade mischen, befällt mich sofort eine ganz spezielle, aufgekratzt-entspannte Urlaubsstimmung.

Ach ja, und das Restaurant Il Gabbiano die Promenade weiter runter, nahe am Priwall-Fähranleger macht die besten Pizzen in Travemünde. Sehr lecker!

Außerdem hatten wir tolle Stegnachbarn. Und von mindestens einem wissen wir, dass er wieder da sein wird. Nicht mehr sehr gut zu Fuß aber segeln und Sprüche klopfen kann er wie ein echter Seebär. Und eine Stimme wie ein Nebelhorn. Auf Ihn und die Gemeinschaft am Steg freuen wir uns jetzt schon!

Jetzt erst mal: Sommer ab! Also wenn die -13 Grad morgen durch sind…

Ein langer Tag

Früh aufstehen…

Heute fahren wir zum ersten Mal und in einem Tag den Nord-Ostsee-Kanal. Etwas Neues für uns vier, denn zwei Freunde von uns sind mit dabei und die kennen den NOK auch noch nicht. Der Wecker geht viel zu früh, bereits um 6 Uhr. Es gibt feste Fahrzeiten auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Sportbootschiffer dürfen nur bei Tageslicht fahren. Diese und noch mehr hilfreiche Informationen zum Nord-Ostsee-Kanal für Sportbootfahrer findest Du im Merkblatt des Wasserstrassen- und Schifffahrtsamts Kiel-Holtenau.

Wir wollen und müssen in einem Tag durch den NOK. Das begrenzt die Fahrdauer und wir dürfen nicht bummeln… Wir beeilen uns also und starten ohne Frühstück in Regen und Dunkelheit, um dann mit zwei weiteren Frühaufstehern vor der Schleuse im Wartebereich zu kreisen. Wir warten auf das weiße unterbrochene Signal das heißt: Einfahrt erlaubt.

Auch unsere weiteren Infos stammen fast alle aus dem oben genannten Merkblatt. Tipp: vorher herunter laden und lesen.

Wir wissen: nicht die Schleuse anrufen. Wir hören fleissig den Funkverkehr auf Kanal 12. Ein anderer weiß das nicht und kennt auch die Signale nicht. Er funkt die Schleuse an: „Ich sehe hier ein weißes Licht, heißt das, dass ich einschleusen darf?“ – „Die Südschleuse steht auf Rot, die Nordschleuse steht auf grün, ich weiß nicht, wo sie ein weißes Licht sehen!“ kommt die prompte Antwort von der Schleuse. „Kein Problem, ich warte gerne“ kommt kleinlaut vom Segler. Blöd und überflüssig, denn die Jungs auf der Schleuse haben anderes zu tun…

Warten und kreisen – oder frühstücken und Funk hören

Nachdem wir eine halbe Stunde im Regen gekreist sind, frierend, aufgeregt, müde und schweigend…. endlich! Das weiße unterbrochene Signal! Alle drei Boote streben der Schleuse zu. Ein Blick nach hinten, und wir entdecken, dass sich jetzt erst die anderen Segler aus dem Yachthafen Kiel-Holtenau auf den Weg machen.

Wir sind platt und erkennen: Nur die Anfänger kreisen vor der Schleuse! Die Erfahrenen haben wohl Funk gehört und erst noch gefrühstückt. Das scheint zu reichen und ist dann die klügere und wärmere Methode.

Ich nehme freiwillig einen der hinteren Plätze bei den einfahrenden Booten ein – erstmal gucken, was die Anderen machen…

In der Schleuse ist noch Platz

Einschleusen am frühen Morgen in Kiel-Holtenau mit dem Segelboot
Zur Blauen Stunde in der Schleuse

Die kleine Schleuse ist derzeit defekt. Wir werden deswegen mit der Berufsschifffahrt in der grossen Nord-Schleuse geschleust. Es ist sehr viel Platz, insgesamt sind es vielleicht 10 Boote mit uns. Zwei kleinere Schleppverbände sind auch mit dabei. Alles andere sind Sportboote. Wir hängen die Fender um und so tief, so dass die auf dem Wasser aufliegen, denn die Schwimmstege sind sehr niedrig.

Ich entspanne mich. Kein Durcheinander, einfaches Anlegen mit viel Platz längsseits, trotz des starken Windes. Wir legen an und vertäuen das Boot an den Ringen.

Marion zeigt auf die anderen Boote: Bei den meisten Booten steht mindestens einer draußen auf dem Steg und hält die Leine in der Hand. Hat das einen Grund? Wir liegen auf Slip… Hm. Ich bitte Phillip wieder auf den Schwimmsteg, man weiß ja nie. Es geht los. Das Schleusentor schließt sich, es passiert scheinbar nichts, dann öffnet sich das andere Schleusentor schon wieder. Das könnte der Grund sein, Vertäuen lohnt sich wegen der Kürze des Schleusens nicht und der auf dem Schwimmsteg kann das Boot abstoßen. Für das nächste Mal was gelernt! Wir werfen los, Abstoßen brauchen wir nicht, wir liegen auf Abstand und fahren als Dritte hinaus.

War das alles? Ist ja unspektakulär. Wir hatten tatsächlich mehr erwartet.

Der Motor tuckert unter uns

NOK im Regen mit Blick nach vorne, ein Segler kommt entgegen

Die ersten 3 Meilen sind noch spannend. Schleusenvorhafen, Lagerhäuser, Brücken, Kanal, Industriecharme. Die anderen Segler anfangs um uns herum, wie eine Perlenkette. Das Motorengeräusch und die Vibrationen von dem alten Diesel höre und spüre ich noch gerne.

Zwei von uns gehen hinunter, erstmal das Frühstück nachholen. Eine sehr gute Idee. Marion und ich machen die erste Schicht. Die ersten 5 Meilen. Doch bereits nach drei Meilen sind die anderen Segler vor uns schon fast außer Sicht. Für uns sind 5 Knoten eine hohe Geschwindigkeit. Für die anderen eher nicht. Auf dem Kiel-Canal, so die internationale Bezeichnung, wären 15 km/h  erlaubt, das sind 8,1 Koten. Auf Shipspotting-Seiten wie der Shipspotting.com kann man sich einen Überblick über den Verkehr auf dem Kanal verschaffen und sehen, dass die Frachter teils mit 8,7 kn unterwegs sind. Schön wär`s. Das Feld zieht sich in die Länge. Und wir hinterher …

Wir haben nun alles gesehen, der Kanal könnte jetzt gerne zu Ende sein. Es liegen aber noch 49 Meilen vor uns….

Langeweile

Wir spielen in Kälte und Regen „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ und blödeln herum, tanzen, singen. „Nach müde kommt doof“, wie Marion gerne sagt. Aber es tut gut und verkürzt die Zeit.

Unten ist das Frühstück zu Ende, unsere Freunde versuchen zu lesen. Das sieht aber eher mühsam aus, wie die beiden vorne über gebeugt mit den Decken über den Schultern zusammengesunken da sitzen.

Wir üben das internationale Buchstabieralphabet. Marion hat als Aufgabe „Gill“, sie gibt mir „Leuthäuser-Schnarrenberger“ ;-). Das übt und hält uns beschäftigt. Die Zeit vergeht. Doch auch das wird irgendwann langweilig.

Ich blicke nach unten. Unsere Freunde sind auf den Bänken umgekippt und eingeschlafen. Das ist ja auch kein Wunder. So früh und dann so kalt und nass auf dem Kanal.

Wachwechsel

Endlich werden wir abgelöst und gehen nach ein paar Worten hinein. Die Wärme vom Kocher staut sich unter der Decke. Ah, wohlige Wärme! Meine Offshore-Jacke ist nach 8 Jahren undicht geworden. An der Schulter und am rechten Arm bin ich nass. Ich ziehe die verschiedenen Schichten aus – und entdecke den doppelten Sinn hinter dem Wort „Schichtwechsel“.

Freunde im Regen auf den Nord-Ostsee-Kanal. Dick eingepackt in Ölzeug.

Wir sind durchgefroren und müde. Warme, trockene Kleidung! Einweg-Heizsohlen in die Stiefel. Eine Wohltat! Essen! Himmlisch! Der Kocher wärmt das Wasser und den Salon gut auf. Ein heißer Tee. Wie gut das tut!!! Allerdings ist es sehr laut unter Deck. Eine Unterhaltung ist wegen des alten Diesels kaum möglich.

Draußen klopft der Regen aufs Dach. Von Philipp und Anni ist unter den Neonkapuzen nur noch wenig vom Gesicht zu sehen. Bei 10 Grad keine Freude. Die zwei haben dennoch Spaß an dem Trip.

Die Zeit vergeht langsam

Steuern, Wachwechsel, dösen, Wachwechsel. So vergeht der Tag. Wir verbringen am Nachmittag eine lange Zeit gemeinsam zu viert in der Plicht und haben Spaß. Viele Boote überholen uns. Fast immer nur einzelne, meist ältere Männer an Bord. Wenige Paare, selten mehrere an Bord.

Ein Segler auf dem Nord-Ostsee-Kanal unter Segeln kommt entgegen.

Wir genießen es sehr, nicht alleine an Bord zu sein. Dennoch vergeht die Zeit langsam. Doch wenigstens ist es wärmer geworden. Der starke Wind mit bis 5 bft in Böen von vorne bremst uns teilweise bis auf 3,9 Knoten herunter. So wird das ja nie etwas! Dennoch überholen wir ein Boot. Eines! Auf 54 Seemeilen! Und das hat einen 6 PS Aussenborder. Hm. Bei unserem Boot sollte da etwas mehr drin sein.

Abwechslung bietet nur hin und wieder der Gegenverkehr. Das ist meist Berufsschifffahrt. Etwas 100 Schiffe passieren pro Tag im Schnitt den Kanal. Wir sehen vielleicht 15 oder 20. Es bleibt mehr als genug Platz zum Passieren. Auf der Trave sind die Fähren viel größer und mit den vielen Seglern ist es dort viel enger. Auch das also nichts besonderes. Hin und wieder ein Überholer, eine Fähre, eine Brücke, Schwäne….

Rendsburg ist noch ganz interessant. Spannend ist es, die Autobahnbrücke zu unterqueren über die man sonst mit dem Auto fährt. Die Hafenanlagen liegen aber still und verlassen da.

Einmal kommt uns ein schöner großer Segler entgegen. Bei dem starken Rückenwind hat er die Fock gesetzt, das hilft richtig. Das darf er auf dem Nord-Ostsee-Kanal sogar: „Sportfahrzeuge mit Maschinenantrieb dürfen zusätzlich Segel setzen. Sie müssen dann im Vorschiff einen schwarzen Kegel – Spitze unten – führen.“ Aus den Informationen für Sportbootfahrer des WSA. Hätten wir doch auch Rückenwind, dann wäre das nicht so eine Quälerei.

Kochen hilft gegen Langeweile

Kochen auf dem NOK - Nudeln abgiessen

Gegen Nachmittag beschließen wir zu kochen. Nudeln in Tomatensoße, aber nicht einfach so. Wir durchsuchen die Schapps und finden was noch so da ist: getrocknete Tomaten, Schalotten, gestückelte Tomaten, grünes Pesto, Sambal Oelek, Oliven, Tomatenmark und Reissahne. Klingt gut! Wir sind glücklich etwas zu tun zu haben und legen los. Unsere Freunde genießen während dessen oben sogar die Sonne!

Als wir fertig sind gieße ich das Wasser über Bord ab, immer ein sehr besonderer Moment. Mit den Nudeln im kochenden Wasser in der einen Hand und dem Sieb in der anderen an Deck balancieren und dann die Nudeln außenbords abgießen.

Auf die Teller verteilt und ab in die Plicht in die Sonne. Wir sind alle sehr erstaunt. Es ist unglaublich lecker geworden. Hier das Rezept.

NOK-Nudeln – Lecker, lecker – das Rezept

2-3 Schalotten würfeln, andünsten.

Eine Handvoll gewürfelte getrocknete Tomaten mit dazu. Ein Esslöffel Tomatenmark, eine Prise Zucker dazu.

Mit gestückelten Tomaten aus dem Tetra-Pack und Tomatenmark ablöschen und weiter köcheln lassen.

Einige schwarze Oliven aus dem Glas dazu, einen Teelöffel Sambal Oelek, einen Esslöffel Basilikum-Pesto mit in die Sauce.

Während dessen die Nudeln machen und abgiessen.

Soße mit Pfeffer und Salz und Reis- oder Soja-Sahne abschmecken. (Reis- und Soja-Sahne sind haltbar und im Tetra-Pack unzerbrechlich an Bord, es geht natürlich auch normale Sahne….)

Das Ganze auf dem Teller mit Parmesan bestreuen. Lecker!

Der Motor hat genug, wir auch!

Der Motor spuckt schwarzen Qualm, wir haben ihn zu sehr getrieben. Langsam spulen sich die Meilen runter. Es kann nicht mehr weit sein, ein Öllager auf der Backbordseite an Land. Immer wieder ein besorgter Blick auf den Auspuff. Der Motor ist wie das Boot mit 46 Jahren nicht mehr der Jüngste. Aber er läuft noch immer brav und zuverlässig. In dem Alter darf man auch mal rauchen …

Schließlich drosseln wir die Drehzahl herunter. Nur noch 4 Knoten Fahrt, es zieht sich sehr. Aber der Motor ist merklich leiser geworden und qualmt jetzt nicht mehr.

Endlich kommt Brunsbüttel gegen 19 Uhr in Sicht. Wir sind erleichtert. Für uns und auch für den Motor.

Anlegen

Wir laufen sehr langsam in den Yachthafen Brunsbüttel ein, es ist ziemlich voll. Alle Überholer liegen schon im Päckchen. Wir tuckern herum und sondieren den besten Platz für uns. Schließlich entscheiden wir uns für ein ebenso betagtes Boot wie unseres, das am Steg liegt. Wir wollen längsseits ins Päckchen.

Erstmal Erlaubnis einholen. Das dürfen die Damen machen ;-) Der Bootsnachbar scheint sich unter Deck zu verstecken. Doch nein, er kommt, ist sehr freundlich und hilfsbereit. Ich setze nochmal zurück, nehme Anlauf, kupple aus und lasse das Boot mit dem letzten Schwung längsseits kommen. Kurz rückwärts einkuppeln, wir stehen. Leinen übergeben, Festmachen, Fender kontrollieren, ein kurzer Schnack. Auch dieses Manöver war recht entspannt für mich.

Dann der große Moment: Motor aus. Endlich! Das waren 13 Stunden Fahrtzeit unter Motor! Für alle eine Strapaze. Die Ruhe ist ungewohnt.

Ein weiteres Boot kommt und geht wiederum an uns längsseits. Eine große Yacht, ziemlich neu. Wir helfen. Auch hier ein kleiner Schnack. Dann auf zum Hafenmeister, 8 Euro, das ist okay, allerdings gibt es keinen Strom. Duschen, einkaufen, Feierabend!

Ach nein. Leider nein. Starkwind ist auf der Elbe für morgen angesagt. Wir tauschen widerwillig noch die Genua gegen die Fock und quälen uns an Deck mit dem zusammenlegen des riesigen Tuchs bei ordentlich Wind. Schließlich gelingt es und sieht sogar recht gut aus.

Feierabend

Auf einem Segelboot, und vor allem auf einem kleinen von 27 Fuß, ist es wirklich keine Selbstverständlichkeit, sich nie auf die Nerven zu gehen. Wir sind sehr froh, dass wir mit unseren Freunden eine so nette und anpackende, aber vor allem unkomplizierte und angenehme Gesellschaft haben. Obwohl es eigentlich ein ereignisloser, kalter Tag mit viel Regen und motoren war: es war doch irgendwie toll auf dem NOK und zu viert war die Tour auch für alle so angenehm wie möglich. Trotzdem war es ein langer und sehr anstrengender Tag auf dem Kanal.

Gegen 21 Uhr, das Abendessen fällt wegen Müdigkeit aus, wir öffnen ein Bier und sitzen noch kurz zusammen bis uns die Augen zufallen. Es reicht für heute!!!


Doch wir sind uns einig: Der Kanal ist insgesamt weniger schlimm als erwartet und viel unspektakulärer als wir dachten. Für uns ist es von Travemünde über Fehmarn, Kiel, den Nord-Ostsee-Kanal und dann die Elbe hinauf bis nach Hamburg hinein ein schöner 4-Tages-Törn mit Freunden zum Abschluss des ersten Jahres. Und der NOK ist dabei eben nur eine Etappe.

Die letzten Tage war bei meist gutem Wind schönes und flottes Segeln angesagt. Die Bilanz der Reise stimmt also.

Abendstimmung im Hafen

Eine anstrengende Woche lag hinter uns. Wir erreichen Travemünde auf unserer Flucht vor dem G20 Gipfel an einem Mittwoch Abend.

Endlich wieder am Wasser, am Boot, angekommen im Hafen. Ankommen. Nach Hause kommen. Der Geruch nach Wasser und Modder. Wieder an Deck. Möwengeschrei. Boote kommen von einem langen Segeltag herein. Fähren fahren zwischen dem Priwall und Travemünde hin und her. Große Fähren fahren ab nach Finnland und quetschen sich durch die enge Trave hindurch. Schon lange wollte ich diese Abendstimmung einfangen. So klettere ich auf den Metalldalben am Steg, baue Stativ und Kamera auf und lasse eine Langzeitaufnahme laufen. Dort oben stehe ich dann 50×50 cm in ca. 3,5 Metern Höhe. Stehe dort für eineinhalb Stunden. Lehne am Geländer und betrachte die Szenerie. Und erst durch das Betrachten kann ich Abstand nehmen vom Büro, von der Arbeit, von Hamburg. Ich komme zur Ruhe.

Als ich das schreibe sind wir in Grömitz. Es ist der Freitagabend vom G20 Gipfel in Hamburg. Die erschütternden Bilder von hirn- und sinnloser Gewalt in Altona wollen mir nicht aus dem Kopf gehen.

Vielleicht können die Bilder etwas Ruhe und Entspannung zu Euch bringen.

Kommt gut durch die Nacht!

Edit 01.08.2017: leider wurde der ursprüngliche Beitrag mit Spamkommentaren zugemüllt. Daher mussten wir ihn neu einsetzen. Leider wurden auch die dazugehörigen schönen Kommentare gelöscht. Schreibt doch bitte neue! Aber wir hoffen, das löst das Problem!

Hafenmanöver

Hafenmanöver – so ziemlich jeder Skipper bekommt Respekt, wenn er das hört. Und meist ist es ein Garant für feinstes Hafenkino. Vor allem bei Pärchen. (Leider) das Standard Drehbuch:
Er am Ruder, bei der Anfahrt noch total gelassen. Bei der Annäherung an die Box wird er zusehends angespannter. Sie bereitet schon mal die Fender vor, sich jederzeit rückversichernd, dass alles passt. Er steuert, sie hüpft mit einem Fender über das Vorschiff, um Zusammenstöße mit Dalben, anderen Booten oder ähnlichen Hindernissen zu vermeiden. Er wird hektisch und lauter ‚pass auf, Steuerbord, STEUERBOOOOORD!‘, sie schaut hilflos Richtung Steg, Stoßgebete schickend „lass jemand da sein, lass jemand da sein“… Segler kennen das Szenario. 


Es nützt ja nix – ein Boot muss halt auch mal in den Hafen. Also heißt es üben, üben, üben.
Und jetzt war es für mich soweit, ich will Sleipi ja auch rein – und rausbekommen. Schliesslich bin ich Seglerin, nicht Fendermaus. Bei Christoph fluppt das schon wie nix, mein Ehrgeiz ist geweckt…


Viel Spaß beim Hafenkino!