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Werkzeugordnung – Finden statt suchen

Ein Segelboot zu besitzen, ist nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Verantwortung, die über das bloße Segeln hinausgeht. Die Instandhaltung und Reparatur des Boots erfordern eine sorgfältige Werkzeugordnung. Also: wie bewahrt man diese Werkzeuge effizient an Bord auf? Wie gelingt die perfekte Werkzeugordnung?

Oft sehe ich fertige Werkzeugkoffer an Bord. Ich bin kein Freund davon. Warum sage ich Dir später.

Mein Tipp: Lieber das eigene Werkzeug einer guten Werkzeugordnung unterziehen und nach und nach ergänzen – oder?

In diesem Artikel soll es nicht um das Werkzeug selbst gehen, sondern wie du es mit einer guten Werkzeugordnung an Bord sinnvoll ordnest und aufbewahrst.

Wenn du noch nicht die richtige Werkzeugordnung für deine Werkzeuge an Bord gefunden hast, wirst du hier sicher einige hilfreiche Tipps finden. Schreibe gerne in die Kommentare!

Werkzeugordnung mit Werkzeug, Koffer und Taschen

Vor langer Zeit habe ich den Beruf des Tischlers erlernt. Ich weiß, dass gutes Werkzeug und die passende Organisation entscheidend für schnelle und qualitativ hochwertige Reparaturen sind. Daher ist meine Werkzeugauswahl mittlerweile auch ziemlich umfangreich.

Auf meinem ersten Boot hatte ich unter dem Salontisch zwei kleine Schubladen, die für Wochenend Törns und auch mein damaliges Können ausreichten.

Jetzt sind wir jedoch auf Langfahrt und ich konnte viel Erfahrung sammeln. Den „großen“ Werkzeugkoffer im Keller gibt es nicht mehr. Entweder ich habe das benötigte Werkzeug dabei, oder ich habe es überhaupt nicht. Daher muss alles gut organisiert und möglichst immer griffbereit sein. Hier kommt die Werkzeugordnung ins Spiel.

Warum eigene Reparaturen Gold wert sind

Ein befreundeter Werkstatteigner, nennen wir ihn Carlos aus Barcelona erzählte mir, dass er hin und wieder eigene Mechaniker mit dem Auto auf der Fähre über Nacht nach Mallorca schickt, um kleine Reparaturen an Booten von eigenen Kunden auszuführen. Reisezeit und -kosten werden vom Eigner getragen. Nur um eine Idee zu geben: Die Reise dauert pro Strecke 10 std. Warum dieser Aufwand?

Auf den Balearen kostet im Sommer eine Nacht im Hafen für unser 12 Meter langes Boot etwa 200 €. Für nur eine Nacht! Im Mittelmeer ist unser Boot eher durchschnittlich bis klein. Die Werkstätten kennen diese Preise und nutzen sie zu ihrem Vorteil.

Ein typischer Trick einiger Werkstätten 

Das beschädigte Aggregat wird zerlegt, ein Teil ausgebaut und mitgenommen. Der Eigner weiß oft nicht, ob es das defekte Teil ist (z.B. beim Motor). Ohne dieses Teil kann der Eigner nicht weiterfahren. Die Werkstatt hält den Eigner damit vor Ort fest. Ab dann tickt die Uhr. 2 – 4 Wochen Wartezeit sind auf den Balearen leider „normal“. Nach einer Woche sind es bei unserer (kleinen) Bootsgröße bereits 1.400 Euro Liegegeld. Die Werkstatt behauptet, viel zu tun zu haben. Sie lässt aber durchblicken, dass sie eventuell etwas arrangieren könnte.

Die Botschaft ist klar: Zahle mehr, dann geht es schneller. Früher oder später ist jeder Eigner bereit, mehr zu bezahlen – oder genauer gesagt, jeden geforderten Preis zu zahlen – um weiterfahren zu können. Auf den Balearen können Reparaturen leicht 3 – 4 Mal teurer als auf dem Festland sein, wenn man überhaupt einen Mechaniker findet. Das ist besonders bei kleinen Reparaturen ein Problem und führt zu Stress, Ärger und vergeudeter Lebens- oder Urlaubszeit.

Zurück zu Carlos: Seine letzte Reparatur auf Mallorca: Ein abgerutschter Auspuffschlauch am Generator förderte Wasser und Gase in den Motorraum einer Yacht. Reparaturdauer: 30 min. Gesamt abgerechnet: über 20 std. plus Fährkosten und Fahrzeug. Trotzdem: Der Eigner war überglücklich Hilfe zu bekommen und zahlte gerne. Denn auf Mallorca hätte er keine Hilfe bekommen. Selbst konnte oder wollte er das nicht beheben.

Vielleicht lachst du über dieses reale Beispiel. Ich denke jeder von uns kann oder könnte den Fehler finden und das reparieren, wenn er wollte.

Nur mit dem richtigen Werkzeug zu den Balearen

Ich selbst wollte im Sommer nicht auf die Balearen fahren, da ich genau vor solchen Situationen Sorgen hatte. Und so kam es dann auch. Genau eine Stunde vor einem Gewittersturm, als ich alleine an Bord war und naher einer Steilküste, versagte der Motor vor Ibiza in der Hochsaison. Es war windstill und ich driftete auf die Küste zu. Zu tief, den Anker zu werfen.

Glücklicherweise wurde ich rechtzeitig in eine sichere Bucht geschleppt. Es war nicht der Motor, der defekt war – der funktioniert hervorragend – sondern lediglich „Dieselpest“. Das konnte ich vor Anker in einer Bucht selbst beheben und lernte dabei, den Motor zu reparieren.

Auch wenn du nicht auf den Balearen unterwegs bist, ist es wichtig, Reparaturen selbst durchführen zu können.

Also warum nicht den fertigen Werkzeugkoffer für die Werkzeugordnung?

Wie oben schon erwähnt, bin ich kein Freund davon. Du wirst nicht den perfekten Werkzeugkoffer für alle Deine Arbeiten finden. Manche sind ein halbwegs brauchbarer Startpunkt. Trotzdem fehlen darin meiner Ansicht nach oft wichtige Werkzeuge in ausreichender Qualität. Wo ist z.B. das Multimeter oder die gute Wasserpumpenzange, die gut in der Hand liegt? Nur mit gutem und passendem Werkzeug gelingen Reparaturen.

Falls du dennoch einen Einblick haben möchtest, hier ein Beispiel für fertige Werkzeugkoffer.

Je mehr du Dich mit eigenen Reparaturen beschäftigst, um so mehr spezialisiertes Werkzeug wirst du an Bord haben. Spätestes dann wirst du eine übergreifende Ordnung brauchen. Du entkommst der Werkzeugordnung also nicht ;-)

Werkzeug, Werkzeugordnung – und eigenes Können

An Bord möchte ich jedes Gewerk so gut beherrschen, dass ich nie „auf den Balearen im Sommer“ liegen bleibe. Ich möchte möglichst jede Reparatur selbst durchführen können. Das bedeutet viel Werkzeug und viele Ersatzteile. Und es erfordert die passende Werkzeugordnung. Das spart nicht nur viel Geld auf Langfahrt, sondern ist auch eine Frage der Sicherheit. Es erfüllt mich zudem mit großer Freude, wenn ich beispielsweise den Motor wieder zum Laufen bringen kann.

Wenn ich professionelle Mechaniker an Bord hatte, waren sie stets beeindruckt von meiner Werkzeugauswahl und der Qualität. Noch mehr beeindruckte sie, wie schnell ich ihnen ein Werkzeug reichen konnte, das sie selbst nicht dabei hatten. Dank meiner Werkzeugordnung.

Es gibt also – zum Leidwesen meiner Partnerin Marion – (zu) viel Werkzeug an Bord. Leider habe ich auf unserem Boot keinen Werkstattraum, in dem ich alles ordnen könnte. Ich habe nicht einmal eine Ecke, in der ich alles ordentlich stapeln könnte. Allerdings habe ich unter dem Niedergang einen Platz wo ich immerhin die wichtigsten Werkzeuge aufräumen kann. Weil ein einziger zentraler Aufbewahrungsplatz an Bord fehlt, verteilt sich das Werkzeug notgedrungen an verschiedenen Stellen. Die richtige Werkzeugordnung entscheidet also über Suchen und Finden.

Hier ist also gute Organisation und leichte Erreichbarkeit in passenden Behältnissen wichtig. Marion würde sagen – welche Ordnung? ;-)

In den letzten beiden Jahren habe ich verschiedene Systeme ausprobiert, doch keines passte so richtig. Jetzt habe ich jedoch eine passende Werkzeugordnung gefunden. Bevor ich dir meine Lösung vorstelle, lass uns noch kurz auf die einzelnen Gewerke eingehen.

„Als ich des Suchens müde war, erlernte ich das Finden.“

Friedrich Nietzsche

Verschiedene Gewerke an Bord erfordern Werkzeugordnung

An Bord eines Segelboots gibt es verschiedene Gewerke, die spezielles Werkzeug erfordern. Von der Elektrik über Metall bis Lackieren hat jedes Gewerk seine eigenen Anforderungen.

Metallverarbeitung

Neben Elektrik und GfK ist Metall der häufigste Werkstoff für Reparaturen. Beispiele hierfür sind das Bohren eines Lochs für die Kabelführung in die Reling oder das Zuschneiden eines Aluminium Winkels für eine Befestigung.

Elektrik und Elektronik

Strom an Bord ist unerlässlich, von der Navigationsbeleuchtung bis zum Kühlgerät. Häufige Aufgaben sind das Suchen von Fehlern in elektrischen Geräten, das Neuverlegen von Kabeln und das Pressen von Kabelschuhen.

Motor und Antrieb

Im Grunde ebenfalls Metallverarbeitung – aber ein spezielles Thema was oft eigenes Spezialwerkzeug erfordert. Mindestens einfache Wartungen solltest du beherrschen, und mit der Zeit kannst du dich an komplexere Reparaturen heranwagen. Beispiele hierfür sind das Reinigen eines verstopften Kraftstofffilters, das Wechseln eines Keilriemens und das Überprüfen der Kühlung.

Rigg und Takelage

Dies ist das Herzstück deines Segelboots. Das Rigg und die Segel müssen auch den härtesten Bedingungen standhalten. Beispiele hierfür sind das Ersetzen einer gebrochenen Want, das Erneuern einer gespleißten Schotleine, das Warten einer Rollreffanlage und das Flicken von Segeln.

Tischlerei und Innenausbau

Wer kennt das nicht? Einmal nicht aufgepasst und schon hat sich die Schubladenfront gelöst. Oft müssen nur ein paar Schrauben nachgezogen werden, oder es muss ein neues Holzteil zugeschnitten werden.

Laminieren und GFK-Arbeiten (Glasfaserkunststoff)

Dies ist wesentlich für die Instandhaltung des Rumpfs. Vielleicht siehst du einen Riss im Gelcoat und möchtest diesen ausbessern oder ein beschädigtes Ruder laminieren.

Lackieren, Polieren und Malen

Pflege ist das A und O, egal ob bei Stahl- oder GFK-Booten. Beispiele hierfür sind das Ausbessern kleiner Lack- oder GFK-Schäden, das Polieren des Rumpfs und das neue Beschichten des Unterwasserschiffs.

Jetzt, da wir die verschiedenen Gewerke kennen, stellt sich die Frage: Wie organisiert man die Werkzeuge am besten bei knappem Platz an Bord? Sortiert man sie nach Gewerk bzw. Werkstoff?

Nach zwei Jahren Langfahrt habe ich ein System entwickelt, das ich dir gerne vorstellen möchte.

Prinzipien für die Werkzeugordnung

Gerade wenn dein Platz an Bord begrenzt ist, solltest du die Werkzeuge nach der Häufigkeit ihrer Nutzung, ihrer Größe, ihrem Gewicht und ihrer Staumöglichkeit sortieren. Die Anforderungen passen natürlich oft nicht zusammen. Um so wichtiger ist es, sich eine Werkzeugordnung zurecht zu legen und auch durchzuhalten.

Alle Werkzeuge für die Metallbearbeitung sind schwer und oft sperrig, wie zum Beispiel der Drehmomentschlüssel oder die Bügelsäge. Daher kommt bei mir eine einzige Kiste nicht infrage, weil die Bügelsäge nicht in den Koffer passt. Die Bügelsäge liegt bei mir zusammen mit dem Wantenschneider und den Rettungsmitteln in der Backskiste.

Meine Prinzipien für die Werkzeugordnung

  • Werkzeuge, die häufig genutzt werden, müssen griffbereit sein.
  • Werkzeuge, die selten genutzt werden, aber für die Sicherheit wichtig sind, müssen ebenfalls griffbereit bei den an einem leicht erreichbaren Platz, z.B. bei den Signalmitteln/Grabbag liegen.
  • Schwere Werkzeuge müssen trocken und möglichst tief und zentral gelagert werden. Trimm des Bootes beachten!
  • Werkzeuge, die selten genutzt werden, müssen nach Gewicht und Größe verstaut werden. Auch hier den Trimm beachten!
  • Metallische Behältnisse und Werkzeuge vermeiden, um Korrosion zu verhindern.
  • Pappkartons, in denen die Werkzeuge geliefert wurden, nicht verwenden. Durch das Dämm Material wird Platz vergeudet. Außerdem ist Karton sehr anfällig für Salzwasser, Feuchte und Schimmel.

So gehst du vor – zur perfekten Werkzeugordnung

  • Ordnung überlegen und beibehalten.
  • Werkzeug immer sofort wieder dorthin räumen wo du es hergeholt hast. Auch wenn es nervt und umständlich ist.
  • Die Nutzungshäufigkeit sollte vor der „Sortenreinheit“ stehen.
  • Schubladen oder Regale bevorzugen (Glücklich wer sie hat!)
  • Wenn möglich, in Schubladen, sonst in Koffern/Boxen ordnen oder stapeln.
  • Behälter sollten kompakt, leicht und leicht zu reinigen sein.
  • Noch besser: Feuchtedicht. Also: Kunststoffbehälter mit Gummidichtung und Silikagel Beutelchen drin.
  • Häufig genutzte Werkzeuge zentral an einem Ort lagern. Möglichst in einem „handlichen“ und passenden Behältnis.
  • Wenn nicht stapelbar (wegen Rundungen und am Rumpf), Beutel und Taschen bevorzugen.
  • Wenn nicht anders möglich, dezentrale Lagerung.
  • Originalkoffer nur behalten, wenn sinnvoll.
  • Eine neue Ordnung schaffen, wenn die alte nicht passt. Zur Not mehrfach.
  • Bei dezentraler Lagerung eine Liste oder ein Übersichtstool führen.

Klar soweit? Gut. Nun zu meiner individuellen Lösung.

Meine Werkzeugordnung an Bord

Einige Werkzeuge, wie Schraubendreher oder verstellbare Zangen, sind universell einsetzbar. Daher habe ich einen Werkzeugkoffer für die am häufigsten benötigten Werkzeuge. Allerdings habe ich den Koffer leer gekauft. Ein Koffer, leichter Transport ans andere Ende des Bootes. Oft betrifft eine Reparatur verschiedene Werkstoffe. Daneben gibt es spezialisierte Werkzeugkoffer für bestimmte Aufgaben. 

Hier meine Werkzeugordnung

Kleiner Hängebeutel am Navigationstisch

Für schnelle Reparaturen. Enthält eine verstellbare Zange, ein Maßband, eine Schiebelehre und einen Hand-Bitsatz. Auch zum schnellen Messen und notieren für den nächsten Einkauf im Ship Shop.

Allgemeiner Werkzeugkoffer

Dieser Koffer wurde ohne Inhalt gekauft. Hier sind Werkzeuge für verschiedene Materialien und Gewerke verstaut. Er befindet sich in der Achterkabine (Stauraum) ganz vorne und wird mindestens mehrfach pro Woche benötigt. Kaufe bitte keinen fertigen Koffer. Meist enthält der viel unsinniges Zeug von minderwertiger Qualität. Und außerdem selten das, mit dem du gut arbeiten kannst. Damit kannst du keine gute Reparatur an Bord machen.

Elektro- und Elektronik-Koffer

Enthält alles für Elektroarbeiten, inklusive Multimeter und speziellen Kabeln. Er befindet sich unter dem Niedergang und wird ebenfalls jede Woche genutzt. Und auch ein Rollbeutel für Kleinteile, wie Kabelschuhe und Wagoklemmen.

Ratschenkasten und Steckschlüsselsatz

Ein kompakter Satz für die meisten Anforderungen. Aufgeteilt: Ratschen, Verlängerungen und Standardnüsse in einem kleinen improvisierten Köfferchen unter dem Niedergang. Der Rest aus dem ehemaligen Ratschenkoffer befindet sich unter den Schubladen in der Kombüse. Dort gibt es einen kleinen, sonst nicht nutzbaren Abstand. Alle Nüsse und Aufsätze sind in diversen durchsichtigen und stabilen Zip-Beuteln. Den Originalkoffer habe ich weggeworfen, da er zu groß, zu unhandlich und zu schwer war.

Motor und Antrieb

Spezialwerkzeug für meine englische Perkins-Maschine. Wird selten genutzt und nur bei Reparaturen, nicht bei Wartungen. Ebenfalls in dem Fach unten in der Kombüse. Lose Lagerung oder in kleinen mitgelieferten Kästen oder Taschen. Es handelt sich um zöllige Steckschlüsselaufsätze und Gabelschlüssel.

Handelektrowerkzeuge

Für größere Arbeiten unerlässlich, aber eher selten genutzt. Multimaster, Heißluftfön und Akkuschrauber befinden sich unter dem Niedergang in passenden Ikea-Boxen mit Deckel. Diese benötige ich ungefähr einmal im Monat.

Restliche Elektrowerkzeuge

Befinden sich im Vorschiff unter der V-Koje (z.B. Flex, Poliermaschine, Stichsäge). Selten oder sehr selten genutzt und in diversen Werkzeugtaschen verstaut.

Restliches Handwerkzeug

Große „Elektriker“-Werkzeugtasche. Befindet sich hinten in der „Rumpelkammer“. Hier lagere ich Tischlerwerkzeug und andere Spezialwerkzeuge. Die Seitentaschen haben viele Ösen und Fächer für Werkzeuge. Diese Werkzeuge werden eher selten genutzt oder sind Spezialwerkzeuge. Groß und daher gefüllt schwer.

Malen und Lackieren

Hier lagere ich Verbrauchsmaterialien wie Klebeband und Pinsel. Sie wird selten genutzt und befindet sich unter dem Kopfende der V-Koje. Hier ist Verbrauchsmaterial und Werkzeug (Spachtel, Pinsel) gemeinsam gelagert. Lösungsmittel haltige Produkte lagere ich draussen in der Backskiste (Geruch).

Segel- und Nähreparaturen

Eine kleine Box mit Deckel unter dem Salontisch in der Bilge. Segeltape, Nadeln, Handnähmaschine und Segelgarn.

Sperriges Werkzeug

Für größere Werkzeuge wie Kabelschuh-Presszangen oder Schraubzwingen. Je nach Häufigkeit der Nutzung. Die Kabelschuh-Presszange ab 16 mm liegt zusammen mit den Kabeln in der immer trockenen Bilge. Sie ist schwer und sperrig und wird sehr selten genutzt. Sie befindet sich am höchsten Punkt in der Bilge.

Schmieren, Kleben, Dichten

Je nach Werkstoff gibt es unterschiedliche Klebstoffe, Schrauben und andere Materialien. Diese lagere ich in verschiedenen Fächern im Boot. Die am häufigsten genutzten, wie Klebeband, Schmiermittel und WD 40, befinden sich in einer Box unter dem Niedergang.

Sonstiges Verbrauchsmaterial

Häufig benötigte Klebstoffe, Schmiermittel wie WD 40, Trennmittel, Silikonfett, Schraubenfest befinden sich in einer Box unter dem Niedergang.

Werkzeugordnung – soll ich Verbrauchsmaterial und Werkzeug mischen?

Natürlich ist Dir aufgefallen, dass ich an manchen Stellen Werkzeug und Verbrauchsmaterial mische. Zum Beispiel in der Segel- und Nähreparaturen Kiste. Werkzeug ist dabei so wenig, dass nicht lohnen würde z.B. Nadel und Faden, oder Ahle und Segelflicken getrennt zu verwahren, oder?

Manche Werkzeuge gehören auch zu einem bestimmten Werkstoff. Für das Stanzen von Löchern aus dem Dichtungspapier z.B. gibt es ein Schlageisen. Das würde ich nicht getrennt verwahren, das gehört zum Dichtungspapier.

Auch hier: Experimentiere, räume um, probiere aus und finde Deine persönliche Werkzeugordnung.

Ich habe viele verschiedene Werkzeugtaschen, -koffer und sonstige Behälter für meine perfekte Werkzeugordnung ausprobiert.

Nach zahlreichen Tests und einigen kritischen Situationen, in denen ich dringend ein bestimmtes Werkzeug brauchte, sind hier meine Favoriten für eine Werkzeugordnung.

Meine Lieblings Behälter für die Werkzeugordnung

Werkzeugkoffer

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Dieser Werkzeugkoffer hat robuste Fächer, die auch bei rauer See alles an Ort und Stelle halten. Leer sehr leicht und robust. Mit Inhalt ist er aber sehr schwer. Leicht zu reinigen.

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Ein weiteres gutes Beispiel für einen Werkzeugkoffer. Mit Umhängegurt und verschiedenen verstellbaren Fächern.

Große Elektriker-Tasche

Diese ist perfekt für alle Reparaturen, mit speziellen Taschen für Kabel und Messgeräte. Riesiges Hauptfach und viele kleine Staufächer und Ösen. Hauptfach sollte mit großen aber leichtem Werkzeug gefüllt werden. Sonst wird diese sehr schwer. Leer sehr leicht und robust. Leicht zu reinigen.

Diese letzte Tasche verwende ich selbst. Sehr geräumig und leicht. Mit vielen Fächern.

Verschiedene kleinere Werkzeugtaschen

Ideal für spezialisierte Aufgaben und leicht zu verstauen. Robust, leicht und günstig. Leicht zu reinigen.

Werkzeugrollen

Mit mit Einsteckfächern für Schraubenschlüssel etc. oder mit Taschen für Kleinteile

Kunststoffboxen

Zum Beispiel diese hier: Stapelbar, durchsichtig und Feuchte dicht:

Iris Ohyama, Luftdichte Kunststoffbox mit Deckel und Verschlussclips, 10L, 1er Set, BPA frei, Schuppen, Wohnzimmer, AT-S, Klar
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  • ABMESSUNGEN DER AUFBEWAHRUNGSBOX MIT DECKEL: Außen: B39 x T29 x H14 cm , Innen: B24 x T31 x H11;5 cm,Dieses Produkt wird zu 100 Prozent in Europa hergestellt (Fabrik in Lieusaint, Frankreich);
  • KAPAZITÄT DER PLASTIKBOX MIT DECKEL: Das Volumen dieser Box beträgt 10 Liter; Außerdem ist das Fassungsvermögen dieses Produkts ausreichend, um viele Gegenstände wie Stifte, Accessoires, Spielzeug, Bücher und andere aufzubewahren;
  • MATERIAL DER BOXEN AUFBEWAHRUNG: Dieses Produkt wurde aus einem BPA-freien Kunststoff (Polypropylen) hergestellt; Dieser gewährleistet Schlag- und Stoßbeständigkeit sowie eine einfache Reiningung der Aufbewahrungsbox mit Deckel;
  • HERMETISCH & SICHER: Der Deckel wurde mit einer wasserdichten Dichtung versehen, um die Auswirkungen von Feuchtigkeit und Staub in allen feuchten Räumen zu schützen; Außerdem wurde er mit Clips versehen, um den täglichen Gebrauch für jedermann einfach und sicher zu machen;
  • AUFBEWAHRUNGSBOX MIT DECKEL-DESIGN: Die Form dieses Produkts wurde so konzipiert, dass es zu verschiedenen Stilen und Geschmäckern passt, also in große, mittlere und kleine Räume passt; Außerdem kann man dank des stabilen, verstärkten Deckels verschiedene Dosen derselben Größe platzsparend stapeln;

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Fazit & Ausblick zur Werkzeugen und zur Werkzeugordnung

Jeder Bootseigner hat seine eigene Werkzeugordnung. Und die perfekte Lösung hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Nur mit der richtigen Werkzeugordnung und den passenden Werkzeugtaschen und -koffern kannst du den Platz optimal nutzen. Die Behältnisse für die Werkzeuge sollten auf den Aufbewahrungsort und deine spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sein. Dann hast du immer das richtige Werkzeug zur Hand.

In den kommenden Wochen werde ich nicht nur detaillierte Artikel über die einzelnen Werkzeugkoffer und -taschen veröffentlichen. Sondern ich werde vor allem auf den Inhalt dieser Taschen und Koffer eingehen. Ich werde die einzelnen Werkzeuge näher vorstellen und zeigen, warum sie an Bord wichtig sind. Wenn du also mehr über die spezifischen Vorzüge, Anwendungen und Details dieser Werkzeuge erfahren möchtest, abonniere unbedingt unseren Blog!

Teile gerne deine eigenen Tipps und Tricks zur Werkzeugorganisation in den Kommentaren.

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Wir sind in A Coruña und kommen so langsam in dem Hafenleben „nach der Biscaya“ an. Und ist mehr und mehr klar: wir haben die zwei großen Felsbrocken überwunden: Englischer Kanal und Biscaya! Alle drei sind wir irgendwie stolz und glücklich.

Floh bekommt Besuch von seiner Freundin und wir verabschieden uns „light“. Er zieht ins Hotel, da die beiden zusammen jetzt Urlaub in Galizien machen wollen. Aber wir machen natürlich noch viel zusammen die nächsten Tage.
Wir basteln weiter am Boot und endlich wird auch der letzte Langfahrer- Baustein ausgepackt: Das Dinghi wird aufgeblasen und der Motor gewartet.
Und dann nach 10 Tagen ist es soweit, wir sind soweit: wir fahren weiter. Ein passendes Wetterfenster ist in Sicht.

Die unerwarteten Herausforderungen der Costa da Morte: Segeln, Freunde und die Gefahr der Orcas

Was die Weiterfahrt etwas schwierig macht, ist die Situation mit den Orcas.
Nur kurz dazu: Seit 2020 greift die iberische Orca-Population Segelboote an. Dabei wird bevorzugt das Ruder attackiert, das diesen Angriff meist nicht unbeschädigt übersteht. Dadurch wird das Boot manövrierunfähig und muss abgeschleppt werden. Je nach Ort kann das sehr gefährlich werden, an der Küste gibt es viele Felsen und der Atlantik hat auch gerne viele Wellen. Und das in Kombination ist mit einem manövrierunfähigen Segelboot sehr schlecht.
Mehr Informationen dazu gibt es bei Orcaiberica

Wir fahren los, es war leicht neblig an diesem Morgen. Normalerweise verzieht sich der Nebel recht schnell. Dachten wir. Es dauerte doch ein paar Meilen und wir waren froh, das Radar zu haben.

Fluchtreflex in Muxia

Unser Ziel war Muxia, die Marina wurde uns von einem Einheimischen am Hafen in A Coruña empfohlen.
Der Abschnitt der Küste zwischen A Coruna und Muxia nennt sich Costa da Morte, die Todesküste. Hier liegt „Cap Fisterra“, das Ende der Welt. Der westlichste Punkt Spaniens ist geprägt durch massive Felsformationen und kaum Häfen. Hier ein Seenotfall und der Name der Küste erklärt sich von selbst.
Die Fahrt ist eigentlich ganz ruhig, wir hatten nur eine leichte Anspannung aufgrund der Orca-Situation. Da es bis dato jedoch nur Theorie war, hielt sich das in Grenzen und wir genossen die fantastische Aussicht auf die wunderschöne Galizische Küste.

Wir kommen in Muxia an – und ich weiß nicht, ob du das kennst: wir haben sofort einen Fluchtreflex. Schon bei der Anfahrt ging es uns so. Ob es daran lag, daß der Hafen total leer war, kann ich nicht sagen. Aber ein leerer Hafen ist oft ein schlechtes Zeichen. Meistens hat es seinen Grund…
Wir legten an und gingen in den Ort, in der Hoffnung, es wird besser. Es war mal wieder eine Starkwind-Periode angesagt und wir wollten diese an einem schönen Ort abwettern (so sagt man, wenn man abwartet, bis das schlechte Wetter vorbei ist)

Doch der Ort war nicht besser, der Fluchtreflex steigerte sich noch. Muxia ist ein Pilgerort für diejenigen, die nach dem Jakobsweg immer noch nicht genug haben. Uns hat es nicht gefallen, alles war auf Pilgertourismus ausgelegt. Sicherlich hatte der Ort mal flair, dieser war sehr übertüncht durch hässliche neuzeitige Häuser. Es war kein Leben im Ort.

Man verstehe mich nicht falsch, Galizien ist traumhaft schön, es gibt aber bessere Orte an dieser Küste.

Gefahr! Costa Muerte und Orcas

Aufgrund der Orcas wollen wir nicht nachts segeln. An der Costa da Morte wollen wir nicht nachts manövrierunfähig sein und so verbringen wir doch die Nacht dort und machen uns gleich am nächsten morgen auf nach Muros.
Hier lagen schon unsere Freunde und freuten sich auf uns.

10 Meilen vor Muros hören wir den Hilferuf einer französischen Segelyacht: Orcanagriff. Das Boot befand sich nur wenige Meilen von uns entfernt. Für uns weit, für einen Orca ein Katzensprung – im übertragenen Sinne.
Sofort geht das Kopfkino los, das Herz schlägt höher, die Knie werden weich.
Was jetzt? Wir machen uns bereit für das schlimmste: wir binden den großen orangenen Fenderball hinter das Boot – in der Hoffnung, die Orcas spielen lieber damit als mit dem Ruder.

Muros – antike Schönheit!

Als nächstes warnen wir unsere Freunde in Muros, die wollten vielleicht schon weiterfahren. Sie sprechen uns Mut zu und wir segeln tapfer weiter.
Im Funk können wir die ganze Zeit die Kommunikation der Yacht mit der Seenotrettung hören. Der Angriff dauerte eine Weile. Gut für uns, die Orcas waren noch beschäftigt.
So kommen wir unbehelligt in Muros an. Kaputt, glücklich und mit den anderen vereint. Und das sollte noch eine ganze Weile so bleiben.
Später erfuhren wir, die französische Yacht wurde nach Ribeira abgeschleppt. Das Ruder war beschädigt, aber alle gesund.

Und zu unserer großen Freude ist auch Floh mit seiner Freundin gerade dort, mit dem Auto sind sie jedoch deutlich schneller gewesen als wir. Und so treffen wir uns zu einem schönen Abend in einer Tapas Bar am Hafen.

Muros ist echt sehr schön. Eine alte galizische Kleinstadt, deren Altstadt unter Denkmalschutz steht. Der Wechsel hat sich wirklich gelohnt.
Leider werden wir erst mal mit einer ordentlichen Schlechtwetterfront belohnt. Danach wird das Wetter fantastisch, nur nicht zum segeln. Es ist kein Wind. Das macht aber nichts, da die Orcas sich ja sowieso gerade in der Gegend tummeln.

Ich habe Geburtstag und Christoph organisiert mir zur Überraschung ein Auto. Damit können wir die wunderschöne Küste erkunden. Traumhaft! Und wieder zeigt sich, daß segeln slow traveling ist: mit dem Auto waren wir so schnell fast am Kap Fisterre.

Nachdem das Wetter sich wieder beruhigt hat, verlassen wir den Hafen, um zum ersten Mal zu ankern. Das ist doch reichlich aufregend, nachdem der erste Versuch in Camaret-sur-mer mit einem Anker im Fischernetz endete.

Es klappte auf Anhieb! Die ersten Nächte sind etwas unruhig für mich. Ich muss noch vertrauen in den Anker bekommen.
Doch es ist toll! So wie wir uns das wünschten.
Wir beschliessen, zusammen mit unseren Freunden die Rias zu erkunden bis sich die Orcas verzogen haben.
Mehr dazu im nächsten Artikel!

Und hier das passende Video dazu: wie wir versuchen, und auf einen Angriff vorzubereiten!


  1. Plane deine Schläge sehr sorgfältig!
  2. Rechne damit, alles über den Haufen zu werfen!

Als Ostseesegler kennen wir Regen, Wind, Welle.
Das denken wir zumindest.
Aber aus eigener Erfahrung im Ärmelkanal kann ich heute sagen: vergiß alles, was du bis jetzt kanntest.

Der Wind ist härter, der Regen kälter, die Tiede brachial und die Welle unerbittlich.

Aber mit ausreichend Vorbereitung ist das echt toll und macht sehr viel Spaß!
Ein vergleichbares Segelrevier wirst du nicht mehr finden.

Dies ist ein Artikel für Ostseesegler und ähnliche:

die zwar ihr Revier kennen, aber mit Tide und Strömung keine Erfahrung haben. Also für Leute, wie wir es waren.
Natürlich geht vieles anders: höher, schneller, weiter. Wir wollten zuerst auch mehr… und haben es schnell bereut.

Das wichtigste zuerst: so schwierig wie bei uns muss es nicht sein!
Vieles liegt an dir und deiner Planung. Du kannst zwar das Wetter nicht machen, aber du kannst steuern, wie du damit umgehst.

Damit du den Ärmelkanal genießen kannst, wollen wir dir hier ein paar Tipps basierend auf unserer Erfahrung und natürlich die „offiziellen“ Empfehlungen mit auf den Weg geben.

Grundsätzliches

Lass dir Zeit!

Im Ärmelkanal hast du zwei Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst: Wind und Tide. Nur wenn beide in einem guten Verhältnis zueinander stehen, macht es Spaß. Alles andere ist einfach anstrengend und unter Umständen auch sehr gefährlich.

Daher lass dir genug Zeit, um auf ein passendes Wetterfenster zu warten. Und keine Sorge, meistens wartest du an schönen Orten.

Du kannst nicht alles in Tagesschlägen machen, aber ziemlich viel. Wieviele Tagesschläge du einplanst, hängt ganz stark von deiner Erfahrung mit Nachtfahrten ab. Nicht vergessen: eine Nachtfahrt auf der Ostsee ist etwas anderes. Im Kanal hast du sehr starke Strömungen und sehr viel Verkehr um dich. Und glaube uns: Fischer haben meist kein AIS und sind oft sehr sehr schnell.

Mache dir immer einen Plan B!

Oftmals ändert sich das Wetter im Ärmelkanal, nicht alles ist gut im Voraus zu planen. Diese Erfahrung haben nicht nur wir gemacht, wir haben diese Rückmeldung auch von anderen bekommen. Daher schaue bei der Törnplanung immer nach einem Plan B für unterwegs. Dabei musst du alle Faktoren beachten: kommt man jederzeit in den Hafen und wie ist das mit der Wassertiefe im Hafen? Viele Häfen an der Küste fallen trocken oder können nur zu bestimmten Zeiten aufgrund der Tide angelaufen werden.

Nutze alle verfügbaren Informationsquellen!

Diesen Punkt haben wir erst auf der Reise zu schätzen gelernt. Frage die Hafenmeister! Frage Stegnachbarn und nimm nicht nur den Reeds oder deine Karte. Es gibt ein französisches Pendant zum Reeds, diesen haben wir uns erst in Cherbourg zugelegt. Aber von dem Moment an wollten wir ihn nicht mehr missen (den findest du weiter unten aufgeführt).

Und ja, er ist natürlich auf französisch geschrieben. Aber er ist super zu verstehen, intuitiv zu lesen und an vielen Stellen einfacher und besser als der Reeds. Trotz dem ich kein Französisch spreche. Aber er ist kein Ersatz sondern eine Ergänzung!
In den meisten Marinas gibt es Wettervorhersagen, entweder als Screen oder als Ausdruck. Schau dir diese immer an, meistens sind hier die für die Region passenden Vorhersagen genutzt.

Unterschätze die Welle nicht.

Die Wellen sind anders, als auf der Ostsee. Nimm zur Törnplanung nicht nur den Wind, sondern auch die Wellenhöhe und die Wellenrichtung. Wind gegen Welle ist im Ärmelkanal sehr unangenehm. Wenn dann noch die Strömung dagegen ist kommst du nicht mehr voran.

Nutze den Tidenstrom

Im Tidengewässer hast du immer eine Zeit Strom mit dir und dann auch wieder gegen dich. Über den Daumen gepeilt 6 Stunden. Nutze die Strömung bestmöglich, mache sie zu deinem Freund! Fahre mit der Strömung, wann immer es geht. Vermeide Wind gegen Strom, denn das ergibt eine steile und unangenehme Welle.

Unsere Etappen – Tipps

Eigentlich wollten wir ja in 3 Etappen durch den Ärmelkanal: Hamburg – Vlieland, Vlieland – Boulogne-sur-mer, Boulogne-sur-mer – Cherbourg, Cherbourg – Brest. Fertig, aus die Maus.

Das hat ja überhaupt nicht funktioniert, wir mussten schon in Cuxhaven den ersten Stopp machen, weil eine Gewitterwarnung gemeldet wurde.

Und schon war der ursprüngliche Plan über den Haufen geworfen. Auf die Details gehe ich hier nicht ein, die kannst du in dem Artikel Langfahrt – Der hakelige Start nachlesen.
Natürlich kannst du auch längere Schläge machen oder andere Häfen anlaufen. Wir machen hier nur Vorschläge.

Die Raz und der Chenal

Neben der Tide gehören diese Stellen zu den Herausforderungen im Ärmelkanal. Als Ostseesegler kennen wir das so nicht.

Extreme Strömungen an besonderen Stellen, im französischen Raz genannt. Das sind meistens Engstellen im Wasser, wo die Strömung durchgepresst wird. Dadurch können bei entsprechenden Wind- und Strömungsverhältnissen stehende Wellen entstehen. Diese sind auf den Karten immer eingezeichnet, werden aber gerne übersehen. Vor allem, wenn man nicht weiß, was es ist. (Ich wusste das bis dahin nicht)

Meistens gibt es einen Leuchtturm, einer der bekanntesten ist der Phare du Four. Aber es gibt auch das Race of Alderney, hier presst sich die Strömung zwischen dem Festland und den Kanalinseln hindurch.

Die gleichen Regeln gelten für die Chenals. Hier quetscht sich ebenso Wasser durch Meerengen und unterschiedliche Wassertiefen. In Jahrhunderten der Seefahrt haben sich hier die besten Wege herauskristallisisert und inzwischen sind diese auch benannt, bezeichnet und betonnt.

Auf Strecke Calais – Brest ist das der Raz de Barfleur, das Race of Alderney (oder auch Raz Blanchard genannt) und der Chenal du Four. Ich empfehle eine Bildersuche erst nach der Tour (… na, hast du schon ein neues Browserfenster offen???)

Tief durchatmen, wir haben das auch überlebt!!! Du bekommst in diesem Artikel für jede dieser Stellen unsere Tipps dazu!

Allgemeine Tipps für die Raz und den Chenal

1.) Beachtung des Koeffizienten. Dieser beschreibt die Stärke der Strömung und den Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasserstand. Je niedriger der Koeffizient, desto schwächer ist die Strömung. Je höher je stärker. Das hängt mit der Mondphase zusammen.

Mein persönlicher Tipp dafür:
wenn du kannst, plane die Tour so, daß du bei niedrigen Koeffizienten und fallendem Wasser am ersten Raz bist. Dann hast du fast zwei Wochen Zeit, bis der Koeffizient so hoch ist, daß die Strömungen wieder richtig stark werden.
In dieser Zeit hast du bei gutem Wetter vielleicht sogar bis Brest alles durch!

2.) Vermeide Wind gegen Strömung, das bringt die berüchtigten stehenden Wellen! Natürlich gibt es bei wenig bis keinem Wind keine große Gefahr. Jedoch können die Wellen auch schon bei „moderaten Winden“ entstehen. Uns wurde gesagt, bis 3 Bft ist eigentlich alles gut machbar.

3.) Fahre immer mit der Strömung. Mehr dazu findest du bei dem jeweiligen Raz im Text!

Unsere Etappen im Ärmelkanal

Alle unsere Häfen sind tidenunabhängig anlaufbar! Das ist gerade für Nicht-Nordsee-Segler sehr wichtig, denn die tidenberechnung fällt dadurch einfacher.
Es gibt in der Liste einen Hafen, der nicht 100% unabhängig ist, aber dieser ist auch nur ein lohnenswerter Zwischenstopp. Es geht auch ohne ihn.

Der Ärmelkanal beginnt streng genommen erst bei Calais. Für uns Ostseesegler ist aber schon die Nordsee quasi Kanal. Daher beginnen wir mit unseren Tipps schon bei unserem ersten Frankreich Stopp.

Dunkerque

Eigentlich wollten wir von Breskens (NL) nach Nieuwpoort in Belgien. Daher sind wir mit der beginnenden Strömung in der Westerschelde los. Aber die Fahrt lief so super und wir entschieden, nach Dunkerque durchzufahren. Allerdings hat man dann natürlich zum Schluss die Strömung gegen an. Wie oben erwähnt, 6 Stunden mit und 6 Stunden gegen.
Dunkerque ist tidenunabhängig anlaufbar und die Einfahrt ist auch gut.

Dunkerque – Boulogne-sur-mer 56 nm

Eine gute Strecke, auch etwas kürzer als die vorherige. Hier geht es bei Calais um eine Ecke, ein kleines Cap. Daher kann es hier andere Wind- und Strömungsverhältnisse geben, als im Wetterbericht angesagt. Das ist der Capeffekt, auf den du im Kanal noch oft treffen wirst.
Achte unbedingt auf die Farbe des Meeres! Diese Farbe wirst du so schnell nicht wieder sehen. Allerfeinstes türkis!

Boulogne-sur-mer ist Tidenunabhängig anlaufbar, da ein Becken durch eine Schleuse abgetrennt ist. Die Stadt ist auch definitiv einen zweiten oder dritten Blick wert. Wenn du guten Fisch magst, hier bist du richtig! Es ist Frankreichs größter Fischereihafen.

Als nächstes gibt es zwei Möglichkeiten, weiterzufahren:

A) Boulogne-sur-mer – Cherbourg 145 nm

Entweder du fährst in einem sehr langen Schlag direkt nach Cherbourg.
Das wären 145 nm, nicht unter 24 Stunden zu schaffen.

Oder etwas in die Bucht hinein, evtl. um besseren Wind zu haben. Das musst du von deinen Wetterverhältnissen abhängig machen.

Das haben wir gemacht:

B) Boulogne-sur-mer – Dieppe 55 nm

Wir hatten keinen Wind für die direkte Strecke und sind daher nach Dieppe gefahren.
Dieppe ist toll und definitiv einen Abstecher wert. Dieppe hat einen starken englischen Einfluß, das Örtchen könnte auch an der englischen Küste liegen.
Tidenunabhängig und unbedingt sehenswert.

Von hier kannst du in kurzen Etappen weitere Häfen anlaufen, zBsp Fecamp oder LeHavre. Aber Vorsicht, viele der Häfen sind nicht immer anzulaufen oder fallen trocken.
Wir wollten nach Fecamp, mussten dann aber vor der Hafeneinfahrt umdrehen, da Wind und Welle dagegen sprachen. Hier hat uns der Reeds beraten: bei 5bft auflandigem Wind wird dringenst von einer Einfahrt abgeraten. Wir hatten auflandigen Wind mit einer oberen 5. So waren wir abends wieder in Dieppe.

(Wenn es dich interessiert, schau doch mal bei YouTube unter Fecamp, da findest du eindrucksvolle Aufnahmen aus Fecamp. Wir waren froh, das nicht versucht zu haben!)

Kurz darauf passte bei uns dann das Wetter und wir haben uns von Dieppe auf bis nach Cherbourg gemacht. Wir sind direkt durchgefahren, ohne weitere Zwischenstopps. Es macht Sinn, den Wind zu nutzen, wenn er passt.

Dieppe – Cherbourg 110 nm

Unsere erste Nachtfahrt.

Cherbourg ist auf jeden Fall ein guter Ort. Du bekommst Ersatzteile, es gibt gute Shipshops und auch in der Stadt bekommst du alles.

Außerdem ist es ein TransOcean Stützpunkt. Du kannst dir Pakete schicken lassen und es gibt Rabatt für Mitglieder. Nur als Side-Info.
Wir mochten die Stadt sehr, uns hat sie richtig gut gefallen. Für mich war es die erste Stadt, in der ich mich tatsächlich in Frankreich angekommen fühlte.

Cherbourg bei Nacht anzusteuern ist nicht empfehlenswert. Das sagen wir aus eigener Erfahrung. Es ist machbar, aber stressig. Es sind wirklich viele Lichter vor Ort. Und durch die beiden vorgelagerten Barrieren wird es nicht einfacher. Aber es ist machbar, klar. Wir haben es ja auch geschafft. Nur wenn du es vermeiden kannst, ich würde es tun.
Der Hafen ist riesig und komplett tidenunabhängig.

Raz de Barfleur

Wir starten mit dem ersten Raz! Wohooo!

Vor Cherbourg ist die Pointe de Barfleur, markiert durch einen Leuchtturm. Am besten hältst du dich ca. 5 nm davon entfernt. Nähere Passagen sind nur bei ganz ruhigem Wetter zu empfehlen.
Du fährst am besten 4,5 Stunden vor Hochwasser Cherbourg dort vorbei, dann ist die Strömung ziemlich niedrig bzw. Stillwasser.

Cherbourg – Roscoff 125 nm

Auch hier wieder eine Nachtfahrt, wenn du magst, du bist ja gerade in Übung.

Race of Alderney

Hier durchfährst du das berühmte Race of Alderney! Das Alderney Race heißt bei den Franzosen „Raz Blanchard“ (weiße Flut), da das Wasser weiß ist, wenn es so aufgewühlt ist. Unser zweites Raz.

Wenn du danach googlest oder im Reeds nachschlägst, willst du wahrscheinlich am liebsten umdrehen.
Aber keine Sorge! Wenn du ein paar Dinge beachtest, kann das eine entspannte Fahrt werden.

Wir haben uns hier so verrückt gemacht! Wir sind tatsächlich bei so wenig Wind gefahren, daß wir motoren mussten. Wenn es dich stresst, dann mach das auch gerne so, es spricht überhaupt nichts dagegen!

Da wir wegen der Einreisebestimmungen die Kanalinseln nicht besuchen konnten, sind wir durchgefahren, unsere zweite Nachtfahrt.

Unsere Tipps sind tatsächlich nicht anders, als die der anderen:

Die Abfahrt in Cherbourg sollte 1 Stunde vor Hochwasser sein. Dann kommst du zum Kipppunkt der Tide an der Stelle entlang, wo die stärkste Strömung ist: das Cap de la Hague. Wenn du das Wasser beobachtest, siehst du die „Eddies“. Du musst ja nicht unbedingt drüber fahren. Sie sind auch in der Karte eingezeichnet, du kannst dran vorbeifahren.

Fahr nicht zu nah an der Küste entlang, jedenfalls nicht bei Wind. Dort stellt sich die Welle auf. Fahre gerne in der Mitte zwischen Festland und Insel.

Bei Wind gegen Welle baut sich hier eine stehende Welle auf. Ich muss das nicht unbedingt live erleben.

Der Rest der Strecke ist entspannt und ca. 24 Stunden nach Abfahrt kommt man in Roscoff an.
Roscoff kann man gut als Zwischenstopp machen. Für uns war es nicht mehr, es hat uns nicht gefallen und auch der Supermarkt ist weit entfernt.
Die Marina ist aber klasse, gepflegt und ordentlich.

Roscoff ist natürlich tidenunabhängig und kann jederzeit angelaufen werden.

Von Roscoff aus kann man mit einer weiteren Nachtfahrt theoretisch durchfahren bis nach Brest oder Camaret-sur-mer.

Allerdings muss man hier wieder durch eine der Engstellen, den Chenal du Four. Nummer drei quasi.

Direkt nach zwei Nachtfahrten empfehlen wir lieber eine Zwischenstation: L’Aber Wrac’h.
Bretagne Pur! Allein die Ansteuerung ist faszinierend, denn man fährt durch ein schmales Fahrwasser entlang an aus dem Wasser ragenden Steinen und Felsen.

Roscoff – L’Aber Wrac’h 39 nm

Leider ist Aber W’rach nicht für jeden geeignet, da er nicht tiefer als 2,50m ist. Aber mit bis zu 2,50m Tiefgang sind schon die meisten Boote abgedeckt. Und bei der Anfahrt muss auch die Tide beachtet werden. Keine Sorge, hier ist es noch „tidenanfänger“ Niveau und für jeden zu berechnen! Und wenn du es bis hierhin geschafft hast, bist du kein Tiden-Neuling mehr!

Nach einer schönen Portion Bretagne ist die nächste Etappe dann endlich die letzte im Ärmelkanal. Du kannst dich zwischen Brest und Camaret-sur-mer entscheiden. Der Unterschied ist einfach erklärt: Stadt oder Ort.
Brauchst du Ersatzteile oder einen Großeinkauf? Dann fahr nach Brest. Willst du Bretagne und Urlaubsgefühl, dann nimm Camaret-sur-mer.
Wir waren in Camaret-sur-mer und haben es nicht bereut.

L’Aber Wrac’h – Camaret-sur-mer 36 nm

Um dort hinzukommen, steht dir aber noch der Chenal du Four im Weg – der sogenannte Höllenkanal.
Der dazugehörige Leuchtturm heißt Phare du Four.

Chenal du Four

Bis 3bft ist der Chenal kein Problem, aber fahre möglichst nicht gegen die Strömung. Achte darauf, keinen stärkeren Wind gegen Welle zu haben (der Klassiker). Du solltest zum Kipppunkt der Tide am Eingang des Chenal sein. Und um diesen abzupassen fährst du in L’Aber Wrac’h 3 Stunden vor Hochwasser in Brest los. (z.B. Hochwasser in Brest 09.00 Uhr = Abfahrtszeit in L’Aber Wrac’h 06:00 Uhr)
Und dann viel Spaß im Kanal.
Wir hatten, wie bei den vorherigen Raz auch , fast keinen Wind und entsprechend dadurch keine Welle. Wir motorten die meiste Zeit.

Geschafft

Hooray – du bist durch den Ärmelkanal! Streng genommen endet der Ärmelkanal sogar noch vor dem Chenal.
Du kannst auch schon von Roscoff oder L’aber Wrac’h über die Biscaya springen, wenn das Wetterfenster passt. Bei uns war das nicht so und wir sind die Küste weitergefahren.

Ohne Pausen hätten wir es in 8 Tagen geschafft. Aber wir haben uns zum Glück Zeit gelassen. Und es hätte noch so viel mehr Zeit sein können, die französische Küste ist einfach traumhaft!

Unsere Hilfsmittel für den Ärmelkanal

  1. Papier- und Plotterkarten von NV-Charts.
    Papierkarten finden wir wichtig, um den kompletten Überblick zu haben und größere Gebiete einzuschätzen. Du kannst die Karten in Ruhe betrachten und auch die Gebiete mit stehenden Wellen gut eingrenzen.
  2. Der Reeds Almanach. Ja, ja und ja. Niemals ohne, hier findest du alle relevanten Informationen. Leider ist sehr vieles stark abgekürzt und viele dieser Abkürzungen erschliessen sich nicht auf den ersten Blick. Aber die Informationen sind sehr wichtig.
  3. Ergänzend dazu gibt es den Bloc Marine, das französische Pendant. Auch diesen finden wir extrem wichtig. Viele Informationen sind gleich zum Reeds, aber du hast die Strömungskarten zu jedem Gebiet gleich in der passenden Uhrzeit. Den Reeds muss man immer umrechnen (und für mich ist das mega kompliziert, ich habe es bis heute nicht richtig verstanden). Ebenso findest du die Koeffizienten, hier aber farblich dargestellt, dadurch ist es viel schneller einzuschätzen.
  4. Gezeitenrechnung mit Koeffizienten. Der Koeffizient bestimmt die Höhe der Tide und damit die Wassermenge, die bewegt wird. Je nach Wassermenge ist die Strömung stärker oder schwächer.
    Großer Koeffizient = starke Strömung und viel Tidenhub. Für die Gezeiten gibt es eine mega App: „Maree Info“. Für 1,69 € bekommst du für 4 Wochen Zugriff auf die Gezeiten aller französischen Häfen, also auch auf die sogenannten „secondary ports“. Inclusive Wasserhöhen und Wasserständen. Tolle App!
  5. Vermeide starken Wind gegen starke Strömung, das bringt die berüchtigten stehenden Wellen.
  6. Hafenmeister/ Locals
    Normalerweise können dir die Hafenmeister immer sagen, wann die beste Zeit ist, um weiterzufahren. Uns hat man hier immer die richtige Info gegeben. Und auch wann der Hafen wegen der Tide anlaufbar ist. Selbst rechnen und dann den Hafenmeister Fragen als Gegencheck – super Sache!
  1. „Meteo Consult Marine“ App. Diese Wetterapp war für uns für Frankreich die passendste. Kostet nichts.

Wenn du diese Tipps beachtest und mit den Apps arbeitest, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen!
Damit solltest du gut und sicher durch den Ärmelkanal kommen. Es sind so tolle Orte unterwegs und wir sind froh, uns genug Zeit gelassen zu haben. Es wäre schade gewesen, hier etwas zu verpassen.

Wenn du mehr zu unseren Vorbereitungen und über den Start wissen willst, dann schau dir diesen Artikel an:

Die Vorbereitungen zur Langfahrt

2021 – Die große Segelreise beginnt!

Langfahrt-der hakelige Start

Hier die Links zu unseren Tipps

Bloc Marine (kein Affiliate Link)

NV-Charts (kein Affiliate Link)

Die Apps (ohne Links und wir haben beide iPhones)

Meteo Consult Marine
Maree Info

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Wir sind nach einem sehr heftigen Start in IJmuiden, Niederlande. Direkt an der Nordsee.

Nach einigen Tagen haben sich das Wetter und unsere Nerven soweit wieder beruhigt, daß wir weiter segeln können und auch endlich wollen. Es wird Zeit für den Weg von der Nordsee in den Ärmelkanal!
Christiane ist wieder zurückgefahren, da sie arbeiten muss. Dieter will uns noch ein paar Tage begleiten und auch unterstützen. Das freut uns sehr und nimmt auch ein wenig Stress.

Auf der Nordsee

Wir starten mit Dieter in IJmuiden auf die Nordsee nach Scheveningen.
Das Wetter zeigt sich von seiner allerbesten Seite: Sonne, ein angenehmer Windhauch. Als hätte es die letzten Tage nicht gegeben. Ganz langsam stellt sich ein positives Gefühl ein.

Scheveningen soll immer voll sein, stand im Reeds. Aber es Ist ja keine Saison mehr, das wird schon passen. Dachten wir. Wir waren total erstaunt, als wir bei den Einfahrt um die Ecke bogen: es war total voll, fast kein freier Platz zu sehen. Der Hafenmeister holte uns mit dem Rib ab und wies uns einen schönen Platz zu. Es war eng und knapp, aber ein schönes Plätzchen.

Scheveningen

Scheveningen war toll. Es fühlte sich ein wenig an wie Urlaub: Cafés und Restaurants an der Marina, entspannte Menschen und Leben. Das erste Mal war alles so, wie wir uns das vorgestellt hatten: ankommen bei die Sonnenschein nach einem sonnigen Segeltag. Und wir müssen nichts reparieren oder keine Wäsche waschen. Der erste Hafen ohne direkten Gang zur Waschmaschine!

Wir gingen einkaufen und schlenderten ein wenig durch die Gegend. Aber am nächsten Tag sollte es auch gleich wieder weitergehen, daher wurde der Abend kurz. Der nächste Stop: Steelendamm.
Es läuft alles wie am Schnürchen. Die Sonne scheint, Dieter und Christoph versuchen sich an der Windfahnensteuerung. Es ist entspannt. Allerfeinstes segeln auf der Nordsee.

Zwischenstopp in Steelendamm

Wir kommen am Abend in der Marina an, legen uns in eine freie Box und stellen uns den Wecker. Dirt treffen wir eine Familie, die wir aus unserer Zeit mit der Dehler von Social Media kennen. Sie wollen auch auf lange Fahrt gehen. Wir tauschen Erlebnisse und Werkzeug. Es ist gut, jemanden zu haben, der das gleiche vor hat!
Heute machen wir wieder nicht lange, es soll früh weitergehen. Der nächste Stop ist Breskens.

Es ist noch früh am morgen, als wir ablegen. Es wird der erste Schleusenvorgang der Schleuse an diesem morgen genutzt, die Sonne scheint, es ist kein Wind. Also motoren am Hoek van Holland vorbei. Wir sind angespannt, schließlich ist Rotterdam einer der größten Häfen der Welt. Aber wie so oft: es ist weitaus weniger los, als gedacht.
Wir werden ein mal angefunkt, bitte unseren Kurs zu halten. Damit lassen wir einem Tanker genügend Platz. Kein Problem, wir halten den Kurs wie geplant.
So ist es ein tolles Segeln in der Nordsee und wir kommen sehr gut Richtung Ärmelkanal voran.

Breskens

Aber in Breskens werden wir wieder durch Starkwind ausgebremst. Und daher endet hier auch unsere Reise mit Dieter, Christiane holt ihn ab und bringt im Austausch für Dieter viele Ersatzteile mit. Unter anderem das neue Solarpaneel, das uns beim Anlegen in Amsterdam kaputt ging.
DANKE DANKE DANKE an euch beide!

Wenn du mehr über den Start und unsere Mitsegler wissen willst, dann schau doch mal in den Artikel: Langfahrt – Der hakelige Start

Wir warten das schlechte Wetter in Breskens ab. Waschen, putzen und erste kleine Reparaturen werden gemacht. Und erholen, viel erholen. Wir schlafen viel und machen einfach mal nichts.

Dann endlich passt alles: Wetter, Boot und wir sind bereit für die erste Etappe ganz alleine.
Wir beschließen weiterzufahren. Die größeren Reparaturen wollen wir im nächsten Hafen angehen. Das Solarpanel muss getauscht werden und der Solarlüfter fliegt raus.

Next stop: Nieuwpoort, Belgien.
So dachten wir uns das zumindest bei der Tourplanung. Doch es läuft alles so gut und wir beschließen, gleich bis nach Dunkerque durchzufahren. Das bringt uns deutlich näher Richtung Ärmelkanal.
Und dabei hatte Christoph doch gerade erst die belgische Flagge gesetzt.
Es war von der Strömung gesehen nicht die beste Idee, wir mussten irgendwann gegen an motoren. Aber wir wollten weiter kommen auf der Nordsee.

Wir sind in Frankreich!

Dunkerque

Wir hatten einen tollen Ritt durch 1,5 Meter Welle und hoch am Wind.
Natürlich müssen wir in Dunkerque Wäsche waschen, alles ist wieder nass. Doch die Sonne scheint, es ist schönes Wetter für Reparaturen. Und wir sind in Frankreich!!!

Der Zoll kommt vorbei, 6 Mann im Schlauchboot. Schon ein merkwürdiges Gefühl, als sie so im Cockpit sitzen. Aber da Christoph ja fliessend französisch spricht, ist das Eis schnell gebrochen und wir unterhalten uns gut mit den Beamten. Sie checken die Papiere, loben „die Deutschen“ für ihre Ordnung und geben uns die Bescheinigung: alles okay bei uns! Dunkerque ist der erste Hafen nach der Grenze, hier werden viele Boote kontrolliert. Die Kontrolle hier ist normal. Es gibt eine Truppe im Schlauchboot, die fährt täglich durch die Häfen und schaut nach neu angekommenen Booten.

Wir wollen uns nicht länger als nötig in Dunkerque aufhalten, wir kennen den Ort und für uns ist das irgendwie nicht „unterwegs sein“. Noch sind wir ja nicht im Ärmelkanal, der beginnt offiziell erst in Calais. Wir tauschen das Solarpanel und den Lüfter und fahren bei der nächsten Gelegenheit weiter nach Boulogne-sur-mer.
Es ist wieder hoch am Wind, es ist wieder gegen an. Und es ist wieder nass: die Luke ist natürlich immer noch undicht- aber der neue Lüfter hält dicht! Ein Problem weniger.

Boulogne-sur-mer

hat uns zum ersten Mal das richtige Fahrtensegler-Gefühl gegeben. Die Sonne scheint, die Menschen waren gut gelaunt und es gab viel zu sehen. Zuerst war die Stadt nicht so toll, aber auf den zweiten Blick gefiel sie uns richtig gut! Es ist keine echte Schönheit, aber sie hat viel Charakter.
Wir nahmen uns Zeit und schauten uns um. Zum ersten Mal seit wir unterwegs sind. Das war es doch eigentlich, was wir wollten: neues sehen und kennenlernen!

Es ist Frankreichs größter Fischereihafen. Das merkt man an jeder Ecke, Fisch bestimmt hier den Alltag, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. Es gibt das Nausicaa, eines von Europas größten Aquarien.

Was ich interessanter fand, war der Street Art Parcours. Jeden Sommer gibt es eine Art Festival, wo Street Art Künstler der ganzen Welt Flächen für ihre Murals zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn man durch die Stadt läuft, findet man an jeder Ecke tolle Kunstwerke.

Ebenso lohnt sich der Weg auf den Berg, die Küste von oben ist sehr faszinierend. Hier zeigt sich, warum diese Küste auch „Opalküste“ genannt wird: das Meer hat ein faszinierend intensives türkis!

Leider waren unsere Ersatzteile nicht da, die wir von IJmuiden nach Boulogne-sur-mer haben schicken lassen. Eine intensive Recherche ergab, diese lagen in einem Zustellzentrum in Flandern. DPD konnte sie nicht zustellen. Die Info ging an den Versender, dieser informierte uns aber nicht.
So mussten wir weiter, ohne dafür eine Lösung zu haben. Darum wollten wir uns unterwegs kümmern. Der nächste Stopp war Dieppe.

Von der Nordsee in den Ärmelkanal

Auf dem Weg nach Dieppe kommen wir an Calais vorbei: jetzt sind wir offiziell im Ärmelkanal! Der erste Meilenstein ist geschafft! Und das nach diesem Start, wir hatten anfangs nicht daran geglaubt, es noch von der Nordsee in den Ärmelkanal zu schaffen.

Dieppe

ist eine sehr nette kleine Stadt in der Normandie. Der Abschnitt nennt sich hier Alabasterküste, da die ganz Küstenlinie durch weiße Kreidefelsen geprägt ist. Dazu kommt das immer noch sehr türkisfarbene Wasser. Was soll ich sagen….traumhaft schön!
Dieppe ist eines der ältesten Seebäder Frankreichs und diesen Flair hat man auch heute noch.
Die Marina liegt direkt an der Stadtpromenade, hier gibt es viele Restaurants und Bars. Urlaubsfeeling pur! Und direkt dahinter ist die Altstadt, gut erhalten mit vielen hübschen Läden.

Hier ist der Tidenhub übrigens fast 9 Meter! Das ist total faszinierend, wenn man das sieht. Und du merkst davon einfach nichts auf dem Boot.

Dieppe hat uns gut gefallen, doch wir wollen weiter. Das Wetter ist mal wieder gegen uns und wir beschließen, durch die Bucht nach Fecamp zu fahren. Das sollte uns besseren Wind für die Etappe nach Cherbourg bringen.

Nach Fecamp

Und so machen wir uns bei einer guten Wettervorhersage auf den Weg: Doch wie so oft, es kommt anders. Der Wind wird im laufe des Tages deutlich stärker als erwartet und immer gegen an. Als wir kurz vor der Hafeneinfahrt sind, haben wir eine obere 5 bft auf der Anzeige. Der Wind kommt aus West. Und im Reeds steht, man sollte bei westlichen Winden stärker als 5 bft nicht in den Hafen einfahren. Welle ca. 2 Meter. Wir beobachten andere Yachten, die auch abdrehen. Keiner fährt rein.

Wir besprechen die Situation: können wir weiter zur nächsten Marina? Tatsächlich nicht, die nächsten Häfen sind zu weit und der Wind ist zu heftig. Also ist unsere einzige Möglichkeit zurück. Wir atmen tief durch und wenden schweren Herzens. Der Vorteil hier ist, der Wind kommt von hinten. Das ist eine deutlich angenehmere Windrichtung. Die Rückfahrt ist schön, wir haben achterlichen Wind und die Welle trägt uns zurück nach Dieppe.
Angekommen fallen wir erst mal in die Koje.

Es war wieder eine Bremse, vielleicht war es auch wieder nötig. Wir nutzen die Zeit, um es uns gut gehen zu lassen: Christoph bekommt endlich Moules Frites und ich probiere Galletes.
Wir kommen zu der Frage, ob wir es wirklich dieses Jahr noch über die Biscaya schaffen können.
Und was passiert, wenn nicht? Eine wichtige Frage für uns: sie klärt unsere Einstellung!
Und die Antwort ist klar, wenn auch zuerst nicht einfach: dann schaffen wir eben es nicht über die Biscaya. Wir haben ja kein festes Ziel, wir planen uns selbst. Und das wichtigste Ziel ist, uns soll es gut gehen.

Nach Cherbourg

Dann passt das Wetter für eine Fahrt direkt nach Cherbourg. Wir sind wieder sehr aufgeregt, es wird unsere erste Nachtfahrt! Ganz akribisch bereiten wir uns darauf vor und überlegen uns Strategien. Das wichtigste ist: nicht bei Dunkelheit in den Hafen! Die Fahrt läuft gut, wir genießen den Sonnenuntergang und den Mond. Wir sehen Delfine! Später erfahren wir, es waren vermutlich Pilotwale, denn die interessieren sich nicht für die Boote.
Nachtfahrten haben ihren ganz eigenen Flair. Es hört und fühlt sich alles ganz anders an, die Sinne sind viel geschärfter. Leider ist wenig Wind und wir motoren ziemlich viel.

Und es kommt, wie es kommen muss: wir sind zu schnell und sind schon gegen 03:00 Uhr vor der Hafeneinfahrt. Es blitzt und blinkt überall. Wir versuchen mit aller Kraft und allen Mitteln die Hafeneinfahrt zu finden. Hier? Da? Ist es das rote Licht? Ist das hier das Richtfeuer? Der Hafen von Cherbourg hat zwei Schutzbarrieren. Eine große äußere, die den Vorhafen von der See trennt. Als wir hier endlich drin sind, nähert sich von hinten eine weitere Yacht. Wir beschließen, dieser Yacht hinterherzufahren. Aber wie es so ist: vor lauter vorbereiten und Konzentration auf Fender und Leinen in der Dunkelheit fährt uns diese Yacht einfach davon. Also tasten wir uns im Dunkeln weiter voran. Im Hafen angekommen, legen wir uns gleich an den ersten greifbaren Steg. Anlegen im Dunkeln, nachts.
Ein perfektes Anlegemanöver! High five um 05.00 Uhr und ab in die Koje!

Wie es in Cherbourg weitergeht, kannst du im nächsten Artikel nachlesen.

Mehr über die Orte in Frankreich:

Dieppe

Boulogne-sur-mer

Wie konnte es dazu kommen?

Gerade noch lief es so gut, Du verlässt deinen Liegeplatz bei bestem Wetter um Segeln zu gehen. Plötzlich ein teures Geräusch aus dem altersschwachen Motor. Der Motor geht aus und Dir ist klar: das war es jetzt. Motor kaputt. Ich brauche einen neuen Innenborder für die Segelyacht!

Oder du fummelst mal wieder bei bestem Segelwetter an dem ölenden Motor herum und er will schon wieder nicht wie Du willst?

Doch was bedeute das? Was kostet ein neuer Motor? Was musst Du wissen, was musst Du beachten, wenn Du Dich um einen neuen Motor kümmerst? Und was hängt mit dem neuen Motor noch alles zusammen?

Die Rahmenbedingungen und ein Beispiel

Uns hat das Drama eines „sterbenden“ Motors in 2018 im August kalt erwischt. Der Segel-Sommer war schlagartig vorbei, Sorgen und viele Fragen kamen statt dessen. Denn die Reparaturkosten überstiegen bei Weitem den Wert des Bootes.

Weshalb und wie spektakulär der Motor kaputt ging, kannst Du in unserem Blog-Artikel „Motorschaden – was nun?“ nachlesen.

Foto - kaputter Innenborder

So sieht ein Motor nach einer missglückten Reparatur und Feuerlöscher Einsatz aus

In jedem Falle stellt sich die Frage nach den Kosten und was alles damit einhergeht. Falls Du Dich in einer ähnlichen Situation befindest, die Sorgen können wir Dir vielleicht nicht nehmen. Wir können Dir aber gerne Deine Fragen beantworten und damit den Grundstein legen für erste Informationen.

Ich erkläre Dir am Beispiel einer 8 Meter Segelyacht mit Innenborder und Welle, was auf Dich zukommen kann.

Beispiel: Dehler Optima 830, 1-2 Zylinder Innenborder Dieselmotor.

Basis: 3 Angebote, 2 von Motoren Spezialisten für Bootsmotoren plus ein Angebot von einer Werft. Alle Preise aus Hamburg incl. Ust in 2018.

Wie wir uns in den ersten Überlegungen zwischen verschiedenen Motorkonzepten entschieden haben, erklärt unser Blog-Artikel „Motorschaden – der neue Motor“.

Was kostet ein neuer Innenborder für die Segelyacht und was hängt damit zusammen?

Die Kosten eines neuen Innenborder für die Segelyacht: kurz und schmerzhaft

Ein neuer Motor mit Getriebe, geliefert auf Palette an den Bordstein kostet ca. 5.000 – 8.000 Euro. Dann ist aber der Altmotor noch nicht ausgebaut und der neue Motor nicht eingebaut, nicht angeschlossen und auch noch nicht in Betrieb genommen.

Die Ausbau-, Anpassungs- und Einbauarbeiten sind nicht mal eben gemacht. Diese schlagen ebenfalls mit ca. 3.000 – 4.000 Euro zu Buche. Was das alles ist zeige ich weiter unten.

Foto - Motor Innenborder Farman

Blick auf das hintere Ende des alten Motors von oben. Oben im Bild: Schaltungsgestänge und Plichtlenzer. Mitte: Blick von oben auf das Getriebe, die Wellenkupplung (Modell Dehler) und die Propellerwelle. Unten: Auspuffschlauch und Plichtlenzer

Ein neuer Motor incl. aller Arbeiten bis zur Inbetriebnahme kostet also komplett ca. 9 – 12 T€. Dieser Preis gilt für eine Segelyacht bis ca. 10 Meter Länge und ca. 20 Ps.

Was hängt nun mit dem neuen Innenborder für die Segelyacht alles zusammen?

An viele Dinge würde man als Laie vielleicht gar nicht denken. Das betrifft (natürlich neben dem neuen Motor) viele verschiedene Arbeiten.

Dazu zählt: Vorbereiten, Demontage des Altmotors, Reinigen des Motor Raums, Motor Raum ausmessen, passenden Motor auswählen, Angebote für Motor und Zubehör einholen und verhandeln, Lieferfristen und Arbeiten koordinieren und vereinbaren, Motorfundamente bauen/anpassen, Schaltungsarmatur und Schaltzüge neu/verlängern, Auspuffanlage anpassen, Kühlwasserfilter und Vakuumbrecher ergänzen/ersetzen, Elektrik ergänzen oder neu anschließen etc.

Zudem solltest Du bedenken, dass „Motor raus“ auch bedeutet, den Motor Raum leer zu haben. Der Motor Raum ist endlich einmal überall gut zugänglich um gründlich reinigen zu können, neu zu lackieren, zu dämmen, eine Beleuchtung zu installieren etc.

 

 
Foto - Motorraum Segelyacht Dehler

Motorraum Segelyacht. Leergeräumt, gereinigt, angeschliffen und vorbereitet für den Einbau der Motorfundamente

Doch nun zu den notwendigen Leistungen beim Motortausch.

Motortausch 1:1

Am einfachsten ist es sicherlich, wenn der defekte Motor noch hergestellt wird und damit 1:1 ersetzt werden kann.

Also: selbes Fabrikat, unveränderte Leistung, identisches Getriebe und gleiche Übersetzung; auch Gewicht und Abmessungen verändern sich nicht.

Das bedeutet, dass alle Anschlüsse, die Motoren Fundamente, die Schaltung, Auspuff, Welle, Propeller, Wellenkupplung, alles passt noch und kann ohne Anpassung weiter verwendet werden.

Hier ist der Aufwand am geringsten. Du kannst das meiste selbst machen. Aufwand: ca. 1-2 Tage und ca. 5 – 8 T€ Kosten. Alter Motor raus, neuer Motor rein und alles in umgekehrter Reihenfolge nach den vorher gemachten Fotos zu jedem Arbeitsschritt wieder anschließen.

Nur das Ausrichten des Motors auf dem Fundament zu der Welle sollte jemand tun, der die Messuhr hat und das kann. Aufwand: ca. 4 Stunden.

Austausch des Bootsmotors gegen ein anderes Fabrikat, Leistung, Abmessung

Wenn Du den Motortyp gegen eine anderen tauschst, samt Übersetzung/Getriebe, dann ist der Aufwand am größten. Im Weiteren gehe ich von diesem Fall aus. Dabei wirst Du vermutlich beinahe alles von der folgenden Liste benötigen da Du fast alles anpassen und neu anschließen musst.

Foto Motorfundamente einbauen

Erstes Anhalten und grobes Ausrichten der Motorfundamente aus Hartholz. Lageausrichtung grob nach Lehre (über der Welle) und Maßband

Ich gehe hier von dem Austausch eines Innenborders gegen einen ganz anderen Dieselmotor mit anderem Getriebe aus.

  1. Kranen, Ausslippen, Lagern
  2. Demontage des Altmotors
  3. Reinigung des Motorraums
  4. Ausmessen des Motorraums für den neuen Motors, ggf. Bau eines Models
  5. Lieferung neuer Motor
  6. Lieferung neuer Welle, Wellenkupplung und neuer Propeller
  7. Herstellen, Anpassen Motorfundament, evtl. Schweissarbeiten oder laminieren, lackieren
  8. Einheben des Motors mit Kran / Kettenzug
  9. Einbau des Motors incl. Ausrichten auf die Welle
  10. Motor anschließen: z.B. Bedienpaneel Motor, Anschließen Motorelektrik an Batterie, Schalt- Gaszüge, Schläuche, Auspuffanlage verbinden, Treibstoffleitung, Elektrik anschliessen, Getriebe und Welle verbinden,
  11. bzw. neue Welle kürzen und einbauen, Propeller einbauen.
  12. Anschließen Bordelektrik an Motor/Batterie, z.B. Motorinstrumente oder sonstige Verbraucher. Hier getrennt genannt, da das der Motormechaniker nicht oder sehr widerwillig macht. Besser: mit Unterstützung selbst machen oder Bootselektriker beauftragen
  13. Inbetriebnahme, Probelauf
  14. Wassern: Ausslippen, Kranen, Probefahrt

Wenn ich den Motor tausche, was sollte ich noch erledigen?

Wie so häufig, wenn man etwas austauscht, hat man alle Bestandteile einmal in der Hand. Du kannst diese bei gutem Licht und von allen Seiten kontrollieren. Dabei findest Du auch verschiedene Dinge, die Du nicht vor hattest neu zu machen oder Du findest Zustände vor, die so nicht in Ordnung sind. Und die sich daher anbieten neu zu machen, wenn Du ohnehin dabei ist.

Das könnte sein:

  1. Reinigen, Lackieren, Dämmen des Motor Raums
  2. Einbau Beleuchtung
  3. neue oder zusätzliche Motorinstrumente wie Batteriewächter, Drehzahlmesser, Thermometer. Vor allem wenn das – wie bei älteren Booten häufig – alles „zusammengesuchte“ Instrumente und Schlüsselschalter von überall her waren. Bei mir war z.B. der Schlüsselschalter der Selbe der auf den Treckern verbaut war, das Motorpaneel war eine Holzplatte im Niedergang mit verschiedenen, einzeln eingebauten (defekten) Anzeigen. Alles neu, alles aufeinander abgestimmt, alles ordentlich.
  4. neuen Platz dafür finden, den alten Platz wieder herrichten
  5. Wellenkupplung, Wellendichtung, Wellenlager neu
  6. Wasserfilter, Auspuffanlage anpassen oder ersetzen
  7. Rumpfdurchführungen, Seeventile neu machen

Wenn Du erst mal dabei bist, fällt Dir sicherlich noch mehr ein. Und auch wenn es schon teuer genug ist, mache es gleich mit. Es lohnt sich.

Was kann ich beim Motoreinbau selbst machen?

Wie immer hängt das von Deinen Vorkenntnissen, deinem Netzwerk, Deinen technischen Möglichkeiten, Werkzeug, Helfern und der Dir zur Verfügung stehenden Zeit ab.

Foto - Motorfundamente einlaminieren

Die Motorfundamente sind ausgerichtet, eingeklebt und verschraubt. Hier: Laminieren mit Glasfasermatten

Nicht alles was Du selbst tun kannst ist auch sinnvoll selbst zu tun. Du solltest genau überlegen, was Du selbst übernehmen möchtest. Meine Erfahrung ist, dass meine Schätzung für Tätigkeiten die ich noch nie gemacht habe, meistens drei mal so lange dauern wie ich dachte. Bei bereits gemachten Tätigkeiten liege ich oft um den Faktor zwei daneben, brauche also doppelt so lange wie geplant. Das ist gut zu wissen, also plane ich oft entsprechend, bzw. plane das als Puffer mit ein. Doch natürlich tickt da jeder anders.

Für den Ausbau des Motors habe ich wie geplant einen Tag gebraucht, alleine.

Allerdings hat das Ausmessen des Motorraums, Motormodell bauen, Motorraum reinigen, herrichten und Motorfundamente bauen, einbauen, einlaminieren und Motorraum streichen statt einer Woche satte drei Wochen benötigt.

Oft bin ich einfach „hängen geblieben“. Ich war mir unsicher ob so oder anders, z.B. hält die Ausführung oder muss diese stärker oder anders ausgebildet werden? Hinzu kommt, dass viele Themen in den Foren und im Internet nur als Stichworte ausgeführt sind, z.B. „Motorfundamente baut man am besten aus Styrodur“. Aha, danke. Ich frage mich sofort: Und wie schraube ich den vibrierenden 130 kg Motor darauf fest? Reicht da eine aufgeklebte Bohle, einlaminiert? Oder baue ich besser massiv?

Übernimm dich also nicht.

Grundsätzlich eignet sich beim Motortausch folgendes zum Selbstmachen:

Einfache Tätigkeiten beim Austausch des Innenborders:

  1. Motorraum reinigen
  2. Motorraum streichen
  3. Welle kürzen und einbauen
  4. Wellenkupplung montieren
  5. Propeller montieren

Anspruchsvollere Tätigkeiten beim Austausch des Innenborders:

  1. Motor ausbauen
  2. Schaltung einbauen
  3. Auspuff anpassen
  4. Elektro anpassen
  5. Wellenlager tauschen
  6. Kühlwasser anschließen
  7. Motor einheben

Spezialistenaufgaben und weniger geeignet zum Selbstmachen

  1. Motor Fundamente bauen
  2. Motor einbauen incl. Ausrichten auf Welle
  3. Stevenrohr ändern

Fazit und Empfehlung: Machen oder Machen lassen?

Viele Dinge wirst Du, auch wenn einfach oder mittelschwer nicht sinnvoll selbst machen können. Das liegt am Arbeitsablauf, bzw. daran dass die Werft/der Monteur dazu seine Arbeit unterbrechen muss. Ausserdem wirst Du vermutlich doch deutlich länger benötigen als der Spezialist.

Zudem arbeitet der Fachmann nicht gern an „selbst gemacht“ an. Da besteht für ihn immer die Gefahr von Streitigkeiten mit dem Eigner. Wenn etwas nicht funktioniert, war es dann das was ich gemacht habe, oder die Tätigkeit des Mechanikers oder sogar beides und was macht man nun?

Foto - fertig laminierte Fundamente

Endlich – die Motorfundamente sind beide fest verbaut, fertig einlaminiert und in der Höhe kontrolliert. Passt! Fertig zum Streichen!

Und wo kann ich beim Motoreinbau sparen?

Am meisten kannst Du sparen, wenn eine Motorüberholung ggf. doch in Frage kommt, der selbe Motor ersetzt werden kann (1:1) oder es ggf. auch ein gebrauchter Motor tut.

In diesen Fällen kommst Du mit ca. 3.500 bis 8.000 Euro hin. Der untere Wert bezieht sich auf Motor überholen, ca. 6.000 bis 8.000 Euro werden für einen neuen Motor mit Getriebe in der Anschaffung (ohne Einbau) fällig.

Diese Varianten setzen voraus, dass Du den Motor selbst aus-, wieder einbaust und wieder anschliesst.

Was Du noch wissen solltest

Alles aus einer Hand?

Am neuen Motor hängen mehrere Tätigkeiten, die üblicherweise nicht aus einer Hand kommen.

Der Motorspezialist repariert Motoren und baut neue ein.

Der Bootselektriker macht üblicher Weise nur die Elektrik an Bord.

Die Werft übernimmt Arbeiten am Rumpf, würde also die Fundamente bauen und alle oder auch alle anderen anfallenden Arbeiten übernehmen können.

Warum erwähne ich das? Nun, alle drei Gewerke sind beim „Motor tauschen“ notwendig. Die Schnittstellen sind zu koordinieren.

Der Motorspezialist baut oft keine Fundamente, denn dabei kann man viel falsch machen. Ebenso verkabelt er Deine Elektrik nicht gerne mit dem Motor, das ist eine Haftungsfrage. Nicht jede Werft hat diese Spezialisten, manche Werft will mit einem Motortausch nichts zu tun  haben.

Wie unterscheide ich ein gutes Angebot von einem weniger guten Angebot

Gemeint ist hier ein vollständiges und das seinen Preis werte Angebot. Was billig ist, muss nicht gut sein.

So sieht ein gutes und detailliertes Angebot aus, aus dem Du alle notwendigen Arbeiten und Grenzen und Risiken der Leistungen entnehmen kannst.

Angebot 1 für einen neuen Motor für eine Segelacht

Das erste Angebot für Lieferung und Einbau eines Innenborders für eine Segelyacht in 2018. Ausführlich, aussagekräftig und vollständig.

Alle meine Fragen waren im Angebot schriftlich und mit Preis beantwortet. Dieser Anbieter hat übrigens eine in der Werft befindliche Dehler Optima 83 hierzu nochmal genau angesehen. Er hat den Motor Raum ausgemessen und sich vorher überlegt, auf welche Art und Weise er den neuen Motor einbauen würde. Für das Angebot hat er dann verdienter Weise Geld verlangt. Ich komme später darauf zurück.

Angebot 2 für einen neuen Motor für eine Segelacht

Ein weiteres, weniger aussagefähiges und teureres Angebot für den Austausch eines Motors auf einer Segelyacht

Und so sieht ein, naja, jedenfalls nicht so klares Angebot aus. Was ist hier genau enthalten? Was nicht? Ich kann hier nicht erkennen, ob der Anbieter sich tatsächlich Gedanken über die zu erbringenden Leistungen gemacht hat. Für mich wirkt das eher wie ein „Schätzpreisangebot“.

Von dem zweiten Angebot würde ich besser die Hände lassen. Hier könnte es passieren, dass der Monteur mit verschiedenen Mehrkosten „um die Ecke“ kommt. Und das passiert oft erst, wenn die Arbeit begonnen ist, alles zerlegt ist und Du sinnvoller Weise niemanden anderen beauftragen solltest. Kann, muss aber nicht.

Hier in diesem Fall ist das ein seriöses Unternehmen, nur das Angebot ist eben nicht so klar gefasst.

Warum ich das erzähle?

Nun, es ist sinnvoll den Spezialisten verschiedene Fragen zu stellen um heraus zu arbeiten, was er tut und was nicht. Welche Leistungen sind enthalten und welche nicht? Baut er Motorfundamente? Passt er bestehende an? Passt der angebotene Motor auch sicher in den Motor Raum? Ist alles am Motor zur Wartung dann noch erreichbar? Schließt er die Elektrik der Verbraucher und vorhandener Anzeigen wieder an? Was ist z.B. mit dem bestehenden Motorstunden Zähler, der direkt auf der Zündschloss sitzt? Was mit der nachgerüsteten Temperatur Anzeige oder der Diesel Vorförderpumpe? Schließt er das alles wieder an?

Eigentlich klar, nur zur Erinnerung: Nur das, was auf dem Angebot steht, ist im Streitfall auch zu diesem Preis beauftragt gewesen.

Also: Was ist nicht erwähnt, wo ist eine Lücke oder Unklarheit im Angebot? Nachfragen! Erst beauftragen, wenn Du keine Fragen mehr und ein gutes Gefühl mit dem Anbieter hast.

Angebote kosten oft Geld

Manche Werften sind dazu übergegangen, Geld für ein Angebot zu verlangen. Das wird beim Auftrag üblicher Weise verrechnet. Das kommt daher, dass diese Werften/Firmen oft Angebote schreiben, die nicht zu einem Auftrag führen.

Ein durchdachtes Angebot benötigt neben einer technisch machbaren Lösung, angemessenen Preisen und einer treffenden Beschreibung der Leistungen und Telefonaten zu Lieferzeiten und Kosten und leicht 2-3 Stunden Arbeit. Deswegen kannst Du hier mit ca.100 -150 Euro rechnen.

Aus meiner Sicht ist das ein Zeichen von Seriosität. Andere Anbieter liefern teilweise ungenaue und wenig aussagefähige Kostenvoranschläge auf der Basis von Faustwerten. Das ist unter Umständen gut für ihn und teuer für Dich.

Zur Erinnerung, das erste Angebot (das bessere, genauere und günstigere) kostete für die Erstellung, das zweite (ungenauere) kostete nichts. Obwohl der zweite einen guten, aber teuren Ruf genießt.

Also auf ein seriöses Angebot achten.

Elektrik wieder anschließen

Das Anschließen des Motors durch den Motorspezialisten ist meist auf den Motor selbst, dessen Kabelbaum und das Motorpaneel beschränkt.  Das ist „Plug and Play“. Dann noch die Kabel von der Batterie zum Motor neu verbinden. Mehr macht er nicht mit der Elektrik. Mein Motorspezialist hatte von vornherein bereits ausgeschlosssen, die Elektrik der Verbraucher wieder anzuschließen.

Folge: kein Licht, keine Steckdose, die Kühlbox, der Plotter nichts funktioniert. Kabel hingen aus der Wand und alles war „tot“. Und ich selbst „guckte wie ein Schwein ins Uhrwerk“, denn ich hatte von Elektrik keine Ahnung – ich musste mich erst mal damit beschäftigen und einlesen.

Als das gemacht war benötigte ich dann noch ca. 2 Tage, bis alles zugeordnet war, jedes Kabel beschriftet, neu verkabelt, bzw. angeschlossen und bis alles wieder einigermaßen funktionierte.

Wenn also die Bordelektrik eher gebastelt ist, also mal hier mal dort noch elektrisch angeschlossen wurde, dann ist nach der Arbeit des Motoren Spezialisten noch viel selbst zu machen.  Unter Umständen wird ein bestellter Bootselektriker sich auch weigern, das wieder so zu verkabeln ohne Änderungen vorzunehmen.

Wenn das so ist, dann freue Dich. Möglicher Weise hat er Dich dann vor einem Schwelbrand oder Schlimmerem bewahrt.

Foto - Motor einbauen

Das erste Einheben des Motors in den Motor Raum auf die Fundamente. Mehrfach gemessen habe ich ja. Wochenlang gehobelt, geschraubt, laminiert. Passt das wirklich?

Die Drehrichtung des Motors ändert sich?

Wenn Du Dich für einen neuen Motor entscheidest, der nicht mit dem selben Getriebe weiter betrieben werden kann, denke an den Propeller. Vielleicht benötigst Du ebenfalls einen neuen Propeller. Warum das? Der Propeller kann rechts- oder linksdrehend sein, wie Du sicherlich weisst. Wenn Du vorher z.B. einen rechtsdrehenden Motor hattest und der neue Motor oder besser gesagt das Getriebe ist linksdrehend, tja dann wirst Du auch einen neuen linksdrehenden Propeller brauchen.

Ändert sich die Getriebeübersetzung?

Meist benötigst Du bei einem neuen Motor auch ein neues Getriebe. Im Preis des neuen Motors ist das Getriebe oftmals enthalten. Dieses Getriebe wird sich, auch wenn die Drehrichtung stimmt, eventuell in der Übersetzung von dem bisher verbauten Getriebe unterscheiden. Wenn das so ist (Beipackzettel, Motorspezifikationen beachten), dann wirst Du auch einen neuen Propeller brauchen.

Das liegt daran, dass sich dann die Welle schneller oder langsamer dreht. Das wiederum würde bedeuten, dass der Propeller dann nicht mehr zur Übersetzung passt und sich zu schnell oder zu langsam dreht, bzw. zu groß oder zu klein ist, bzw. die falsche Steigung aufweist. Die Folge wäre Überlastung des Motors und schwarzer Qualm bzw. die volle Motorleistung und damit die volle Geschwindigkeit wird nicht erreicht.

Änderung des Gewichts oder der Lage des Motors

Wenn sich das Gewicht des Motors oder dessen Lage im Rumpf verändert, kann das bedeuten, dass sich der Schwerpunkt verschiebt. Das wiederum kann Ausgleichsgewichte notwendig machen, um die Segeleigenschaften zu erhalten.

Bei unserem Boot war der neue Motor leichter. Damit hob sich das Heck etwas aus dem Wasser. Die Segeleigenschaften wurden besser. Allerdings mussten wir die Lackierung der Wasserlinie anpassen.

Frontansicht des Motors Yanmar 1GM10 im Segelboot

Fertig! Nach endlosen Stunden am Rechner und in der Halle ist der neue Motor endlich eingebaut und betriebsbereit

Fazit für den Motortausch am Segelboot:

Motorschäden sind immer ärgerlich und teuer. Sie sind um so teuerer und ärgerlicher, je weniger Erfahrung du mit dem Thema hast, je schmaler der Geldbeutel und je weniger das Boot noch wert ist.

Daher hast Du – mit dem Lesen des Artikels – schon den ersten wichtigen Schritt getan. Denn Du machst Dich erstmal schlau, Du holst Dir Informationen von Betroffenen, Erfahrungsberichte und Meinungen von Experten ein.

Für einen kompletten Austausch des Innenborder Diesels solltest Du mit 9 – 12 T€ rechnen. Das ist natürlich abhängig von der Maschine, der Preisgestaltung der Werft, Eigenleistung und Umfang der Arbeiten. Und natürlich auch von Deinen Ansprüchen.

Hole Dir verschiedene Meinungen und min. 2-3 Angebote ein. Gehe auf die Messe und sprich mit verschiedenen Anbietern über Dein Vorhaben. Wie vollständig, aussagefähig und seriös wirkt das Angebot? Kommt der Monteur zu Dir oder muss das Boot in die Werft? Hier kommt ggf.  noch der Transport hinzu.

Prüfe, rechne, hinterfrage. Bleibt ein ungutes Gefühl? Dann lass die Finger weg von dem Anbieter und suche Dir einen anderen.

Mache Dir klar, welche Arbeiten Du selbst machen kannst oder möchtest. Welches Unternehmen soll welche Arbeiten ausführen? Kannst, möchtest Du das koordinieren? Eventuell bist Du beim „all inclusive Auftrag“ bei einer Werft am besten aufgehoben. Das kostet zwar viel Geld, du schonst aber deine Nerven ;-)

Kommt evtl. vorübergehend oder dauerhaft ein Aussenborder in Frage? Dann bist Du mit ca. 2.000 – 2.500 incl. Ust Euro dabei. Kann der Motor evtl. doch repariert werden, dann kannst Du von mind. 1.500 bis 4.000 Euro incl. Ust ausgehen.

Was ist Deine Erfahrung mit einem Motortausch? Welche Erfahrung möchtest Du mit uns teilen? War der Artikel hilfreich? Hast Du noch Hinweise? Nutze bitte die Kommentarfunktion und erzähle!

Wenn Du wissen willst, wie der Einbau bei uns funktionierte, dann schau doch mal in das Video rein. Hier kannst du ein wenig zuschauen!

Unsere Erfahrungen mit der Dehler Optima 830 bzw. 83

Heute stellen wir euch die Segelyacht Dehler Optima 83/85 als Gebrauchtschiff vor. Wir zeigen die 10 Vorteile und was wir an ihr so schätzen. Gleichzeitig erzählen wir auch, was wir vermissen. Die Dehler Optima 850/85 ist fast baugleich, daher gelten die Informationen entsprechend.

Falls Du vor der Frage stehst, „Soll ich mir eine Dehler Optima 83o/850 gebraucht kaufen?“ erhältst Du hier entscheidende Informationen.

Wer sollte es besser beurteilen können als ein Eigner nach mehreren Jahren Gebrauch? Du willst Erfahrungen aus erster Hand zur Dehler Optima? Hier findest Du viele Hinweise und Erfahrungen, weshalb das Boot auch heute noch eine sehr gute Wahl ist.

Die Dehler Optima 83 und 85 (oder Dehler Optima 830 bzw. 850) sind fast identisch, bis auf 20 cm am Heck, hinter dem Heckkorb, ein unbedeutender Unterschied. Im Video erklären wir das genauer.

Wie ist die Optima 830 im Vergleich zu damaligen Booten?

Die Optima war schon damals ein Qualitätschiff und höherpreisig angesiedelt, viele Leute schwärmen noch heute davon. Entweder weil Sie sich damals eine leisten konnten, oft aber auch, wenn das Geld nicht für das Boot reichte und die Dehler ein Traum bleiben musste.

Wir werden häufig auf das Boot angesprochen. Aus unserer Sicht ist sie nach wie vor ein Schiff von toller Qualität und sehr guter Haltbarkeit. Mit dem Boot selbst haben wir nur gute Erfahrungen gemacht, allerdings war der Original Motor von Faryman das Sorgenkind. Wie der Faryman Innenborder-Diesel nach diversen Problemen einen Motorschaden bekam und dann abbrannte kannst Du in dem Artikel „Motorschaden – was nun?“ lesen.

Als wir das Boot vor drei Jahren kauften, haben wir viele Fehler gemacht, die sollst Du ja nicht machen. In dem Artikel Der Kauf unserer Segelyacht Dehler Optima haben wir darüber berichtet. Falls Dich die Kostenseite eines solchen Boots interessiert, empfehle ich Dir den Artikel „Die Unterhaltskosten unserer Segelacht in 2017„. Ein Kostenupdate ist für den Winter 20/21 geplant.

Wer mehr über den Konstrukteur und die Entwicklung der ersten Segelyachten von Dehler lesen möchte, dem empfehle ich das sehr lesenswerte Portrait zu Ericus Gerhardus Van de Stadt bei Sail24.com. Gleichzeitig versteht man sehr gut, weshalb das Boot gebaut wurde wie es ist und was seine Schnelligkeit und Besonderheit ausmacht.

Zahlen, Daten und Fakten zur Dehler Optima 830/850

    • Dehler Optima 830
    • Konstrukteur: E. G. Van de Stadt.
    • Länge: 8,30 m (27 Fuss) – bzw. 8,50 bei der 850
    • Breite: 2,48 m
    • Tiefgang: 1,22 Meter
    • Länge Wasserlinie: 6,70 m
    • Ballast: 775 kg Stahlkiel (Sailbatdata.com), Andere Angabe: 1,1 to (Palstek)
    • Gesamtgewicht: unbekannt, ich schätze 2,5 – 3 Tonnen. Wenn jemand das Reisegewicht seiner Dehler Optima kennt, bitte einen Kommentar schicken! Danke!
    • Besegelung:
      • Rollfock (Standard?)
      • Rollgenua
      • kleine Fock
      • Grosssegel mit 2 Reffreihen
      • Alumast
      • Winsch für Großfall am Mast
    • Segelfläche: 37,9 qm
    • Mastlänge: 10 m
    • Durchfahrtshöhe: ca. 11,20 m
    • Verdrängung: 2,3 to
    • Rumpfgeschwindigkeit: 6,7 kn
    • 5 Schlafplätze. Zwei in der Vorschiffskajüte, zwei davon im Salon bei heruntergeklapptem Tisch, einen in der Hundekoje
    • Seetoilette
    • zwei Flammen Gaskocher (im Original), Spüle. Kein Backofen.
    • 80 tlr. Frischwassertank im Vorschiff
    • 2x 120 Ah Batterien (nicht Standard)
    • 40 ltr. Kompressorkühlbox (nicht Standard)
    • Handfunkgerät (nicht Standard)
    • Plotter (nicht Standard)
    • Ein historischer Seafarer Tiefenmesser mit wandernden Dioden
    • mechanische Logge. Hat was von den Fahrradtachos aus meiner Kindheit.

Pläne, Risse und Informationen findest Du auf der Seite von sailboatdata.com

Aus der Bauzeit findest Du einen Erfahrungsbericht zu Dehler Optima 830/850  bei Palstek  kostenpflichtig zum herunterladen. Sehr empfehlenswert wenn Du das Boot kaufen willst oder noch mehr Informationen suchst.

Wie ist der Rumpf der Dehler Optima im Langzeittest?

Erfahrungen mit Rumpf der Dehler Optima

Der Plan der Dehler Optima ist schnell und stabil ausgelegt. Er zeigt gleichzeitig die innovativen Ideen von Van de Stadt und den Anspruch ein schnelles Boot zu entwerfen.

Das Unterwasserschiff hat einen geteilten Lateralplan, wie bei Van de Stadt typisch. Dieser macht das Boot schneller als Langkieler und darüber hinaus viel wendiger. Und das alles bei fallenden Baukosten und geringerem Gewicht.

Wie wurde der Rumpf der Optima hergestellt?

Der Rumpf wurde im Handauflegeverfahren in GFK hergestellt. Das Laminat ist bis zu ca. 2 cm stark. Ich sage ja immer: „Stabil wie Stahl, ein Drittel so schwer und rostet nicht“ ;-).

Der Stahlkiel ist nicht einlaminiert. Es handelt sich um einen Kurzkiel, allerdings nicht um eine schmale Flosse wie bei heutigen Segelyachten. Es handelt sich um einen Kiel, der im Vergleich etwas länger ausgebildet ist. Dennoch ist es kein Langkieler. Das macht das Verhalten bei Seegang stäbig und robust und auch bei starkem Wind sehr angenehm zu segeln.

Trotz allem ist das Boot sehr wendig und lässt sich sehr gut und feinfühlig steuern.

Der Übergang zwischen dem Kiel und dem Unterwasserschiff besteht aus einer ebenen Auflagefläche am Rumpf und vier Bolzen, die vom Kiel bis in die Bilge reichen. Die Bilge wiederum besteht aus vier Abteilungen, jeweils durch massive Abtrennungen untereinander abgetrennt.

Wie gut schlägt sich der Rumpf im Langzeitest?

Dadurch, dass der von dort ausgehende Rumpf aus starkem Laminat besteht, ist das Unterwasserschiff auch für Aufsetzer auf Grund und Fels sehr widerstandsfähig. Das hat der Langzeittest eindrucksvoll bewiesen. Wir hatten einen heftigen Rumpler über einen Felsen bei 4,5 kn Motorfahrt – ohne jeden Schaden. Ich möchte es nicht noch einmal erleben. Es gibt mir aber ein sehr gutes Gefühl, dass der Kiel und das Boot das mitmacht.

Ursprünglich war der Kiel abnehmbar konzipiert. Das Boot sollte für eine Urlaubsfahrt getrailert werden können und am Zielort bei einer Dehler-Station ein Leihkiel zu bekommen sein. Das setzte sich allerdings nicht durch.

Die Dehler Optima steuert man mit einem großen Ruder

Das Ruder besteht genau genommen aus zwei Rudern. Das mit der Pinne verbundene Ruder ist das große Hauptruder. Der Teil, der bei anderen Booten der Skeg ist, ist bei der Optima ebenfalls ein etwas kleineres (Hilfs-)Ruder und wird über den Innensteuerstand bedient, wenn er denn noch vorhanden ist. Bei uns ist das Hilfsruder allerdings – weil nicht mehr einsetzbar,  Innensteuerstand fehlt – irgendwann früher festgesetzt worden.

Wie ist der Decksaufbau?

Das Deck besteht zum Teil aus Sandwich mit einem Kern aus Balsaholz. Das Deck sollte also auf weiche Stellen geprüft werden.

In den Laufbereichen sind Salinos aufgeprägt, die eine gute Rutschfestigkeit bieten. Durch die geringe Breite ist der Laufbereich sehr schmal.

Wie ist die Ausstattung an Deck im Langzeittest?

Es gibt zwei 25er Lewmar Zweigang Winschen, sehr robust.

Die Klemmen für die Fockschot sind selbstklemmend ausgeführt, wodurch man sich den Knoten beim Belegen sparen kann. Schot einklemmen und fertig. Sehr praktisches Detail!

Es gibt einen Ankerkasten, der Anker bis ca. 7,5 kg und 30 Meter Kette aufnehmen kann. Eigentlich würde das Boot einen 10 bis 15 kg Anker benötigen, der passt dann aber nicht in den Ankerkasten.

Eine Mittelklampe wäre schön, zur Not kann man aber im dort vorhanden Heißauge einen Karabiner einhaken und eine Schot hierdurch führen und aus der Plicht bedienen. Z.b. beim Anlegen in der Box unter Seitenwind.

Wie segelt es sich in der Plicht der Dehler Optima?

Zu zweit ist die Plicht sehr geräumig, zu Dritt funktionieren Manöver noch sehr gut. Für vier Erwachsene wird es bei den Manövern  schon eher eng, jedenfalls dann, wenn der Rudergänger den Platz wechselt, um weiterhin in Luv zu sitzen.

Wenn alle brav aufrecht sitzen und den Platz nicht tauschen dann finden auch 6 Personen Platz.

Die Plichtbänke sind aus Teak gefertigt und an der Vorderkante abgeschrägt. Das erlaubt vor allem bei rauem Wetter sich mit den Beinen an der gegenüberliegenden Bank gut abzustützen. Hierfür ist die schmale Plicht natürlich besonders gut geeignet.

Der Plichtboden ist ein riesiger Deckel, der es erlaubt, von oben an die Welle, die Wellendichtung, die Wellenkupplung und das Getriebe sowie von hinten an den Motor heran zu kommen. Vermutlich war der Deckel früher verschraubt um Dichtigkeit gegen einsteigende Wellen herzustellen.

Insgesamt ist die Plicht ein sicherer Ort. Wir hatten noch keine einsteigenden Wellen. Allerdings fehlen Punkte, an denen man sich einpicken könnte. Diese können aber ohne viel Aufwand nach gerüstet werden.

Die Backskisten sind für eine 27 Fuß Yacht geräumig.

Bei unserem Boot gibt es einen einfachen aber funktionalen Plichttisch. Es handelt sich um eine große Schichtholzplatte mit Massivholzkanten. Darunter sind zwei Füsse, diese sehen nach Besenstiel mit Flügelmuttern aus. Mit den Flügelmuttern sind die Füsse mit der Platte schnell verschraubt und diese Seite liegt dann auf dem Traveller auf. Die andere Seite des Tisches greift mit der Unterkante hinter das Süll der Plicht.

Eine sicherlich selbst gebaute Lösung, die schnell aufgebaut ist, und sich gut verstauen lässt.

Die Sprayhood ist bei uns nicht Original und eher gebastelt. Eine Original Sprayhood ist sehr hoch, um gut in den Salon zu kommen. Ich habe diese verschiedentlich gesehen, diese ist ca. 80 cm hoch, bietet dadurch dem Wind viel Angriffsfläche

Welche Erfahrungen gibt es mit dem Rigg und der Takelung der Dehler Optima 830?

Die Dehler Optima ist mit einer Sluptakelung versehen. Der Alumast sitzt mit seinem gelenkigen Mastfuß direkt auf dem Deck auf. Bei unserem Boot wurde unter dem Mastfuss im Innenraum eine Edelstahlstütze bis in die Bilge nachträglich eingebaut. Ich denke das macht viel Sinn weil es den Druck vom Deck nimmt.

Der Mast verfügt über eine Winsch für das Großfall. Auch nach beinahe 5o Jahren Gebrauch ist der Mast noch in einem guten Zustand. Das Großsegel läuft auf Kunststoff – Rutschern. Die Genua bzw. Fock ist bei unserem Boot mit einer Rollanlage versehen. Ein sehr massives Stück aus Edelstahl. Ich vermute, daß diese damals nicht Standard war.

Das Achterstag ist Standardmäßig nicht trimmbar ausgeführt, was ich manchmal vermisse.

Der Flaschenzug der Großschot verfügt standardmäßig nicht über einen Traveller. Statt dessen ist das bootsseitige Auge im Plichtboden eingelassen, wie bei einer Jolle. Eine Nachrüstung eines Travellers ist nicht wirklich praktisch umzusetzen, da hierfür kein vernünftiger Platz vorgesehen ist. Dennoch wurde bei uns ein Traveller nachgerüstet, wie man im Video sieht.

Seitlich vom Mast befinden sich die zwei Wanten und je zwei Unterwanten. Ein Salingpaar, zwar in einfacher Alurohr Ausführung aber funktional.

Wie sind die Segeleigenschaften der Dehler Optima im Langzeittest?

Wie verhält sich die Dehler Optima im Test unter Segeln?

Die Optima setzt sich schnell in Bewegung, man kann schon bei relativ geringen Windgeschwindigkeiten unter Segeln unterwegs sein. Die Yacht ist schnell, wendig und trotzdem immer gutmütig zu handhaben. Insgesamt segelt sie sich sehr ausgewogen.

Sie verlangt wegen der nicht umgelegten Fallen grundsätzlich viel und vorsichtigen Einsatz auf dem Vorschiff. Das ist vom Deckslayout, vor allem wegen des schmalen Freibords, nicht jedermanns Sache. Dennoch vermittelt sie mir so viel Sicherheit, Beherrschbarkeit und Wendigkeit, dass ich sehr gerne Einhand mit ihr unterwegs bin.

Sie geht relativ leicht durch die Wellen, auf Grund des klassischen Bugs geht sie allerdings eher „über die Welle“ als durch die Welle hindurch. Die Wellen sind hoch am Wind und ab ca. 5 Bft ruppig und deutlich zu spüren. Das ist eher der kurzen Ostseewelle und den 27 Fuß geschuldet, und hat wenig mit dem Riss zu tun.

Wir hatten bisher Winde bis 6 Bft. Bei Regenfronten und Böenwalzen hatten wir auch mal 7-8 Bft. Bis 6 Bft. geht das ganz gut, darüber wird es sportlich. Aber auch nur, wenn die Besegelung defensiv und gut darauf eingestellt ist.

Ich würde mir mit dem Boot nicht viel mehr als 7 – 8 Bft. zu trauen. Bedenken hätte ich vor allem wegen der Welle. Die kurze Ostseewelle ist daher ab ca. 5 Bft nicht ganz das Richtige für die alte Dame und die Crew ;-). Wir müssen einfach weiter raus! :)

Welche Geschwindigkeiten konnten unter Segeln bei der Dehler Optima ermittelt werden?

Durch den geteilten Lateralplan in GfK und den hervorragenden Konstrukteur ist der Rumpf für die damalige Zeit sehr schnell. Andere Boote aus der Zeit sind häufig einen halben Knoten langsamer. Bei gutem Wind kann man auch an 2 Meter längeren Booten dran bleiben, wenn der Ehrgeiz zuschlägt ;-)

Bereits bei 1 Bft setzt sich die Optima mit knapp 1-2 Kn in Bewegung. Bei 2 Bft sind es etwa 2-3 Kn. Mit 3 Bft sind dann etwa 4 – 4,5 Kn drin. Weht der Wind mit 4 Bft, dann sind bis 5,8 Kn erreichbar. Und ab 5 Bft segelt die Optima dann auch die Rumpfgeschwindigkeit mit 6,7 Kn.

Interessanterweise trägt das ungereffte Groß, welches relativ klein ausfällt, nur mit ca. 1 Knoten zur Gesamtfahrt mit Genua bei. Je achterlicher man fährt, desto schneller lohnt es sich also, das Groß zu bergen und nur mit der Genua weiter zu fahren.

Alternative ist dann ein ausgebaumter Schmetterling mit Bullenstander und Pinnensteuerung. Dann geht nichts schief und man kann damit auch noch Kurse fahren, die ohne Baum und Bullenstander zu gefährlich wären. Vor allem bei längeren Schlägen ist das interessant und wenn man den Kurs zum Wind öfter geringfügig anpassen muss (Ausweichen, Wassertiefe etc.).

Auch nur mit der Genua alleine haben wir bei achterlichen Kursen schon die Rumpfgeschwindigkeit erreicht.

Wann sollte man an das Reffen denken?

Ab 5 Bft sollte man am Wind mal so langsam ans Reffen denken, denn die Optima neigt sich wegen des schlanken Risses und dem geringen Tiefgang relativ stark. Vor allem nimmt der Ruderdruck deutlich zu. Rollt man die Genua dann nur 1-2 Umdrehungen ein, segelt man wieder aufrecht und fast ebenso schnell.

Wir tauschen ab angesagten 4 Bft noch im Hafen auf die Fock (die ebenfalls noch recht groß ist). Das ist defensiv ausgelegt.

Das Groß reffen wir abhängig von den Böen manchmal bereits ab mittleren 4 Bft.

Ab 6 Bft wäre dann das Reff 2 zu fahren und die „kleine Fock“, man könnte sie auch Sturmfock nennen.

Alle Geschwindigkeitsangaben beziehen sich auf das reisefertige Schiff, eine ausleierte Genua 1 und ein 4 Jahre altes Großsegel ;-)

Welche Eigenschaften hat die Dehler Optima unter Motor?

Hafenmanöver unter Motor sind durch das große und lange Ruder mit dem geringen Abstand zu Schraube von nur rd. 30 cm. sehr gut und vor allem präzise zu fahren.

Vorwärts Einkuppeln und hart Ruder legen – und das Boot beginnt, fast wie auf dem Teller zu drehen. Unsere Box hat eine Boxengassenbreite von 9 m, die ist aber teilweise eingeschränkt auf 5 m. Auf der anderen Seite ist es sofort flach. Es gibt starke Strömungen und Wellenschlag. Ohne diese Manövrierfähigkeit würde das nicht in Frage kommen.

Rückwärts fahren geht auch gut unter Motor, wenn man erstmal genug Fahrt aufgenommen hat und das Ruder mit beiden Händen gut festhält. Bei langsamer Geschwindigkeit rückwärts dreht das Heck wegen des Radeffekts nach Backbord weg.

Klar, ein schnelles Unterwasserschiff ist auch unter Motor von Vorteil, ebenso die sehr gute Wendigkeit.

Wie schlägt sich das Innere der Dehler Optima im Langzeittest?

Unsere Erfahrungen mit dem Salon

Haben wir einen schwimmenden Wohnwagen gekauft?

Im Salon der Dehler Optima 830 wird am deutlichsten, dass die Firma Dehler sowohl Erfahrungen mit Booten als auch mit dem Wohnwagenbau hatte. Von innen betrachtet, hat das Boot viel von einem schwimmenden Wohnwagen. In dem engen, schnellen Rumpf haben die Konstrukteure jeden Winkel klug genutzt.

Im Innenraum zeigt sich für mich am deutlichsten, wie sinnvoll und produktiv die Zusammenarbeit von Dehler mit Van de Stadt war.

Die Dinette – Das Herzstück der Optima

Die Dinette ist durch die Anordnung ein echter Gewinn für das Boot. Es verkürzt den Raum in der Länge und macht den Salon optisch gleich lang wie breit. Das verleiht dem Raum einen für die Grundfläche sehr grossen Raumeindruck.

Die drei Fenster im Salon – Mehr Licht geht nicht

Die drei riesigen Fenster, eines zum Bug hin, zwei zur Seite machen den Salon sehr hell. Aus der Plicht kann man durch den Niedergang und das vordere Fenster sehen, was hinter der Genua los ist.

Kaum zu glauben – die Dehler Optima hat Stehhöhe

Ich kann mit 178 cm gut im Salon stehen. Im Vorschiff nicht –  da ist Kopf einziehen angesagt.

Das Innere der Optima besticht durch Wohnlichkeit

Durch die Stehhöhe, die Fenster und die Dinette mit Blick nach draussen entsteht ein heller und optisch großer Innenraum. Man könnte sagen, dass auf dieser alten Yacht das Deckssalon Konzept schon damals vorweg genommen wurde.

Im Vergleich mit anderen schlanken Booten mit Längsbänken und zentralem Klapptisch ist der Innenraum sehr hell. Man hat einen guten Ausblick und der Raum wirkt durch die Dinettte viel wohnlicher. Ausserdem erscheint der Salon durch die Aufteilung deutlich breiter, ja luftiger, als er ist.

Die Hundekoje schluckt beinahe alles

Musst du etwas verstauen, die Hundekoje nimmt das mit Ihrer großen Tiefe hervorragend auf. Unter der Hundekoje finden sich die Batteriebänke. Im vorderen Bereich der Hundekoje bleibt dann noch Platz für Gepäck und einen mobilen Wasserkanister.

Wenn die Hundekoje voll gestaut ist, so wie bei uns, dann befindet sich das Hauptgewicht auf der Backbordseite. Auf dem Steuerbordbug ist sie demnach schneller.

Unter der vorderen Bank befindet sich der Diesel-Tank und unter der Bank am Niedergang ist viel Platz, um Lebensmittel zu stauen. Es gibt einen großen Stauraum innen auf der Steuerbordseite, unterhalb der Plichtbank und von innen gut erreichbar. Er bietet viel Platz für z.B. eine große Kühlbox, Werkzeug, eine dritte Batterie oder auch einen Schrank. Bei uns findet sich die 40 ltr. Kühlbox und Werkzeug darin.

Insgesamt kann man sich nicht über Stauraum beschweren, allerdings fehlt ein echter Schrank mit Fächern.

Wie ist die Kombüse der Optima ausgestattet?

Backbords längs findet sich die spartanische Kombüse mit Spülbecken und zwei Flammen Gaskocher. Bei uns wurde dieser durch einen Spirituskocher ersetzt. Darunter finden sich zwei Fächer für Geschirr und Kleinkram. Seitlich hinter einer Türe zwei Fächer für Töpfe, Salatschüssel, Nudelsieb und Wasserkocher. Darüber findet sich die Schublade für das Besteck.

Die Küche lädt trotz Ihrer knappen Ausstattung zum Kochen ein. Besonders, weil mit der Dinette in Griffweite mehr als genug Platz zum Schnippeln und Ablegen vorhanden ist. Und Tageslicht ist ja auch genug da. Nur einen Backofen vermissen wir manchmal.

Der WC-Bereich ist eng

Es ist zum Salon mit einer Türe abgetrennt. Allerdings leider nicht zu Vorschiff. Bei langen Schlägen freuen wir uns jedes Mal, dass es vorhanden ist. Eng aber funktional. Es ist ein Seewasser WC ohne Schmutzwassertank. Gegenüber befindet sich ein kleines Fach um das Segelzeug aufzuhängen.

Eine Duschmöglichkeit war damals weder drinnen noch draussen üblich.

Die Vorschiffskajüte – breit an der Schulter aber kurz und niedrig

Die Schlafmöglichkeit im Vorschiff ist mit einer Länge von 1,80 eher knapp geraten. Ab Kopf ist die Matratze 1,60 m breit, das ist viel. So bleibt seitlich noch ein schmaler Streifen für Kleidung, Taschen oder ähnliches. Bei uns sind dort elastische Hängenetze, die viel Kleidung aufnehmen können.

Die Höhe über der Matratze ist mit ca. 70 cm gerade hoch genug, um angelehnt zu lesen. Sitzen geht hier schon nicht mehr. In das Bett zu klettern ist etwas für gelenkige Menschen und erfordert eine gewisse Technik.

Sprich: es ist eher eng, vor allem in der Länge und der Höhe. Er reicht aber gut zum Schlafen.

Eine transluzenter Deckel stellt das Oberlicht dar, dieser ist mit zwei Bändseln befestigt. Eine Verdunkelungsmöglichkeit fehlt. Man kann aber gut einen schwarzen Rucksackregenschutz darüber ziehen, das tut auch seinen Dienst.

Die Lüftung im Vorschiff könnte, trotz der Doraden im WC-Bereich, besser sein. Ausserdem vermissen wir Stauraum im Vorschiff für Kleidung.

Wie ist der Motor und der Motorraum der Optima?

Der Motorraum – mehr Platz wäre gut

Viel Platz findet sich nicht um den Originalmotor ein- oder auszubauen, oder auch zu warten. Das schränkt auch die Möglichkeiten ein, eine neue Maschine einzubauen. So war zum Beispiel der Dieselfilter am Motor im eingebauten Zustand nicht zu erreichen.

Wir haben nun einen 1GM10 von Yanmar, eine deutlich bessere Wahl. Eine zwei Zylinder – Variante hätte laut Werft auch hinein gepasst, dann wird es aber für die Wartungsarbeiten wieder sehr eng.

Der Motoraum hat eine eigene Bilge, die von den anderen Bilge – Abteilungen  getrennt ist. Sehr gut bei Leckagen oder wenn der Motor ölt.

Der Originalmotor der Optima im Test – nicht mehr empfehlenswert

Im Original wurde damals ein Faryman Motor, ein Einzylinder Diesel mit 10 PS verbaut, Typ A30.Insgesamt eine robuste und sparsame Maschine. Allerdings mit starken Vibrationen und sehr laut. In unserem Boot war dieser mit 47 Jahren immer noch verbaut.

Wenn die Maschine im guten Zustand ist, ist das eine sehr verlässliche Maschine. Diese wurde damals tausendfach in Rüttelplatten und Baumaschinen verbaut. Aber….

Die Ersatzteilversorgung ist in den letzten Jahr deutlich schlechter geworden. Zudem hat Faryman im Februar 2019 Insolvenz angemeldet. Es gibt nur noch eine Vertriebsstelle in Deutschland. Die sind freundlich und kompetent,  liefern was noch auf Lager ist. Sehr vieles ist folglich nicht mehr zu liefern.

Kolben, Kolbenringe, Einspritzpumpe – nicht mehr lieferbar. Damit müssen alle Ersatzteile nachgefertigt werden, was nichts gutes verspricht. Mach‘ also einen Bogen um Dehler Optimas, die noch den Faryman Motor verbaut haben oder gönne dir dazu einen anderen Motor.

Wo Licht ist … die 10 Vorteile der Dehler Optima 830

  1. Das Boot ist schnell. Die 6,7 Knoten sind durchaus erreichbar.
  2. Der Innenraum ist kompakt aber geräumig. Ein idealer Kompromiss für 2-3 Personen, was Segeleigenschaften, Geräumigkeit, Ausstattung und Qualität angeht. Ein langes Wochenende zu viert geht auch.
  3. Der durchdachte Innenraum vermittelt Wohnlichkeit und Gemütlichkeit. Helligkeit gibt es mehr als genug durch die großen Fenster. An der Dinette sitzend hat man Ausblick. Und als Bonus gibt es noch Stehhöhe im Salon dazu.
  4. Geringer Tiefgang. Mit 1,2 Metern kommt man in fast jeden Hafen, und wenn man über den Sand rutschen muss ;-)
  5. Niedrige Durchfahrtshöhe, trotzdem schnell.
  6. Qualität! Sowohl der Rumpf als auch der Innenausbaus ist qualitativ gut. Wenn auch nicht ganz so gut, wie bei den nordischen Jachten. Alles wirkt wertig und gut durchdacht.
  7. Unverwüstliche Konstruktion. Der Kiel und der Rumpf nehmen sogar Auflaufen auf Fels nicht übel. Trotzdem bitte nicht nachmachen!
  8. Charmanter, klassischer Riss. Ich finde die alte Dame sieht trotz Ihres Alters und des Pflegezustands noch würdig und gut aus. Mit neuem Lack wäre sie ein echtes Prachtstück.
  9. Der Mast ist an Deck mit 2-3 Personen aufzustellen und zu legen.
  10. Das Boot ist insgesamt sehr ausgewogen. Wartungsfreundlich, leicht zu segeln, wohnlich. Das Gesamtkonzept ist sehr gut gelungen.

… ist auch Schatten – die 3 Nachteile der Dehler Optima 830

  1. Für den Originalmotor von Faryman gibt es kaum noch Ersatzteile. Viele Monteure lehnen es ab, an der alten Maschine Reparaturen vorzunehmen. Der Motorraum ist für den Originalmotor zu klein. An viele Bereiche kommt man fast nicht heran (Ölfilter, Anlasser, Impellerpumpe hinter Schwungrad…). Der Motor ist laut und erzeugt starke Vibrationen. Die Ersatzteil Versorgung ist durch die Insolvenz von Faryman fast zusammen gebrochen.
  2. Die Fenster neigen dazu, undicht zu werden.
  3. Das Vorschiff ist niedrig und kurz.

Fazit: Die Dehler als Gebrauchtboot in 2019

Aus unserer Sicht ist die Dehler Optima 830 oder 850 ein schönes, zeitloses Schiff. Die Segelyacht segelt schnell und wendig. Das Konzept ist rund.

Auch wenn wie immer 1-2 Meter in der Länge fehlen, würde ich das Boot nicht gerne abgeben.

Wenn Du eine Dehler mit einem jungen Ersatzmotor im guten Zustand findest wirst Du mit ihr viel Freude haben.

Falls Du Anmerkungen hast schreibe bitte einen Kommentar! Wenn Du eine spezielle Frage hast oder eine Einschätzung oder Beratung beim Kauf eines Bootes haben möchtest, dann schreibe mir gerne eine Nachricht.

Genug gelesen, nun komm gerne und begleite uns durch das ganze grosse Boot!

Da bei der YouTube Verbindung der Wurm drin ist, verlinken wir dich heute mit einem Vorschaubild auf das Video direkt bei YouTube!

Tour The Boat - Dehler Optima 830 | HAFENKINO.blog

Beim Anklicken wirst du zu YouTube weitergeleitet!

Manchmal werden wir gefragt:

Warum habt Ihr eine Segelyacht?

Für jeden ist etwas anderes wichtig, keiner legt bei dieser Frage die selben Maßstäbe an. Der eine schaut aufs Geld, dem anderen ist Unabhängigkeit am wichtigsten, der Dritte bewertet vielleicht den Status besonders hoch. Oder auch: nach Liebhaberei oder dem „ideellen Wert“?

Der Kern der Frage lautet also eher „Was ist uns daran wichtig? Warum ist es das Geld wert?“

Wenn uns klar ist, was wir wollen, sind die anderen Punkte notwendige Folgen und haben ihre Konsequenzen. Also zum Beispiel: ihren Preis.

Also warum haben wir ein Boot?

Segeln und damit das Segelboot ist für uns das gemeinsame Hobby schlechthin. Es ist Kurzurlaub, Zufluchtsort, das schwimmende Ferienhaus, Urlaub und Entspannung. Man könnte sagen: Wir sind verrückt nach segeln, wir haben den Segelvirus…

Unser Boot bietet uns viele glückliche Stunden mit Wind, Welle, Sturm aber eben auch Stille, lesen, dösen, baden, basteln, lachen und diskutieren, draußen sein und das Wetter hautnah spüren, am Boot oder dem Motor schrauben, Sonnenuntergänge, Regen im Gesicht, Strandspaziergänge, kochen, Abende und übernachten an Bord.

Und nicht zu vergessen: die vielen schönen Momente am Steg und in der Halle.

Außerdem ist es ein spannendes gemeinsames Projekt. Es bringt viele interessante und lehrreiche Kontakte, neue Freunde und Bekanntschaften im Verein. Ausserdem ist es ein großer Wissensgewinn, Abwechslung und Beschäftigung.

Was waren also unsere Kriterien?

Wir wollten und wollen immer noch:

  • viel Zeit darauf verbringen,
  • am und auf dem Wasser sein,
  • viel Segeln,
  • viel erleben,
  • viel über das Boot und das Segeln wissen und
  • davon so viel wie möglich!
  • Ach ja: Marion hatte dann die Idee mit dem Blog, was ihr und mir nun auch (neben viel Arbeit) viel Freude macht
  • und ich entdeckte, dass ein altes Boot viel Handwerksarbeit erfordert, was mir einen echten Ausgleich bedeutet.

Diese beiden letzten Dinge sind für uns eine wertvolle Erweiterung und Ergänzung des Themas.

Und möglichst viel am Boot selbst machen zu können ist nicht nur sehr befriedigend sondern für uns auch ein zwingend notwendiges Wissen, weil wir in ein paar Jahren auf Langfahrt gehen wollen.

Was kam denn oben nicht vor:

  • es darf nichts kosten,
  • wir wollen zwar segeln aber keine Arbeit mit dem Boot,
  • es muss einfach und unkompliziert sein,
  • ich will an vielen verschiedenen – auch entfernteren – Orten segeln,
  • ich will nur hin und wieder segeln (dann darf es auch einen Euro mehr kosten),
  • ich will ein topmodernes Boot

Die letzten fünf Punkte sprechen für mich deutlich für das Chartern.

Lohnt es sich also?

Ich glaube: für wen klar ist „ich will so viel Zeit auf dem Wasser wie möglich verbringen“ und „natürlich macht das Arbeit“, der kommt an einem eigenen Boot nicht vorbei.

Deswegen ist für uns die einfache Antwort: Ja, weil es nicht ohne eigenes Boot geht!

Wir haben dieses Jahr viel Zeit auf dem Boot verbracht und können immer hin, wenn wir das wollen. Und so ganz nebenbei: Wenn die Antwort „lieber chartern“ wäre, gäbe es ja das Boot und diesen Blog nicht, oder?

Aber die Kosten?

Im vorletzten Beitrag „Die Unterhaltskosten unserer Segelyacht in 2017“ ging es um’s Geld. Da findest Du übersichtlich alle angefallenen Kosten zu unserer Dehler Optima 830.

Natürlich hat ein Boot seinen Preis, und der ist hoch. Segeln ist eine der teuersten Freizeitbeschäftigungen die ich kenne. Schach oder Joggen wäre billiger. Kommt aber nicht in Frage. Dafür sparen wir lieber an anderer Stelle in unserem Leben. Wir haben nur einen und dazu einen kleinen Wagen, wir machen keine teuren Urlaubsreisen und wir wohnen auch nicht in unserer Traumwohnung….

Charterfans würden vielleicht sagen, das Boot ist zu alt, zu teuer und es macht zu viel Arbeit. Dafür kann ich ja chartern und habe keine Arbeit damit. Ja, nicht falsch, deren Kriterien sind aber auch sicherlich nicht unsere.

Da ist sie wieder, die Frage: Was ist uns wichtig? Auf was sind wir bereit hierfür zu verzichten? Vielleicht könnte man auch sagen: Segeln bringt Dich näher an den Sinn Deines Lebens?! Na, zumindest können wir hierdurch eher benennen, was uns besonders wichtig ist.

Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass eine alte Segelyacht viel, viel Arbeit und auch Sorgen macht – aber wir wollten es ja so!?!

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen, ob sich das alles lohnt. Wenn ja, freut mich das sehr!

Bist Du mit etwas nicht einverstanden, fehlt etwas? Wie immer:

Schreib uns gerne einen Kommentar, wir freuen uns drauf!

Wenn es Dir gefällt – schreib Dich in den Verteiler ein!

Ein Kurzurlaub.

In Hamburg tagte G20 – das haben wir zum Anlass genommen, die Stadt zu verlassen. Mittwoch Abend ab zum Boot. Wohin? Mal sehen…Hauptsache weg! In den Kurzurlaub.

Die unfassbaren Sachen, die wir über Hamburg gelesen, gesehen und gehört haben, haben uns das ganze Wochenende begleitet. Leider. Daher ist unser Bildmaterial nicht grenzenlos umfangreich. Und ehrlich gesagt, mir fällt das schreiben auch heute noch nicht so leicht. Das merkt man bestimmt. Wie soll ich locker über Sonne, Wellen und Wind schreiben, wenn wir das ganze nicht genießen konnten?

Yachthafen Grömitz

Der Plan war nach Fehmarn, der Wind hat entschieden, das wird nix. Also ab nach Grömitz, soll ja auch schön sein. Hanno schwärmt ja immer von der Disco. Hanno, 78: unser Stegnachbar. Ein alter Segler, der  den ganzen Sommer auf seinem Boot verbringt und immer was zu erzählen hat. Angekommen gegen Nachmittag war der Hafen schon voll. Wir hatten schon nur noch einen Platz an der Mole. Je später der Abend wurde, um so mehr fuhren ein –  am Ende lagen fast alle im Päckchen.

Motorboot mit Lichterketten

Ach ja, ich muss es doch erwähnen ;) kennt ihr das: wenn ihr südlich von Hamburg auf den Landstrassen fahrt (so Richtung Celle zBsp), da stehen doch immer diese Busse herum, mit rotem Licht und so. Kennt ihr die? So könnte das als Motorboot – Variante aussehen…

Es regnete und es war kein Segelwetter.

Dann war Samstag

Das Wetter sollte besser werden. Endlich weiter, ab nach Boltenhagen.

Ordentlich Wind war angesagt, also tauschten wir die Genau gegen eine Fock und refften das Groß. 25 sm lagen vor uns. Immer wieder begleitete uns das Thema Hamburg, die Krawalle, und trübte den Urlaub.

Gegen nachmittag ließ der Wind nach. Kurz vor Boltenhagen wollten wir Ankern. Wie ihr wisst, wir haben keinen richtigen Tiefenmesser. Also müssen wir uns auf unseren Plotter verlassen – was mich immer ein wenig stresst. Nun gut, ein Platz gefunden, Anker runter und… 0,3 kn Fahrt, 0,4, 0,6…bei 1 kn Fahrt bat ich dann doch, den Anker wieder hochzuholen und es für heute bleiben zu lassen. Vor Anker sollte man keinen Knoten Fahrt machen… Also weiter nach Boltenhagen. Auch dieser Hafen war ziemlich voll. Ob das doch am G20 lag? Viele Hamburger wollten ja die Stadt verlassen.

Wir fanden ein Plätzchen, meldeten uns an, kochten und ab in die Falle. Der Tag war anstrengend und am nächsten Tag wollten wir früh los, es sollte nur schwachen Wind geben. War auch so – Christoph konnte baden gehen, ohne dass wir vor Anker lagen. Nix, nada, null, niente. Was sich gegen späten nachmittag kurz vor Travemünde allerdings wieder änderte. Der Wind frischte auf und es war feinstes segeln.

Ein Wochenende voller Gedanken lag hinter uns, schöne Tage mit unschönen Meldungen. Ich hoffe, ihr habt das alles gut überstanden…

Ein Segelboot?

Tja, wir wollten unser Segelboot eigentlich überführen. Oder zumindest einrichten, einsegeln und die Überführung vorbereiten. Doch dann kam alles anders. Die Situation habe ich hier erklärt. Als ich einen Tag nach Christoph in Barth ankam, entschieden wir uns für eine Krisensitzung. Es gab so einige Punkte, die uns jetzt und in diesem Moment an unsere Grenze brachten.

Was war passiert?

Die letzten Monate hatten wir damit verbracht, zu recherchieren: was ist Osmose, wie können wir feststellen, ob das Boot Osmose hat oder nur schlechtes Antifouling. Was muss dann getan werden? Können wir das selbst? Was kostet das? Haben wir eine weiche Stelle an Deck – und haben wir jetzt noch ein Problem? Können wir das reparieren? Wie funktioniert eigentlich dieser alte Tiefenmesser (Modell Seafarer, analog)? Funktioniert der überhaupt? Können wir diesen austauschen? Fragen, Fragen, Fragen.

Ich bekomme heute nicht mehr alles zusammen. Stunden am Telefon, im Netz, bei Händlern, schlaflose Nächte. Bei so vielen Fragen schon im Vorfeld – kommt natürlich die berechtigte Frage:

Warum habt ihr eigentlich dieses Segelboot gekauft?

Wie oft haben wir uns selbst in den letzten Wochen und Monaten diese Frage gestellt. Warum, das erklärt euch Christoph hier. Kurz gesagt: wir haben uns schlichtweg überschätzt. Aber soweit hatten wir einen Punkt nach dem anderen vor diesem Wochenende irgendwie für uns klären können. Dann aber vor Ort noch mehr Punkte: eine große Stelle an der Außenhaut, die wohl mal geflickt wurde, die Farbe blättert ab. Die Ventile der Gasanlage lassen sich nicht bewegen, die Anlage ist vorerst nicht in Stand zu setzen….und zu guter letzt dann das: der Motor springt nicht mehr an.

Wir diskutierten und besprachen bei Kaffee, Kuchen und Schokolade (Nervennahrung…) alle Möglichkeiten, die wir jetzt hatten. Verkaufen, Rechtsanwalt und an der Verkäufer, Außenborder und nach Hamburg,.. und was noch so alles. Am Ende war uns eines klar: ohne funktionierenden Motor werden wir das Segelboot weder verkaufen noch segeln können. Also wieder nach vorne schauen.

Welches Fazit konnten wir aus diesem Wochenende ziehen?

Die wichtigste Erkenntnis der letzten Wochen und an diesem Wochenende war: es gibt immer noch viele Menschen, die gerne helfen! Auch wenn du blöde Fehler gemacht hast oder merkwürdige Fragen stellst. Im Vorfeld bekamen wir sehr viele Informationen von Händlern, Herstellern und Fachbetrieben. Vor Ort hatten viel Unterstützung: den Barther Yachtservice, ein Bootsmotoren – Fachmann aus Poel, der Chef vom Bootsmotorenladen,… Vielen Dank auch heute noch an alle, die uns geholfen haben!!!

Die nächste Erkenntnis war: bei alten Segelbooten ist immer was zu tun oder kaputt. Aber es ist wie bei alten Autos: man kann so vieles selbst machen! So gesehen: ein perfektes Segelboot zum lernen. Und für unsere Weltumsegelung müssen wir viel lernen – denn nicht überall wird eine Werkstatt oder ein Fachmann sein. Besser ist es, wenn man so viel wie möglich selbst machen kann. Und wie ihr merkt, es gibt einen Blog – das heißt, wir haben das Boot nicht verkauft. Wie es mit Sleipnir und uns weitergeht: abonniere die Flaschenpost und du wirst immer über die neuesten Ereignisse informiert werden!

DER MOTOR LÄUFT!

Ja, er läuft! Der Anlasser wurde fachgerecht und günstig repariert bei dieser Firma in Barth. Ein Chef der sein Handwerk versteht! „Der ist noch zu gut zum wegwerfen, den machen wir wieder heil!“ Gut, daß es noch Fachleute gibt, die sich mit der alten Technik auskennen. Und schön, daß es mal Technik gab, die man reparieren konnte.

Wir sind mal gleich eine Runde motort – ein schönes Geräusch. Schau hier: LÄUFT!

Aber wie sollte es auch anders sein: zum segeln ist es zu windig. Okay – also üben wir uns weiterhin in Geduld. Noch ein wenig im Boot rumpuzzeln und dann noch was nettes machen.

Wir fahren nach Stralsund, ein wenig Sightseeing und lecker was essen gehen. Ein schöner Ausflug – die Sonne scheint und wir fahren durch eine schöne Landschaft.

Marion & Christoph fahren mit offenem Cabrio

Straße mit Bäumen und Rapsfeldern

Stralsund ist eine alte Hansestadt, was man an vielen Stellen auch sieht. Wo sonst sind Bojen als Begrenzung aufgestellt. Auch die Gorch Fock liegt dort, wie schön doch so ein Segelschiff aussieht. Irgendwann möchte ich auch auf einem Traditionssegler mitfahren!

Gorch Fock 2 in Stralsund

Betonnung in Stralsund am Hafen auf der Straße

Wir bummeln, genießen das Wetter. Lecker Pizza und ab „nach Hause“.

Es war ein schöner Tag!

nicht überführt.

Was für ein Wochenende…

Das Boot lag bereit, überführt vom Winterlager zum Barther Yachtservice. Voll motiviert und bereit, das Boot zur Überfahrt einzurichten waren wir. Christoph ist Donnerstag schon mal vorgefahren, ich musste noch arbeiten. Dann sein Anruf: der Motor springt nicht mehr an. Bitte was? Aber der lief doch schon? Durchatmen, ruhig bleiben. Glücklicherweise war zufällig ein Motor-Fachmann vor Ort. Christoph sprach mit ihm, er schaute sich das an: der Anlasser. Okay, das kann man machen. Allerdinges: der Motor ist so alt wie das Boot…

Krisensitzung

Als ich in Barth angekommen war, machten wir eine Krisensitzung: Boot abstoßen? Weitermachen? Das Unterwasserschiff hatte uns schon sehr belastet: die Placken, welche hier im Video zu sehen waren, kamen durch einen unfachmännischen Antifouling – Aufbau. Zuerst hatten wir natürlich auch Osmose im Verdacht… Grauenvolle Vorstellung. Aber Herr Brandt vom Barther Yachtservice, wo wir das Boot machen lassen wollten, konnte uns dahingehend beruhigen. Anfangs war es auch noch nicht so schlimm mit dem Zustand des UWS. Abschleifen per Hand und neu auftragen. Beim Abtragen stellte man jedoch schnell fest, dass mehr gemacht werden muss. Strahlen und Komplettaufbau. Teurer Spaß, aber wir wollten einfach die nächsten Jahre keine Probleme mehr damit haben.

Warum habt ihr das nicht selbst gemacht? 

Selbermachen war aufgrund der Entfernung leider keine Option. Wir haben es durchgespielt, wieder und wieder. Aber durch die weite Anfahrt hätte es Wochen gedauert: auftragen, trocknen, auftragen, trocknen… im Nachgang war die Entscheidung richtig, wenn schon die Werft das Abschleifen einstellt und zum Strahlen übergeht.

Entscheidung

Ohne laufenden Motor können wir nichts machen – weder verkaufen noch behalten. Also Motor reparieren. Mir war eingefallen, dass ich in Barth auf dem Weg eine Bootsmotorenwerkstatt gesehen hatte. „Lass uns mal hingehen, vielleicht wissen die weiter“ Zum Glück war der Chef da, ein Meister vom alten Schlag. Er sagte gleich, dass es bei einem solch alten Motor schwierig mit neuen Ersatzteilen ist, es gäbe aber oft runderneuerte Teile. Ebenso kann man den Anlasser vielleicht auch reparieren. „Bringt ihn mir bis 18.00 Uhr vorbei, ich teste ihn“. Christoph schluckte kurz – selbst ausbauen? Der Meister so: „das schaffste schon“ Um 19.00 Uhr in der Werkstatt war klar, der Anlasser ist kaputt. Der Meister hatte den Anlasser und wir ein Wochenende ohne segeln.

Und jetzt?

Was man halt so macht, wenn man nicht segeln kann… Wanten nachspannen, Putzen, aus – und einräumen… Sonntags beschlossen wir, zurück nach Hamburg zu fahren und die restlichen zwei Urlaubstage dort zu verbringen.

Und auf Infos über den Anlasser zu warten…

Unser Fazit: es ist halt ein altes Boot!

Ich will eine Segelyacht mit dir – oder wie ein Satz ein ganzes Leben verändert…

30.12.2016 – wir unterschreiben in unserer Küche den Vertrag für unsere erste eigene Segelyacht. Das Ende einer langen Suche…die mit den einfachen Satz „ich will ein Boot mit dir“ begann.

Warum eine Segelyacht kaufen?

Nachdem wir uns kennengelernt hatten, haben Christoph und ich viele Seemeilen zusammen auf Yachten verbracht. Immer als Gast, immer gechartert. Ewiges Taschenpacken – eine Materialschlacht. Nach unserem ersten Kurzurlaub zu zweit auf einer kleinen Vereinsyacht, war mir klar: ich will mehr davon. Und irgendwann kam die Frage, ob wir uns nicht ein Segelboot kaufen möchten. Damit kam die Lawine ins Rollen. Zuerst nur ein Traum, wuchs der Wunsch bei beiden. Für mich war es der Wunsch nach einem Zuhause. Ich will mich einrichten, abschalten, mich wohl fühlen. Ich will meine Klamotten auf dem Boot, einen Kulturbeutel, Essen, etc. Jederzeit wann ich will aufs Boot und los können. Und irgendwann um die Welt.

Warum eine Weltumsegelung?

Ich habe schon lange das Ziel, eines Tages mit einer Segelyacht die Welt zu sehen. Ich liebe das Wasser, das Meer. Das hat eine gewisse Grenzenlosigkeit, die ich an Land nicht verspüre. Es ist eine umweltfreundliche Art, sich schnell fortzubewegen und Distanzen zu überwinden. Für Christoph war das ein Traum, der sehr weit weg lag. Ich habe ihn ein wenig näher geholt.

Wir sind realistisch genug, Fähigkeiten, Kenntnisse und Möglichkeiten (zBsp finanzieller Art) einzuschätzen. Und diese besagen: ihr müsst noch ganz viel lernen und sparen. Also entschieden wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten zu starten und ein Segelboot in entsprechender Größe zu kaufen um zu lernen.

Mehr und mehr Stunden verbrachten wir mit Ebay und anderen Portalen. Wir schauten uns verschiedene Segelboote an – bis wir auf Sleipnir trafen. Wir hatten uns beide direkt „verliebt“. Ein fragender Blick von mir, ein Nicken von ihm – die Entscheidung war gefallen. Dass das so nicht der richtige Weg war, erzählt Christoph hier.

Im Februar 2017 war es dann soweit, wir wollten zum Segelboot fahren und anschauen, was wir jetzt tatsächlich haben. An diesem Tag entstanden auch die ersten Bilder und Sequenzen für unseren Blog.

Warum ein Blog?

Schon lange verfolgen wir Blogs, die mit Segeln und Langfahrt zu tun haben. Mehrheitlich findet man dort schöne Bilder und fröhliche Menschen. Wir haben Vorträge angehört, Filme geschaut. Uns ist am meisten aufgefallen, am Ende bleibt immer die Frage: Wie sind die dahin gekommen? Nur wenige erzählen davon, was sie alles gelernt und erfahren hatten, bis sie soweit waren und in die konkrete Planung gegangen sind.

Wir dachten uns – wir nehmen euch mit auf die ganze Reise!

Nun ja – mit dem Blog ist das ähnlich wie mit dem Segelboot – du musst sehr viele Erfahrungen sammeln.

Hier findest du unseren ersten Videopost, alles noch sehr unbedarft und unbeholfen. Mein erster Versuch mit iMovie – wie man unschwer erkennt.