Die Amel Santorin: Unser Blauwasser-Traum
Die Amel Santorin 46 ist für uns das ideale Langfahrtboot. Und das ideale Boot um sich lange darauf aufzuhalten oder zu wohnen. Wir können mit ihr komfortabel und vor allem sicher die Weltmeere besegeln. Warum das so ist zeigen wir Dir in diesem Artikel.
Ein Überblick
Unsere Amel Santorin 46 stammt aus dem Jahr 1992.
Gebaut wurde Sie in der französischen Werft Amel in La Rochelle. Sie ist 14 Meter lang und ist eine Ketsch mit Centercockpit und mit einer Achterkabine.
Das waren auch unsere drei Hauptmerkmale in der Suche nach einem geeigneten Boot. Unsere „La Licorne“ ist eine sehr robustes Boot. Sie ist sehr komfortabel, hat weiche Bewegungen beim Segeln und segelt hervorragend. Auch hoch am Wind – und das hat uns wirklich überrascht.
Der Konstrukteur Henri Amel war fast blind. Daher findet sich alles auf der Santorin, dort, wo man es suchen würde. Es „fällt einem in die Hand“, wie er zu sagen pflegte.
Zwischen 1989 und 1997 wurden 150 Einheiten produziert, und sie hat sich schnell einen festen Platz unter den Hochseeseglern erobert.
Die Entwicklung der Amel Santorin
Wenn dich die Santorin an die Amel Super Maramu erinnert, liegst du richtig. Die Santorin wurde nach der Super Maramu und aus ihr heraus entwickelt und ist ihre kleinere Schwester – etwa 2,5 Meter kürzer. Sie verfügt ebenfalls über elektrische Rollsegel und ein aufholbares Bugstrahlruder. Im Innenraum ist die Santorin jedoch einfacher gehalten: Waschmaschine, Gefriertruhe, Wassermacher, Klimaanlage und Generator sucht man meist vergeblich.
Konstruktion und Technische Daten
Die Amel Santorin 46 wurde als Ketsch oder Sloop gebaut, insgesamt 145 Stück.
Unser Modell ist eine Ketsch mit der Rumpfnummer 72 – etwa in der Mitte der Produktionsreihe.
Der Rumpf ist ein grundsolider Bau aus handgelegtem GFK (Fiberglas).
Die Schotten sind an den Rumpf vollflächig anlaminiert. Damit sorgen sie für eine außergewöhnliche Steifigkeit und Langlebigkeit.
Das spüren wir besonders bei starkem Wellengang – das Boot verwindet sich kaum. Knarren oder Knarzen der Inneneinrichtung gibt es bei diesem Boot nicht. Ein leises segeln!
Wasserdichte Schotts
Eines der wichtigsten Features ist ihre Bauweise in verschiedenen wasserdichten Segmenten.
Genauer gesagt sind das ganze sechs Stück.
Vor der V-Kabine findet sich der Ankerkasten und zwei Backskisten. Diese drei Teile bilden die erste wasserdichte Einheit.
Das Vorschiff bis zum Salonschott ist die zweite abgeschottete Einheit.
Der Salon mit dem Durchgang zur Achterkabine ist ebenfalls ein wasserdichtes Abteil. Schott 3.
Daran schließt sich als Schott 4 das Achterschiff bis zur Backskiste im Heck als wasserdichte Einheit an.
Diese Backskiste im Heck wiederum ist das wasserdichtes Schott 5. Damit befinden sich vor und hinter dem Salon je zwei wassserdichte Schotten.
Und damit die Sache komplett zu Ende gedacht ist, ist auch der Motorraum unter dem Cockpit eine eigene wasserdichte Einheit.
Wir kennen Boote mit drei oder vier wasserdichten Abteilungen. Aber keines mit sechs Schotten. In dieser Konsequenz hat es kein Konstrukteur zu Ende gedacht.
Technische Spezifikationen
- Typ: Ketch
- Länge über Alles: 14 m
- Wasserlinienlänge: 10,7 m
- Breite (Beam): 4 m
- Tiefgang: 1,9 m
- Verdrängung: 11.000 kg
- Ballast: 3.901 kg
- Rumpfmaterial: Fiberglas (GfK)
- Kieltyp: Finnkiel
- Ruder: Skeg
Motor und Tankkapazität
Motor: Perkins Prima M50, 50 PS, Diesel
Kraftstoffkapazität: 401 l
Das reicht für 120-150 Stunden Marschfahrt. Das wären etwa 600-750 Seemeilen. Das ist mehr als genug!
Segel und Rigging
Gesamtsegelfläche: 86 m²
Masthöhe ab Wasserlinie: 17 m
Das Boot segelt sehr gut und geht hoch an den Wind.
Durch die geteilte Segelfläche auf Genua, Groß und Besan haben wir viele Optionen der Segelstellung. Der Segeldruckkpunkt liegt durch die geteilte Segelfläche niedrig.
Das sorgt für wenig Neigung und Rollen. Ein entspanntes und sicheres Segelgefühl!
Wohnbereich und Komfort
Wasserkapazität: 799 l
Kabinen: Typischerweise 2 V-Koje und Achterkabine.
Sowie Kojen (Schlafplätze) im Salon
Achterkabine 3 Schlafplätze.
Salon 2 (+1) Schlafplätze.
V-Kabine: 2 (+1) Schlafplätze.
Alle Kojen sind durch Leebretter seefest zu machen.
Die in Klammer stehenden Schlafplätze sind abhängig davon, wie groß der Mensch ist bzw wie sehr man sich mag.
Performance
Hull Speed: 8,8 Knoten
Segelfläche/Verdrängung: 17,7
Ballast/Verdrängung: 35,5
Verdrängung/Länge: 250
Komfortverhältnis: 31,5
Kenter-Screening-Formel (CSF): 1,8
Diese Werte verändern sich maßgeblich, wenn das Boot vollgeladen für eine lange Reise ist. Auf langen Schlägen rechnen wir mit 5 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit. Diese Werte kann man für viele Yachten bei Sailboatdata einsehen. Und sie sind eine wichtige Hilfe bei der Wahl des richtigen Schiffs.
Segeleigenschaften
Die Santorin 46 ist bekannt für ihre hervorragenden Segeleigenschaften. Besonders bei starkem Wind und achterlichem Kurs zeigt sie was in ihr steckt.
Segelfläche-zu-Verdrängung-Verhältnis von 17,7.
Ballast-/Verdrängung-Rate von 35,5.
Diese beiden Indikatoren weisen die Amel Santorin auch von den technischen Daten als ein Boot aus, welches eine ausgewogene Kombination von Schnelligkeit und Komfort hat. Auch wenn Schnelligkeit auf Langfahrt keine große Rolle spielt – der Komfort und die Sicherheit tun das sehr wohl.
Wohnkomfort und Innenraumgestaltung
Unter Deck bietet die Santorin viel Wohnkomfort. Die großzügige Salonfläche mit hochglänzendem Holz, weichen Polsterungen und Teppichboden erinnert an die 90er Jahre – schwer, plüschig und dunkel. Aber auch irgend wie so heimelig, wie Omas Sofa.
Die Holzoberflächen sind aus Schälfurnieren, was für Möbeloberflächen eher unüblich ist. Das muß man mögen.
Die Raumaufteilung ist durchdacht, mit Doppelkojen im Vor- und Achterschiff, die durch Leeboards getrennt werden können. Die Captain Suite in der Achterkabine hat zwar kein Inselbett und keinen festen Schreibtisch, bietet aber trotzdem ausreichend Komfort.
Stauraum ist überall reichlich vorhanden. Angeblich verteilen sich auf das Boot 52 Schapps, Fächer und Schubladen. Diese sind gut zugänglich und verstauen auch bei Seegang den Inhalt sicher. Wir führen wegen der vielen Stauorte auf dem Boot eine Inhaltsliste um unsere vielen Sachen wieder zu finden.
Autonomie und Sicherheit
Die integrierten Wassertanks im Kiel tragen viel zur Stabilität bei und bieten eine große Autonomie. Mit einem Wasserverbrauch von 3 Litern pro Tag könnten wir zu zweit fast neun Monate autark leben.
Diese Kombination aus großen Wassertanks und einem großen Dieseltank erlaubt lange Fahrten ohne Zwischenstopp und gibt ein Gefühl von Unabhängigkeit und Sicherheit.
Henri Amel legte besonderen Wert auf Sicherheit und Logik in der Anordnung aller Elemente an Bord. Dies spürt man in jedem Detail.
Viele Dinge sind eigene Entwicklungen von Amel. Daher sind Ersatzteile sind oft nur über die Werft erhältlich, aber in Foren und Gruppen findet man leicht Informationen und Hilfe.
Besondere Ausstattungsmerkmale
Ich, Christoph fahre schon mal mitten in der Nacht los. Deswegen schätze ich sehr, dass sich alles aus dem Cockpit bedienen lässt. Nicht nur die Segel, sondern auch das Bugstrahlruder und sogar die Ankerwinde mit der Ankerwaschanlage ist aus dem Steuerstand bedienbar. Das Cockpit muss man auf See im Normalfall nicht verlassen.
Das Boot ist wirklich und vollständig Einhandtauglich!
Das geschützte und komfortable Cockpit mit fester Scheibe ist unser Lieblingsort – bei Tag und Nacht und egal bei welchem Wetter. Es bietet einen gemütlichen, geschützten und sicheren Aufenthaltsraum sowohl während der Fahrt als auch vor Anker. Und mit der ringsum geschlossenen Kuchenbude ist es sogar im Winter ein zusätzlicher Wohnraum mit großem Tisch.
Mythen und Sprichwörter über Amel
In englischsprachigen Bootsanzeigen heißt es oft: „Amels are focused, oceangoing machines not dock queens to be tucked ashore at the slightest breeze.“
Frei übersetzt: „Amels sind durchdachte, hochseetaugliche Maschinen und keine Hafenköniginnen, die bei der kleinsten Brise in den Hafen müssen.“ Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf. Ihr Revier sind die Meere und Ankerbuchten. Nicht dass sie im Hafen eine schlechte Figur machen würde, aber sie fühlt sich vor Anker besser an.
Außerdem sagten die Amel Eigner aus La Rochelle in den 1990er Jahren angeblich: „Ich brauche keinen Wetterbericht – ich habe eine Amel“. Das ist sehr zugespitzt und klingt auch überheblich. Und natürlich sollte man auf den Wetterbericht nie verzichten.
Mit diesem Boot ist vieles sicher und komfortabel möglich – mehr als wir zu träumen wagten.
Unsere Erfahrungen mit der Amel Santorin
Unsere Erwartungen an die Amel Santorin waren im Rückblick sehr hoch. Zumindest meine (Christoph). Und trotzdem wurden diese übertroffen.
Das Boot ist ein sicheres Zuhause, vor Anker, im Hafen, bei Nachtfahrt, hohen Wellen, kräftigem Wind und sogar Sturm.
Wir sind sehr happy mit der La Licorne. Und wenn wir erstmal alles gewartet haben, dann wird sie uns eine treue Gefährtin sein.
Französisch Polynesien – wir kommen!
Weitere Besonderheiten
Es gibt zu vieles, um das alles aufzuzählen.
Drei Dinge will ich aber noch nennen:
Das Boot hat keinen Wellenantrieb und keinen Saildrive. Sondern einen sogenannten C-Drive. Deswegen weil der Motor gegen die Fahrtrichtung eingebaut ist und die Welle über zwei Kegelradgetriebe C-förmig umgeleitet wird, bis es den Propeller am Ende des Kiel antreibt.
Serienmäßig gibt es ab Werk zwei Spibäume und eine komplette Segelgarderobe incl. Spinnaker, Balloner und einer Passatbesegelung an Bord.
Und last but not least hat das Boot hat eine feste Reling. Das gibt viel Sicherheit an Deck.
Fazit
Die Amel Santorin 46 ist für uns das perfekte Segelboot.
Der Kompromiss zwischen Komfort, Zuverlässigkeit und Segeleigenschaften ist aus unserer Sicht mehr als gelungen. Sie bietet viel Sicherheit und Komfort. Sie erfordert aber auch viel Wartung, Pflege und Wissen vom Eigner. Für Paare oder kleine Crews auf Langfahrt ist sie nach unserer Meinung die perfekte Wahl.
Für uns ist dieses Boot mehr als nur ein Transportmittel: es ist unser Zuhause auf den Wellen.